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Jörg Maywald: Kinder haben Rechte!

Rezensiert von Marianne Kleiner-Wuttke, 30.05.2012

Cover Jörg Maywald: Kinder haben Rechte! ISBN 978-3-407-25687-4

Jörg Maywald: Kinder haben Rechte! Kinderrechte kennen - umsetzen - wahren ; für Kindergarten, Schule und Jugendhilfe (0 - 18 Jahre). Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2012. 232 Seiten. ISBN 978-3-407-25687-4. D: 24,95 EUR, A: 25,60 EUR, CH: 35,90 sFr.
Reihe: Pädagogik.

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Thema

Kinder haben nicht nur Wünsche und Bedürfnisse. Kinder haben Rechte, die in der Kinderrechtskonvention niedergelegt sind. Die Erwachsenen, primär Eltern und Pädagogen tragen die Verantwortung dafür, dass die Kinder zu ihren Rechten kommen.

Autor

Der Autor Prof. Dr. Jörg Maywald setzt sich vehement für die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz ein. Er studierte Soziologie, Psychologie und Pädagogik, ist Mitbegründer des Berliner Kinderschutz-Zentrums und war viele Jahre in der Kinder- und Jugendhilfe, im Jugendgesundheitsbereich und in der Erwachsenenbildung tätig. Seit 1995 ist er Geschäftsführer der Deutschen Liga für das Kind, seit 2002 Sprecher der National Coalition für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland und seit 2011 Honorarprofessor an der Fachhochschule Potsdam.

Aufbau

Das Buch gliedert sich nach der Einleitung in folgende acht Themenbereiche:

  1. Warum eigentlich Kinderrechte?
  2. Kinderrechte- ein Blick zurück
  3. Das Gebäude der Kinderrechte
  4. Kinderrechte in Deutschland
  5. Kindeswohl und Kinderrechte
  6. Der Kinderrechtsansatz
  7. Kinderrechte in der Praxis
  8. Ausblick

Inhalt

Als Kinderrechte werden die Rechte von Kindern und Jugendlichen bezeichnet. Weltweit festgeschrieben sind sie in der UN-Kinderrechtskonvention, welche jedem Kind Schutz, Förderung und Beteiligung garantiert. 193 Staaten haben die Konvention ratifiziert, darunter auch Deutschland. Der Autor macht aufmerksam und setzt sich dafür ein, dass sowohl Politik als auch Gesellschaft die Kinderrechte verwirklichen – in Deutschland und in den ärmsten Ländern der Welt.

Ein Blick zurück in die Vergangenheit macht deutlich, wie sich sowohl das gesellschaftliche Bild vom Kind gewandelt hat, als auch die Kinderrechte im Laufe der Jahre verändert haben. Explizit geht der Autor auf die Entwicklung der Kinderrechte in Deutschland ein und beschreibt die Diskrepanz zwischen rechtlichen Grundlagen, die bereits geschaffen wurden und der Umsetzung, diese Rechte tatsächlich zu leben. Dabei hinterfragt er zum Beispiel den Ausschluss des Wahlrechts von Kindern.

Eine Definition des Begriffs „Kindeswohl“ ist nicht eindeutig auszumachen. Der Autor diskutiert unterschiedliche Definitionen und erläutert Bestimmungen des Kindschafts-und Familienrechts (BGB) und des Sozialrechts (SGBVIII). Besonders hervorgehoben werden die Grundbedürfnisse von Kindern durch das von Maslow (Mitbegründer der Humanistischen Psychologie) entwickelte Modell der Bedürfnispyramide. Die festgeschriebenen Grundrechte und die Grundbedürfnisse von Kindern schaffen nach Maywald eine definitorische Orientierung. Bei der Umsetzung von Kinderrechten in Familien, Kindertagesstätten, Schulen, der Kinder- und Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen weist Maywald auf erhebliche Defizite hin und gibt Anregungen, wie Menschenrechtsbildung in Familie und Institutionen im Sinne des demokratischen Verständnisses gefördert werden kann. Anschließend fasst der Autor die zentralen kinderrechtlichen Problemlagen und die daraus resultierenden Forderungen der National Coalition zusammen.

Thematisiert und diskutiert wird die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz und wie schon erwähnt ein Wahlrecht für Kinder.

Abschließend hat der Leser die Möglichkeit, sein Wissen in Sachen Kinderrechte durch einen Multiple Choice Test zu überprüfen. Darüber hinaus bietet der Autor eine Checkliste zur Umsetzung der Kinderrechte in der pädagogischen Arbeit an.

Nachzulesen ist im Anhang die UN-Kinderrechtskonvention über die Rechte des Kindes vom 20. November 1989 im Wortlaut.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis und Adressen von wesentlichen internationalen und nationalen Institutionen zu Kinderrechten geben Hinweise auf weiterführende Informationen für diejenigen, die sich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen möchten.

Diskussion

Dieses Buch bietet dem Leser einen umfassenden Einblick in die weltweit bestehenden Kinderrechte. Schon in der Einführung werden wesentliche Fragestellungen präsentiert, die sich auf die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, die weltweit verbindlich festgelegten Kinderrechte beziehen. Der Autor differenziert und definiert Schlüsselbegriffe wie „Menschenrechte“ und „Menschenwürde“. Er begründet schlüssig die Notwendigkeit des Begriffs der „Kinderrechte“ und der daraus resultierenden Konvention. Die Entwicklung der Kinderrechte ist detailliert beschrieben und abschließend tabellarisch noch einmal zusammen gefasst. Diese hervorragende tabellarische Übersicht, in der wesentliche Eckdaten noch einmal gebündelt dargestellt sind, begleitet den Leser erfreulicherweise auch in weiteren Zusammenhängen durch das Werk. Der Beginn der Sozialen Arbeit Mitte des 19. Jh. hat den Blick auf das Kind stark verändert und wird nur am Rande erwähnt. Dabei bezieht der Autor die systemische Sichtweise durchaus mit ein, benennt diese jedoch nicht ausdrücklich.

Auf die Frage nach der Umsetzung von Kinderrechten geht der Autor sympathisch stark auf die Bedürfnisorientierung am Kind ein. Die dafür notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen im Denken und Handeln hinsichtlich derzeitig noch weit verbreiteter Kommunikationsstrukturen hin zu bedürfnisorientierter Kommunikation werden nur ansatzweise diskutiert.

Das Thema Wahlrecht für Kinder hat Maywald äußerst interessant aufbereitet. Wünschenswert und hilfreich wäre hierbei eine ausführlichere entwicklungspsychologische Diskussion über die Entscheidungsfähigkeit von Kindern.

Die Checkliste zur Umsetzung der Kinderrechte in der pädagogischen Arbeit ist sehr umfangreich und praxistauglich. Hilfreich wäre hier der Hinweis einer notwendigen Professionalisierung und Vermittlung systempädagogischer Grundlagen insbesondere für die Pädagogen in Kindertagesstätten.

Gespart hat der Autor mit Quellennachweisen oder weiterführender Literatur im Text (vgl.S.162, Kinderarmut in Deutschland). Wer sein Wissen also in bestimmten Themenbereichen vertiefen möchte, sollte sich auf selbsttätige Recherche einstellen.

Fazit

Dieses Buch ist durch die differenzierte theoretische Einführung in das Thema Kinderrechte für die pädagogische Praxis als Lehrbuch sehr gut geeignet. Leser, die mit wissenschaftlichen Texten noch nicht vertraut oder ungeübt sind, könnten anfangs etwas Mühe haben, dem Autor zu folgen. Die Mühe lohnt jedoch in jedem Fall, denn belohnt wird der Leser mit einem auf das Thema bezogenen inhaltlich gut strukturierten, außerordentlichen Wissensfundus – den wesentlichen Informationen zum Thema Kinderrechte und die vom Autor beschriebenen, durchaus realistisch erscheinenden Umsetzungsvorschläge von Kinderrechten für die Praxis in pädagogischen Institutionen.

Rezension von
Marianne Kleiner-Wuttke
Pädagogin, Autorin, Referentin und Trainerin
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Es gibt 6 Rezensionen von Marianne Kleiner-Wuttke.

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Zitiervorschlag
Marianne Kleiner-Wuttke. Rezension vom 30.05.2012 zu: Jörg Maywald: Kinder haben Rechte! Kinderrechte kennen - umsetzen - wahren ; für Kindergarten, Schule und Jugendhilfe (0 - 18 Jahre). Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2012. ISBN 978-3-407-25687-4. Reihe: Pädagogik. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13384.php, Datum des Zugriffs 09.09.2024.


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