Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Matthias Zaft: Der erzählte Zögling (Fürsorgeerziehung)

Rezensiert von Sascha Omidi, 09.03.2012

Cover Matthias Zaft: Der erzählte Zögling (Fürsorgeerziehung) ISBN 978-3-8376-1737-5

Matthias Zaft: Der erzählte Zögling. Narrative in den Akten der deutschen Fürsorgeerziehung. transcript (Bielefeld) 2011. 401 Seiten. ISBN 978-3-8376-1737-5. 35,80 EUR.
Reihe: Histoire - Band 24.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Kaufen beim socialnet Buchversand
Kaufen beim Verlag

Thema

Zafts Untersuchung beschäftigt sich mit der Bedeutung der Dokumentation für außerfamiliäre Korrektureinrichtungen der Weimarer Republik und ihres nationalsozialistischen Nachfolgestaates. Kernfrage der Zaftschen Dissertation ist, in welchen Ausmaßen die Akten bzw. narrative Strukturen innerhalb der Dokumente, statt nur flankierender Teil einer Fürsorgemaßnahme, als konstituierendes Moment des Aktenzöglings wie auch als Ideenquelle und Legitimation des gesamten Ablaufs, maßgebliche Grundlage derselben waren. Bei den untersuchten Dokumenten handelt es sich um Zöglingsakten, die in verschiedenen Erziehungsanstalten entstanden sowie fortgeschrieben wurden und schließlich in den „Neinstedter Anstalten“ – einer Anstalt der inneren Mission im heutigen Sachsen-Anhalt, in welchem die männlichen Kinder und Jugendlichen im Knabenheim Lindenhof zum Zweck der Fürsorgeerziehung lebten – zuletzt Verwendung fanden.

Autor

Dr. phil. Matthias Zaft ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Wissenschaftsgeschichte und Wissenssoziologie (Praktiken kultureller Wissensproduktion, Körpergeschichte, Wissenskommunikation), Medizingeschichte (Psychiatriegeschichte) sowie Technikfolgeabschätzung in den Lebenswissenschaften.

Entstehungshintergrund

Dissertation zum Thema: Die narrativen Strukturen in Biographien von Zöglingen deutscher Fürsorgeerziehung in den 20er und 30er Jahren des 20Jhdts, verteidigt im Sommer 2010 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Aufbau

Der „Erzählte Zögling“, ist auf 366 Seiten in fünf Kapitel gegliedert:

  1. Besichtigung,
  2. Projektierung,
  3. Ortstermin – Erziehung im Schatten von Wissenschaft und Ideologie,
  4. Was nicht in der Akte ist, ist nicht in der Welt und
  5. Resümee des erzählten Zöglings.

Die einzelnen Kapitel sind weiterhin in 2-4 Unterpunkte gegliedert.

Kapitel 1. Besichtigung

Um den veränderten Ansprüchen der voranschreitenden Industrialisierung gerecht zu werden, wurde zum Ende des 19. Jhdts. begonnen eine planende, intervenierende wie auch umformende Fürsorgebürokratie zu entwerfen und nach und nach in Gang zu setzen. Eines der ausführenden Organe dieser Bürokratie war die sog. Fürsorgeerziehung (im folgenden FE).

Schon während der Weimarer Republik färbten sich im Zusammenhang mit dem immer stärker werdenden Einfluss rassistischer Paradigmen und trotz aller gegenläufiger Tendenzen, die Auseinandersetzungen um die Zukunft der FE zunehmend ideologisch ein. Mit der Ergreifung der Macht durch die Nationalsozialisten 1933 erhielt die Jugendfürsorge schließlich eine unmissverständlich sozial-rassistische Konnotation.

Noch vor Antritt der FE bekam jeder Zögling eine Akte. Die Akte bildete damit das Fundament der Erziehungsmaßnahme. In den aktenschreibenden Händen der Fürsorgeerzieher lag es, ob der Zögling als chronisch renitent eingeschätzt und daher zu einem Fall für ein von der SS bewachtes Jugendschutzlager, ob bei diesem eine Sterilisation vorgenommen oder ob die Fürsorgemaßnahme beendet wurde.

Doch die Akte entschied nicht lediglich über das Schicksal des Zöglings. Mit ihr, so lautet Zafts These, war eine Version von jedem Zögling in der Welt, die sich aus Aufnahmebögen, Berichten und Vermerken zusammensetzte. Denn die Akte entstand unter narrativen Bedingungen und kann als von unterschiedlichen Autoren verfasste Erzählung verstanden werden.

Kapitel 2: Projektierung

Bei den Zöglingsakten handelt es sich um Erzählungen, in welchen der bis dato amorphe Lebenslauf eines Menschen in eine Struktur bzw. ein sinnhaftes Gebilde gebracht wurde. Wie auch Roland Barthes behauptet Zaft jedoch nicht, das Erzählung und Leben ein und dasselbe sind. Vielmehr wird von einer narrativen Grundierung ausgegangen, die ihre Spuren in allem hinterlässt, was sie hervorbringt. Im Anschluss an diese These sei primäres Anliegen seiner Arbeit, so Zaft, die narrativ funktionalen Elemente der untersuchten Texte herauszuarbeiten. Demgemäß gelte es sich der erzählten Verfasstheit der Merkmale und Eigenschaften, der in die Texte eingeschriebenen Handlungsrollen sowie der figuralen und personalen Konstellationen anzunähern. Darüber hinaus sollen das Mitwirken und Initialisieren der Narrative an den Unterbringungsverläufen wie auch die Absichten hinter den Erzählungen sichtbar gemacht werden.

Als Ausgangspunkt der Erzählung fungierte im Falle des Zöglings meist der gerichtliche Unterbringungsbeschluss. Das Besondere am Unterbringungsbeschluss war nicht nur, dass er den Beginn des erzählten Ereignisses der Akte so vieler unterschiedlicher Menschen einläutete, sondern auch, dass der Unterbringungsbeschluss das Ende der Zeit markierte, die der Unterbringung vorausging. An diese Erzählung über die Zeit vor dem Heim knüpfte die Erzählung in der Dokumentation des Zöglingsverhaltens während seiner Unterbringung an und schrieb sie fort.

Die Dokumente, die diese Erzählung fortschrieben, waren Berichte, Gutachten, Empfehlungen, Zeugnisse, Einschätzungen und Beurteilungen. Sie sollten über tatsächliche Vorgänge, Zustände und Abläufe sachlich und zusammenhängend berichten. Die Texte informierten oder berichteten aber nicht nur über tatsächlich Geschehenes, sondern organisierten eine Folge von Geschehensmomenten (vorgefundene, komplexe, vor-sprachliche und (noch) sinndifferente Zustandsänderungen) zu verständlichen Erzähleinheiten (Handlungen, Beschreibungen). Dadurch stellte der Schreibende nicht nur eine Beziehung zwischen Erzählung und Leser her, sondern er erzeugte auch einen Bezug zwischen den einzelnen Einheiten derselben und erweckte damit den Eindruck von Kausalbeziehungen zwischen diesen. Im Verbund mit abstrakten Konzepten bzw. Leitgedanken oder thematischen Horizonten wie z.B. Rassismus, Anti-Semitismus oder Sozialdarwinismus erhielten Geschehensmomente dann einen tatsächlichen bzw. möglichen Sinn wie bspw. Aktenzögling XY drohte aufgrund seiner genetischen Belastung zu verwahrlosen. „Sie [die abstrakten Konzepte, S.O.] bereiten als Instanzen zur Herstellung eines Zusammenhangs der Geschichte die semantische Organisation einer Erzählung vor, indem sie einen, dem Anschein nach ,natürlich? gegebenen Bedeutungshorizont bereitstellen, innerhalb dessen sich ein Geschehenszusammenhang in besonderer Sinnhaftigkeit entfalten kann“ (348).

Kapitel 3: Ortstermin – Erziehung im Schatten von Wissenschaft und Ideologie

Wie im Hinblick auf rassisch konnotierte soziale Fragen – und mit diesen in engem Zusammenhang stehend – kamen im 19. und 20. Jahrhundert auch Fragen in Bezug auf die soeben entdeckte Phase der Jugend auf. Es bildete sich eine entsprechende Fachöffentlichkeit aus Lehrern, Juristen, Erziehern u.a., welche in einer Vielzahl von Publikationen und Fachzeitschriften das Thema der verwahrlosten Jugend aufgriff. Konsens dieser Auseinandersetzungen war, dass es sich bei Verwahrlosung entweder um eine objektive – z.B. aufgrund eines mangelhaften Elternhauses – oder eine subjektive Verwahrlosung – aufgrund einer entsprechenden Anlage im Kind selbst – handelte. Trotz des frühen Aufkommens dieser Vornahme einer sozial-rassistischen Unterscheidung aufgrund milieuspezifischer Einflüsse oder Erbanlagen, war zunächst noch keine Ausmerzung der betroffenen Jugendlichen vorgesehen, sondern sollte mit sozialpädagogischen Mitteln die soziale Kontrolllücke geschlossen werden.

Hauptakteure auf den entsprechenden Tätigkeitsfeldern waren – trotz ihrer grundsätzlichen Vorbehalte gegen den pluralistischen Staat – kirchliche Organisationen wie etwa die Diakonie. Die Krise des Weimarer Systems gegen Ende der 1920er Jahre offenbarte jedoch die nach wie vor tief sitzende Skepsis der kirchlichen Verbände und führte zu dessen vollständiger Ablehnung. Dementsprechend regten sich bei einigen Vertretern der Inneren Mission Hoffnungen auf eine Umgestaltung der sozial-politischen Landschaft im traditionellen Sinne, „als im Frühjahr 1933 die frisch (…) gewählten Nationalsozialisten sich mit deutsch-nationalen und konservativen Kräften umgaben“ (156). Zu den Einrichtungen der Inneren Mission, die den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 begrüßten, gehörten auch die Neinstedter-Anstalten.

Kapitel 4: Was nicht in der Akte ist, ist nicht in der Welt

Zaft untersuchte die ihm vorliegenden Akten hinsichtlich des Aufbaus und der Struktur der Texte, im Hinblick auf Bedeutungshervorbringungen und -zuweisungen mittels lexikalischer Mittel und analysierte die unterschiedlichen Geschehensebenen. Überdies ermittelte der Autor Erzählmodi wie auch Erzählhaltungen und isolierte die Geschehensmomente innerhalb der Dokumente. Dabei kam er zu dem Ergebnis, das in den Akten der Zöglinge Wissens- und Organisationsformen dominieren, „die nicht nur in abendländisch-europäischen Denktraditionen wurzeln, sondern (…) nach konventionellen literarischen Mustern Realität produzieren“ (337).

Der Unterbringungsbeschluss des Zöglings A. wurde am 2. Sept. 1937 angefertigt und am 12. Aug. des gleichen Jahres vom zuständigen Amtsgerichtsrat unterzeichnet. Der gesamte Verhandlungsprozess, der schließlich zu As. Unterbringung führte, begann im Nov. 1935 und endete 1937 mit As. Unterbringung. Angelastet wurden A., im Verlauf beider Verhandlungen, in erster Linie Diebstähle, Tierquälereien, Zuspätkommen und fehlende Hausaufgaben in der Schule. Zaft isolierte in besagtem Unterbringungsbeschluss 5 Geschehensebenen (0-4), wobei Ebene 0 den Beschluss der Unterbringung und Ebene 4 die zweite Verhandlung des Antrags auf Unterbringung beschreibt.

Bei der Analyse der sprachlichen Merkmale fällt besonders auf, dass A. mithilfe spezifischer Erzählstrategien und anhand von Verhaltensweisen beschrieben bzw. konstruiert wurde, die den Charakter von Eigenschaften (bspw. „ist frech“, „ist kein gutes Vorbild“) erhielten. Damit war ein Bild von A. als Person in der Welt, deren Verhalten nichts zufälliges oder singuläres hatte, sondern auf ganz bestimmte Ursachen, wie etwa eine angeborene Veranlagung zur Verwahrlosung , zurückgeführt werden konnte.

Im späteren Verlauf der Verhandlung wurde die bereits konstatierte subjektive Verwahrlosung As., aufgrund seiner vermeintlichen Erbunreinheit, um die objektive Verwahrlosung, nämlich des erzieherischen Versagens der Eltern, ergänzt. Dieses Argument führte letztlich zu As. Unterbringung, denn es galt, seine drohende bzw. bereits eingesetzte Verwahrlosung abzuwenden. A. entging der eigentlich schon vorprogrammierten Sterilisation, aufgrund der Diagnose des angeborenen Schwachsinns, nur aufgrund eines Zufalls und seine FE-Karrier endete erst am 28.09.1945 endgültig.

Im weiteren Verlauf der Untersuchung zeigt Zaft an Beispielen weiterer für den Unterbringungsverlauf maßgeblicher Dokumente, wie das Beschlussdokument anhand einzelner Textstellen und Formulierungen als handlungsprägende Vorentscheidung unterschiedliche Folgen und Wirkungen zeitigte. Auf den Beschluss wurde kontinuierlich Bezug genommen und er fungierte als Rechtfertigung und Ideengeber. Der Unterbringungsbeschluss wurde damit zum Ausgangspunkt eines konzeptionellen Korridors, welcher den Verlauf der Entwicklung der Zöglingsgeschichte stark vorstrukturierte. Die Ereignisse waren jedoch weder vorherbestimmt noch offen, sondern sind „am ehesten ,angelegt“ zu nennen, in dem Sinne, dass der Eintritt des Eingetretenen gewissermaßen begünstigt wurde gegenüber einem anderen Ereignisverlauf“ (344).

Kapitel 5: Resümee des erzählten Zöglings

In bisherigen vergleichbaren Studien wurden Akten meist als objektive schriftliche Quellensammlungen zu Personen und Vorgängen genutzt, mit deren Hilfe Abläufe rekonstruiert werden konnten. Vielfach jedoch blieb eine Befragung der Dokumente hinsichtlich der Bedeutung sprachlicher Wirklichkeitskonstruktionen aus.

Ein entscheidender Punkt, welcher bisher nur wenig Beachtung fand, ist bspw. die weitgehende Unkenntnis der Schreibenden und deren Position. Dadurch entsteht der Eindruck die Akte erzähle sich von selbst, was den Eindruck der Faktizität des vermeintlichen Sachtextes vermittelt. Ausgelassen wird dabei allerdings die Tatsache, dass die Akten nicht nur geschrieben, sondern dass auch Informationen weggelassen, übersehen und geleugnet wurden. Dass man versammeltes Wissen zu kohärenten Bildern anordnete. Einzelne Handlungselemente mit vorgängigem Wissen zu einem stimmigen Bild in Zusammenhang gebracht erzeugten den Eindruck von Kausalität. Dadurch jedoch entstand der konzeptionelle Korridor, in welchem sich dann alle Beteiligten bewegen mussten. Ein Heraustreten aus diesen Erzählprinzipien erforderte und erfordert eine Reflexion derselben.

„Jeder Bericht, jede Feststellung, jede Äußerung enthält zwangsläufig ungleich mehr an Nicht-Bericht, Nicht-Feststellung, Nicht-Äußerung“ (363). Das bedeutet auch für die heutige Sozialarbeit die Notwendigkeit der ständigen Überprüfung ihrer Vorstellung vom Gegenstand ihrer Arbeit, denn den Bedingungen der Erzeugung von handlungsleitendem Wissen werde auch heute noch vielerorts viel zu wenig Beachtung geschenkt. Diesbezüglich schlägt Zaft vor, die Sozialarbeit mittels der kontinuierlichen Beteiligung außenstehender Fachkräfte an der Entstehung und Wartung von Wissensbeständen zu entlasten. Es könnte auf diesem Weg z.B. der unbewussten Anwendung narrativ-erzählerischer Materialanordnungen vorgebeugt und damit die Schutzbefohlenen, vor dem Zusammenspiel institutioneller Erfordernisse sowie der realitätsstiftenden Wirkmächtigkeit von Sprache, besser in Schutz genommen werden.

Diskussion

Zafts Studie zeigt die Wirkungsmacht sprachlich erzeugter Realitäten in den Akten der Fürsorgeerziehung der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Wirklichkeit erzeugten dabei spezifische Erzähltechniken im Verbund mit vorgängigem Wissen bzw. abstrakten Konzepten, die sich bspw. aus dem Rassismus herleiteten. Zaft vergegenwärtigt damit nicht nur die Wirkungsweisen des Erzählens, sondern weist auch auf die Relevanz des soziokulturellen „Eingebettetseins“ des Erzählten, des Erzählenden und des Lesenden hin.

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Zafts Fragen nach jenen Konzepten und Weltbildern, die zwar nicht genuin nationalsozialistisch waren, aber als im oder hinter dem Nationalsozialismus wirksam betrachtet werden können. Die rücksichtslose Anwendung erkennender, positivistischer Naturwissenschaft, wie sie im Nationalsozialismus praktiziert wurde, ist zweifellos singulär in der Geschichte der Menschheit. Diese Entwicklung konnte auch von frühen Rassentheoretikern und Sozialdarwinisten nicht vorhergesehen werden. Trotzdem ebneten sie den seinerzeit Verantwortlichen den Weg für diese Denkweisen.

Damit sind aber nicht nur Fragen nach dem Davor, sondern auch nach dem Danach des Nationalsozialismus eröffnet, was die Studie hochaktuell werden lässt. Aktuell z.B. im Hinblick auf rasante technologische Entwicklungen mit eindeutig eugenischen Implikationen, die immer neue Diskussionen und Neubewertungen spezifischer medizinischer Eingriffsmöglichkeiten, wie etwa den sog. Präimplantationsverfahren oder der Pränataldiagnostik, erfordern.

Weiterhin liest sich Zafts Studie als Kritik an einer sozialarbeiterischen Fachöffentlichkeit, die immer wieder allzu schnell bereit ist vermeintlich konkreten positivistischen Konzepten aufzusitzen, ohne diese ideologiekritisch befragt zu haben. Denn auch heute werde vielerorts zu wenig nach der erzählerischen Macht, die in vermeintlichen Sachtexten, wie etwa Dokumentationen, Entwicklungsberichten etc. steckt, gefragt. Demgemäß schlägt er vor die heute Verantwortlichen durch Fachkräfte von Außen, im Hinblick auf die Verwendung narrativer Techniken zu beraten. Die Frage wer diese Fachkräfte sein sollen und was diese dann genau tun werden, lässt er aber leider unbeantwortet.

Die von Zaft bemühten linguistischen Theorien und Konzepte sind für den in dieser Richtung wenig vorgebildeten Leser etwas gewöhnungsbedürftig. Aber gerade in deren Anwendung besteht die Originalität der Zaftschen Studie und macht deren Reiz aus. Außerdem schafft er es, diese so einzusetzen, dass sie sich mit etwas Leseengagement auch dem nicht-wissenschaftlichen Leser relativ problemlos erschließen dürften.

Ein Wermutstropfen ist die stellenweise überflüssig erscheinende kleinteilige Gliederung, die vermutlich den formalen Kriterien der Dissertation geschuldet ist aber leider den Lesefluss stört. Weiterhin erscheint das Buch an einigen Stellen redundant, was zwar auch den Lesefluss irritiert dafür aber dem Verständnis zuträglich ist.

Fazit

Der „Erzählte Zögling“ richtet sich in erster Linie an eine wissenschaftliche Leserschaft. Insbesondere pädagogischen Fachkräften sei eine Lektüre an dieser Stelle ans Herz gelegt. Schön wäre es überdies, wenn sich ein größeres Laienpublikum findet, das willensstark genug ist, sich auf die Lesetücken einer empirischen Studie einzulassen. Denn „Der Erzählte Zögling“ ist gerade aufgrund der vielen Fragen, die er aufwirft, unbeantwortet lassen muss und damit zum Weiterdenken einlädt, ein besonders lesenswertes und spannendes Buch, das es wert ist, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu sein.

Rezension von
Sascha Omidi
Mailformular

Es gibt 4 Rezensionen von Sascha Omidi.

Zitiervorschlag anzeigen Besprochenes Werk kaufen

Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren. Sie ermöglichen dieses umfassende Angebot.

Über die socialnet Rezensionen
Hinweise für Rezensent:innen | Verlage | Autor:innen | Leser:innen sowie zur Verlinkung

Bitte lesen Sie die Hinweise, bevor Sie Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
rezensionen@socialnet.de

ISSN 2190-9245