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Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit

Rezensiert von Prof. Dr. Ulrich Papenkort, 07.09.2011

Cover  Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit ISBN 978-3-8329-5153-5

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. (Hrsg.): Fachlexikon der sozialen Arbeit. Nomos Verlagsgesellschaft (Baden-Baden) 2011. 7. Auflage. 1139 Seiten. ISBN 978-3-8329-5153-5. 44,00 EUR. CH: 62,90 sFr.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-8487-2374-4 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Vorbemerkung

Die Rezension einer neuen Auflage eines Standardwerkes steht immer in der Gefahr, bloß zu wiederholen, was der Rezensent selbst oder andere Rezensenten schon zu früheren Auflagen geschrieben haben. Während man dieser Gefahr noch entweichen kann, indem man sich allein auf die Neuerungen konzentriert, muss dieses Unterfangen bei einem so umfangreichen Werk scheitern. Es ist bei 1139 Seiten, zumindest im Rahmen einer Besprechung, überhaupt nicht zu eruieren, was wo neu und anders geschrieben worden ist. Der Rezensent kann sich nur auf die Angaben des Herausgebers verlassen oder einzelne Stichproben nehmen.

Ich werde also vielleicht wiederholen, was schon vor Jahren gesagt worden ist, dem Herausgeber, der als seriös gilt, vertrauen und an der ein oder anderen Stelle vergleichen.

Thema

„Das Fachlexikon der sozialen Arbeit wendet sich in erster Linie an Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagog/innen, an Verwaltungs- und Leitungskräfte, an Lehrende und Studierende sowie an interessierte Fachleute aus Wissenschaft, Politik, Rechtspflege und Medizin. Es ist als Nachschlagewerk konzipiert…“ Es „gibt … Auskunft über Grundsatzfragen und aktuelle Entwicklungen in Praxis, Wissenschaft und Politik.“ (IX)

Das Lexikon enthält laut Auskunft der Herausgeber über 1.500 Stichwörter, verfasst von 646 Autoren, ca. 700 Verweisstichwörter und über 2.500 verarbeitete Literaturtitel. Diese Zahlen liegen so hoch, dass ein einzelner Rezensent von deren Überprüfung Abstand nehmen muss. Sie signalisieren zusammen mit den Zielgruppen und Themen folgendes, seit der ersten Auflage gleich unverändertes Konzept: ein einbändiges Lexikon mehr für Praxis und Studium mit dem Anspruch auf Detailkenntnis und Aktualität. Aus eben diesem Konzept resultiert die Wahl, ein Lexikon mit vielen und meist kürzeren Artikeln statt mit wenigen und meist längeren herauszugeben.

Redakteure und Autoren

Redakteure und Lektoren des Lexikons sind, wie auch in den älteren Auflagen, Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. Der Politikwissenschaftler Ralf Mulot, zum zweiten Mal mit der Aufgabe betraut, ist Leiter, die Historikerin Dr. Sabine Schmitt Redakteurin der Bundeszentrale Fachpublikationen des Vereins.

18 Autoren sind wissenschaftliche Referenten und Leiter von Arbeitsbereichen (abgesehen vom Internationalen Sozialdienst als Arbeitsbereich VII) und Stabsstellen der Geschäftsstelle. Neben diesen Mitarbeitern „haben viele Expertinnen und Experten aus Fachausschüssen, Arbeitskreisen und anderen Gremien des Deutschen Vereins mitgearbeitet“ (V). Auch die anderen Autoren des Lexikon bestätigen, soweit ein kursorischer Blick ins Autorenverzeichnis nicht täuscht, den „Grundsatz des Fachlexikons: Fachwissen aus erster Hand“ (V).

„Die Verantwortung für die Auswahl der Stichwörter und Autorinnen und Autoren … [lag] allein beim Deutschen Verein. In einer aus allen Arbeitsfeldern besetzten Redaktionsgruppe wurden die fachlichen Entscheidungen getroffen.“ Die genannten Redakteure trugen die Gesamtverantwortung.

Entstehungshintergrund

Das Fachlexikon ist erstmalig 1980 zum 100jährigen Bestehen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge von demselben herausgegeben worden, damals noch im Selbstverlag. Ab 1997, mit der 4. Auflage, wurde das Lexikon vom Verlag Kohlhammer, ab 2007, mit der 6. Aufl., von der Nomos Verlagsgesellschaft verlegt. Die nun vorliegende 7. Auflage wird als „völlig überarbeitet und aktualisiert“ ausgewiesen. Die letzte vollständige Überarbeitung war mit dem Wechsel zum Kohlhammer-Verlag verbunden.

In den 31 Jahren seit der Erstveröffentlichung des Fachlexikons ist es alle vier bis fünf Jahre überarbeitet worden. Bei einem Lexikon, das so viele auch sehr spezielle und fachlich, politisch und rechtlich beeinflusste Sachverhalte abhandelt, ist Aktualität Gebot. Die muss, quasi in Regierungszyklen, immer wieder erneuert werden.

Redaktionsschluss der vorliegenden Auflage war der Juli 2010. Das Lexikon für dieses Datum vollständig zu überarbeiten, war vermutlich auch der runden, jubiläumsgeeigneten Zahl von 30 Jahren Fachlexikon geschuldet.

Aufbau

Das eigentliche Lexikon wird von einer Einleitung „Konzeption“ und „Benutzung“ vorn und vier Verzeichnissen hinten eingerahmt: einem Stichwortverzeichnis aller Artikel, d.h. ohne Verweisstichwörter, einem Abkürzungsverzeichnis, einem (Gesamt-) Literaturverzeichnis und einem Autorenverzeichnis mit Angaben zur Person.

Der Herausgeber schreibt dazu: „Ein verbessertes Bezugssystem zwischen den Stichwörtern sowie ca. 700 Verweisstichwörter und erstmals ein Wörterverzeichnis im Anhang sollen dazu beitragen, einerseits die einschlägigen Stichwörter zum gewünschten Themenbereich rasch zu finden und sie andererseits systematisch in den übergreifenden Kontext einzuordnen.“ (V)

Die einzelnen Artikel sind oft mit Kurzangaben zur Literatur, mit Anschriften und Homepages und immer mit dem Namen des Autors versehen.

Inhalt

Zu den seit der letzten Auflage vorgenommenen Veränderungen bemerkt der Herausgeber im Vorwort: „Nicht nur Änderungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung wurden berücksichtigt, sondern auch aktuelle Entwicklungen und Diskussionen in Wissenschaft und Praxis. Dafür wurden einige Themenbereiche neu konzipiert, manche Stichwörter thematisch zusammengefasst und etliche Einträge neu aufgenommen. Insbesondere die Änderungen im Grundsicherungs- und Sozialhilferecht (SGB II und XII) wurden berücksichtigt. Auch aktuelle Entwicklungen in der Familienpolitik, im Bereich der Jugendhilfe und des bürgerschaftlichen Engagements fanden Eingang in das Fachlexikon.“

Da der Rezensent Erziehungswissenschaftler ist, erlaubt er sich, eine Stichprobe für sein auch für die soziale Arbeit bedeutsames Fachgebiet zu ziehen, der Einfachheit halber bei den pädagogischen und pädagogisch relevanten Grundbegriffen. Das Fachlexikon verzeichnet als solche „Bildung“ auf der einen, „Lernen“ und „Sozialisation“, „Beratung“, „Betreuung“, „Care“, „Hilfe“, „Pflege“ und „Therapie“, natürlich „Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ auf der anderen Seite. Von den pädagogischen Grundbegriffen fehlen „Erziehung“ und „Unterricht“, von den pädagogisch relevanten „Entwicklung“. Die mir vorliegende 3. Auflage von 1993 verzeichnete noch „Erziehung“, dafür „Bildung“ aber nur im Schrägstrichkonnex mit „Bildungswesen“. „Care“, „Hilfe“ und „Pflege“ waren noch keine Stichwörter.

Dass „Unterricht“ kein für die soziale Arbeit unmittelbar relevantes pädagogisches Stichwort ist, liegt auf der Hand. Dass aber zwischen den beiden anderen pädagogischen Grundbegriffen die “Bildung“ die “Erziehung“ ersetzt hat, könnte programmatische Bedeutung haben. Auch die Aufnahme der Stichwörter „Care“, „Hilfe“ und „Pflege“ könnte insofern Bedeutung haben, als die soziale Arbeit mit ihnen auch an das Gesundheitswesen und den Kontext personenbezogener Dienstleistungen insgesamt anknüpft.

Diskussion

In weiten Teilen der Wissenschaft hat sich eingebürgert, von “Sozialer Arbeit“ als einer Zusammenfassung von „Sozialarbeit“ und „Sozialpädagogik“, die wiederum als Praxis und Theorie doppeldeutig ist, zu sprechen. Albert Mühlum als Autor des Artikels „Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ folgt diesem Sprachgebrauch. Der Deutsche Verein als Herausgeber bleibt aber nach wie vor bei der Kleinschreibung des Adjektivs „sozial“ und hält sich in dieser Hinsicht in programmatischer Hinsicht vorsichtig zurück. Das entspricht dem Profil des Vereins und ist in seiner Konsequenz lobenswert.

Fazit

Das Fachlexikon ist nach wie vor, auch noch nach 30 Jahren, ein verlässlicher Begleiter der Praxis der sozialen Arbeit. Für sein Konzept eines detaillierten und aktuellen Lexikons gibt es auf dem Buchmarkt für das Fachgebiet keine Alternative.

Rezension von
Prof. Dr. Ulrich Papenkort
Professur für Pädagogik an der Katholischen Hochschule Mainz
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Es gibt 51 Rezensionen von Ulrich Papenkort.

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ISSN 2190-9245