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Dirk Lange (Hrsg.): Entgrenzungen (Politische Bildung)

Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 03.11.2011

Cover Dirk  Lange (Hrsg.): Entgrenzungen (Politische Bildung) ISBN 978-3-89974-653-2

Dirk Lange (Hrsg.): Entgrenzungen. Gesellschaftlicher Wandel und politische Bildung. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2011. 408 Seiten. ISBN 978-3-89974-653-2. 39,80 EUR.
Schriftenreihe der DVPB. Wochenschau Wissenschaft.

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„Politisches Lernen kann nur aus einer reflektierten Kritik und einer rationalen Urteilsbildung hervorgehen“

Es ist ein merkwürdiger Zustand, der sich in den Mentalitäten und Gesellschaftsbildern lokal und global darstellt: Diejenigen Menschen, denen Freiheit, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung durch eine demokratische Verfassung gegeben ist, schätzen in scheinbar zunehmendem Maße diese Werte immer weniger, was sich durch egoistisches und gleichgültiges Denken und Handeln zeigt; während Menschen, die in nichtdemokratischen Herrschaftssystemen leben, immer drängendere und sehnsuchtsvolle Fragen nach freiheitlicher Selbstbestimmung, Gleichheit, gerechter und mündiger Gestaltung des Lebens stellen und dafür eintreten. Wenn Demokratie „eine rechtsstaatliche Herrschaftsform (ist), die eine Selbstbestimmung im Sinne der Volkssouveränität ermöglicht“ (Hans-Joachim Lauth), dann wird man alles tun müssen, um das Bewusstsein der Menschen zu stärken, diese Regierungs- und Lebensform zu wollen und sich an der Verwirklichung zu beteiligen. Die Politische Bildung stellt dafür, als schulisches und lebenslanges Lernen und Aufklärung und durchaus im kontroversen Diskurs, die dafür notwendigen Begründungen und Methoden zur Verfügung (vgl. u. a. dazu die Argumentationen und Auseinandersetzungen, wie sie sich aktuell in der Kontroverse zwischen „Politikdidaktik“ und „Demokratiepädagogik“ verdeutlichen, z. B.: Thomas Goll, Hrsg., Bildung für die Demokratie. Beiträge von Politikdidaktik und Demokratiepädagogik, 2011).

Der Mensch als zôon politikon, als politisches Lebewesen, wie dies Aristoteles definiert hat, ist aufgrund seiner Vernunft und seiner Humanität in der Lage und fähig, ein selbstbestimmtes, humanes Leben zu führen. Im ersten Artikel der von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 proklamierten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird diese allgemeingültige Ethik verdeutlicht: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen“. Weil der Anthrôpos als Lebewesen in der Lage ist, sich zu verändern und human zu entwickelt, kann er auch Wandlungen im individuellen und gesellschaftlichen Dasein gestalten – hin zum eu zên, zu einem guten Leben als Mitglied der menschlichen Familie.

Soweit die Vorrede. Die Welt, in der wir Menschen lokal und global leben, entwickelt sich immer interdependenter, und gewohnte und scheinbar in Stein gemeißelte Selbstverständlichkeiten werden zu flüchtigen Wahrscheinlichkeiten und zu neuen Wirklichkeiten. Nationale und kulturelle Grenzziehungen werden nieder gerissen und überwunden. „Entgrenzungen“, sowohl im persönlichen Erleben, als auch im gemeinschaftlichen und politischen Bewusstsein, bestimmen unser alltägliches und gesellschaftlichen Leben. Im Diskurs darüber, wie der Lebensraum der Menschen, die Erde, Humanum sein kann, reden wir von „globaler Ethik“ und EINER WELT; und in der politischen Bildung darüber, wie dieses Bewusstsein in die Köpfe und Herzen der Menschen gebracht werden kann.

Entstehungshintergrund und Herausgeber

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVBP) haben beim 11. Bundeskongress zur politischen Bildung, vom 12. bis 14. 3. 2009 in Halle/S., anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls in Deutschland, des Endes des Kalten Krieges in Europa und des beginnenden Wandels in der Welt, die Thematik „Entgrenzungen“ zum Anlass genommen, die „tief greifende(n) politische(n), gesellschaftliche(n) und wirtschaftliche(n) Umwälzungen für Deutschland, für Europa und für die Welt“ zu diskutieren.

Der Hannöversche Politikwissenschaftler Dirk Lange gibt den Tagungsband heraus mit dem Anspruch, die in Deutschland in den letzten Jahrzehnten vitale und vielfältige Entwicklung der politischen Bildungslandschaft – schulisch und außerschulisch, vom Politikunterricht bis zur Demokratiepädagogik, von zivilgesellschaftlichen Initiativen bis zu staatlichen Programmen – abzubilden (vgl. dazu auch: Dirk Lange / Sebastian Fischer, Hrsg., Politik und Wirtschaft im Bürgerbewusstsein. Untersuchungen zu den fachlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der politischen Bildung, 2011, in; www.socialnet.de/rezensionen/11226.php).

Aufbau und Inhalt

Weil unter „Entgrenzung“ im Sinne der politischen Bildung natürlich nicht „Haltlosigkeit“ oder „Ohnmacht“ verstanden werden kann, sondern „die Phänomene einer beschleunigten Globalisierung“ bedacht und die Herausforderungen für politisches Lernen diskutiert werden, weist der Präsident der bpb, Thomas Krüger, in seinem Fragebeitrag „Was bedeutet ‚Entgrenzung? für die politische Bildung?“ darauf hin, dass es für die Politische Bildung darum geht, „neue Bezugs- und Handlungsräume (zu) erschließen“.

Der damalige Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer, appelliert in seinem Beitrag „Deutschland – grenzenlos“ darauf, dass wir für die Erweiterung unserer Grenzen ( ) einen neuen Wertekonsens finden (müssen)“, der uns die Einsicht ermöglicht, dass „Demokratie ( ) ein Zustand (ist), der immer wieder von jeder Generation neu erworben, gelebt und mit Leben ausgefüllt werden muss“.

Der Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Eberhard Sandschneider, stellt in seinem Essay „Entgrenzungen“ fest, dass es dabei erforderlich sei, die bisherigen Grenzen und Begrenzungen zu kennen, um sich mit den Veränderungen der geo- und machtpolitischen Strukturen in der Welt Hier und Heute auseinandersetzen zu können. „Entgrenzung fordert vor allem unsere Köpfe zu neuem Denken heraus“.

Neben den o. a. einführenden Argumentationen wird der Sammelband in zwei Kapitel gegliedert: „Prozesse gesellschaftlichen Wandels“ und „Herausforderungen einer entgrenzten Welt“. Insgesamt 73 Autorinnen und Autoren füllen die Dokumentation des Kongresses von 2009. Sie vermitteln damit die Vielfalt der politischen und gesellschaftlichen Prozesse, die für die politische Bildung als Herausforderungen des lokalen und globalen Wandels anstehen.

In der Untergliederung „Entgrenzungen – zwischen Globalisierung und Weltgesellschaft“ setzt sich der Wiener Historiker Wolfgang Schmale mit der Frage auseinander: „Ist Europa reif für eine ‚Welt ohne Grenzen??“. Der Hamburger Sozialwissenschaftler Rainer Tetzlaff formuliert in seinem Beitrag eine afrikanische Perspektive. Die Berliner Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin Christine Bauhardt reflektiert „Globalisierung und Geschlechtergerechtigkeit“, indem sie Transformationen der Geschlechterordnung im globalen Kontext darstellt. Der Abteilungsleiter für Lateinamerika beim Bischöflichen Hilfswerk Misereor, Heinrich Brötz, fordert mit seinem Nachdenken über „Globalisierung, ‚Global Governance? und Klimaschutz – neue Chancen für die Entwicklungszusammenarbeit vor Ort“ heraus. Der Kölner Bildungsforscher Christoph Butterwegge thematisiert „Solidarität und soziale Gerechtigkeit in einer komplexen Welt – Herausforderungen, Chancen und Grenzen der politischen Bildung“.

Den zweiten Teil „Entgrenzungen -durch Migration und Interkulturalität“ beginnt der Magdeburger Politikwissenschaftler und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Menschenrechtsbildung, Karl Peter Fritzsche, mit seinem Beitrag „Grenzüberwindung durch Migration“. Die Journalistin der Frankfurter Rundschau, Canan Topçu, zeigt „Wege zur Grenzüberwindung“ auf, indem sie über Gründe für und gegen Einbürgerung argumentiert. Der Hamburger Sozialwissenschaftler Haci-Halil Uslucan stellt Fragen nach „Parallelwelte(n) oder Parallelwerte(n)“, indem er Aspekte der Wertewelt türkischstämmiger Migranten in Deutschland verdeutlicht. Die Berliner Soziologin Katharina Spieß spricht über „Menschenrechte von irregulären Migranten“. Der Geschäftsführer des Siegener Zentrums für Friedenskultur, Bernhard Nolz, berichtet über „Interkulturelle Jugendarbeit in einem Friedenszentrum“, wobei er „Entgrenzungs„- Beispiele als friedenspädagogische Praxis zur Diskussion stellt. Der Merseburger Sozialpädagoge Wolfgang Berg zeigt auf, dass „interkulturelle Kompetenzen“ erworben werden können und verdeutlicht dies durch Beispiele.

Der Dortmunder Soziologe Thomas Goll, die Braunschweiger Politologin Dagmar Richter und der Karlsruher Sozialwissenschaftler Georg Weißeno informieren über die Ergebnisse einer Studie zur politischen Grundbildung: „Politisches Wissen von Schüler/-innen mit und ohne Migrationshintergrund (POWIS)“.

Den dritten Teil „Entgrenzungen – von Umwelt, Klima und Bioethik“ leitet der Journalist Andreas Weber mit dem Thema: „Biokapital – Ökologische Ökonomie“ ein. Das Mitglied des Ethikrats Wolf-Michael Catenhusen stellt mit dem Thema „Medizinischer Fortschritt – Schöne neue Welt?“ Fragen nach Bioethik und den Aufgaben dabei für die politische Bildung. Der Bonner Akademiedirektor Frank Vogelsang reflektiert „Grenzen des Menschseins – ein neues Bild vom Menschen“. Der Lehrer und Schulbuchautor Kuno Rinke und der Abteilungsleiter der bpb Dieter Schmidt-Sinns bringen das Thema „Klimawandel als globale politische Herausforderung“ in den Diskurs. Die beiden Gymnasiallehrer Ulrich Krüger und Gordon Tavernier stellen das Unterrichtsprojekt „Wie gibt man Luft einen Preis? Klimaschutz durch Emissionshandel“ vor. Die Wirtschaftswissenschaftlerin der Universität Wuppertal, Maria Behrens plädiert in ihrem Beitrag „Entgrenzte wirtschaftliche Freiheit oder überstaatliche Ordnungspolitik“ für Rechtsstaatlichkeit im Sinne des Global Governance. Der Hallenser Ökonom Ulrich Blum fragt in seinem Beitrag „Finanzkrise und Bankenkrise“ danach, ob demokratische Gesellschaften grenzenlose Märkte ertragen können. Der Magdeburger Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Paqué setzt sich für die Bewältigung der entfesselten weltwirtschaftlichen Entwicklungen für eine Stärkung von nationalstaatlichen Strukturen ein. Die Hamburger Soziologin Birgit Pfau-Effinger diskutiert „Veränderungen im Verhältnis von Erwerbsarbeit und Familie im europäischen Kontext“. Der Mannheimer Betriebswirtschaftler Nick Lin-Hi zeigt wirtschaftsethische Implikationen für die Arbeitswelt auf, indem er „Eigeninteresse und unternehmerische Gewinnerzielung in der modernen Gesellschaft“ gegenüber stellt. Der Dresdner Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Peter Hampe und der Münchner Sozialwissenschaftler Stefan Rappenglück diskutieren mit ihrem Beitrag „Entgrenzung des Währungsraumes“ die zehnjährige Entwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung. Der Hamburger Medienwissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt setzt sich mit Internetpraktiken auseinander: „Persönliche Öffentlichkeiten im Social Web und ihre Bedeutung für die Zivilgesellschaft“. Die Berliner Kunst- und Medienwissenschaftlerin Ute Pannen zeigt an Beispielen auf, wie sich „digitale Veränderungen in den politischen Öffentlichkeiten“ vollziehen. Die Hamburger Erwachsenenbildnerin Ricarda Steinbach fragt in ihrem Moderationsbeitrag nach „Realität oder Fiktion in der Politik durch die Entgrenzung der Kommunikationswelten“. Der Frankfurter Jurist Hansjörg Geiger verweist auf das Spannungsverhältnis von Sicherheit und Freiheit, indem er in seinem Beitrag „Grenzverluste – Privatsphäre versus Öffentliches Interesse“ die Risiken für die Freiheit des Individuums anspricht. Der Landesbeauftragte für Datenschutz des Landes Sachsen-Anhalt, Harald von Bose, fragt in seinem Text „Videoüberwachungen“, ob sich ein „Sieg der Big-Brother-Mentalität oder Grundrechtsschutz“ durchsetzt. Armin Scherb, Thomas Behr, Tobias Gotschke, Jörg Kienel und Andreas Müller stellen politikdidaktische Beispiele vor, die im Rahmen der Lehramtsausbildung an der Universität Erlangen-Nürnberg entstanden sind. Arne Busse (bpb) und der Dresdner Politikwissenschaftler Klemens Schrenk geben in ihrem Beitrag „Spielend lernen“ einen Einblick in lernförderliche Aspekte von Computerspielen am Beispiel von „Genius – Im Zentrum der Macht“. Franz Kiefer (bpb) und der Münsteraner Erziehungswissenschaftler Wolfgang Sander stellen mit dem Format „Forschen-mit-GrafStat“ ein Projekt „Europawahl 2009“ für den Politikunterricht vor. Der Karlsruher Didaktiker Georg Weißeno und Valentin Eck fragen: „Fördert die Lernumgebung ‚WebQuest? das Wissen über die Europäische Union?“.

Im zweiten Hauptkapitel „Herausforderungen einer entgrenzten Welt“ werden insbesondere Aspekte der politischen Partizipation und Teilhabe thematisiert. Der Direktor der Akademie für politische und soziale Bildung „Haus am Maiberg“, Benedikt Widmaier plädiert für „mehr Demokratie und mehr Politik wagen“. Der Bremer Politikwissenschaftler Klaus Koopmann gibt Begründungen dafür, wie bürgerschaftliche Partizipation in Schule und Kommune gelernt werden kann. Der Hallenser Politikwissenschaftler Andreas Petrik arbeitet heraus, „warum Partizipationskompetenz nicht nur reales, sondern auch simulatives und reflexives Handeln braucht“. Die ebenfalls an der Universität Halle tätige Politikwissenschaftlerin Sibylle Reinhardt begibt sich in ihrer Frage „Basieren die Schülerkonzepte über Demokratie auf deren Partizipationserfahrungen im Nahraum?“ auf die Suche nach empirischen Indizien. Bryony Hoskins und Jan Germen Janmaat von der Universität London, sowie Ernesto Villalba vom Centre for Research on Lifelong Learning der Europäischen Kommission (CRELL) stellen in ihrem englischsprachigen Beitrag Forschungsergebnisse über „Learning citizenship through meaning making inside and outside school“ vor. Der Giessener Sozialwissenschaftler Christian Boeser und Florian M. Wenzel vom Centrum für angewandte Politikforschung der LMU München stellen „Erfolgsfaktoren von Netzwerken für Akteure der politischen Bildung“ zur Diskussion.

In der weiteren Untergliederung „Bildung und Subjekt“ stellen Dirk Lange und Sebastian Fischer von der Universität Hannover Forschungsergebnisse vor: „Wie sich Schülerinnen und Schüler die politische Wirklichkeit vorstellen“. Der Hallenser Politikwissenschaftler Andreas Petrik thematisiert „Politisierungstypen“ am Beispiel des Lehrstücks „Dorfgründung“. Der Studienreferendar an der Wiesbadener Dilthey-Schule, Heiko Knoll und Sara Alfia Greco von der Universität Hannover thematisieren in ihrem Beitrag „Schwierigkeiten der Förderung politischer Urteilsbildung im Unterricht“ Ansätze für eine Szenenanalyse. Der Wolfenbütteler Gymnasiallehrer und Fachseminarleiter Manfred Quentmeier und Stefan Schneider vom Studienseminar in Braunschweig stellen „Planungsmodelle einer neuen interdisziplinären Politikdidaktik“ vor. Der Geschäftsführer des Projektes „Demokratisch Handeln“, Wolfgang Beutel, der Ingelheimer IGS-Lehrer Hans Berkessel und der Bremer Lehrer Wolfgang Stein geben Auskunft darüber, was das Konzept „Demokratiepädagogik“ leisten kann, und sie plädieren für „Wege in Politik und Demokratie“. Der Hallenser Soziologe Walter Bartl, der Braunschweiger Gymnasiallehrer Michael May und der ebenfalls an der Universität Halle tätige Sozialwissenschaftler Reinhold Sackmann setzen sich mit „Begabtenförderung im Fach Sozialkunde“ auseinander.

Im dritten Unterteil „Erinnerung und Reflexion“ beginnt der Heidelberger Historiker Cord Arendes mit einer Analyse über „transnationale und gesamteuropäische Perspektiven einer geteilten Erinnerungskultur im Europa nach 1989“. Der Hamburger Erziehungswissenschaftler Bodo von Borries formuliert Aspekte für „Geschichtslernen in der Einwanderungsgesellschaft“. Der Jenenser Politikwissenschaftler Carl Deichmann und der Gymnasiallehrer Christian K. Tischner schlagen für „Politik verstehen“ die Behandlung von Biographien und politischen Reden aus der DDR vor. Karin Redlich von der Berliner Waidak-Media e.V. und der Oranienburger Oberstufenlehrer Dieter Starke beenden die Dokumentation des 11. Bundeskongresses für politische Bildung 2009 mit ihrem Bericht „Grenzen überschreiten – Geschichte begreifen lernen“, in dem sie aktive Medienarbeit in den Jugendbegegnungsstätten / Jugendherbergen Sachsenhausen und Ravensbrück vorstellen.

Fazit

Kongresse, Fach- und Studientagungen können Orte und Innovationen sein, die Veränderungen von Raum, Zeit und Existenz diskutieren, Beständiges bestehen lassen, in Frage stellen oder Neues schöpfen. Auch wenn der Bundeskongress für politische Bildung (natürlich!) nicht als „Schöpfungsakt“ im überirdischen Sinn

betrachtet werden kann – die vielfältigen, spezifischen und übergrenzenden Diskussionen bei der jährlichen Tagung der Politikwissenschaftler, -didaktiker, Theoretiker und Praktiker verdeutlichen eindrucksvoll das Bemühen, das alte pädagogische Dilemma eines Auseinanderdriftens von Theorie und Praxis zu überwinden. Die kurzen und überwiegend prägnant und konstruktiv verfassten Beiträge der beinahe Hundertschaft der Referentinnen und Referenten vermitteln einen guten Überblick über den derzeitigen wissenschaftlichen und didaktischen Diskussionsstand der politischen Bildung in Deutschland unter dem interessanten Aspekt des politischen Umgangs und der Handhabe in einer interdependenten und entgrenzten Welt.

Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 03.11.2011 zu: Dirk Lange (Hrsg.): Entgrenzungen. Gesellschaftlicher Wandel und politische Bildung. Wochenschau Verlag (Frankfurt am Main) 2011. ISBN 978-3-89974-653-2. Schriftenreihe der DVPB. Wochenschau Wissenschaft. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/12192.php, Datum des Zugriffs 24.01.2025.


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