Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit
Rezensiert von Prof. i.R. Dr. Peter Bünder, 28.02.2013
Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2012. 7., überarbeitete Auflage. 1140 Seiten. ISBN 978-3-7799-2082-3. D: 68,00 EUR, A: 70,00 EUR, CH: 99,00 sFr.
Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-7799-3163-8 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.
Thema
Das ausbildungs- und praxisbezogene Wörterbuch will Nachschlagewerk und zugleich eine Einführung in die Soziale Arbeit sein. Es stellt die fachlichen, rechtlichen, historischen und strukturellen Grundlagen der Sozialen Arbeit dar.
Herausgeber und Herausgeberin
Dieter Kreft, Staatssekretär a. D., ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin und Honorarprofessor der Universität Lüneburg. Ingrid Mielenz ist Dipl.-Soziologin. Bis 2004 war sie berufsmäßige Stadträtin für Jugend, Familie und Soziales in Nürnberg. Bis 2005 war sie Vorsitzende des Bundesjugendkuratoriums.
Aufbau und Inhalt
Aufgabe dieser Besprechung war, die Veränderungen in dem Buch seit der letzten vollständig überarbeiteten Auflage (vgl. die Rezension Rezension) von 2005 zu beschreiben und zu kommentieren. Dieses Nachschlagewerk umfasst mit 323 alphabetisch geordneten Stichwörtern nur fünf Beiträge weniger als in der 5. Auflage. Dieses Mal sind Beiträge von 207 Autorinnen und Autoren aufgenommen (2005 waren es 221). Das neue Verzeichnis der beteiligten Personen (Seite 1071 ff.) zeigt auf, dass hier wieder sehr viele Personen mitgeschrieben haben, die in der Sozialen Arbeit „Rang und Namen“ haben.
Die Grundidee, dass Soziale Arbeit von der Funktion und Aufgabe her nur als Querschnittsaufgabe gedacht werden kann, wurde von Kreft und Mielenz konsequent beibehalten. Es werden daher nicht nur die klassischen Gegenstände der Sozialen Arbeit behandelt, sondern auch Bezug genommen zu den angrenzenden Disziplinen und Professionen wie Recht, Psychologie, Soziologie, Ökonomie und Politik.
Bei den Wörterbuchartikeln finden sich Stichworte zu theoretischen Grundlagen, zur Geschichte der Sozialen Arbeit, zu Methoden, zu Rechtsgrundlagen, zu Zielgruppen und Praxisfeldern, zu Institutionen und Sozialadministration sowie zu Aus- und Weiterbildungen. Mit den 323 Stichwörtern sind nicht alle, jedoch die meisten relevanten Aspekte, die im Rahmen praktischer und theoretischer Beschäftigung bedeutsam sind, aufgegriffen und kurz und verständlich abgehandelt. Durch die Überarbeitung sind die entsprechenden gesetzlichen, politischen und sozialadministrativen Bezüge auf dem neuesten Stand.
Hilfreich an diesem Wörterbuch sind die vier aussagekräftigen und nützlichen Anhänge zu Organisationen und Institutionen, zu Zeitschriften der Sozialen Arbeit, zu Materialien und zu Internetzugängen. Zur Benutzerfreundlichkeit zählen auch das ausführliche Abkürzungsverzeichnis sowie das umfangreiche Sachregister, welche die Arbeit mit dem Buch sehr erleichtern.
Diskussion
Die Frage, ob bei der 7. Neuauflage nur von Aktualisierung und Verbesserung gesprochen werden kann, muss leider verneint werden. Da 323 Stichworte auf rund 1000 Seiten sehr umfangreich sind, wäre eine Überblick und Orientierung gebende Übersicht aller Stichworte am Anfang des Buches sehr hilfreich. Das Sachregister am Ende deckt nicht alle Wörterbuchartikel ab. Des Weiteren sind im Schlagwortverzeichnis Kürzungen vorgenommen worden, die nicht hilfreich sind. Es ist beispielsweise nicht verständlich, warum das Stichwort „Hartz-IV“ nicht mehr vorkommt.
Inhaltlich ist zu hinterfragen, wieso einzelne Entwicklungen in der Sozialen Arbeit der letzten Jahre nicht aufgegriffen werden. Auch wenn die Autoren auf ihren Anspruch hinweisen, möglichst keine kurzlebigen „Mode-Begriffe“ aufnehmen zu wollen (Seite 10), sollte bei einigen Entwicklungssträngen klar sein, dass es sich hier nicht um eine kurzzeitige Erscheinung handelt. Konnte 2005 in der Besprechung der 5. Auflage noch freundlich auf die wachsende Bedeutung der Internet-basierten „Neuen Medien“ hingewiesen werden, kann 2013 nur noch deutlich kritisiert werden, dass die Bedeutung dessen, was die soziale Fachwelt „Social Media“ nennt, scheinbar bei den Autoren (noch) nicht angekommen ist. Dies ist etwas verwunderlich, da beide Autoren immerhin angeben, fortlaufend „gegoogelt“ zu haben (Seite 11). Es wäre daher angebracht, zumindest das Stichwort „Online-Beratung“ zu finden. Auch bei der Wahrnehmung neuerer Methoden in der Sozialen Arbeit geht es augenscheinlich nicht so recht voran. Formen von Videoberatung, die niederschwellig Entwicklungspotenziale erschließen können – beispielsweise die Mikro-Videoanalyse von Downing oder die Marte Meo-Videoberatung nach Aarts –, fehlen. Während einerseits die voranschreitende Ökonomisierung der Sozialen Arbeit thematisiert wird, fehlt es auf der anderen Seite an der Beschäftigung mit den problematischen Folgen. Stichworte wie „Arbeitsverdichtung“ oder „Psychische Belastungsfaktoren“ mit den Unterpunkten Stress und Burnout-Gefährdung sucht man vergeblich.
Zielgruppen
Das Buch richtet sich einerseits an Personen, die innerhalb der Sozialen Arbeit tätig sind oder sich darauf in einem Studium vorbereiten, andererseits auch an jene, die im Rahmen ihrer Berufsausübung immer wieder mit Aspekten Sozialer Arbeit in Berührung kommen und darauf reagieren wollen.
Fazit
Dieses Buch ist zu Recht als „Standardwerk“ gekennzeichnet und wird – gemeinsam mit zwei anderen renommierten Werken – zur „Trias der Wörterbücher der Sozialen Arbeit“ gezählt. Diesem Urteil kann ich mich wieder – trotz Kritik in einzelnen Punkten -anschließen. In seiner Breite und Tiefe stellt dieses Buch eine unverzichtbare Grundlage für die Praxis und die Lehre der Sozialen Arbeit dar. Es sollte in jeder Fachbibliothek in dieser aktuellen Auflage nicht nur als Präsenz- sondern auch als Lehrbuch zur Ausleihe stehen.
Rezension von
Prof. i.R. Dr. Peter Bünder
Vormals Hochschule - University of Applied Sciences - Düsseldorf, Lehrgebiet Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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Zitiervorschlag
Peter Bünder. Rezension vom 28.02.2013 zu:
Dieter Kreft, Ingrid Mielenz (Hrsg.): Wörterbuch Soziale Arbeit. Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2012. 7., überarbeitete Auflage.
ISBN 978-3-7799-2082-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13087.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.
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