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Clemens Tesch-Römer, Jochen Ziegelmann et al. (Hrsg.): Angewandte Gerontologie

Rezensiert von Dr. Christian Heidl, 13.07.2012

Cover Clemens Tesch-Römer, Jochen Ziegelmann et al. (Hrsg.): Angewandte Gerontologie ISBN 978-3-17-021402-6

Clemens Tesch-Römer, Jochen Ziegelmann, Jochen Philipp, Hans-Werner Wahl (Hrsg.): Angewandte Gerontologie. Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2011. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. 688 Seiten. ISBN 978-3-17-021402-6. 49,95 EUR.

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Thema

Die Publikation „Angewandte Gerontologie. Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen“ informiert praxisnah und interdisziplinär über zentrale gerontologische Themen und Interventionsfelder. Dabei rücken angewandte alterswissenschaftliche Inhalte wie Prävention im Lebenslauf, körperliche Aktivität, kognitive Gesundheitsförderung, Rehabilitation, Interventionen in der Pflege in den Fokus. Weiterführend wird auf die räumliche und technische Nahumwelt, Partizipation und Engagement sowie ethische und methodische Fragen eingegangen.

Herausgeber

Prof. Dr. Hans-Werner Wahl ist Leiter der Abteilung für Psychologische Alternsforschung am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer ist Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) in Berlin. Dr. Jochen P. Ziegelmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am DZA.

Entstehungshintergrund

Diese Veröffentlichung ist die zweite, vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage aus dem Themenbereich der Angewandten Gerontologie. Die Publikation unterscheidet sich von seinem Vorgänger, indem sich vertieft mit Gero-Interventionen auseinandergesetzt wird: Altern zu verbessern und zu optimieren. Die Anzahl 100 im Titel soll hervorheben, dass die Beitragszahl von 68 (Erstauflage) bedeutsam erhöht wurde, mit dem Ziel, dass das weite Feld der Interventionsgerontologie einer breiten Annäherung bedarf, um ein umfassendes Feld an Zielgruppen anzusprechen. Der Zielgedanke bestand mit der Neuauflage darin, die Interventions- und Anwendungsrelevanz der Beiträge umfassend zu erweitern. Weiterhin war es den Autoren wichtig, den Aspekt der Lebenslauforientierung der Interventionsgerontolgie sowie die genannte Differenzierung von Interventionen in Richtung des normalen versus des pathologischen Alterns deutlich zu machen. Die Perspektive der unterschiedlichen Disziplinen (Soziologie, Psychologie, Geriatrie, Pflege, Epidemiologie, Pädagogik, Sozialrecht und Politik) soll herausgestellt werden. Die Autoren ziehen den Begriff der Angewandten Gerontologie, welche sich mit den klassischen grundlagenwissenschaftlichen Bereichen und Disziplinen der Gerontologie und dessen Veränderungspotential aueinander-setzt gegenüber der Interventionsgerontologie vor, welche vornehmlich von den verfügbaren Maßnahmen ausgehen und deren theoretische Begründung sowie empirische Bewährung darlegen. Mit dieser Publikation soll ein Spagat zwischen Wissenschaft, Lehre und Anwendung erreicht werden.

Aufbau

Die Reihenfolge gliedert sich in fünf Teilkapitel.

Die Veröffentlichung beginnt mit dem Vorwort und der Einführung der Herausgeber Hans-Werner Wahl, Clemens Tesch-Römer und Jochen P. Ziegelmann, "Bewährte Interventionen und neue Entwicklungen: Zur zweiten Auflage der „Angewandten Gerontologie". Dieses Kapitel verdeutlicht ein Bild der aktuellen Situation und beschreibt eine einführende Überlegung hinsichtlich der Angewandten Gerontologie – als eine Angewandte Wissenschaft, über gestern, heute und morgen sowie neue Einsichten der „neuen“ Gerontologie.

Inhalt

Das erste Teil gibt einen Überblick über die Grundlagen und Basiskonzepte. Der Fokus liegt auf den Grundlagen und Herausforderungen gerontologischer Interventionen. Dabei wird vertieft auf multi- und interdisziplinäre Perspektiven, epidemiologische und neurowissenschaftliche Grundlagen ferner ethische Fragen und Grenzen von Interventionen eingegangen. Weiterführend werden interventionsgerontologische Basiskonzepte, welche sich mit interventionsrelevanten Konzepten der lebenslangen Entwicklung, Plastizität, Gesundheit und Krankheit sowie deren Ressourcen und Geriatrisches Assessment auseinandersetzen, vorgestellt. Den Abschluss des ersten Teils bilden die Sozialpolitische Rahmenbedingungen, welche von der Erwerbsbeteiligung im höheren Lebensalter über die Armut und die Alters- und Pflegesicherung, Gesundheitsversorgung und Höchstaltersgrenzen im Recht reichen.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit Interventionszugängen auf individueller Ebene. Diese ziehen einen Spannungsbogen von der Prävention im Lebenslauf, wo Formen und Bedeutung von Prävention, Entwicklungsberatung sowie differenzierte Präventionsformen (körperliche und dementielle Erkrankungen, psychische Krankheiten im Alter, Pflegebedürftigkeit, Hausbesuche und Suizid) im Fokus stehen. Fortlaufend setzen sich die Autoren mit der Unterstützung bei Herausforderungen des Alterns und Lebensendes, welche von der Lebensgestaltung über die Vorbereitung und den Umgang mit Pensionierung, Vorbereitung auf Verwitwung und dem Lebensende sowie Hospizbewegung und Sterbebegleitung, reichen. Im Anschluss wird der körperlichen Aktivität sowie der Alltagskompetenz und Freizeit vermehrte Aufmerksamkeit geschuldet. Hier werden die Verbesserung der Gehirnfunktionen und der kognitiven Leistungsfähigkeit durch körperliche Aktivität, der Erhalt und Wiedergewinnung von Alltagskompetenz und Freizeitgestaltung besprochen. Anknüpfend daran wird die kognitive Gesundheit und Krankheit, mit dem Fokus auf kognitive Trainingsmöglichkeiten ferner medikamentöse Intervention bei Demenz zu einer Lebensqualitätsverbesserung bei alten Menschen mit geistiger Behinderung vorgestellt. Die emotionale Gesundheit, Depression und verwandte Erkrankungen, genau genommen das Selbstmanagement und psychische Wohlbefinden bei älteren Menschen wird mittels Interventionen bei Depressionen und Ängsten sowie posttraumatischen Belastungsstörungen abgerundet. Die Psychotherapie und Rehabilitation beschließen das umfangreichste Kapitel dieser Veröffentlichung.

Der dritte Teil dieser Publikation setzt die Interventionen in der Nahumwelt älterer Menschen in den Fokus. Dabei werden umfassend Interventionen zur Förderung sozialer Beziehungen und Eingebundenheit vorgestellt, welche die Gestaltung sozialer Beziehungen im Alter, die Einsamkeit und Sexualität aber auch die Möglichkeit der Förderung der Generationenbeziehungen darlegen. Interventionen in der professionellen und informellen, sozialen Pflegeumwelt werden untermauert mit den pflegenden Berufen in der Altenhilfe, deren Fort- und Weiterbildung sowie der vermehrten aufkommenden Belastung, Beanspruchung und Burnout. Die Anzahl an pflegenden Angehörige steigt stetig aufgrund des demographischen Wandels. Abschließend werden Interventionen in der räumlichen und technischen Nahwelt beleuchtet, welche sich mit Arbeitsgestaltung, den Wohnmöglichkeiten, der Technik im Alltag und der Automobilität auseinandersetzen.

Der vierte Teil soll einen Einblick hinsichtlich der Interventionen im Quartier und in der kommunalen Umwelt älterer Menschen geben. Dazu werden Themenaspekte, wie Bildungsangebote, Selbsthilfe-Organisationen und Ältere mit Migrationshintergrund vorgestellt. Im Bereich Wohnen und Infrastruktur werden vornehmlich die aktuellen und zukunftsträchtigen Wohnformen für das Alter, der baulichen Gestaltung sowie dem Umzug im Alter beleuchtet. Die Partizipation und Engagement, wo Chancen und Risiken diskutiert werden, berichtet über die Veränderung von Altersbildern, Kriminalität und Gewalt, ehrenamtliches Engagement, alternde Single und ältere Menschen als Konsumenten .

Der fünfte Teil befasst sich abschließend mit den Methodenfragen zu Interventionsinstrumenten und Datenanalyseverfahren, welche Kriterien der entwicklungsorientierten Interventionsforschung, die Auswahl an Erhebungsinstrumenten sowie die Bedeutung von systematischen Reviews und Meta-Analyen darlegt. Die Gesundheitsökonomie liefert Aspekte von Interventionsprogrammen. Schlussendlich setzt sich die Evaluationsmethodologie und Implementierungsforschung mit der Qualitätssicherung und Evaluation, einem Modellprojekt zur Regelversorgung und den Prinzipien der Übersetzung und Implementierung in die Praxis auseinander.

Diskussion

Zusammenfassend steuerten einhundertdreißig international, renommierte Wissenschaftler ihren Beitrag zu dieser Veröffentlichung bei. Jeder Autor beteiligt sich mit seinem individuellen Fachgebiet und Expertise. Die Publikation wurde umfassend recherchiert. Der Sprach- und Schreibstil ist akademisch gehalten. Darüber hinaus ist es von großem Vorteil, dass ein Stichwortkapitel- am Ende des Buches hinzugefügt wurde. Somit lässt sich die Suche nach komplexen Wörtern vereinfachen. Ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren beschließen den Anhang.

Fazit

Die Publikation „Angewandte Gerontologie. Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen“ ist eine sehr interessante Veröffentlichung und bietet umfangreiches Wissen zu diesem aktuellen Thema. Ich kann das Werk uneingeschränkt empfehlen, weil der Leser ein umfassendes Kompendium zu der interdisziplinären Thematik der Angewandten Gerontologie erhält. Das Buch bietet grundlagenwissenschaftlich einen hervorragenden Überblick für Studierende sowie bereits tätige Wissenschaftler, welche sich interdisziplinär mit dem Themengebiet der Gerontologie auseinandersetzen. Der Leser erhält ein Werk, welches in den differenziertesten Bereichen der Alterns- und Lebenslaufforschung Hilfestellungen leistet sowie gerontologische Interventionskomponenten beleuchtet. Es gilt hervorzuheben, dass die Einteilung in kurze Beiträge eine sehr gute Übersicht bietet und der Informationsgehalt somit bestens gewährleistet ist. Weiterhin besticht diese Publikation durch eine umfassende Recherche, eine klare Strukturierung und gute Lesbarkeit. Wie Eingangs geschrieben, soll mit dieser Publikation ein Spagat zwischen Wissenschaft, Lehre und Anwendung erreicht werden. Dem kann ich aus meiner Perspektive vollends zustimmen.

Rezension von
Dr. Christian Heidl
Diplom-Pflegewirt (FH), MSc Dozent und Wissenschaftlicher Mitarbeiter SRH Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften Fürth, Forschungsinstitut IDC
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Es gibt 50 Rezensionen von Christian Heidl.

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Zitiervorschlag
Christian Heidl. Rezension vom 13.07.2012 zu: Clemens Tesch-Römer, Jochen Ziegelmann, Jochen Philipp, Hans-Werner Wahl (Hrsg.): Angewandte Gerontologie. Interventionen für ein gutes Altern in 100 Schlüsselbegriffen. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2011. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. ISBN 978-3-17-021402-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/12927.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.


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