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Mathias Schwabe: Begleitende Unterstützung und Erziehung [...]

Rezensiert von Anne-Laura Weißleder, Prof. Dr. phil. habil. Silke Birgitta Gahleitner, 19.09.2011

Cover Mathias Schwabe: Begleitende Unterstützung und Erziehung [...] ISBN 978-3-497-02124-6

Mathias Schwabe: Begleitende Unterstützung und Erziehung in der sozialen Arbeit. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2010. 159 Seiten. ISBN 978-3-497-02124-6. 14,90 EUR.
Reihe: Handlungskompetenzen in der sozialen Arbeit - Band 4.

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Thema und Entstehungshintergrund

Die Soziale Arbeit bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, praktisch tätig zu werden. Solch eine Vielfalt erschwert es Studierenden wie Praktikern, den Überblick über ihr Berufsfeld zu bewahren und ein Bewusstsein über die eigenen Fachkompetenzen aufrecht zu erhalten. Vor allem in alltagsnahen Berufsfeldern, in denen Soziale Arbeit begleitet, unterstützt und erzieht, wird den HelferInnen ein hohes Maß an Kompetenz abverlangt. Vor diesem Hintergrund hat Maja Heiner die Buchreihe „Handlungskompetenzen in der Sozialen Arbeit“ initiiert. Ziel der Buchreihe ist die praxisnahe Einführung von Studierenden in die Soziale Arbeit. Die Buchreihe ist nicht entlang verschiedenen Tätigkeitsfeldern gegliedert, sondern ordnet sich nach Handlungstypen in der Sozialen Arbeit, wodurch eine Vorstellung davon vermittelt werden soll, was kompetentes Handeln im gesamten Berufsfeld der Sozialen Arbeit ausmacht. Schwabes „Begleitende Unterstützung und Erziehung in der Sozialen Arbeit“ ist der vierte von fünf Bänden der Reihe und geht vor allem auf Fachkompetenzen in längerfristigen, engen Betreuungskontexten ein.

Aufbau

Schwabes Band gliedert sich in eine Einführung, in der die Rahmenbedingungen und für das Thema zentrale Begrifflichkeiten geklärt werden. In zwei Fallvignetten werden anhand von in sich abgeschlossenen Szenen mögliche Handlungskompetenzen in der Alltagsbegleitung der Familienhilfe und stationären Betreuung aufgezeigt. Den Kern des Bandes stellt das zentrale Fallbeispiel eines Jugendlichen dar, der im stationären Kontext einer Intensivgruppe betreut wird. Mit diesem Fallbeispiel werden drei Situationen geschildert und eine Reihe von Kompetenzen vorgestellt, die den BetreuerInnen in diesen Situationen abverlangt werden. Durch Übungsaufgaben am Ende jedes Kapitels können die Studierenden ihr Verständnis des Gelesenen überprüfen.

Im Buch verstreut sind außerdem Wissensbausteine zu den Themen Bindungsmuster und Beziehung, Hilfeplanung, Kommunikation und Interaktion, Aggression und Aggressivität sowie Ressourcenorientierung eingebaut. Auch verweist der Autor auf Wissensbausteine aus anderen Bänden der Buchreihe, wenn diese für ein tiefergehendes Verständnis des Inhaltes hilfreich sind.

Inhalt

In der Einführung wird die Systematik, mit der die Buchreihe Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit in Handlungstypen gliedert, erläutert. Schwabe geht von Gemeinsamkeiten der Handlungsformen aus, die in seinem Band betrachtet werden. „Insgesamt ist die Arbeit im Rahmen dieses Handlungstypus von längerfristigen Beziehungen zu den KlientInnen und einer besonders hohen alltagsnahen Komplexität geprägt.“ (S. 14)

Nachdem Schwabe die Zielgruppe und die MitarbeiterInnen längerfristiger Betreuungsangebote mit ihren Aufgaben und den an sie gestellten Anforderungen charakterisiert hat, widmet der Autor sich der Definition der zentralen Begriffe des Bandes. Um die gegebenen Umstände näher zu umreißen, werden anschließend die Rahmenbedingungen beruflichen Handelns in ambulanten und stationären Settings beschrieben.

Die Einführung wird mit der Vorstellung des von Maja Heiner konzipierten Kompetenzmodells, welches die Grundlage des Bandes darstellt, abgeschlossen. Der Kompetenzbegriff „verweist … auf die Komplexität und Bedeutung der Anforderungen und umfasst mehrere Fähigkeiten, die für eine bestimmte Kompetenz erforderlich sind.“ (S. 25)

In der ersten Fallvignette wird eine Familie vorgestellt, die eine Familienhelferin zur Seite gestellt bekommt, deren primäre Aufgabe es ist, der 8-jährigen Emma bei den Hausaufgaben zu helfen. Während der vier Jahre, die sie in der Familie verbringt, stellt sich heraus, dass Emmas Verweigerungshaltung, Lesen und Schreiben zu lernen, emotional eng verknüpft ist mit Verlustgefühlen in Bezug auf den Vater, der die Familie verlassen hat. Die Fallvignette beschreibt, wie auf der Grundlage dieses neu gewonnenen Verständnisses die weitere Hilfeplanung gestaltet wird, und führt die Kompetenzen an, die der Familienhelferin in diesem Fall abverlangt werden.

Das zentrale Fallbeispiel beschreibt die Betreuung des 15-jährigen Daniel in der Intensivgruppe „Step by Step“. Daniels Biografie ist von einer „auffälligen Häufung von Exklusionserfahrungen“ (S. 58) geprägt, die von der Familie bis hin zu Schule und Jugendhilfesystem reichen. Das Setting der Intensivgruppe richtet sich an Jugendliche, die andere Einrichtungen nicht betreuen möchten. Sie durchlaufen dort „Step by Step“ verschiedene Lebensqualitätsstufen, die unter anderem durch die Teilnahme an Zwangselementen erreicht werden können und „wachsende Anforderungen an sozial erwünschtes Verhalten stellen“ (S. 61). Der Zwang zur Teilnahme an einem Punkteprogramm wird im Fallbeispiel hervorgehoben. Anhand einer Fallanalyse werden die bereichsbezogenen Kompetenzmuster Fallkompetenz, Systemkompetenz sowie Selbstkompetenz aus dem Handlungskompetenzmodell von Heiner aufgezeigt. Darauf folgend werden drei verschiedene Situationen aus dem Betreuungsverlauf des Fallbeispiels von Daniel in Hinblick auf die prozessbezogenen Kompetenzmuster der BetreuerInnen näher betrachtet.

Die zweite Fallvignette stellt die Kompetenzanforderungen an eine Berliner Einrichtung dar, die ehemals wohnungslose Alkoholiker betreut. Die Besonderheit dieser Betreuungsform liegt darin, dass sie sich mit Menschen befasst, die – wie die Überschrift beschreibt – im „Schatten des Todes“ leben. Ziel der Betreuung ist es, diesen Menschen ein Gefühl der Sicherheit und ein Zuhause zu bieten.

Diskussion

In der Einführung werden wichtige Grundsätze für das weitere Verständnis des Bandes, aber auch allgemein relevantes Wissen für Fachkräfte vermittelt. Der Autor schafft durch die Fallbeispiele eine Praxisnähe, die ihm ermöglicht, die Kompetenzanforderungen sehr plastisch darzustellen. Die jeweilige Situationsanalyse und die darin enthaltenen Lösungsvorschläge und Betrachtung der Fachkompetenzen lassen Raum für eigene Gedanken und Diskussion.

Das von Maja Heiner entwickelte Modell der Handlungskompetenzen kann für Fachkräfte der Sozialen Arbeit hilfreich sein, sich der eigenen Kompetenzen bewusst zu werden und diese dadurch in der Praxis besser durchdacht einzusetzen. Die Fallbeispiele können für diese Zielgruppe als Inspiration für eigenes Handeln und das Durchdenken ihres Praxisalltags dienen.

Für die primäre LeserInnenzielgruppe der Studierenden lassen sich viele hilfreiche Elemente finden, wie die Wissensbausteine zur Vermittlung von Grundlagenwissen und die Übungsaufgaben am Ende einiger Kapitel, die zum Weiterdenken anregen. Allerdings werden für diese Zielgruppe einige Fachbegriffe nicht hinreichend erklärt. Die Hinweise auf Wissensbausteine aus anderen Bänden sind für einige elementare Themen gegeben, für andere aber fehlt ein konkreter Hinweis.

Als besonders wertvoll für Studierende der Sozialen Arbeit sind die anschaulich geschilderten Fallbeispiele zu bewerten. Sie stellen realitätsnah Momente aus dem Praxisalltag dar und werden in Hinblick auf die Kompetenzen aus professioneller Sicht im Nachhinein näher betrachtet.

Fazit

Durch die Fallbeispiele kann den LeserInnen der Begriff der begleitenden Unterstützung lebendig näher gebracht werden, sodass sie eine Vorstellung vom konkreten Praxisalltag bekommen. Auch von den Fachkompetenzen lässt sich eine strukturierte und an der Praxis orientierte Idee entwickeln. Das formulierte Ziel, eine Vorstellung der Praxis vor Ort zu vermitteln, und ein detailliertes Bild, wie fachkompetentes Handeln in der Sozialen Arbeit fachspezifisch umgesetzt werden kann, löst dieser Band der Buchreihe eindeutig ein.

Rezension von
Anne-Laura Weißleder

Prof. Dr. phil. habil. Silke Birgitta Gahleitner
Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit für den Arbeitsbereich Psychosoziale Diagnostik und Intervention an der Alice Salomon Hochschule Berlin
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ISSN 2190-9245