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Helmut Bonney: Kinder und Jugendliche in der familientherapeutischen Praxis

Rezensiert von Dipl. Soz. Päd. Detlef Rüsch, 14.10.2003

Cover Helmut Bonney: Kinder und Jugendliche in der familientherapeutischen Praxis ISBN 978-3-89670-418-4

Helmut Bonney: Kinder und Jugendliche in der familientherapeutischen Praxis. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2003. 171 Seiten. ISBN 978-3-89670-418-4. 19,95 EUR.
Mit einem Geleitwort von Helm Stierlin.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

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Thema und Überblick

Das vorliegende Buch ist eine sehr komprimierte Darstellung der systemischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bzw. deren Familien. Es setzt sich schwerpunktmäßig mit den Wechselwirkungen von (neuro-) biologischen und sozialen Systemen auch im therapeutischen Rahmen auseinander. Das sogenannte "ADHS-Konstrukt" über junge Menschen, die im besonderen Maße aufmerksamkeitsgestört bzw. hyperaktiv erscheinen, wird im Theorieteil besonders untersucht. Nach einzelnen praxisrelevanten Anmerkungen zur Durchführung systemischer Therapien, deckt der Autor mittels elf "Fällen" auf, wie einzelne Interventionen zu erstaunlichen Ergebnissen führen können. Im abschließenden Teil werden wichtige Behandlungsleitlinien erläutert.

Der Autor

Helmut Bonney ist ein langjährig tätiger und vielseitig therapeutisch-medizinisch ausgebildeter Fachmann. Er verfügt über umfassende Erfahrungen sowohl als Kinder- und Jugendpsychiater als auch als innovativer systemischer Familientherapeut und hat mit Gerald Hüter das Buch "Neues vom Zappelphilipp" veröffentlicht.

Aufbau und Inhalt

Nach einer übersichtlichen, historischen Einschätzung der Familientherapie befasst sich Helmut Bonney detailliert und ausgesprochen kenntnisreich mit den Wechselwirkungen von (neuro-) biologischen und sozialen Systemen auch im therapeutischen Rahmen.

Anhand des "ADHS-Konstruktes" erläutert der Kinder- und Jugendpsychiater und Familientherapeut die Zusammenhänge von gesellschaftlichen Entwicklungen, körperlichen Reaktionsweisen, familiären Konstellationen und den diversen therapeutischen und psychopharmakologischen Verfahren. Dabei bezieht der Autor neueste Forschungsergebnisse ein.

Es wird ein Überblick über wichtige Kriterien bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit dem Schwerpunkt der Geschwisterkonstellationen und dem Zeitgefühl gegeben. Anschließend werden elf zusammengefasste Falldarstellungen mit den entsprechenden Interventionen und Therapieverläufen aufgeführt. Hierbei sind neben den eher geläufigen "Fällen" vor allem diejenigen bedeutsam, die sich mit psychotischen Störungen und den Auswirkungen der Reproduktionstechnologien auf die seelische Entwicklung befassen. Mittels der kurzen Beschreibung diagnostischer Verfahren und einzelner Genogramme erhält man einen weitreichenden Einblick in die Arbeit des Autors.

Auf den letzten 15 Seiten des Buches stellt Helmut Bonney fachlich fundiert einige wichtige Behandlungsleitlinien auf, die jeder praktisch tätigen Person hilfreiche Anregungen zur therapeutischen Arbeit und zur Reflexion gibt.

Das Literaturverzeichnis enthält wesentliche Veröffentlichungen zum Thema aus den vergangenen Jahren.

Zielgruppe

Dieses Werk ist insbesondere für diejenigen Fachleute gedacht, die im systemtherapeutischen Rahmen mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien arbeiten. Hier sind Fach- und Kinderärzte (mit systemtherapeutischem Background), niedergelassene Familientherapeuten, aber auch Angehörige sozialer Berufe zu nennen, die in sonderpädagogischen oder psychiatrischen Arbeitsfeldern tätig sind.

Diskussion

Dieses Buch stellt äußerst komprimiert wesentliche therapeutische Hintergründe und Handlungsstrategien heraus. Die zahlreich verwendeten Fachtermini setzen teilweise ein medizinisches Basiswissen voraus. Die eingebrachten "Lösungsfälle" sind sehr konkret gehalten und fördern den Ideenreichtum, selbst außergewöhnliche Interventionen aufzugreifen. Die Bandbreite systemischer Interventionsmöglichkeiten wird überaus deutlich vermittelt. Jedoch könnte man an manchen Stellen den Eindruck gewinnen, dass die Fälle mittels "Zauberei" gelöst werden konnten. Hier wäre eine kritische Anmerkung des Autors auch zu Misserfolgen angebracht gewesen.

Ein Fachwortverzeichnis wäre stellenweise sehr hilfreich gewesen und hätte das Lesen des Buches wesentlich erleichtern können.

Fazit

Insgesamt gesehen handelt es sich um ein äußerst dichtes und kompetentes Werk, welches sich immer wieder auf der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis einpendelt und verschiedene Theoriemodelle und Behandlungskonzepte miteinander zu verbinden versteht.

Rezension von
Dipl. Soz. Päd. Detlef Rüsch
Dipl.Soz.päd., systemischer Familientherapeut, Jugendsozialarbeiter an einer Mittelschule, Kinderschutzfachberater
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Es gibt 68 Rezensionen von Detlef Rüsch.

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ISSN 2190-9245