Heiko Roehl, Brigitte Winkler u.a. (Hrsg.): Werkzeuge des Wandels
Rezensiert von Prof. Dr. Michael Mroß, 06.07.2012

Heiko Roehl, Brigitte Winkler, Martin J. Eppler, Casper Fröhlich (Hrsg.): Werkzeuge des Wandels. Die 30 wirksamsten Tools des Change-Managements.
Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH
(Stuttgart) 2012.
304 Seiten.
ISBN 978-3-7910-3124-8.
D: 39,95 EUR,
A: 41,10 EUR,
CH: 54,00 sFr.
Reihe: Systemisches Management.
Herausgeber und Herausgeberin
Heiko Roehl ist Leiter Unternehmensorganisation und Honorarprofessor in Freiburg. Brigitte Winkler ist Unternehmensberaterin. Martin J. Eppler ist Professor für Medien- und Kommunikationsmanagement in St. Gallen. Casper Fröhlich ist Unternehmensberater und Coach.
Entstehungshintergrund und Thema
Die Herausgeber entlehnen das Thema ihres Werkes einer Rubrik der Zeitschrift „OrganisationsEntwicklung – Zeitschrift für Unternehmensentwicklung und Change Management“, bei welcher sie zugleich auch das Redaktionsteam bilden. Die Werkzeugkiste der Organisationsentwicklung erfreut sich in dieser Zeitschrift eines steten Interesses, so dass die Herausgeber dieses zum Anlass nahmen, ausgewählte Werkzeuge in zusammenhängender Form zusammenzutragen. Nach Angabe der Herausgeber wurde dabei auf „erprobte Best Practices“ (S. 3) abgestellt, die dem Leser in 30 Tools bzw. Werkzeugen auf rund 300 Seiten präsentiert werden.
Aufbau und Inhalt
Das Werk umfasst insgesamt 10 Kapitel, wobei die Kapitel 3 bis 9 sich der Darstellung konkreter Werkzeuge widmen.
Nach einleitenden Worten (Kapitel 1) sorgt das Kapitel 2 für „Ordnung im Werkzeugkasten“. Die einzelnen Werkzeuge werden kurz in Tabellenform der Reihe nach vorgestellt und anhand von vier Kriterien charakterisiert. Als Kriterien dienen
- der zeitliche Aufwand des jeweiligen Werkzeugs,
- die empfohlene Gruppengröße,
- die Freiheitsgrade, die ein Werkzeug für individuelle Gestaltbarkeit zulässt sowie
- die Frage inwiefern ein Werkzeug das Gemeinschaftserlebnis fördert.
Alle Kriterien erfahren eine „Operationalisierung“, die jedem Werkzeug individuell zugeordnet wird. Leser, die sich neu über mögliche Werkzeuge informieren wollen, erhalten so ein gut nachvollziehbares Orientierungsraster. Aber auch (potentiellen) Organisationsentwicklern – und die stellen wohl die tatsächliche Zielgruppe dieses Buches dar – bieten diese Kriterien gerade für ggf. unerprobte oder unbekannte Werkzeuge eine durchaus nützliche Einstiegshilfe. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass sich das Buch eher an Praktiker der Organisationsentwicklung und -beratung wendet. Wissenschaftlicher Tiefgang ist nicht zu erwarten, das ist nicht das Ziel eines Werkzeugkastens und dafür sind die Beiträge auch zu kurz. Entsprechend werden Gründe für die Heranziehung gerade dieser Kriterien nicht genannt und es bleibt eben offen, welche Zuordnung sich bei alternativ denkbaren Kriterien ergeben hätte. Der Leser muss daher auch die Bewertung der Kriterien je Werkzeug ohne entsprechende Begründung so hinnehmen, wie sie vorgenommen werden.
Sehr bereichernd wirken die verschiedenen Vorortungen der Werkzeuge. Je nach Beratungszusammenhang erfährt der Leser mehrere Möglichkeiten, um einen distanzierten Blick auf die Werkzeuge zu werfen. So wird unterschieden nach Einsatzphase, Realisierungs-Medium und der institutionellen (Außen- vs. Innenorientierung) und zeitlicher Orientierung. Leider wird auf diese verschiedenen Perspektiven im Weiteren nicht näher eingegangen. Besonders für den thematisch etwas fortgeschrittenen Leser wäre eine Diskussion bzw. ein Quervergleich dieser Sichtweisen interessant gewesen. Das Buch selbst folgt schließlich in seiner Ordnung nach Einsatzphasen:
Kapitel 3 behandelt Werkzeuge aus der Phase „Den Wandel vorbereiten“ (5 Werkzeuge), Kapitel 4 die Phase „Kontexte verstehen“ (5 Werkzeuge) und Kapitel 5 behandelt Werkzeuge zum Thema „Zukünfte erleben“ (4 Werkzeuge). In den Kapiteln 6 bis 9 werden schließlich die Phasen „Lernen gestalten“ (3 Werkzeuge) und „Veränderungen bewerten“ (3 Werkzeuge) dargestellt.
Vor jedem Kapitel, d.h. vor jeder Phase, werden die folgenden Werkzeuge in ein bis zwei Sätzen prägnant beschrieben, was nur dann redundant erscheint, wenn die beschriebenen Werkzeuge gut bekannt sind. Jedem einzelnen Werkzeug wiederum ist ein Tabellenblock vorangestellt, der die oben beschriebenen Kriterien für das jeweilige Werkzeug enthält. Auf diese Weise eignet sich das Buch auch den Charakter eines raschen Nachschlagewerkes für den eiligen Leser oder Berater an. Diese Struktur vermag auch dem Praktiker als Entscheider in der (Sozial-) Wirtschaft eine Hilfe sein, wenn es darum geht, Angebote von Organisationsberatern etwas eingehender auf Herz und Nieren zu prüfen. Sowohl die Kriterien als auch die beschriebenen Werkzeuge können dem Entscheider, wenn er schon nicht selbst Fachmann ist, doch zumindest elementare (i.S.v. „besser als nichts“) Auskunft über den Professionalisierungsgrad des Anbieters geben.
Diskussion und Fazit
Wie bei Herausgeberwerken üblich, variiert die Qualität der Beiträge. Bei immerhin über 30 Autoren ist es somit kaum möglich eine allgemeine Einschätzung abzugeben, die allen Beiträgen gerecht wird. Je nach eher theoretischem oder praktischem Hintergrund des Verfassers spiegelt sich die berufliche Haupttätigkeit mehr oder weniger deutlich auch in den Beiträgen wider. Dass es den Herausgebern gelungen ist, die Beiträge rein quantitativ in etwa auf einer Linie zu halten und auf diesem Wege keine unausgesprochene Schwerpunktlegung vorzunehmen, ist nicht selbstverständlich und daher zu würdigen. Hinzutritt, dass alle Beiträge auf die gleiche Weise strukturiert sind (Einführung, Methode, Besonderheiten in der Anwendungspraxis, Literatur), was dem Leser den Vergleich und das Verständnis der Werkzeuge sehr erleichtert.
Inhaltlich gelingt es, auch unter Berücksichtigung der obigen Hinweise der qualitativen Heterogenität, insgesamt durchaus ausgewogene Beiträge zusammenzustellen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, vollziehen die Autoren den Spagat zwischen theoretischem Hintergrund und praxisorientierter Erläuterungen bemerkenswert gut. Der vorliegende Werkzeugkasten ist trotz der Kurzweiligkeit der Beiträge weit entfernt davon eine Ansammlung von „Quasi-Checklisten mit Begleittext“ zu sein, wovon es in der Change Management-Literatur nur so wimmelt. Wer derartiges sucht, den wird das Buch enttäuschen. Wohltuend distanziert (nicht nur, aber gerade im Epilog) werden die „tools“ in einer Weise dar- und vorgestellt, die dem geneigten Anwender das eigene Nachdenken nicht erspart bzw. nicht ersparen will, soll und kann.
Rezension von
Prof. Dr. Michael Mroß
Professur für Sozialmanagement, insbes. Organisation und Personalmanagement in der Sozialwirtschaft, Technische Hochschule Köln - TH Köln
Mailformular
Es gibt 12 Rezensionen von Michael Mroß.
Lesen Sie weitere Rezensionen zum gleichen Titel: Rezension 13229
Zitiervorschlag
Michael Mroß. Rezension vom 06.07.2012 zu:
Heiko Roehl, Brigitte Winkler, Martin J. Eppler, Casper Fröhlich (Hrsg.): Werkzeuge des Wandels. Die 30 wirksamsten Tools des Change-Managements. Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH
(Stuttgart) 2012.
ISBN 978-3-7910-3124-8.
Reihe: Systemisches Management.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13400.php, Datum des Zugriffs 04.12.2023.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.