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Sabine Friedrich, Volker Friebel: Kindern Mut machen

Rezensiert von Beate Sonsino, 12.03.2012

Cover Sabine Friedrich, Volker Friebel: Kindern Mut machen ISBN 978-3-86739-067-5

Sabine Friedrich, Volker Friebel: Kindern Mut machen. Hilfe bei Schüchternheit und Ängsten. Balance Buch + Medien Verlag (Köln) 2011. 182 Seiten. ISBN 978-3-86739-067-5. 14,95 EUR. CH: 23,50 sFr.
Reihe: Balance Ratgeber - Jugend + Erziehung.

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Autorin und Autor

Sabine Friedrich ist Diplom- Psychologin, Systemische Familientherapeutin und Hypnotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Sie arbeitet in der Psychologischen Erziehungsberatungsstelle in Horb am Neckar. Außerdem ist sie in der Weiterbildung für Entspannungspädagogik tätig und Autorin von diversen Büchern.

Dr. Volker Friebel ist Diplom- Psychologe und ebenfalls in der Weiterbildung tätig. Er hat Veröffentlichungen im Bereich Entspannung, Psychosomatik, Sprache und Musik vorzuweisen.

Seit mehr als zwanzig Jahren arbeiten beide Autoren immer wieder gemeinsam in der Weiterbildung und an Büchern.

Thema und Entstehungshintergrund

Die Autoren beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Psyche von Kindern, geben gemeinsam Kurse, bilden weiter und schreiben gemeinsam Bücher.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist vom Inhalt her in zwei Teile geteilt.

Der etwas umfangreichere erste Teil beschäftigt sich mit verschiedenen Ängsten, die in den einzelnen Entwicklungsstufen von Kindern häufig auftauchen. Hier wird auf die einzelnen Formen der Angst eingegangen und was Eltern dagegen tun können, wenn ihr Kind Angst hat oder sehr schüchtern ist.

Im zweiten Teil folgen zwei Serien von Mutmach-Geschichten zum Vorlesen für Kleinkinder und zum Selbstlesen für ältere Kinder.

In ihrer Einführung gehen die Autoren auf das Thema und ihr Anliegen ein. Sie möchten mit ihrem Buch bei der richtigen Einschätzung von Ängsten und dem Finden von Wegen zur Angstbewältigung eine Hilfe bieten. Die Zielgruppen sollen einerseits Eltern von schüchternen oder ängstlichen Kindern und andererseits betroffene Kinder selbst sein, die mit den Mutmach-Geschichten angesprochen werden sollen. Die Angst wird allgemein erst einmal als positiv beschrieben. Sie kann den Menschen schützen und ihm helfen, Gefahren zu erkennen, ihnen aus dem Wege zu gehen, sie zu überwinden und dadurch das Selbstvertrauen zu stärken. Sie gehört zur biologischen Grundausstattung der Menschen und ist soweit normal. Wenn die Angst allerdings zu stark ist oder der Situation unangemessen, dann drückt sie das Selbstwertgefühl, verhindert notwendige Entwicklung, beeinträchtigt die Befindlichkeit bis hin zur Depression. Da Kinder sehr verschieden sind und daher keine allgemeingültigen Empfehlungen gegeben werden können, sollen verschiedene Lösungsmöglichkeiten aufgeführt werden, die Eltern ausprobieren können. Nur zwei Dinge werden den Eltern ans Herz gelegt: Konsequenz und Geduld.

Zunächst wird Angst allgemein als Gefühl mit körperlichen Symptomen, wie z. B. Herzklopfen, Atemnot, Zittern, Schweißausbruch und Harndrang beschrieben. Es folgen äußere Merkmale von Angst, wie z. B. im motorischen Bereich das Zurückweichen, das Sich abwenden oder Fliehen; in der Mimik das auf den Boden blicken, das Verziehen des Gesichts wie zum Weinen; in der Körperhaltung und Gestik ein gesenkter Kopf, ein abgewendetes Gesicht, jemanden mit den Händen abwehren; in der sozialen Interaktion eher alleine spielen, obwohl andere Kinder da sind. Diese Auswahl an Beispielen von im Buch genannten äußeren Merkmalen, können ein Anzeichen für Angst oder soziale Unsicherheit sein, müssen es aber nicht. Wenn solche Merkmale jedoch gehäuft auftreten und sich immer wieder in bestimmten Situationen zeigen, dann sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass das Kind Angst hat. Schüchternheit wird von den Autoren als soziale Unsicherheit definiert, als mangelnde Fähigkeit, soziale Signale richtig wahrzunehmen, einzuschätzen und adäquat darauf zu reagieren. Da dies auch ein Kennzeichen vieler offener Ängste ist, sind viele Empfehlungen des Buches für beide Problematiken passend.

In den folgenden Kapiteln wird auf Ängste verschiedener Altersstufen eingegangen.

In der Kleinkindphase kommen Ängste vor, wenn Reize, wie Geräusche oder schnelle Bewegung sehr stark auftreten. Die Achtmonatsangst zeigt sich besonders bei der Trennung bezogen auf die Mutter.

Im Vorschulalter treten dann Ängste vor starken Naturerscheinungen, wie Blitz und Donner auf. Auch Ängste vor Tieren, der Dunkelheit und damit in Verbindung gebrachten Gespenstern treten in dieser Altersgruppe auf. Ein Beispiel berichtet von einem Dreijährigen, der bisher problemlos im dunklen Zimmer schlief und plötzlich nur noch bei etwas geöffneter Tür einschläft, wenn draußen das Flurlicht an ist. Erst kurz vor der Einschulung bittet er wieder um das Abschalten des Lichtes. Offenbar hatte er diese Phase überstanden. Auch Albträume treten vor Schuleintritt am meisten auf, oder Angst beim Vorlesen von Märchen oder beim Fernsehen. Dies sind typische Entwicklungsängste, die die Kinder in der Regel wieder überwinden. Die Eltern sollten die Ängste nicht ignorieren, das Kind bei Bedarf trösten und über die Ängste sprechen. Kinder sollten im Fernsehen nur altersgerechte Sendungen sehen dürfen. Horrorfilme sollten in der Wohnung nicht frei zugänglich für Kinder sein.

Bei älteren Kindern stehen Ängste häufig mit sozialen Situationen im Zusammenhang. Schüchterne Kinder sind oft sozial Unsicher. Schüchterne stören nicht, machen keinen Ärger im Elternhaus oder in der Schule und gehen dadurch leicht unter. Aber auch aggressive Verhaltensweisen können auf einer sozialen Unsicherheit basieren. Ein Anrempeln auf dem Schulhof kann unter Umständen ein Mittel zur Kontaktaufnahme sei, weil das Kind nicht genügend soziale Erfahrungen gesammelt hat, um den Wunsch nach Kontaktaufnahme adäquat zu äußern.

In einem Beispiel über Ängste im Zusammenhang mit dem Schulbesuch wird von der neunjährigen Julia berichtet, die seit ihren Klagen über Ängste im überfüllten Schulbus gelegentlich von der Mutter zur Schule gefahren wird. Als die Mutter mal nicht fahren kann und Julia mit dem Bus fahren soll, erbricht sie sich und darf zu Hause bleiben. In den folgenden Tagen klagt sie über Übelkeit und Bauchweh. Die Eltern fahren sie nun täglich zur Schule. An diesem Beispiel wird erläutert, dass Zuspruch und Trost von den Eltern sehr wichtig sind, diese aber nicht zu einer Vermeidung der Situation führen sollten. Dies ist eine Empfehlung, kein Dogma. Eltern müssen realistisch abschätzen, ob die Situation vom Kind bewältigt werden kann. Eine völlige Vermeidung der Situation kann dazu führen, dass sich das Kind immer weniger zutraut, sich die Unsicherheit noch ausweitet oder verfestigt. Die Entwicklung des Kindes kann sich verlangsamen, kann gestört werden oder in eine ungünstige Richtung gelenkt werden. Gerade das „sozial unsichere Verhalten ist- anders als die meisten Ängste-sehr stabil“ (vgl. S. 45). Deshalb sollte das Kind ermutigt werden, dass es sich den beängstigenden Situationen stellt. Mutmach-Sprüche können hier unterstützend eingesetzt werden, wie später noch erläutert wird. Aber nicht alle Ängste, die mit Schule zu tun haben, sind Schulangst. Auch Prüfungsangst kann auftreten und bis zur völligen Denkblockade führen. Hier werden Entspannungs- und Mutmach- Sprüche empfohlen. Ängste bei Jugendlichen rühren häufig von den neuen Erwartungen an sie und den neuen Aufgaben, die die Umwelt an sie stellt. Es wird mehr Selbständigkeit erwartet und die Berufswahl steht an. Körperliche Veränderung stellen sich ein und sexuelle Orientierung findet statt. Auch diesbezüglich entstehen Unsicherheiten. Soziale Ängste sind in dieser Phase die häufigste Art von Angst. Aber auch durch die geistige Entwicklung ist der Jugendliche nun so weit, sich mit bestimmten Tatsachen auseinanderzusetzen, wofür er vorher noch nicht in der Lage war, oder was von ihm als Kind eher ferngehalten wurde, z. B. Tod, Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit und Krieg, um nur einige zu nennen.

Im nächsten Kapitel gehen die Autoren darauf ein, wie Eltern helfen können. Hier werden zunächst wichtige allgemeine Hinweise gegeben, die die Sensibilität der Eltern für die Probleme der Kinder unterstützen und fördern können. Es ist wichtig, dass Eltern nicht wegschauen, sondern die Kinder ansprechen, wenn sie Angstsymptome beobachten. Es werden als Beispiele der Angstsymptome neben dem Rückzug (von Freunden und Familie) und dem Vermeidungsverhalten (unangenehme Situationen in der Schule durch Fernbleiben umgehen) auch Anzeichen von Sucht, Depression oder Aggressivität genannt. Eltern sollten den „Draht“ (vgl. S. 70) nicht zum Kind oder Jugendlichen verlieren. Wichtiger als Aufklärung und Information über reale Gefahren ist die Unterstützung durch die Eltern. Anschließend wird der Zusammenhang von Lust und Angst aufgezeigt. Als Beispiel wird von dem fünfjährigen Simon berichtet, der trotz Angstgefühlen mit dem Vater Geisterbahn fahren will und dieses Abenteuer genießt und wiederholen will. Gerade Geisterbahn, Achterbahn und Karussells zeigen, dass diese Erlenbisse mit Angst und Lust verbunden sind. Für die Kinder besteht die Möglichkeit, die Angst zu überwinden und Spaß zu empfinden. Auch bei den Angst-Lust-Spielen wie „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ (vgl. S.74) und dem Fangenspiel besteht dieser Zusammenhang. Auch Märchen können zum Überwinden von Angst beitragen. Häufig geschehen schreckliche Dinge, die sich aber wieder am Ende zum Guten fügen. Die Autoren sprechen sich ausdrücklich für Märchen aus. Eltern sollten ängstlichen Kindern Trost und Ermutigung zukommen lassen, aber nicht völlig aus den unliebsamen Situationen herausholen, sofern diese nicht gefährlich sind. Am Beispiel des ersten Kindergartentages des kleinen Max wird gezeigt, dass das ängstliche Kind getröstet aber nicht mit nach Hause genommen wird, als es weint. Hätte die Mutter das Kind gleich wieder mitgenommen, wäre das eine Niederlage für Max und er würde wahrscheinlich am nächsten Tag gar nicht erst mit in den Kindergarten gehen wollen. Ein Loben nach der erfolgreich überstandenen neuen Situation ist hilfreich. Das Selbstvertrauen des Kindes stärken ist besonders bei selbstunsicheren Kindern wichtig. Auch durch das Aufzeigen eigener Unsicherheiten und Ängste, die die Eltern selbst haben und überwinden, können sie dem Kind mit ihrer Vorbildrolle helfen. Nicht immer hilft Aufklärung und Wissensvermittlung. Deshalb sollten Eltern herausfinden, was das Kind genau befürchtet. Falls die Ängste durch Wissensvermittlung abgemildert werden können, sollte diese stattfinden. Eltern können auch Verhaltensweisen, die bewältigenden Charakter haben oder zum Aufbau von sozialer Kompetenz beitragen, gezielt fördern. Es ist hier im Sinne der Lerntheorie an Belohnung gedacht, die nur über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen soll und auch weniger im materiellen Bereich liegen sollte (es könnten z. B. besondere Spielzeiten mit den Eltern sein). Rollenspiele können dazu dienen, einmal Dampf abzulassen, eine bessere Selbst- und Fremdwahrnehmung zu fördern, verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren, zu vergleichen und deren Wirkung zu erspüren. Hier kann z. B. geübt werden, wie eine Kontaktaufnahme stattfinden kann. Das Kind kann die Rollen zuteilen und Eltern oder Geschwister spielen diese dann. Es kann gespielt werden, wie das Kind meist agiert und reagiert, dann wie es anders gehen könnte. Es folgen noch einige andere Interventionen, die Eltern vornehmen können.

Im Anschluss daran werden Möglichkeiten zur Angstbewältigung für das Kind aufgezeigt. Auch hierzu nur einige Beispiele. Angst vor speziellen Situationen lässt sich etwas reduzieren, wenn man sich vorstellt, wie man später darüber denken wird. Dieser Vorgang kann nur von älteren Kindern vorgenommen werden. Auch einen anderen Blickwinkel einzunehmen, kann hilfreich für das Kind sein. Am Beispiel von Hundeangst wird gezeigt, dass es helfen kann, wenn sich das Kind in der Fantasie in die Rolle eines Forschers von einem anderen Planeten hineinversetzt. Alles auf der Erde wird genau erforscht, so auch Hunde. Wie sieht deren Fell aus, wie viel Beine haben sie, woran schnüffeln sie? Das Angstauslösende wird nicht ausgeblendet, sondern es wird sich ihm genähert, aber in der Form des Forschers, des Beobachters. Auch das Aufschreiben von hilfreichen Sätzen und das Aufhängen über dem Bett kann eine Unterstützung für das Kind sein, z. B. „Beleidige andere nicht!“ (vgl. S. 97). Entspannungsübungen können Kinder selbst gegen manche Ängste einsetzen. Diese Übungen sollten dem Kind in einer entsprechenden Umgebung von Erwachsenen beigebracht werden. Auf die Entspannung, die sich an dem autogenen Training orientiert, soll im Buch nicht eingegangen werden, sondern auf eine schnell und leicht erlernbare Methode, die sich auf den Atem bezieht. Hierzu ist eine genaue Anleitung beschrieben. Mutmach-Sprüche können bei einem negativen Selbstbild des Kindes eine Hilfe darstellen, wie z. B. „Ich weiß, ich kann – ich bleib dran!“ (vgl. S. 103). Sie können die Stimmung des Kindes verändern, von Schwierigkeiten ablenken und konkrete Bewältigungsmöglichkeiten bieten, an die das Kind sonst nicht denkt. Besonders gut im Gedächtnis bleiben solche Sprüche, wenn sie im Zusammenhang mit Geschichten vermittelt wurden. Im Buch werden in einigen Geschichten, die später folgen, solche Sprüche eingearbeitet. Aber Eltern können auch in x-beliebige Geschichten beim Erzählen oder Vorlesen kreativ solche Sprüche integrieren.

Es folgen dann zwei Serien von Geschichten, von Mutmach-Geschichten. Die erste Serie ist für ältere Kinder gedacht. Es sollte die Reihenfolge eingehalten werden, da sie aufeinander aufbauen. Es sind Geschichten von Rittern, Gespenstern und mutigen Hasen. Sie handeln von Ängsten und Unsicherheiten und deren Überwindung.

Die zweite Serie ist für jüngere Kinder gedacht. Es muss keine Reihenfolge eingehalten werden, denn die Geschichten bauen nicht aufeinander auf. Es sind regelmäßige Entspannungsformeln eingebaut. Es sind Geschichten vom Kätzchen und vom Bären. Einige Geschichten dienen nur der Entspannung und führen in Achtsamkeit und Konzentration ein. Andere Geschichten führen durch ein Abenteuer mit Bewältigungssprüchen und Entspannung.

Diskussion

Friedrich und Friebel haben einen Leitfaden für Eltern von schüchternen oder ängstlichen Kindern geschrieben. Ihre Zielgruppe sind Laien und Betroffene. Für sie haben die Autoren eine verständliche Sprache gewählt und dem praktischen Nutzen vor zu viel Theorievermittlung den Vorzug gegeben. Die theoretischen Erläuterungen begrenzen sich auf das Notwendigste, um Ängste und Schüchternheit verstehen und den Hintergrund der Hilfen nachvollziehen zu können. Das Buch will keine allgemeingültigen Empfehlungen vermitteln, da Kinder zu verschieden sind. Deshalb werden eine „reiche Auswahl verschiedener Lösungsmöglichkeiten“ (S. 12) dargestellt. Es ist selbstverständlich richtig, dass es die einzig richtige Intervention oder Hilfe nicht gibt, aber hier liegt auch der Knackpunkt. Von Laien und gerade von betroffenen Eltern erfordert es eine besondere Sensibilität, wenn empfohlen wird, „Verständnis immer aufzubringen“, aber „ein Vermeidungsverhalten keineswegs zu unterstützen“, eher „das Kind sanft, aber beharrlich in Situationen zu bringen, die eine aktive Auseinandersetzung verlangen“. Auch wenn das Kind das gar nicht möchte. „Natürlich nicht in zu schwierige Situationen“. Sie sollen dem Alter des Kindes und seinen Fähigkeiten angemessen sein. (vgl. S. 18). Sicher werden sich Eltern fragen, welche Situationen zu schwierig und welche noch vertretbar sind? Dem Alter des Kindes angemessen ist für viele Eltern noch einschätzbar, aber die individuellen Fähigkeiten des eigenen Kindes werden von Eltern oft nicht realistisch beurteilt. All das erfordert ein sehr gutes Fingerspitzengefühl. Auch die Einschätzung, was ist noch normale Angst, und was gehört doch in eine Beratungsstelle oder in eine professionelle Behandlung, ist oft schwierig.

In der Einleitung wird erläutert, dass die Eltern aus den vielen verschiedenen dargestellten Lösungsmöglichkeiten, die das Buch aufzeigt, geeignete heraussuchen und probieren können. Wenn etwas davon nicht gelingt, soll überlegt werden, weshalb und eventuell eine abgewandelte Lösung oder ein anderer Weg probiert werden (vgl. S. 12). Spontan dachte ich, na hoffentlich wird da nicht zu viel herumexperimentiert. Das Hineinführen in die angstauslösenden Situationen, auch mit sanftem Zwang, hat das Ziel, das Kind die Erfahrung machen zu lassen, dass es die Situation übersteht und dass es daran wachsen kann. Das Buch bietet viele Anregungen und viele, viele Beispiele und damit die Möglichkeit für Eltern, sich zu informieren. Das ist die Stärke des Buches. Die anvisierte Zielgruppe erhält sicher das, was sie erwartet. Es ist aber häufig eine Gradwanderung zwischen verständnisvollem Trösten und dem sanften Zwang in die angstauslösende Situation; hier sind die Eltern gefragt. Es ist auch in ihrer Verantwortung, die eigenen Grenzen zu erkennen und eventuell doch professionelle Begleitung hinzuzuziehen. Diese Verantwortung kann das Buch nicht nehmen. Das kann ein Buch auch nicht leisten. Die Autoren verwiesen auch darauf, dass es bei Kinderängsten hilfreich sein kann, eine psychologische Beratungsstelle zu besuchen.

Vom Aufbau des Buches her hat mir persönlich eine klarere Einteilung in Kapitel und Unterkapitel gefehlt. Aber vielleicht ist das mein wissenschaftlich geprägtes Leseverhalten. Laien, die ja die Zielgruppe sind, werden das eventuell überhaupt nicht erwarten. Sehr positiv vom Inhaltlichen her möchte ich die vielen Beispiele hervorheben, die wie ein roter Faden durch das ganze Buch gehen. Dies ist besonders für Laien eine Unterstützung im Verständnis und bringt den Text auf lebendige Art und Weise an den Leser und die Leserin heran. Sicher wird dem Leser auch häufig eine Situation bekannt vor kommen. Die Autoren sind eben auch Praktiker. Ganz besonders schön sind die beiden Serien von Geschichten für die Kinder, die von Eltern vorgelesen werden oder von den Kindern selbst gelesen werden können. Es sind in der Tat Mutmach-Geschichten, die Kindern anhand von Rittern und Tieren zeigen können, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann.

Fazit

Die Autoren geben interessierten Eltern von schüchternen und/oder ängstlichen Kindern die Möglichkeit, sich in verständlicher Sprache, ohne viel Theorie, in die Thematik einzulesen, ihre Kinder gezielter beobachten zu können und bei deren Problemen zu unterstützen. Es werden sehr viele Beispiele dargestellt und Wege aufgezeigt, wie Eltern ihren Kindern helfen können. Wenn Eltern genug Sensibilität haben, oder durch das Buch entwickeln, werden sie ihren Kindern zu mehr sozialer Kompetenz verhelfen können. Ängste zu überwinden, hilft der Entwicklung des Selbstbewusstseins. Und starke Kinder müssen das Ziel einer Gesellschaft sein. Angst gehört zum Leben, sie hilft Gefahren zu erkennen und zu umgehen, sie ist lebensnotwendig. Allerdings nur zu einem bestimmten Grad. Zu viel Angst kann eine normale und gesunde Entwicklung behindern. Wo genau ist die Grenze? Das Buch will helfen, diese Grenze zu erkennen. Jetzt ist es an den Eltern, sie wahrzunehmen und auch zu erkennen, wann sie als Laien überfordert sind und eventuell professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden soll. Für die erwähnte Zielgruppe stellt das Buch in jedem Fall eine Orientierung dar und bietet viele nette Geschichten. Der Kauf lohnt sich für die Zielgruppe, die eine verständlich geschriebene praktische Hilfe sucht.

Rezension von
Beate Sonsino
M.A. - Tätig in der Aus- und Fortbildung von Lehrern und pädagogischem Fachpersonal
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Es gibt 23 Rezensionen von Beate Sonsino.

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Zitiervorschlag
Beate Sonsino. Rezension vom 12.03.2012 zu: Sabine Friedrich, Volker Friebel: Kindern Mut machen. Hilfe bei Schüchternheit und Ängsten. Balance Buch + Medien Verlag (Köln) 2011. ISBN 978-3-86739-067-5. Reihe: Balance Ratgeber - Jugend + Erziehung. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/12487.php, Datum des Zugriffs 07.11.2024.


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