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Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht

Rezensiert von Prof. Dr. Hans-Peter Michels, 13.01.2012

Cover Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht ISBN 978-3-608-89114-0

Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht. Programm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen. Mit CD-ROM. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2011. 240 Seiten. ISBN 978-3-608-89114-0.
Reihe: Leben lernen - 242.

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Thema

Kaluzas Programm „Salute!“ orientiert sich an dem Leitsatz „Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit“ – ein Motto, welches 2005 auf der European Ministerial WHO Conference on Mental Health in Helsinki proklamiert worden ist.

Die WHO hatte schon früher mit ihrer viel beachteten Gesundheitsdefinition (1946) und der Betonung des ‚well being‛ (meist mit „Wohlbefinden“ übersetzt; aber auch mit „Wohlsein“ oder „Wohlergehen“) der psychischen Komponente eine hohe Bedeutung zugemessen, sie als untrennbar von anderen Aspekten der Gesundheit aufgefasst.

Die psychische Gesundheit der Menschen gewinnt im Zuge der veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt immer mehr an Gewicht. Besonders in den letzten beiden Dekaden – so der Autor – habe die Arbeitsorganisation neue Formen angenommen. Des Weiteren seien beispielsweise höhere mentale Beanspruchungen aufgrund von Computertätigkeiten sowie zunehmende Unsicherheiten hinsichtlich sozialer Absicherung zu verzeichnen, welche die Arbeitenden belasten. Daher sei der Aufbau von so genannten Widerstandsressourcen notwendig. Ein Indiz dafür, dass viele Menschen dies jedoch nicht alleine und ohne professionelle Unterstützung erreichen können, sei die Zunahme psychischer Störungen und entsprechender Krankheitszeiten.

Mit dem Trainingsprogramm möchte Kaluza die psychosozialen Gesundheitsressourcen der Teilnehmer fördern, um deren Bewältigungsfertigkeiten für die Herausforderungen in unserer Gesellschaft auszuweiten und um sie generell widerstandsfähiger zu machen.

Autor

Prof. Dr. Gert Kaluza ist Psychologischer Psychotherapeut und hat im Jahre 2002 das GKM-Institut für Gesundheitspsychologie gegründet.

Entstehungshintergrund

Ab Ende der 1990er Jahre entwickelte der Autor das Gesundheitsförderungsprogramm im Auftrage des Deutschen Roten Kreuzes.

Aufbau

In Teil A werden die Grundlagen des ‚Salute!'-Gesundheitsförderungsprogramms prägnant dargelegt. Der Autor stellt anschließend im wesentlich ausführlicheren Teil B vier Module zur Förderung der psychischen Gesundheit dar. Jedes dieser Module gliedert sich wiederum in vier Untereinheiten bzw. Bausteine. Teil C enthält einen Anhang sowie eine CD mit Materialien zum Ausdrucken.

Inhalt

Der Autor geht hier, wie auch bei seinem Stressbewältigungsprogramm, von Aaron Antonovskys Salutogenese-Konzept aus, um zu einer positiven Bestimmung von psychischer Gesundheit zu kommen. Im Mittelpunkt des Programms stehen Veränderungen psychischer Gesundheit, wobei Bezüge sowohl zu körperlichen als auch zu sozialen Dimensionen der Gesundheit aufgezeigt werden.

Gemeinhin werden Präventionskonzepte ausgehend von der jeweiligen Krankheit entwickelt. Es wird eine Verhinderungsstrategie konzipiert, indem die potentiellen Risikofaktoren für jede Krankheit spezifiziert und entsprechende Maßnahmen konzipiert werden.

Die Gesundheitsförderung dagegen ist unspezifisch ausgerichtet. Menschen sollen Ressourcen erlangen, die es ihnen ermöglichen Wohlbefinden zu erreichen. Dazu bedarf es der Aufmerksamkeit für eigene Stärken und einer „Selbstfürsorge“ sowie eines Netzes tragfähiger sozialer Kontakte.

Kaluza konzentriert sich auf vier Bereiche, die ihm als unerlässlich zur Förderung psychischer Gesundheit gelten (für jeden Bereich kann er Studienergebnisse anführen). Zu diesen vier Aspekten hat er entsprechende Module entwickelt, die im Praxisteil detailliert dargestellt werden, so dass eine praktische Umsetzung der Trainingseinheiten leicht fällt:

Modul 1: Selbstfürsorge: Wohlbefinden und angenehmes Erleben im Alltag: Das Modul basiert auf dem Leitsatz von Bernhard von Clairvaux, dass man anderen nichts Gutes tun könne, wenn man nicht immer mal wieder auch gut und liebevoll mit sich selbst umgehe. Deutlich wird, dass damit kein egoistisches Verhalten eingeübt werden soll, sondern die Teilnehmer sollen herausfinden, was sie selbst für ihr Wohlbefinden tun können. Vor allem sollen scheinbar unvermeidbare Zwänge, die sich aus dem Arbeitsleben ergeben, wie Konkurrenzdenken, Leistungsdruck oder auch Prestigestreben sowie übertriebener Konsum hinterfragt werden, um zu wirklicher Muße und Selbstfürsorge zu kommen.

Modul 2: Soziales Netzwerk und soziale Unterstützung:Viele Wissenschaftler sehen beständige soziale Kontakte als zentralen Aspekt für die Gesundheit an. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Isolation krank machen kann. Guten mitmenschlichen Kontakten wird sogar eine Pufferfunktion gegen die Widrigkeiten des Lebens beigemessen. Soziale Netzwerke können emotional unterstützend sowie hilfreich in ideeller, materieller und instrumenteller Hinsicht sein. Kaluza hat die Erfahrung gemacht, dass etliche Teilnehmer seiner Trainings objektiv über ein ausreichendes soziales Netz verfügen, jedoch müssten viele erst noch lernen, die eigene Hilfsbedürftigkeit auch anzuerkennen und andere um Unterstützung zu bitten.

Modul 3: Selbstwirksamkeit: Vertrauen in eigene Stärken: Mit diesem Modul wird die Veränderung in Richtung gesundheitsförderlicher Einstellungen angestrebt, vor allem sollen Mutmacher-Gedanken aufgebaut werden. Außerdem geht es um die Veränderung einer Einstellung, die bei vielen Teilnehmern zu finden ist: Viele würden sich zu sehr nur als Reagierende betrachten, die passiv Geschehnissen ausgesetzt seien. Dagegen versuche man eine Haltung zu vermitteln, dass man aktiv auf Lebensumstände einwirken könne.

Modul 4: Sinnorientierung: Wert-Zielklärung und positives Zukunftskonzept: Aaron Antonovsky und Viktor Frankl konnten zeigen, dass Personen, die unter den widrigsten Bedingungen lebten, diese dann besser überstehen, wenn sie überzeugt waren, das ihr Leben einen Sinn hat. Die Teilnehmer am „Salute!“-Programm sollen deshalb durch Werte- und Zielklärung zur Sinnfindung angeregt werden, die es ihnen ermöglicht schwierige Situationen oder Leiden zu bestehen. So könne man auch in schweren Zeiten seine Würde bewahren.

Diskussion

Mit dem Gesundheitsförderungsprogramm „Salute!“ sollen Personen angeleitet werden, ihre Verhaltensweisen sowie Einstellungen auf eine Weise zu verändern, dass sie angemessener und fürsorglicher mit sich selbst umgehen. Kaluza hat einen individuumszentrierten Ansatz der Gesundheitsförderung ausgearbeitet. Eine Orientierung auf Änderung gesundheitswidriger Verhältnisse oder kollektive Strategien werden nicht thematisiert: Bedenkenswert wären sicher auch Programmbestandteile, die auf eine gemeinsame Verfügung über Bedingungen für die Gesundheit oder auch Veränderung gesundheitsabträglicher gesellschaftlicher Umstände zielen.

Fazit

Gert Kaluza hat mit dem ‚Salute!' Programm ein gut ausgearbeitetes Trainingmanual für die Praxis der Gesundheitsförderung vorgelegt.

Rezension von
Prof. Dr. Hans-Peter Michels
Dipl.-Psychol.

Es gibt 40 Rezensionen von Hans-Peter Michels.

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Zitiervorschlag
Hans-Peter Michels. Rezension vom 13.01.2012 zu: Gert Kaluza: Salute! Was die Seele stark macht. Programm zur Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen. Mit CD-ROM. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2011. ISBN 978-3-608-89114-0. Reihe: Leben lernen - 242. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11732.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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