Angelika A. Schlarb: Praxisbuch KVT mit Kindern und Jugendlichen
Rezensiert von Dr. Alexander Tewes, 29.06.2012

Angelika A. Schlarb: Praxisbuch KVT mit Kindern und Jugendlichen. Störungsspezifische Strategien und Leitfäden ; mit Online-Materialien. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2012. 386 Seiten. ISBN 978-3-621-27694-8. D: 44,95 EUR, A: 46,50 EUR, CH: 59,90 sFr.
Thema
Das vorliegende Buch ist die Fortsetzung des bereits hier rezensierten Buches „Einführung in die KVT mit Kindern und Jugendlichen“ von Schlarb & Stavemann (2011). Im Gegensatz zum Vorgänger, der sich eher am störungsübergreifenden Ablauf der KVT orientiert, wird hier anhand ausgewählter Krankheitsbilder das konkrete Vorgehen in der Therapie dargestellt.
Herausgeberin
Dr. Angelika A. Schlarb, Dipl.-Psych. ist Kinder-Jugendlichen-Therapeutin mit Schwerpunkt auf KVT am Psychologischen Institut, Abt. für Entwicklungspsychologie in Tübingen. Bei diesem Buch ist sie nicht nur Herausgeberin – sie hat auch am Großteil der Artikel als Autorin mitgewirkt.
Aufbau und Inhalt
In den ersten zwei Kapiteln wird im Grunde der erste Band (s. o.) nochmals zusammengefasst. Wer diesen bereits gelesen hat, kann die ersten 56 Seiten des Buches überblättern. Anschließend wird die KVT bei folgenden Störungsbildern dargestellt:
- Hyperkinetische Störungen (Nina Spröber & Jasmin Grieb)
- Störungen des Sozialverhaltens (Martina Starck & Angelika A. Schlarb)
- Angsterkrankungen (Tanja Trotzki & Bodo Simon)
- Depressive und bipolare Störungen (Angelika A. Schlarb & Inga Bock)
- Enuresis (Svenja Tan Tjhen & Angelika A. Schlarb)
- Posttraumatische Belastungsstörung (Simone Matulis & Regina Steil)
- Schlafstörungen (Angelika A. Schlarb)
- Funktionelle Bauchschmerzen (Marco D. Gulewitsch & Angelika A. Schlarb)
- Kopfschmerzen (Angelika A. Schlarb & Inga Bock)
Sämtliche Kapitel sind in etwa nach demselben Muster aufgebaut: Auf eine Beschreibung des jeweiligen Störungsbildes folgt die Diagnostik desselben. Es werden i. d. R. Prävalenzen und Komorbiditäten beschrieben und anschließend ein Erklärungsmodel, das der Psychoedukation zugrunde liegen kann, geliefert. Anschließend wird die Therapie beschrieben, zum Teil nur das speziell kognitiv-behaviorale Vorgehen, manchmal jedoch auch weitere psychotherapeutische Interventionen oder medikamentöse Therapien (z.B. bei den hyperkinetischen Störungen, Kap. 3). Wie bereits im ersten Band wird die KVT für die Entwicklungsstufen Vorschulkinder, Grundschulkinder und Jugendliche beschrieben. Die Elternarbeit rundet die meisten Kapitel ab. Zu den jeweiligen Kapiteln werden teilweise Therapiematerialien geliefert, die auch online zum Herunterladen zur Verfügung stehen.
Diskussion
Wesentliche Punkte wurden bereits in der Rezension des ersten Bandes (vgl. die Rezension) besprochen. Daher soll an dieser Stelle vor allem auf die Besonderheiten dieses Buches eingegangen werden. Die Beschreibung des Vorgehens anhand konkreter Störungsbilder macht die grundlegenden Ideen der KVT wesentlich deutlicher als dieses noch im ersten Band der Fall war. Dennoch erscheint die Auswahl der beschriebenen Störungsbilder eher willkürlich, es hätten durchaus weniger oder auch mehr sein können. Insgesamt wirkt es teilweise ein wenig so, als hätte die Herausgeberin bei der Auswahl vor allem auf die Bereiche zurückgegriffen, in denen sie sich persönlich besonders gut auskennt und diese um die in der klinischen Praxis am häufigsten auftretenden Störungsbilder ergänzt. Dies bleibt jedoch spekulativ. Wenn dem so sei, wäre es auch legitim. Die gelieferten Onlinematerialien sind nicht wirklich hilfreich, da sie eher exemplarisch ausgewählt scheinen. Einige der Autoren verzichten folgerichtig auch komplett auf solche Arbeitsmaterialien. Insgesamt können die jeweiligen Kapitel natürlich nicht den Tiefgang eines speziellen Therapiemanuals erreichen und das spezifische Vorgehen daher nur grob illustrieren. Es gelingt den Autoren jedoch hervorragend, die grundlegenden Ideen der KVT plastisch darzustellen. Um dies in der Praxis umzusetzen erfordert es jedoch eine weitere Vertiefung mit der Materie, beispielsweise über die genannte weiterführende Literatur.
Fazit
Wie bereits beim ersten Band erwähnt, setzen beide Bücher eine fundierte Grundkenntnis im Bereich verhaltenstherapeutischer Techniken voraus. Insofern sind sie vor allem für approbierte Therapeuten dieser Ausrichtung zu empfehlen. Für diese sind beide Bücher jedoch quasi unentbehrlich. Falls beide Bücher zu teuer seien sollten, sollte vor allem auf diesen Band zurückgegriffen werden.
Rezension von
Dr. Alexander Tewes
Instituts- und Ausbildungsleiter LAKIJU-VT (Lüneburger Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichen-Verhaltenstherapie), Psychiatrische Klinik Lüneburg gemeinnützige GmbH im Verbund der Gesundheitsholding Lüneburg
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