Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Hrsg.): Wohnen im Alter
Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind, 07.12.2011
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Hrsg.): Wohnen im Alter. Eine Entscheidungshilfe. Rechtliche Tipps zu Wohnen(-bleiben) zu Hause, betreutem Wohnen, alternativen Wohnformen. Verlag C.H. Beck (München) 2011. 2. Auflage. 56 Seiten. ISBN 978-3-406-61416-3. 4,40 EUR. CH: 7,50 sFr.
Thema
Wohnen im Alter wird zu einer Gratwanderung, wenn die körperlichen und die geistigen Kräfte schwinden. Selbständiges Wohnen ist dann oft ohne Hilfe kaum noch zu bewältigen. In den letzten Jahrzehnten sind viele Dienste und Angebote entwickelt worden, die ein längeres Verbleiben in den eigenen vier Wänden auch bei beginnender Hilfebedürftigkeit ermöglichen wie z. B. Wohnanpassungsmaßnahmen, technische Installationen wie z. B. Notrufanlagen und ambulante Betreuungsdienste. Darüber hinaus sind altenspezifische Wohnformen wie Betreutes Wohnen oder Wohnen mit Service entstanden, die als eine Zwischenform zwischen eigenem Haushalt im vertrauten Quartier und Heimaufenthalt fungieren. Das Spektrum an Angeboten ist mittlerweile derart umfangreich geworden, dass eine Reihe von Ratgeberbüchern und Broschüren für die interessierten Senioren und ihre Angehörigen veröffentlicht worden ist. Die vorliegende Broschüre, die sich schwerpunktmäßig mit den rechtlichen Aspekten des Wohnens im Alter befasst, ist dieser Rubrik zuzuordnen.
Herausgeber
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) ist eine Interessenvertretung für Ältere in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die 1989 gegründet wurde. Sie bildet einen Zusammenschluss von 102 Interessenverbänden älterer Menschen.
Aufbau und Inhalt
Die Informationsbroschüre ist in drei Abschnitte – A. Wohnen(-bleiben) zu Hause, B. Ein Umzug ist zu erwägen und C. Allgemeine Fragen zum passenden Wohn- und Betreuungsangebot – und einem Anhang – Kontaktadressen und Checkliste Betreutes Wohnen – untergliedert.
Im Abschnitt „Wohnen(-bleiben) zu Hause“ wird zu Beginn die Frage erörtert, ob die körperlichen und geistigen Kompetenzen zu einem selbständigen Wohnen bei den Adressaten und damit auch bei den Lesern noch vorhanden sind. Daran anschließend werden Fördermöglichkeiten zu Maßnahmen der Wohnungsanpassung vorgestellt. Es folgen Hinweise auf Wohnberatungsstellen und Aspekte des Umfeldes bezüglich erforderlicher Versorgungsmöglichkeiten und Dienstleistungsangeboten.
Der Abschnitt „Ein Umzug ist zu erwägen“ konzentriert sich auf den Themenschwerpunkt Betreutes Wohnen im Alter und Formen des selbstorganisierten gemeinschaftlichen Wohnens. Es werden ausführlich die Unterschiede zwischen Einrichtungen des Betreuten Wohnens und des Wohnens in Seniorenwohnheimen unter rechtlichen und auch versorgungstechnischen Aspekten dargestellt (u. a. Heimrecht versus Mietrecht). Eingehend werden u. a. die vertraglichen Regelungen bezüglich der Grund- und der Zusatz- oder Wahlleistungen u. a. im Kontext des BGBs und des Verbraucherschutzrechtes erläutert. Bezüglich des selbstorganisierten gemeinschaftlichen Wohnens werden in knapper Form die unterschiedlichen Wohnformen wie Siedlungs-, Haus- und Wohngemeinschaften mit den organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen angeführt. Zum Abschluss wird ein kurzer Hinweis auf die so genannten „Mehrgenerationenhäuser“ und die „ambulant betreuten Wohngruppen“ gegeben.
Der Abschnitt „Allgemeine Fragen zum passenden Wohn- und Betreuungsangebot“ beinhaltet u. a. die altersspezifischen Fragestellungen bezüglich des neuen Wohnortes (u. a. Lage, Infrastruktur, Nähe zu den nächsten Angehörigen), des Gesundheitszustandes und der Prognose hinsichtlich des weiteren Alterungsprozesses unter dem Aspekt möglicher bevorstehender körperlicher und geistiger Einschränkungen. Des Weiteren werden die Fragen der passenden Leistungsangebote und deren Finanzierung angeschnitten. Zum Abschluss wird auf die Möglichkeit einer Versorgungsvollmacht für den Fall einer später eintretenden Entscheidungsunfähigkeit aufgrund einer demenziellen Erkrankung hingewiesen.
Der Anhang enthält neben einem Adressenverzeichnis eine siebenseitige Checkliste zum Betreuten Wohnen mit folgenden Aspekten: Standort, Lage und Umfeld – Ausstattung des Hauses – Angaben zur Wohnung – Betreuungsangebot mit den Faktoren Grundservice, Wahlleistungen, Pflege und Krankenpflege – Atmosphäre und Bewohnerinteressen.
Diskussion
Entscheidungen über Veränderungen der Wohnform im Alter sind tief greifend hinsichtlich des Wohlbefindens und der Zufriedenheit der Senioren, die diese Veränderungen wagen. Ausreichende Informationen bezüglich des Angebotsspektrums mit den damit einhergehenden Konsequenzen für die Lebensgestaltung sind demgemäß unumgänglich. Die vorliegende Veröffentlichung vermag in dieser Hinsicht umfassend zu überzeugen: kurz und bündig und zugleich auch ausgewogen und sachlich werden die wesentlichen Aspekte des Wohnens im Alter im Kontext der rechtlichen Bestimmungen dargestellt und erläutert. Die allgemeinverständlichen Verweise auf das Vertragsrecht, das Mietrecht und das Verbraucherschutzrecht im Zusammenhang mit eventuellen Fördermöglichkeiten und Zusatzleistungen (u. a. Pflegeversicherung) bieten Orientierung und Überblick zugleich.
Fazit
Die vorliegende Broschüre kann allen Senioren und deren Angehörigen, die sich mit der Fragestellung des Wohnens im Alter beschäftigen, als Einstiegslektüre in dieses Themenfeld empfohlen werden.
Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind
Gerontologische Beratung Haan
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Zitiervorschlag
Sven Lind. Rezension vom 07.12.2011 zu:
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Hrsg.): Wohnen im Alter. Eine Entscheidungshilfe. Rechtliche Tipps zu Wohnen(-bleiben) zu Hause, betreutem Wohnen, alternativen Wohnformen. Verlag C.H. Beck
(München) 2011. 2. Auflage.
ISBN 978-3-406-61416-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/11910.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
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