Michaeal Behr (Hrsg.): Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen
Rezensiert von Thomas Buchholz, 11.01.2012

Michaeal Behr (Hrsg.): Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen. Personzentrierte Methoden und interaktionelle Behandlungskonzepte. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2009. 368 Seiten. ISBN 978-3-8017-2158-9. 29,95 EUR. CH: 49,90 sFr.
Thema
Der Band führt in aktuelle Behandlungskonzepte der klientenzentrierten und interaktionellen Gesprächspsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen ein. Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie ist aus der humanistischen Psychologie heraus entstanden. In dieser Therapieform arbeitet der Therapeut unter anderem mit einer nicht-direktiven Gesprächsführung. Dabei werden die Äußerungen des Klienten ohne Veränderung umformuliert (paraphrasiert), bis er selbst Antworten auf Probleme des Alltags formulieren kann. Der Therapeut hält sich selbst mit dem Erteilen von Ratschlägen zurück. Er unterstützt den Klienten durch die Art der Gesprächsführung, selbst Lösungen zu entwickeln, indem Kongruenz zwischen „organismischen Erfahrungen (gemeint sind nach Carl Rogers die Affekte und das körperlich spürbare emotionale Geschehen, A.d.A.) und dem durch die Bedingungen für die Wertschätzung geprägten Selbstbild“ (S. 39) hergestellt wird. Die im Laufe der biographischen Erfahrungen entstandene Inkongruenz zwischen emotionalem Erleben und des durch Interaktion entstandenen Selbstbildes ist der Grund dafür, dass der Betroffene das Gefühl entwickelt sich nicht mehr im Alltag zu funktionieren bzw. sich auszukennen. In diesen Fällen kommt es zu einer fehlenden Passung zwischen Realselbst und Idealselbst, die die Ursache für das Erleben der eigenen Person als minderwertig bzw. für psychische Störungen sein kann. „Die Therapeutenperson hilft der Klientenperson bei der Wahrnehmung, Ordnung und Verarbeitung ihrer Realität“ (S. 41). Von Seiten des Therapeuten sind dabei drei Grundbedingungen zu erfüllen:
- äußerste Wertschätzung gegenüber dem Klienten
- Empathie (Einfühlungsvermögen)
- Kongruenz in seiner Haltung
Die personenzentrierte Psychotherapie wurde in den letzten Jahren systematisch auch auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen übertragen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung der personenzentrierten Spieltherapie. Nur wenige Beiträge sind zur Übertragung des Konzeptes auf die Arbeit mit Jugendlichen entstanden (S. 199).
Obwohl die personenzentrierte Psychotherapie bisher nicht zu den anerkannten Richtlinienverfahren zählt und deren Kosten für die Behandlung nicht von den Krankenkassen übernommen werden, findet dieser Ansatz in verschiedenen professionellen Arbeitsbereichen Anwendung. Heute ist nicht nur die Wirksamkeit der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie wissenschaftlich anerkannt (vgl. auch der Beitrag von Hölldampf und Behr in diesem Band), sondern das Therapiekonzept sowie seine Prinzipien haben auch grundsätzliche Bedeutung für professionelle Helferbeziehungen in verschiedenen psychosozialen und pädagogischen Tätigkeitsfeldern (neben Therapie z.B. auch in Beratungsangeboten, Sozialpädagogik und Heilpädagogik). Die Autoren und Autorinnen haben daher mit dem vorliegenden Band die Absicht, Praxiskonzepte vorzustellen, die therapieschulen- und verfahrensübergreifend angewendet werden können.
Herausgeber und Herausgeberinnen
Prof. Dr. Michael Behr ist Professor für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd, approbierter Gesprächspsychotherapeut und personenzentrierter Kinder- und Jugendpsychotherapeut. Er ist Mitbegründer des Instituts für Gesprächspsychotherapie und personenzentrierte Beratung und ist dort als Dozent tätig.
Dipl.-Päd. Dagmar Hölldampf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin im Fach Psychologie an der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Sie ist seit 2003 in der personenzentrierten Beratung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien tätig.
Dipl.-Sozialpäd. Dorothea Hüsson ist Leiterin und Geschäftsführerin der Fachberatungsstelle Wildwasser Esslingen e.V. und Praxislehrerin an der Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart. Seit 2007 leitet sie die Praxis des Stuttgarter Instituts für Gesprächspsychotherapie und personenzentrierten Beratung.
Aufbau und Inhalt
Nach einem einführenden Eröffnungsbeitrag ist das Buch in sechs Teile untergliedert:
- Beziehungsangebot und Therapeutenperson
- Gruppenarbeit
- Medien und Sprache
- Jugendliche
- Störungs- und problemgruppenspezifisches Arbeiten
- Kontexte
Der Band wird mit dem einleitenden Beitrag „Beziehung und Methode – Theorien und personenzentriert-interaktionelle Behandlungskonzepte bei Kinder, Jugendlichen, Eltern und Familien“ des Autorenteams eröffnet. Die Autoren betonen darin die Beziehung zwischen Klient und Therapeut als den wichtigsten Wirkfaktor der Psychotherapie und übertragen diese Prämisse auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dabei führen sie in die grundlegenden Beziehungskonzepte der Facilitatorbeziehung und Interaktionsresonanz (Axline und Rogers) ein. Im Anschluss daran, unterscheiden die Autoren drei Entwicklungsbereiche für den personenzentrierte Ansatz in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie: (1) Spezialisierung auf verschiedenen Klientengruppen (Kinder und Jugendliche), (2) Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen und Methoden (Systemische Familientherapie, kognitiv-behavioraler Ansatz) und (3) die personenzentrierten Ansätze für die Arbeit mit Eltern und Familien (z.B. Falialtherapie). Zuletzt gehen die Autoren in dem Einführungskapitel überblicksartig auf die aktuelle Forschung sowie die Verbreitung des personenzentrierten Ansatzes in Institutionen, Tätigkeitsfeldern und Ausbildung ein.
Im ersten Teil des Bandes widmen sich die Autoren dem grundlegenden Thema der Beziehungsgestaltung zwischen Klient und Therapeut. In seinem Beitrag „Die interaktionelle Therapeut-Klient-Beziehung in der Spieltherapie – Das Prinzip Interaktionsresonanz“ führt Michael Behr ausführlich in das Grundprinzip der Interaktionsresonanz (Rogers) ein: Die therapeutische Beziehung kann dazu beitragen, dass der Klient neue Beziehungserfahrungen macht und mithin sein Selbstschema ändert. Der Autor stützt diesen Ansatz durch weitere Konzepte, wie z.B. die Bindungstheorie (Ainsworth, Grossmann & Grossmann) oder das Konzept der Affektabstimmung der Säuglingsforschung (Stern). Weiterhin stellt der Autor vor, wie das Prinzip der Interaktionsresonanz in verschiedenen Spielmedien (z.B. Regelspiel, Konstruktionsspiel) Anwendung finden kann. Im zweiten Beitrag dieses Teils geht Christine Wakolbinger auf das Grundprinzip der „Authentizität als entscheidender Faktor in der personenzentrierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ näher ein. Sie beschreibt zum Einen die Besonderheiten in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen und zum Anderen in ausführlicher Weise die Anforderungen an die Therapeutenperson, um anschließend zu diskutieren, was diese Anforderungen für das Prinzip der Authentizität bedeuten. Im dritten und letzten Beitrag des ersten Teils stellt Herbert Goetze das Konzept der Filialtherapie, seine Praxis und Wirksamkeit vor. Die Filialtheapie, so konstatiert der Autor, ist in Deutschland noch relativ unbekannt, gleichwohl dieses Konzept auf eine lange Geschichte zurück blicken kann. Durch dieses Konzept können Eltern-Kind-Interaktionsprobleme bearbeitet werden, indem ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind in einen Spielkontext gesetzt werden. Dem Elternteil kommt dabei die Aufgabe zu „die Prinzipien der personenzentrierten Spieltherapie mit den eigenen Möglichkeiten umzusetzen“ (S. 79). Aufgabe des Therapeuten ist die Arbeit mit den Eltern, die zunächst Anleitung durch Vortrainings und später Supervision bei der Umsetzung der Therapie benötigen. Der Autor stellt die Voraussetzungen, Prinzipien und Wirksamkeitsstudien dieses Konzeptes dar.
Der zweite Teil des Bandes besteht aus zwei Beiträgen, die sich jeweils mit gruppentherapeutischen Arbeitskontexten beschäftigen. Im Beitrag von Bettina Jenny und Christoph Käppler wird ein Konzept für eine Gruppentherapie mit Kindern mit sozialen und emotionalen Auffälligkeiten vorgestellt. Die Fachabteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Zürich hat die personenzentrierten Ansatz konzeptionell auf Kindergruppentherapie übertragen und evaluiert. Die Autoren stellen das Konzept und die konkrete Vorgehensweise der Gruppentherapie vor und belegen deren Effekt durch eine ausführliche Wirksamkeitsstudie. Im zweiten Beitrag führen Maike Rönnau und Klaus Fröhlich-Gildhoff in das Konzept der Resilienz ein und stellen dessen Bedeutung für die Prävention von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern in belasteten Lebenslagen heraus. Resilienz beschreibt die Fähigkeit, sich trotz widriger Umstände (Risikofaktoren) positiv, d.h. ohne Beeinträchtigungen zu entwickeln (Wustmann; Opp/Fingerle). Es wird angenommen, dass für die positive Entwicklung trotz belastender Lebensumstände Schutzfaktoren (protektive Faktoren) günstig auf die Entwicklung wirken. Diese können in der Person (personale Schutzfaktoren) oder außerhalb der Person (soziale, materielle Schutzfaktoren) angelegt sein. Fröhlich-Gildhoff u.a. haben entsprechende personale Schutzfaktoren beschrieben und ein Programm zur Förderung dieser Faktoren für den Vorschulbereich entwickelt. Dieses Programm wird im vorliegenden Beitrag referiert und dessen Wirksamkeit begründet.
Psychotherapie mit Kindern bedarf einer Übersetzungsleistung der Verhaltensäußerungen des jungen Klienten, da Kinder sich nur selten direkt ausdrücken können. Es besteht daher die Anforderung an eine moderne Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, einen Rahmen und Methoden zu finden, in dem und durch die sich Kinder (spielerisch) ausdrücken können. Im dritten Teil des Bandes widmen sich die Autoren daher dem Thema „Medien und Sprache“. Herbert Goetze leistet hierzu einen methodisch-praktischen Beitrag, in dem er das Erzählen und Erfinden von Metaphergeschichten als kindertherapeutische Intervention vorstellt. Diese Methodik stellt bisher ein Forschungsdesiderat dar, da es hierzu wenig empirische Studien gibt. Neben einer kurzen theoretischen Einordnung gibt der Autor praktische Hinweise zum Einsatz und zur Konstruktion von Metaphergeschichten. Beispiele aus der Praxis von Psychotherapeuten vertiefen seine Ausführungen. Heidrun Rust gibt im Anschluss daran Einblicke in ihre Arbeit mit lern- und geistigbehinderten Kindern und Jugendlichen. In ihrem Beitrag „Zeichnen mit Jugendlichen und darüber reden“ stellt die Autorin anhand des personenzentrierten Entwicklungsgespräches Möglichkeiten und Methoden vor, um mit Kindern und Jugendlichen mit Lernbeeinträchtigung oder Intelligenzminderung über Zeichnungen ins Gespräch zu kommen: „Textproduktionen und thematische Zeichenaufgaben werden [hier, A.d.A.] zur Unterstützung der Selbstexploration eingesetzt“ (S. 151).
Im vierten Teil des Bandes nehmen die Autoren und Autorinnen die spezifische Zielgruppe der Jugendlichen in den Blick. Psychotherapie mit Jugendlichen gestaltet sich anders als mit Kindern, da diese in der Regel eine höhere Fähigkeit zur Reflexion und Selbstwahrnehmung haben. Darüber hinaus stellen sich für Jugendliche andere Entwicklungsaufgaben und werden andere Störungsbilder relevant. Reinhard Rausch geht davon aus, dass gelingende therapeutische Arbeit mit Jugendlichen voraussetzt, deren Wünsche, Erleben und Wirklichkeitsdefinitionen zu kennen. Nur so kann das empathische Verstehen von „seelischen Vorgängen“ gelingen und „angemessen auf deren Bedürfnisse“ (S. 178) reagiert werden. Vor diesem Hintergrund stellt der Autor die Ergebnisse von drei Studien vor, die sich über drei verschiedene Bereiche des Erlebens von Jugendlichen erstrecken: (1) Wünsche von Jugendlichen über sich selbst, (2) positive, haltgebende Vorgänge, die Jugendliche erleben und (3) Gefühlserleben von Jugendlichen gegenüber Lehrern. Nachdem Reinhard Rausch in die Erlebensweisen von Jugendlichen eingeführt hat, beschreibt Sabine Weinberger in ihrem Beitrag „Jugendliche in der Psychotherapie“ die therapeutische Arbeit mit Jugendlichen. Ausgehend von vier Abstraktionsebenen des Personenzentrierten Konzepts (Höger, Finke) erörtert die Autorin, welche Relevanz diese für den Therapieprozesse haben und führt beispielhaft in drei kreative Methoden ein (das Brückenbild, Erleben von Beziehungen und Arbeit am Selbstbild). Der dritte Beitrag dieses Teils von Klaus Fröhlich-Gildhoff führt in die Arbeit mit aggressiven und gewalttätigen Jugendlichen ein. Zunächst nimmt der Autor eine Definition der Störung vor und stellt anhand eines integrativen bio-psycho-sozialen Erklärungsmodells dessen Entstehensbedingungen vor. Anschließend referiert der Autor Grundsätze für die therapeutische Intervention einer Sozialverhaltensstörung.
Im fünften Teil des Bandes werden in drei Beiträgen störungs- und problemspezifische Arbeitsweisen vorgesellt: Dorothea Hüsson nimmt Kinder und Jugendliche in den Blick, die sexuelle Missbrauchserfahrungen gemacht haben und beschreibt deren spezifischen Bedürfnisse im Rahmen einer nichtdirektiven, personenzentrierten Traumatherapie. Möglichkeiten der therapeutischen Begleitung von sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen werden anhand therapeutischer Interventionen und Beispiele vorgestellt. Anschließend gibt Klaus Riedel einen Überblick über die Arbeit mit Kindern psychisch kranker Eltern. Neben einem kurzen historischen Abriss fasst der Autor den aktuellen Forschungsstand zusammen, beschreibt Risiko- und Schutzfaktoren für diese Kinder und stellte Aspekte der personenzentrierten Therapie dar. Im letzten Beitrag dieses Teils werden Möglichkeiten einer personenzentrierten Psychotherapie für Kinder mit Asperger-Syndrom von Carola von Zülow vorgestellt. Neben einer Definition, der Darstellung der Ätiologie und der Besonderheiten der sozial-emotionalen Entwicklung von Kindern mit Asperger-Syndrom überträgt die Autorin den Ansatz der personenzentrierten Therapie auf die Arbeit mit dieser Zielgruppe.
Im letzten Teil des Buches werden von Dagmar Hölldampf und Michael Behr in ihrem Beitrag „Wirksamkeit personenzentrierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ verschiedene Studien über Effekte des Ansatzes herangezogen und mit Wirksamkeitsstudien anderer Therapieschulen verglichen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass personenzentriete Verfahren genauso wie die behavioralen gute Therapieerfolge vorweisen können (S. 335). Der Band wird mit einer ausführlichen Bibliographie zur personenzentrierten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Eltern und Familien beendet.
Diskussion und Fazit
Die Autoren und Autorinnen legen mit dem Buch eine profunde und praxisnahe Einführung in die personenzentrierte therapeutische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vor. Sie haben den Anspruch, ein Handbuch zu präsentieren, das eine „Grundlage für eine moderne Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie [darstellt, A.d.A.] und […] Therapeuten wie auch Pädagogen aller Richtungen [unterstützt, A.d.A.], die personenzentrierte und interaktionelle Aspekte in ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen integrieren wollen“ (S. 11).
Der erste Teil des Anspruches, ein Handbuch für eine moderne Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie vorzulegen, ist ein ambitioniertes Ziel, dass mit dem vorliegenden Buch m.E. nicht erreicht wird. Die Autoren und Autorinnen präsentieren entlang von 16 Einzelbeiträgen verschiedene Aspekte der personenzentrierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und führen in verschiedene Bereiche ein (Grundlagen, Gruppentherapie, Gesprächsführung, ausgewählte Zielgruppen usw.). Diese Auswahl von Themen greift m.E. für ein Handbuch zu kurz:. Der Teil „Störungs- und problemgruppenspezifisches Arbeit“ führt z.B. in die personenzentrierte Therapie anhand von drei ausgewählten Problembereichen (sexuell missbrauchte Kinder, Kinder psychisch kranker Eltern und Kinder mit Asperger-Syndrom) ein. Andere klinisch relevante Störungsbilder, die typisch für das Kinder- und Jugendalter sind, finden hier keine Berücksichtigung. Entweder handelt es sich hierbei um ein Forschungsdesiderat und es gab noch keine Übertragung des personenzentrierten Ansatzes auf die Behandlung anderer Störungsbilder (z.B. Behandlung von affektiven und Zwangsstörungen, Angststörungen) oder die Herausgeber vernachlässigen diese Störungsbilder bewusst. Für ein Handbuch, das sich als Grundlage der modernen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie verstehen will, werden entsprechende Auslassungen jedoch in jeden Fall hochgradig begründungswürdig.
Der zweite Teil des Anspruchs der Herausgeber mit dem vorliegenden Buch Therapeuten und Pädagogen zu unterstützen, die personenzentrierte und interaktionelle Aspekte betonen wollen, wird m.E. eingelöst. Durch die Darstellung in Praxiskonzepte und Praxisbeispiele – viele der Autoren und Autorinnen arbeiten selbst in der Praxis – bekommt der Leser ausschnittsweise eine gute Einführung in die Prinzipien und Methoden der personenzentrierten Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Wie die Autoren und Autorinnen betonen, stehen Beziehung und Interaktion in jeder professionellen Therapeut-Klienten-Beziehung auf dem Prüfstand. Der Therapeut bietet sich dem Klienten als Reflexionsfolie früherer Beziehungserfahrung an. Beziehung und Interaktion sind daher bedeutende Wirkfaktoren der therapeutischen Arbeit (S. 11). Methoden der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie sollten daher in das Repertoire jedes Therapeuten, egal welcher Therapieschule, gehören. Allerdings weisen die Autoren und Autorinnen an verschiedenen Stellen auch darauf hin, dass der Transfer der hier vorgestellten Methoden nicht voraussetzungslos geschehen kann. Vielmehr bedarf es zunächst eines grundlegenden Verständnisses dieses Ansatzes, um im Anschluss hieran situations- und klientenangemessen Methoden zu entwickeln bzw. anzuwenden, die für Klient und Therapeut passend sind. Hierfür können sich interessierte Leser aus der Zusammenstellung von Praxiskonzepten und Methoden wertvolle Impulse für ihre Arbeit mitnehmen.
Rezension von
Thomas Buchholz
M.A.
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