Gisela Hötker-Ponath: Trennung ohne Rosenkrieg
Rezensiert von Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack, 12.10.2012
Gisela Hötker-Ponath: Trennung ohne Rosenkrieg. Ein psychologischer Wegweiser.
Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2012.
160 Seiten.
ISBN 978-3-608-86110-5.
D: 17,95 EUR,
A: 18,50 EUR,
CH: 25,90 sFr.
Reihe: Fachratgeber Klett-Cotta.
Thema
Das Buch ist als psychologischer Ratgeber für Paare, die sich trennen, zu sehen. Unterschieden wird zwischen den „Trennungsaktiven“ und den „Verlassenen“. Für beide werden Wege aufgezeigt, wie sie die Trennung bewältigen und neue Zukunftsperspektiven aufgebaut werden können. Der Blick wird auch auf die Kinder gelenkt: Was können Eltern beitragen, dass ihre Kinder die veränderte Familien- und Lebenssituation annehmen können? Beispiele, Selbsttests und praktische Anregungen runden das Buch ab.
Autorin
Die Autorin ist Psychotherapeutin und arbeitet mit Paaren, die sich trennen und mit Eltern, die sich auch nach der Trennung für ihre Kinder gemeinsam verantwortlich fühlen möchten.
Aufbau und Inhalt
Das Buch beinhaltet fünf große Themenbereiche in zwei Teilen.
- Der erste Teil setzt sich mit Trennungsursachen, -phasen sowie mit Möglichkeiten zur Bewältigung dieses Life Events auseinander.
- Im zweiten Teil wird die Phase von der Krise zur Trennung beschrieben.
1. Themenbereich: Ursachen, Phasen von Trennung, Veränderung und Bewältigung. Im Mittelpunkt stehen jene Gründe, die zu einer Trennung führen sowie Möglichkeiten der Bewältigung dieser krisenhaften Lebenssituation. Hauptaugenmerk wird in diesem Zusammenhang auf die Ressourcen jedes Einzelnen gelegt. Um diese auch aktivieren zu können, gibt es Empfehlungen und Übungen. Auch für Kinder ist eine Trennung der Eltern ein massiver Einschnitt im Leben. Wie ein Kind die Trennung der Eltern verarbeitet, ist zum größten Teil von der Kooperation der Eltern im Sinne der Bedürfnisse der Kinder abhängig. Auch hier gibt die Autorin Tipps, was Eltern nach der Trennung für ihre Kinder tun können.
2. Themenbereich: Von der Krise zur Trennung. Der 2. Teil geht einen Schritt zurück bzw. in die Tiefe und beschäftigt sich mit der Frage nach den Zeichen, die das Ende einer Beziehung einleiten. Ein Fragebogen zum Thema „Beziehungsbilanz“ und „Gedanken vor der Trennung“ ermöglich eine selbstreflexive Auseinandersetzung.
3. Themenbereich: Mitten im Trennungsgeschehen. Beide sich trennende Partner müssen psychische Leistungen erbringen – die emotionale Loslösung, die Verarbeitung des Scheiterns und die Gestaltung der neuen Lebensphase. Die Autorin beschreibt diese Phase der Trennung sowohl aus der Perspektive derjenigen, die die Trennung aktiv betreiben und jener, die verlassen werden. Die Gefühle (Wut und Hass, Trauer und Schmerz, Schuld, Einsamkeit), die bei einer Trennung auftreten, die Erklärung für das Auftreten dieser sowie der Umgang damit, schildern einfach und prägnant diese Phase. Mittels Fallbeispielen, Empfehlungen und Übungen erhalten Betroffene Anregungen sich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen, die notwendig für die Verarbeitung der Trennung sind. Dem Prozess des Loslassens der Beziehung ist ein weiterer Schwerpunkt gewidmet, denn erst wenn dies gelingt, ist eine positive Neuorientierung möglich. Ein weiteres Kapitel widmet sich den Kindern – ihren Gefühlen, ihrem Erleben und ihren Reaktionen auf das Trennungsgeschehen. Verdeutlicht wird die Situation der Kinder durch wertvolle „Appelle an die Eltern“.
4. Themenbereich: Die juristische Scheidung. In diesem Teil wird der Blick auf die Zukunft gerichtet – die Trennung oder Scheidung muss als Teil des Lebens integriert werden. Die Erinnerung an gute und schlechte Zeiten der Partnerschaft ermöglicht die Integration der Vergangenheit in die Gegenwart. Bis dieser Schritt getan ist dauert es 2 bis 3 Jahre. Die Auseinandersetzung mit der vergangenen Beziehung ist notwendig, damit auch die eigenen Anteile am Scheitern erkannt werden und sich alte Beziehungsmuster zukünftig nicht wiederholen. Eine Anleitung zur Beziehungsrückschau rundet dieses Kapitel ab.
5. Themenbereich: Die neue Lebensform. Wenn der Weg durch die Scheidung frei ist, kann das andere, neue Leben erst beginnen und die neue Lebenssituation angenommen werden. Wichtig ist, dass sich Betroffene, wenn die existentiellen Dinge geregelt sind, mit der persönlichen Weiterentwicklung auseinandersetzen. Dann werden sie erleben, dass sie aus der Trennungskrise gestärkt hervorgegangen sind. Auch zu diesem Themenbereich bietet ein Fragebogen eine Anleitung zur Auseinandersetzung und Selbstreflexion.
Diskussion
Der Aufbau des Buches ist übersichtlich, vor allem die theoretischen Aspekte sind sehr verständlich dargestellt. Ein sehr gut lesbares, verständliches Buch, das man Männern und Frauen, „Trennungsaktiven“ und „Verlassenen“ empfehlen kann. Der Autorin geht es darum, Möglichkeiten im Umgang mit einer Trennung und einen positiven Neubeginn aufzuzeigen. Alle Beteiligten erhalten viele Tipps. Fragebögen, Übungen und praktische Anregungen machen dieses Buch zu einem wertvollen Begleiter in einer schwierigen Zeit. Einfühlend, wertschätzend und verständnisvoll vermittelt die Autorin Wissen über das Trennungsgeschehen und die Herausforderungen, die in den einzelnen Trennungsphasen bewältigt werden müssen. Im Vordergrund steht aber immer eine positive, optimistische Haltung.
Fazit
Ein Ratgeber, den man allen empfehlen kann, die sich trennen!
Rezension von
Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack
Geschäftsführerin RAINBOWS-Österreich
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Es gibt 17 Rezensionen von Dagmar Bojdunyk-Rack.
Zitiervorschlag
Dagmar Bojdunyk-Rack. Rezension vom 12.10.2012 zu:
Gisela Hötker-Ponath: Trennung ohne Rosenkrieg. Ein psychologischer Wegweiser. Klett-Cotta Verlag
(Stuttgart) 2012.
ISBN 978-3-608-86110-5.
Reihe: Fachratgeber Klett-Cotta.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/13586.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.
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