Eckart Osborg: Handlungsprinzipien bei Kinder- und Jugendgewalt
Rezensiert von Prof. Dr. Matthias Brungs, 20.09.2012

Eckart Osborg: Handlungsprinzipien bei Kinder- und Jugendgewalt. Ein Leitfaden für die pädagogische Praxis. Pro Business (Berlin) 2012. 132 Seiten. ISBN 978-3-86386-071-4. D: 17,50 EUR, A: 18,00 EUR.
Thema
Ausgehend von vielfältigen Erfahrungen in der Supervision von PädagogInnen beabsichtigt der Autor mit der vorliegenden Veröffentlichung eine Handreichung explizit für PraktikerInnen vorzulegen, die in ihrem Berufsalltag mit Gewalt von Kindern und Jugendlichen zu tun haben.
Autor
Eckart Osborg hat Rechtswissenschaften studiert und Zusatzstudien in Soziologie und Psychologie absolviert. Er bringt langjährige Erfahrung in Supervision von pädagogischen MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen Feldern der Sozialen Arbeit und der schulischen wie außerschulischen Bildung mit. Bis 2007 war er Professor für Familien- und Jugendhilferecht am Fachbereich Sozialpädagogik der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg.
Aufbau und Inhalt
Grob betrachtet ist das Buch in drei Teilen gegliedert.
- Zunächst werden die Termini Gewalt und Aggression voneinander abgegrenzt und definiert, Ursachen für Gewalt skizziert sowie ein Grundverständnis für die pädagogische Arbeit mit gewalttätigen Jugendlichen (in Abgrenzung zum therapeutischen Setting) dargelegt.
- Teil zwei des Buches enthält eine Vielzahl von Handlungsprinzipien, die professionelles Verhalten im Umgang mit Gewalt von Kindern und Jugendlichen beschreiben und gleichzeitig psychologische Hintergründe für Gewalthandlungen aufdecken sollen. Insbesondere Letztgenanntes zielt darauf ab, das fachliche Verständnis der PädagogInnen für das auffällige Verhalten der Kinder und Jugendlichen sowie die Reflexion des eigenen Handelns zu erweitern.
- Der letzte Teil, der mit dem Titel „Pädagogischer Kontext“ überschrieben ist, behandelt die Frage der Beziehungsgestaltung von Professionellen zu ihrer jugendlichen Klientel aus unterschiedlicher Perspektive. Er endet mit einer kurzen unkommentierten Skizzierung der beiden Verfahren: Mediation und Anti-Aggressivitätstraining.
Insgesamt favorisiert der Autor bei seiner Betrachtung der Thematik eine psychoanalytische Perspektive. Verhaltens- oder systemtheoretische Ansätze werden nicht und der Einfluss struktureller gewaltförderlicher Bedingungen nur am Rande berücksichtigt.
Hervorgehobene Leitgedanken und Thesen, Fallbeispiele, bunte Illustrationen sowie Raum für Notizen am Ende der jeweiligen Abschnitte laden auch wenig Belesene ein, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Zielgruppe
Osborg spricht mit seinem Leitfaden PädagogInnen in allen Berufsfeldern an, die in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Kontakt haben und in diesem Zusammenhang mit Gewaltsituationen konfrontiert sind: LehrerInnen, SozialpädagogInnen, ErzieherInnen, Ehrenamtliche in der Jugend- und Vereinsarbeit, usw.
Fazit
Das Buch enthält konkrete Leitgedanken für die pädagogische Arbeit mit (gewaltbereiten) Kindern und Jugendlichen. Für die anvisierte Zielgruppe von PraktikerInnen stellt es eine nützliche Hilfe für den Berufsalltag dar. Durch seine Aufmachung (thesenartige Handlungshilfen und -anweisungen) birgt es allerdings die Gefahr einer unangemessenen „rezeptologischen“ Anwendung. Denjenigen PraktikerInnen, die sich tiefer mit dem Thema beschäftigen wollen, bleibt daher eine Auseinandersetzung, in der auch weitergehende (theoretische) Hintergründe von Kinder- und Jugendgewalt diskutiert werden, nicht erspart.
Rezension von
Prof. Dr. Matthias Brungs
Duale Hochschule Baden-Württemberg
- Villingen-Schwenningen -
Fakultät für Sozialwesen
Es gibt 11 Rezensionen von Matthias Brungs.
Zitiervorschlag
Matthias Brungs. Rezension vom 20.09.2012 zu:
Eckart Osborg: Handlungsprinzipien bei Kinder- und Jugendgewalt. Ein Leitfaden für die pädagogische Praxis. Pro Business
(Berlin) 2012.
ISBN 978-3-86386-071-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13360.php, Datum des Zugriffs 07.02.2023.
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