LernNetz Berlin-Brandenburg e.V. , Gabriele Fellermayer (Hrsg.): Bildungsberatung gestalten - Strategien zur Steuerung lebenslangen Lernens
Rezensiert von Prof. Dr. Jochen Schmerfeld, 16.01.2012

LernNetz Berlin-Brandenburg e.V. , Gabriele Fellermayer (Hrsg.): Bildungsberatung gestalten - Strategien zur Steuerung lebenslangen Lernens. Karin Kramer Verlag (Berlin (Neukölln) Niemetzstr. 19) 2011. 146 Seiten. ISBN 978-3-87956-353-1. 15,00 EUR.
Thema
Bildungsberatung wird als ein Schlüssel zur Umsetzung des Lebenslangen Lernen thematisiert. Neben einführenden Beiträgen, die sich mit allgemeinen Fragen der Bildungsberatung beschäftigen, fokussiert der Band auf die Themen: Qualität, Professionalisierung und Bildungsmarketing.
Autorinnen
Die Herausgeberinnen: Gabriele Fellermayer und Esther Kramer sind Projektleiterinnen im LernNetz Berlin-Brandenburg, Diana Peitel ist Bildungsberaterin im LernLaden Neukölln.
Aufbau und Inhalt
Die ersten drei Beiträge von Arnold/Schneider, Gieseke und Zeuner beschäftigen sich mit verschiedenen Ansätzen der Bildungsberatung sowie mit deren Zielen:
- Der Beitrag von Rolf Arnold und Kathrin Schneider: „Bildungsberatung als Chance in der Krise. Welches Potential hat eine systemische Bildungsberatung?“ konzentriert sich auf den systemischen Ansatz und seine Anwendung im Feld der Bildungsberatung. In Anschluss an eine Darstellung der Phasen einer systemischen Beratung und die in ihr zur Anwendung kommenden Methoden gehen die Autoren auf die Potentiale des Ansatzes ein: u.a. ermögliche er „einen Erkenntnisgewinn, dass das Leben in Systemen gewissen Regeln unterworfen ist, mit denen man sich einerseits arrangieren, denen man andererseits nur durch eine Selbstveränderung entgegentreten kann …“(S.22)
- Wiltrud Gieseke thematisiert „Beratung: Organisationsmodelle“ und diskutiert drei Modelle: die eigenständige Beratungsorganisation, Beratung angedockt an verschiedene Organisationen und die integrierte Beratungsstelle in einem professionsgesteuerten Netzwerk (S.33), aus denen sie zwei idealtypische Varianten ableitet: die eigenständige Beratungsorganisation als neue pädagogischer Dienstleistung, die eine regionale Vernetzung benötige um erfolgreich arbeiten zu können (S.34) sowie die distribuierende Beratungsorganisation, die keinen feststehenden Organisationsort habe, aber verschiedene Beratungsorte bündele (S.34).
- Christine Zeuner diskutiert unter dem Titel: „Weiterbildungsberatung als Bildungsanlass? Überlegungen aus pädagogischer Perspektive“ die Frage, welche Potentiale über die instrumentellen sozial- und wirtschaftspolitischen Funktionen (Beratung als Mittel der Verbesserung der Kompatibilität zwischen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem) hinaus Weiterbildungsberatung für die Individuen wie für die Gesellschaft birgt (S.39)? Ausgehend von einem Verständnis von Weiterbildungsberatung als Bildungsanlass (nicht nur Lernanlass, Lernen verstanden als Wissensaneignung oder Verhaltensänderung) ginge es in der Weiterbildungsberatung nicht nur um individuelle Identitätsentwicklung, sondern darüber hinaus um die Entwicklung von Urteils- und Kritikfähigkeit mit dem Ziel der Gestaltung gesellschaftlicher Realität (S.47).
Die folgenden Beiträge des Bandes beziehen sich mehr oder weniger unmittelbar auf das LernNetz Berlin-Brandenburg:
- Frederike Erhart und Frank Schröder beschreiben ein speziell auf das Feld der Weiterbildungsberatung zugeschnittenes System der Qualitätssicherung: „Qualitätssicherung in der Bildungsberatung in Verbindung mit der Lerner- und Kundenorientierten Qualitätstestierung“.
- Joachim Borners Beitrag: „Neue Beratungskultur und der bundesweite ‚Verbund Regionaler Qualifizierungszentren zur Professionalisierung und Qualifizierung der Bildungsberatung'“ beschäftigt sich mit der Professionalisierung der Beraterinnen.
- Margrit Zauner beschreibt das Bildungsberatungsangebot in Berlin: „Bildungsberatung gestalten: Strategien zur Steuerung lebenslangen Lernens.“
- In ihrem Beitrag „Das Dokumentations- und Berichtssystem als integraler Bestandteil eines E-Government-Anwendungssystems des Berliner Bildungsberatungsnetzwerk“ stellen Michael Lüdtke und Annett Ochla ein dreiteiliges Anwendungssystem vor: ein Dokumentations- und Berichtssystem (1), eine Arbeitsplattform für Beraterinnen(2) sowie ein Informationsportal zur (Weiter-)Bildungsberatung.
- Die Position des „Nationalen Forums Beratung (NFB)“ wird von Bernhard Jaschke unter dem Titel: „Perspektive für die Weiterentwicklung der Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung in Deutschland aus der Sicht des Nationalen Forums Beratung“ dargelegt.
- Andreas Käter und Rolf Prudent („Regionales Bildungsmarketing: Bildungsberatung als ein Element in einer regionalen Strategie zur Förderung des lebenslangen Lernens“) beschäftigen sich anhand von regionalen Beispielen mit Bildungsmarketing.
- Mit Bildungsberatung per Telefon bzw. Internetportal befasst sich der Artikel von Katinka Bartel, Britta Contzen und Carmen Lanfer: „Voraussetzungen für das Lernen im Lebenslauf stärken: Transparenz schaffen, Zugänge erleichtern, Finanzierung ermöglichen“.
- Esther Kramer beschreibt in ihrem den Band abschließenden Beitrag ein niederschwelliges Bildungsberatungsangebot: „LernLaden – eine starke Marke in Berlin. Oder: Wie implementiere ich eine Bildungsberatungsstelle?“
Zielgruppen
Das Buch wendet sich an alle mit Weiterbildungsberatung befasste Akteure.
Diskussion
Das LernNetz Berlin-Brandenburg präsentiert sich in diesem Buch – wohl in einer Weise, wie Organisationen mit externen Partnern kommunizieren möchten und sich gegenüber Konkurrenten am Markt gerne zeigen. Sicher erfährt man auf diesem Weg einiges über aktuelle Trends in der Weiterbildungsberatung, wenn man allerdings eine auch kritische Auseinandersetzung mit diesen Trends, Darstellungen historischer Entwicklungen und politischer Hintergründe sowie womöglich Entwürfe für die Zukunft erwartet, wird man enttäuscht (einzige Ausnahme: der Beitrag von Christine Zeuner). Das Buch erweist sich als eine überwiegend unkritische Selbstdarstellung des LernNetzwerks, die wissenschaftliche Qualität der meisten Beiträge lässt sehr zu wünschen übrig
Fazit
Wer mehr über das LernNetzwerk aus dessen eigener Sicht erfahren möchte, dem mag das Buch einiges zu bieten haben, alle anderen dürften wenig Wissenswertes oder Interessantes darin finden.
Rezension von
Prof. Dr. Jochen Schmerfeld
Professor für Pädagogik an der Katholischen Hochschule Freiburg
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