Julia Reinecke: Street-Art, Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz
Rezensiert von Dr. Maurice Schulze, 10.12.2012

Julia Reinecke: Street-Art, Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz.
transcript
(Bielefeld) 2012.
200 Seiten.
ISBN 978-3-89942-759-2.
26,80 EUR.
Urban Studies.
Autorin
Die Autorin ist Kulturwissenschaftlerin.
Aufbau und Inhalt
Street-Art – Kunst, deren Ausstellungen sich auf der Strasse im öffentlichen Raum wiederfinden, unterzieht Julia Reinecke einer wissenschaftlichen Analyse. Nach einer vierjährigen qualitativen Untersuchung international bekannter Künstler dieser Subkultur, präsentieren sich Ihre Ergebnisse in nun zweiter Auflage.
Als Post-Graffiti zeichnet Reinecke, einer Begriffsdefinition von Street-Art folgend, deren Entstehungsgeschichte nach und erläutert hierin die Grundzüge dieser frühen Kunstform, sowie den Übergang von Graffiti zur Street-Art. Anhand einer Differenzierung der Ansätze von Street-Art kommen exemplarisch namenhafte Akteure zur Sprache, welche Reinecke während ihrer langjährigen Forschung zu diesem Thema interviewt hat. Die Diversität einer neuen Kunstform wird darin bilderreich beschrieben und durch fotografische Arbeiten deutlich und anschaulich gemacht. Einer näherer Betrachtung unterzieht die Autorin bekannte Künstler, wie BlekLe Rat, Shepard Fairey, Banksy und weitere. Deren Erfolgsgeschichte und die jedem Künstler je eigenen Stile werden dabei beschrieben.
Der historischen Zeichnung der Entstehung dieser neuen Kunstform folgt ein kurzer Abschnitt der theoretischen Grundlagen von Gegen-, Jugend, und Subkultur, in der die Autorin vor allem Bezug auf die Subkulturtheorie von Sarah Thornton Bezug nimmt. Folgend wird Street-Art-Subkultur grundlegend und als Kommunikationsform erläutert, worin Interviewausschnitte der Illustration dienen. Ebenso wird auf den einhergehenden Kleidungsstil verwiesen.
Mit der Verknüpfung Bourdieus Feldtheorie folgt ein abschließender dritter Teil, in welchem Street-Art mit den theoretischen Werkzeugen von symbolischen Kapital, Habitus und Feld analysiert werden soll. Als angewandte Kunst versteht Reinecke Street-Art als künstlerische Ausdrucksweise mit vielen Parallelen zu Pop-Art, Land-Art und weiterer Formen. Ebenso zeigt Sie Verknüpfungen mit Guerilla-Marketing, Werbung und Imageproduktionen auf. Abschließend erläutert Reinecke die Methodik ihrer Forschung, in der sie ihre Arbeit als Ethnographie beschreibt. Als ihre Methoden nennt sie die teilnehmende Beobachtung, Forschungstagebuch und halbstandardisierte Interview an. Die Autorin verweist hier auf eine mehrjährige Untersuchung in London, Brasilien und Deutschland.
Diskussion
Reinecke liefert mit ihrer Arbeit „Street-Art. Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz“ einen Überblick über das facettenreiche Spielfeld einer sich in kürzester Zeit flächendeckend ausbreitenden Kunstform. Zur Sprache kommen dabei ausgewählte Vertreter, deren Interviews einen O-Ton zur historischen Entwicklung und deren Spielarten bieten. Die spärliche aber treffende Auswahl der Fotografien machen die behandelten Themen anschaulich.
Fazit
Einordnungen in die verschiedenen Kontexte von Subkultur, (Selbst-)Marketing, Kommerz und Kunst bleiben schemenhaft und übersichtlich. Hier beschränkt sich die Autorin auf wenige bekannte Akteure, die Sie beschreibt und in den Gesamtkontext einzuordnen weiss. Als Überblickter oder auch als Einführung in die theoretische Auseinandersetzung bietet die Arbeit Anknüpfungspunkte. Die Kürze der Abhandlungen wird der Bandbreite und Tiefe einer Feldtheorie Bourdieus nicht gerecht. Hier bleibt Reinecke leider nur an der Oberfläche soziologischen Verständnisses. Eine Analyse dieser spannenden, modernen und sehr weitverbreiteten Kunstform bleibt Reinecke dem Leser schuldig, bietet aber Anknüpfungspunkte für eine weitergehende soziologische Auseinandersetzung.
Rezension von
Dr. Maurice Schulze
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