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Herbert Bassarak, Sebastian Noll (Hrsg.): Personal im Sozialmanagement

Rezensiert von Dr. Armin Müller, 06.07.2012

Cover Herbert Bassarak, Sebastian Noll (Hrsg.): Personal im Sozialmanagement ISBN 978-3-531-18354-1

Herbert Bassarak, Sebastian Noll (Hrsg.): Personal im Sozialmanagement. Neueste Entwicklungen in Forschung, Lehre und Praxis. Springer VS (Wiesbaden) 2012. 214 Seiten. ISBN 978-3-531-18354-1. 29,95 EUR.

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Thema und Herausgeber

Der Sozialsektor und seine Unternehmen sehen sich steigenden Anforderungen bezüglich Führung, Organisation und Personalqualität ausgesetzt. Gutes Personal wird einerseits zum Schlüsselfaktor für Erfolg der Unternehmen und Institutionen, andererseits stellt es für die meisten Betriebe auch der größte Kostenfaktor dar. Diese Beobachtungen sind Ausgangspunkt eines aktuellen Bandes zum Thema „Personal im Sozialmanagement“, der auf einer Tagung 2011 der Bundearbeitsgemeinschaft Sozialmanagement/Sozialwirtschaft in Stuttgart zurückgeht. Im Mittelpunkt stehen nicht nur neueste Entwicklungen aus der Praxis der Sozialwirtschaft, sondern auch Impulse aus der Forschung, die zur Problemlösung beitragen sollen. Wichtige Stichworte sind hier der zunehmende Fachkräftemangel, am frappantesten aktuell in der Frühpädagogik zu beobachten, die Unterscheidung der Rahmenbedingungen in Non-Profit- und For-Profit-Unternehmen und die Notwendigkeit einer stärkeren Einbindung bzw. Umsetzung von organisationssoziologischen Erkenntnissen und Methoden.

Herausgeber

Herausgeber des Bandes sind Herbert Bassarek, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft und Professor für Sozialarbeit und Sozialpädagogik an der Hochschule Nürnberg, sowie Sebastian Noll, Berater für Sozialunternehmen u.a. bei der Beratergruppe für Verbandsmanagement. Beide sind auch mit eigenen Beiträgen im Band vertreten.

Aufbau

Insgesamt enthält der Band zwölf Aufsätze die sich auf Themen aus dem gesamten Spektrum klassischen Personalmanagements beziehen, jeweils drei Beiträge widmen sich den Schwerpunktproblemen der Bereiche Personalentwicklung, Personalauswahl und Personalführung. Gerahmt werden sie von einem einleitenden Block von drei Aufsätzen, die grundlegende Ausgangsprobleme des Rahmenthemas beleuchten.

Inhalt

An dieser Stelle kann nicht ausführlich auf alle Aufsätze eingegangen werden, die wichtigen und spannenden seien aber genannt und diskutiert.

Eröffnet wird der Band von Bernd Maelicke mit einer historischen Herleitung des Aufstiegs des Sozialmanagements, in dem knapp und treffend die Anfänge ab den 70er und der Professionalisierungsschub seit den 90er Jahren benannt und darauf aufbauend wichtige Schlagworte aktueller Herausforderungen für einige Handlungsfelder skizziert werden. Ihm folgt Wolfgang Hoffmann, der in seinem Statement auf die Notwendigkeit verweist, Qualifizierung und Personalentwicklung auch für Mitarbeiter in der zweiten Hälfte ihrer Berufsbiographien anzugehen. Den Einleitungsblock rundet Herbert Bassarek ab. Er umreist das Spannungsfeld des Sozialmanagements zwischen (notwendiger) Professionalisierung einerseits und Verschlechterung der ökonomischen Rahmenbedingungen andererseits. In seinem Überblicksartikel schafft er es sehr gut, spezifische Handlungskompetenzen des Berufsfelds sowie die Besonderheiten eines qualitativen Wirkungscontrollings herauszuarbeiten.

In der Sektion Personalqualifikation fällt besonders positiv der Beitrag von Karl-Heinz Boeßenecker und Andreas Markert auf, die ihre jüngst erschienene Studie zu Studienangeboten im Bereich Sozialwirtschaft vorstellen. Eine Professionalisierung wird wesentlich von einer qualitativ hochwertigen Akademisierung der Berufsfelder abhängen und hier besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf, so die Autoren. Sie kritisieren die Dominanz von stark verbands- und trägerorientierten Aus- und Weiterbildungsstrukturen. Zwar stieg auch die Zahl der Studienplätze in den vergangenen 15 Jahren erheblich an, aber darunter litt auch die Qualität in einigen Bereichen und es mangelt weiterhin an berufsbegleitenden, trägerübergreifenden und dezentral realisierten Studienprogrammen.

Zwei weitere Beiträge runden das Themenfeld der Personalentwicklung ab. Klaus Grunwald führt in das Konzept des Dilemmatamanagements ein und Paul Brandl diskutiert die Möglichkeiten von Prozessorganisation als Aufgabenfeld für Sozialmanager.

In der Sektion Personalauswahl finden sich Beiträge zu modernen Formen des Recruitings (Brigitta Nöbauer) und den Möglichkeiten von Arbeitskräftewirtschaft in Projektnetzwerken (Carsten Wirth). Stefan Gesmann verweist mit seinem Aufsatz auf die Bedeutung von beruflicher Weiterbildung für den Bereich Soziale Arbeit. Sie diene der Qualitätssicherung der jeweiligen Dienste aber auch der ständigen Irritation und damit der Weiterentwicklung der eigenen Organisation.

Etwas widersprüchlich fällt der Beitrag von Michael Herzka zur speziellen Führungsethik in Sozialen Organisationen aus. Einerseits arbeitet er klar heraus, dass Führungskräfte im Sozialsektor besonders stark den Anforderungen und Widersprüchen an „Unternehmen der Moral“, die stärker als andere Firmen auf Vertrauen und Glaubwürdigkeit angewiesen seien, ausgesetzt sind. Andererseits relativiert er diese Sonderrolle, wenn er vor der Gefahr der Überforderung warnt. Interessant wäre hier der empirische Blick in die Praxis gewesen, der aber erst im letzten Absatz angekündigt und sehr summarisch als positiv bewertet wird.

Interessant ist auch die Analyse der Funktion des mittleren Managements durch Sebastian Noll. Aus organisationswissenschaftlicher Forschung ist ja für unterschiedliche Kontexte auf deren Bedeutung für Erfolge und Misserfolge verwiesen worden, sodass es nicht verwundert, wenn dies auch für Soziale Organisationen gilt. Noll stellt hierfür das Promotorenmodell von Peter Schwarz vor, in dem das mittlere Management v.a. als „Sozialpromotoren“ definiert werden, also diejenigen, die Machtentscheidungen nach unten kommunizieren und Veränderungen bei den Beschäftigen implementieren müssen.

Einen überzeugenden Schlusspunkt setzt Wolf Rainer Wendt, der auf die sehr wichtigen und für viele Sozialbereiche unabdingbare Einbindung von Freiwilligen und Nicht-Professionellen (Familie, Nachbarn, Freunde) in eine „Partnerschaft der Sorgenden“ verweist. Hier ist v.a. die Gewinnung und entsprechende Qualifizierung der Hauptamtlichen zu nennen, die über das Funktionieren solcher Netzwerke entscheiden.

Diskussion und Fazit

Auch wenn nicht jeder Einzelbeitrag voll überzeugen kann oder Neues zum Thema beiträgt, fällt der Gesamteindruck positiv aus. Der tägliche Blick in die Medien zeigt, wie aktuell, wichtig aber auch komplex das Thema ist. Viele Beiträge tragen hier den aktuellen Stand der Diskussion an der Schnittstelle von Forschung und Praxis zusammen und geben Impulse, in welche Richtung Erfolge und Lösungen zu erwarten sind.

Rezension von
Dr. Armin Müller
Studiengangsleiter Institut für Pädagogikmanagement, Steinbeis-Hochschule Berlin
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Es gibt 8 Rezensionen von Armin Müller.

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Zitiervorschlag
Armin Müller. Rezension vom 06.07.2012 zu: Herbert Bassarak, Sebastian Noll (Hrsg.): Personal im Sozialmanagement. Neueste Entwicklungen in Forschung, Lehre und Praxis. Springer VS (Wiesbaden) 2012. ISBN 978-3-531-18354-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13322.php, Datum des Zugriffs 05.06.2023.


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