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Rainer Ningel: Methoden der Klinischen Sozialarbeit

Rezensiert von Dr. Helen Schneider, 26.10.2011

Cover Rainer Ningel: Methoden der Klinischen Sozialarbeit ISBN 978-3-8252-3542-0

Rainer Ningel: Methoden der Klinischen Sozialarbeit. UTB (Stuttgart) 2011. 330 Seiten. ISBN 978-3-8252-3542-0. D: 24,90 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 35,90 sFr.

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Thema

„Der vorliegende Titel bietet einen Überblick über die Methoden der Klinischen Sozialarbeit. Dazu werden in einem ersten Teil die Grundlagen methodischen Handelns erläutert, während im zweiten Teil die zur Verfügung stehenden Interventionen sowie deren theoretische Fundierung detailliert beschrieben werden. Ein komplexes Fallbeispiel aus der Praxis zieht sich als roter Faden und zur Veranschaulichung der Theorie durch das gesamte Buch.“ (Klappentext)

Autor

„Dr. Rainer Ningel ist Professor für Interventionslehre in der Sozialen Arbeit an der FH Koblenz. Seine Schwerpunkte sind Suchtkrankenhilfe, Klinische Sozialarbeit, Systemische Beratung, Case Management sowie Sport und Bewegung in der Sozialen Arbeit. Er ist Paar- und Familientherapeut, Case Manager, Suchtkrankentherapeut DAS und Supervisor für Systemisches Arbeiten und Case Management“ (Ningel, 2011, S. 4)

Aufbau

Der Haupttext gliedert sich zunächst in zwei Teile. Teil I beschreibt in 5 unterschiedlich langen Kapiteln die Grundlagen Klinischer Sozialarbeit und Casemanagements, während sich Teil II in sieben ebenfalls unterschiedlich langen Kapiteln mit dem Schwerpunkt der Methodenanwendung befasst.

Inhalt

Teil I des Buches, der sich unter dem Oberbegriff „Grundlagen“ zusammenstellt, befasst sich im ersten Kapitel “Einleitung“ mit einem zweiseitigen Abriss der Themeninhalte der darauffolgenden Kapitel.

Das einführende Kapitel „Entwicklungen“ befasst sich zunächst mit der klinischen Sozialarbeit zugrunde liegenden Theorien und Definitionen wie dem Gesundheitsbegriff, der Salutogenese und der Systemtheorie. Aus diesen Theorien heraus erstellt der Autor somit die „Paradigmen- und Methodenentwicklung“ (Ningel, 2011, S.12) dar, die letztlich in der noch vergleichsweise jungen Entwicklung und Definition des Sozialmanagements endet.

Das darauf folgende Kapitel „Klinische Sozialarbeit“ fokussiert zunächst die ihr zugrunde liegenden Theorieansätze anhand der Schwerpunkte der biosozialen Zusammenhänge, der sozialen Entwicklung, der Person-in-der-Situation sowie Gesundheit und Krankheit, bevor es sich mit der Stellung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen und der Entwicklung der Kontroverse zwischen den Disziplinen der Medizin und der Sozialen Arbeit befasst. Weiterhin betrachtet der Autor die interdisziplinäre Fachlichkeit sozialer Arbeit in enger Verknüpfung mit der Psychotherapie, bevor er sich abschließend mit Möglichkeiten und Grenzen der Professionalisierung sozialer Arbeit durch die Klinische Sozialarbeit beschäftigt.

Das vierte Kapitel thematisiert sehr umfassend das „Casemanagement als Methodenkonzept in der Klinischen Sozialarbeit“. Dabei verankert der Autor Casemanagement nicht nur als Handlungsansatz in der Klinischen Sozialarbeit, sondern umschreibt einerseits auf vielschichtige Weise dessen Grundlagen, Methoden und Anwendungen und stellt andererseits sehr ausführlich die Phasen des Casemanagements anhand eines mit einem Fallbeispiel untermauernden „genau beschriebenen, verbindlichen und nachvollziehbaren Ablaufplan(s) (…), an dem sich Dienstleister und Klient jederzeit orientieren und an dessen Einhaltung sie sich auch überprüfen lassen müssen“ (Ningel, 2011, S. 105).

Das fünfte Kapitel stellt auf knapp einer Seite die „Schlussbetrachtung“ in Form einer Kurzzusammenfassung der Entwicklung sozialer Arbeit dar.

Teil II des Buches, der sich unter dem Oberbegriff „Methodenanwendungen“ zusammenstellt, beginnt mit dem sechsten Kapitel, das jedoch wie Kapitel eins die „Einleitung“ darstellt, jedoch wesentlich ausführlicher als Kapitel eins die Themenschwerpunkte des zweiten Teils des Buches skizziert.

Kapitel sieben befasst sich sehr umfassend und vielseitig mit „Kompetenzen, Haltungen, Prinzipien“ die der/die Sozialarbeiter/in sowohl für den Umgang mit Klienten als auch für den Umgang mit sich selbst und seiner/ihrer beruflichen Situation benötigt. Dabei liegt der Fokus des Autors auf der ausführlichen Beschreibung und Darstellung, u. a. anhand des immer wiederkehrenden Fallbeispiels, der Schwerpunkte Ethic Cares, kommunikative Kompetenz, Humor als Ethos (welcher als Beitrag von Sabine Link verfasst wurde), reflektierte Beobachtung, Supervision und Intervision, Qualitätsmanagement und Evaluation.

Weitaus am umfangreichsten ist das Kapitel acht zum Thema „Klassische Methoden“, das sich in drei separate Schwerpunkte unterteilt. Zunächst befasst es sich mit Sozialer Einzelfallhilfe, wobei diese sehr konkret anhand der einzelnen Methoden psychosoziale Beratung, allgemeine Sozialberatung, Schuldnerberatung, Krisenintervention, Klientenzentrierte Gesprächsführung am Beispiel Motivational Interviewing, Empowerment und Validation jeweils sowohl vor dem theoretischen Hintergrund als auch in der praktischen Umsetzung betrachtet wird. Einige dieser Methoden werden durch den Autor durchaus auch kritisch beleuchtet. Weiterhin findet sich auch das immer wiederkehrende Fallbeispiel in einigen Methoden wieder. Als zweiter Schwerpunkt des Kapitels gilt die Soziale Gruppenarbeit. Diese wird zunächst insgesamt theoretisch wie praktisch betrachtet, definiert und anschließend anhand von Techniken und Phasenmodellen konkretisiert. Darauf folgend wird sie, wie zuvor die Einzelfallhilfe, anhand der einzelnen Methoden wie der Themenzentrierten Interaktion, dem Sozialtherapeutischen Rollenspiel, der Erlebnispädagogik und der Selbsthilfegruppen, vertieft dargestellt. Auch diese Methoden werden jeweils sowohl theoretisch als auch praktisch beleuchtet und sind teilweise mit dem wiederkehrenden Fallbeispiel verknüpft. Der dritte Schwerpunkt des Kapitels findet sich in der Gemeinwesenarbeit wieder. Diese wird zunächst insgesamt anhand theoretischer Grundlagen, ihren Konzepten und aktuellen Entwicklungen dargestellt und anschließend anhand der Methoden des Streetwork und der Dorfakademie konkretisiert und teilweise anhand des Beispiels demonstriert.

Im neunten Kapitel befasst sich der Autor mit der „Relevanz der therapeutischen Methoden“ und beschreibt in welchen Situationen sich die Soziale Arbeit therapeutischer Methoden bedienen kann und muss und welchen Nutzen diese „Anleihen“ aus der Therapie“ (Ningel, 2011, S. 338) vor allem für die Klinische Sozialarbeit haben. Anschließend vertieft der Autor das Thema ebenfalls anhand einzelner, jedoch nur kurz umrissener Methoden wie der Gruppen- und Einzeltherapie, der Kreativ-, Gestalt- und Kunsttherapie, der Musik- und Tanztherapie, der Sport- und Bewegungstherapie, der Ergotherapie und Arbeitstherapie, sowie anhand des Therapeutischen Reitens und fügt auch hier teilweise das wiederkehrende Fallbeispiel ein.

Das zehnte Kapitel legt seinen Schwerpunkt auf „Systemisch orientierte Verfahren“, wobei es in zwei Themenbereiche, die systemische Sozialarbeit und die systemische Beratung unterteilt wird. Die systemische Sozialarbeit wird zunächst theoretisch wie praktisch betrachtet und entsprechend definiert. Die systemische Beratung hingegen wird wesentlich ausführlicher anhand theoretischer Grundlagen, systemtherapeutischer Modelle, sowie der Praxis und Anwendung dargestellt und anschließend anhand der Komplexitäts-, Lösung- und Ressoucenorientierung und Techniken vertieft thematisiert und ebenfalls anhand des wiederkehrenden Fallbeispiels handhabbar gemacht.

Im elften Kapitel beschreibt der Autor „Aspekte einer ökologisch-orientierten Klinischen Sozialarbeit“ und verdeutlicht, dass „Eine ökologische Orientierung in der Sozialen Arbeit bedeutet, dass sich ihre Methoden und ihr Handeln auf den Alltag und die gewöhnliche Lebenswelt der Klienten und weniger auf die therapeutische Behandlung beziehen soll“ (Ningel, 2011, S. 390). Diesen Lebensweltbezug stellt er vertieft anhand der Unterkapitel „Wohnformen“ und „Betriebliche Sozialarbeit“ dar, wobei die Betriebliche Sozialarbeit ähnlich wie die Schwerpunkte der vorangegangenen Kapitel anhand theoretischer Grundlagen, Praxis und Anwendung erörtert wird, währen die Wohnformen durch Aspekte wie Einzelwohnen, Therapeutische Wohngruppen, Soziotherapie und Adaption definiert und erläutert werden.

Im zwölften Kapitel „Perspektiven“ rundet der Autor das Buch ab, indem er auf wenigen Seiten kurz die bisherige Entwicklung Sozialer Arbeit beschreibt, um an diese im Anschluss neue Herausforderungen Sozialer Arbeit anzuknüpfen. Diese beziehen sich aus Sicht des Autors besonders auf die Themenbereiche Forschung, Evaluation, Rechenschaftslegung, Supervision, Sozialmanagement und Netzwerkkonzepte und Empowerment-Strategien.

Diskussion

Bei der Lektüre des Buches besticht zunächst die umfassende Darstellung des Themas. Für die Methoden der Klinischen Sozialarbeit wichtige Themenschwerpunkte und die Darstellung einzelner Methoden sind sinnvoll gegliedert und bauen aufeinander auf, sodass der rote Faden ausnahmslos erhalten bleibt. Besonders zu betonen ist der durchgehend vorhandene Theorie-Praxis-Bezug, der es selbst dem Laien wesentlich erleichtert, das Themenfeld zu begreifen. Dabei unterstützt besonders das immer wiederkehrende Fallbeispiel, indem es dem Leser dabei hilft, die Umsetzung einzelner Methoden vertiefter zu verstehen und ihm quasi eine Art Leitfaden an die Hand gibt.

Für Personen aus der Praxis kann es besonders interessant sein, dass das Buch nicht nur theoretischen und praktischen Umgang mit verschiedenen Methoden in Bezug auf den Klienten bietet. Es legt den Personen aus der Praxis ebenfalls Methoden für den Umgang mit sich selbst in ihrer beruflichen Situation und im Hinblick auf Nähe und Distanz zum Klienten nahe. Dabei werden ihnen nicht nur Methoden wie Supervision oder reflektierte Beobachtung, sondern vor allem auch der Einsatz von Humor im eigenen Arbeitsfeld an die Hand gegeben. Besonders dieser Part des Buches kann ein praktisches Hilfsmittel für die Sozialarbeitspraxis und die mit ihr häufig verbundenen belastenden Situationen im Beruf darstellen.

Dieses Buch kann sowohl zur Aneignung theoretischer Kenntnisse, als auch zur Aneignung oder Vertiefung fachlicher Kompetenzen für die Sozialarbeitspraxis genutzt werden. Besonders angenehm ist dabei die leicht verständliche Schreibweise des Autors.

Fazit

„Das Buch richtet sich an Praktiker, Studierende und interessierte Laien“ (Ningel, 2011, S. 10) Diese Aussage des Autors kann m.E. nur bestätigt werden. Das Buch eignet sich hervorragend als Literatur für wissenschaftliche Arbeiten, sowie als Leitfaden im Rahmen der täglichen Praxis.

Rezension von
Dr. Helen Schneider
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Es gibt 9 Rezensionen von Helen Schneider.

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ISSN 2190-9245