Winfried Palmowski: Systemische Beratung
Rezensiert von Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers, 15.12.2011

Winfried Palmowski: Systemische Beratung. Systemisch denken und systemisch beraten.
Kohlhammer Verlag
(Stuttgart) 2011.
132 Seiten.
ISBN 978-3-17-021803-1.
14,90 EUR.
Reihe: Fördern lernen - Band 14 - Beratung.
Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-17-025733-7 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.
Thema
In der Reihe „Fördern lernen“ des Kohlhammer Verlags werden Beratungskonzepte vorgestellt und auf das Arbeitsfeld Schule bezogen. „Das Buch führt in die wesentlichen theoretischen Grundlagen systemischer Beratung ein und verdeutlicht die wichtigsten Bausteine an Beispielen aus der Beratungspraxis“ (Klappentext)
Autor
Dr. Winfried Palmowski ist systemischer Berater, Therapeut und Supervisor. Er ist der Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Sonderpädagogik, Pädagogik bei Erziehungsschwierigkeiten und Integration an der Universität Erfurt
Entstehungshintergrund
Das Buch versteht sich als erziehungswissenschaftlicher Beitrag zum Thema Beratung im Feld Schule. Im Mittelpunkt steht dabei, Schule als System zu verstehen und Beratung als eine der Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Systems. Neben der theoretischen Grundlegung systemischer Beratungspraxis werden praktische Interventionen vorgestellt.
Aufbau und Inhalt
Kapitel 1 beschreibt die Bedeutung von Beratung und Beratungskompetenz im System Schule. Beratung wird dabei als wichtiger Baustein zur Entwicklung des Systems Schule verstanden.
Kapitel 2 beschreibt Grundmuster von Beratung (Der Berater als Experte vs. Der Klient als sein eigener Experte). Dazu werden zentrale kommunikationstheoretische und konstruktivistische Denkfiguren vorgestellt, die für das hier vorgestellte Verständnis von Beratung konstituierend sind
Kapitel 3 befasst sich intensiver mit der Bedeutung konstruktivistischer und systemischer Theorie für den hier vorgestellten Beratungsansatz. Dazu wird die Bedeutung narrativer Ansätze, vereinfacht ausgedrückt, des Erzählens und Sprechens für die Konstruktion und Bearbeitung von Problemen herausgestellt.
Kapitel 4 und Kapitel 5 liefern unter dem Titel „Bausteine für die Praxis 1 und 2“ konkrete Beispiele für Interventionen, die im ersten Teil vor allem systemische Fragen („angemessen ungewöhnliche Fragen“) betreffen. Im zweiten Teil werden Prinzipien für Interventionen (Bedeutung von Gegenwart und Vergangenheit, Funktionalität von Problemen, Nutzung der Sprache) und weitere Interventionen (u.a.Reflektierendes Team, Genogrammarbeit) vorgestellt. Das Kapitel endet mit einer kurzen Skizze zur richtigen Haltung des Beraters in der systemischen Beratung, die den – immer präsenten – Hintergrund für die konkreten Interventionen darstellt.
Kapitel 6 skizziert Veränderungen im System Schule, die denkbar werden, wenn Beratung nicht nur als konkrete Intervention in problematischen Situationen verstanden wird, sondern durch die unterschiedliche Haltung in der Beratung auch Haltungsveränderungen in sonstigen Kontakten in der Schule notwendig werden. Zentraler Bezugspunkt dieser Überlegungen ist die Würdigung des Dialogs als Handlungsprinzip zwischen allen Beteiligten
Diskussion
Das vorliegende Buch umfasst lediglich 125 Seiten,zzgl. der Literaturliste. Auf derart begrenztem Raum bietet es eine vorzügliche Einführung in das Thema „Systemische Beratung in der Schule“.
Systemisch-konstruktivistische Beratungsansätze verlangen einen radikalen Bruch mit gewohnten Denktraditionen, die tief in unserer Kultur verankert sind. Vertreter dieses Beratungsansatzes sprechen nicht grundlos von einer kopernikanischen Wende, die die Nutzung dieses Ansatzes in der Beratungsarbeit und in anderen Feldern bedeute.
Winfried Palmofsky gelingt es – in äußerst kompakter Form – das Thema Beratung im institutionellen Rahmen der Schule zu verankern und den systemischen Bruch mit gewohnten Denktraditionen durch die Vorstellung zentraler Begriffe nachvollziehbar zu machen. Dies wird ergänzt durch eine - zwangsläufige selektive – Vorstellung möglicher Interventionen. Die exemplarischen Beispiele werden durch eine Literaturliste ergänzt, die sowohl Klassiker als auch neuere Literatur, wissenschaftliche Grundlagentexte wie praxisnahe Hilfen bietet.
Das Buch ist sicher nicht geeignet, umfangreicheren Trainingsmaßnahmen als Literaturgrundlage zu dienen. Es ist sicher kein Ersatz für trainingsorientierte Fortbildungsmaßnahmen. Es scheint mir aber ganz vorzüglich geeignet, das komplexe Thema in sowohl übersichtlicher wie auch praxisnaher Weise vorzuführen. Es bietet eine sehr gute Einführung für alle interessierten Professionellen im System Schule und kann damit eine gute Grundlage für weitere Entscheidungen bilden.
Fazit
Eine kurze, praxisnahe Einführung in ein komplexes Thema.
Rezension von
Dipl. Soz.-Päd. Gerd Schweers
Systemischer Familientherapeut, Ausbilder der GwG (GF, SV), Supervisor DGSv
Lehrer für besondere Aufgaben (Theorien und Methoden der Sozialarbeit) i.R.
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