Axel Scheftschik: Wellness lernen. Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung
Rezensiert von Prof. Dr. Wolfgang Nahrstedt, 18.05.2004

Axel Scheftschik: Wellness lernen. Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung.
Verlag Dr. Kovač GmbH
(Hamburg) 2003.
348 Seiten.
ISBN 978-3-8300-1180-4.
89,90 EUR.
Schriftenreihe Didaktik in Forschung und Praxis, Band 10.
Einführung
Anspruch des Buches ist, die aktuelle Bedeutung "der Gesundheitsbildung" mit "Wellness" als Lernziel zu verdeutlichen. Theoretischer Ausgangspunkt dafür ist die Erweiterung des Gesundheitsverständnisses durch den neuen Gesundheitsbegriff der World Health Organization (WHO) von 1946. Danach ist Gesundheit mehr als "nicht nur nicht krank" sein. Ziel wird ein Zustand des 'vollständigen Wohlbefindens' ("complete well-being"), und zwar 'körperlich' ("physical"), seelisch-geistig ("mental") und sozial ("social"). Wellness kann als Ausdruck dieses Zieles verstanden werden. Der Begriff wurde 1959 von dem US-amerikanischen Arzt Halbert L. Dunn geprägt, das Ziel mit "High Level Wellness" als 'Wohlbefinden auf hohem Niveau' weiter präzisiert.Die besondere Gegenwarts-Aktualität erhalten "Wellness" als Lernziel und "Gesundheitsbildung" als Weg zu diesem Ziel jedoch mit Beginn des neuen Millenniums vor allem durch die schrittweise Umstellung der Gesundheitsvor- wie -fürsorge von der Kassen- zur Selbstzahlung in Deutschland sowie in den anderen europäischen Staaten. Die "Selbstverantwortung" für den eigenen gesundheitsorientierten "Lebensstil" wird nunmehr zentral. "Gesundheitsbildung" wird gesundheits- wie lebensentscheidend. Zugleich rückt damit Gesundheitsförderung aus der "Arbeitszeit" des Arztes stärker in die "Freizeit" des Bürgers. Gesundheitsförderung vor allem durch Gesundheitsbildung wird Freizeitaufgabe, damit auch ein Gegenstand der "Freizeitdidaktik". Insbesondere diesen Zusammenhang sucht die Publikation zu verdeutlichen. In der Verdeutlichung dieses Zusammenhangs liegt ihre Stärke.
Hintergrund für die Entstehung des Buches
Axel Scheftschik, 1957 geboren in Heidelberg, arbeitete nach dem Studium der Diplompädagogik in Landau und Hamburg als Reiseleiter bei TUI sowie als Kursleiter und Lehrbeauftragter in der Freizeit- und Tourismuswirtschaft u.a. an der Universität Hamburg. Seit 2001 ist er Berufsschullehrer für Freizeitwirtschaft in Hamburg und promovierte mit dem rezensierten Werk 2003 bei Prof. Dr. Horst W. Opaschowski im Fachbereich Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Aufbau, Inhalt, GliederungDer Aufbau des Buches ist von der Frage nach der neuen Bedeutung der Gesundheitsbildung für ein durch "Wellness" als Ziel erweitertes Gesundheitsverständnis bestimmt. Den Inhalt stellen damit Gesundheits- und Bildungskonzepte und ihr Wandel insgesamt seit der Aufklärung, insbesondere seit dem erweiterten Gesundheitsbegriff der WHO 1946 dar. Die Gliederung wird entsprechend durch folgende (jeweils zwischen 50 bis 90 Seiten umfassende) 4 Kapitel bestimmt:
- "1 Theorie der Gesundheitsbildung" (S. 15-102),
- "2 Wellness als Phänomen der Gegenwart" (103-172),
- "3 Begriffs- und Theoriebildung der Freizeitdidaktik" (173-252),
- "4 Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung" (253-310).
Ein Kapitel " 5 Zusammenfassung und Ausblick" (311-318) bietet ein abschließendes Resümee. Ein ausführliches (doch ergänzungsbedürftiges) Literaturverzeichnis (319-345) und ein Anhang mit dem Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen belegen die Ausführungen.
Zum 1. Kapitel "Theorie der Gesundheitsbildung"
Gegenstand der Gesundheitsbildung ist Gesundheit. Das 1. Kapitel "Theorie der Gesundheitsbildung" gibt so zunächst einen Überblick über die "Gesundheitskonzepte" von "einem negativ geprägten Gesundheitsbegriff" (S. 19) "aus medizinischer Sicht" bis zum "Salutogenesemodell" von Antonovsky, in dem "nach den Bedingungen von Gesundheit statt nach den Ursachen von Krankheit gefragt" wird (S. 29). Ein positives Lebensgefühl mit der Zuversicht, den Anforderungen des Lebens gerecht werden zu können, wird dafür zentral. Die Entwicklung dieses "Kohärenzgefühls" wird damit auch zu einer grundlegenden Aufgabe der Gesundheitsbildung und mit grundlegend überhaupt für das "Bildungsverständnis in der Gesundheitsbildung" (S. 34). Gesundheitsbildung ist gerade dadurch auch abzugrenzen von Gesundheitsinformation, Gesundheitsförderung und Gesundheitserziehung. Gesundheitsbildung setzt auf die "Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung" (S. 52). "Gesundheitsbildung muss sich an der allgemeinen Erhöhung der Lebensqualität und der Lebensfreude orientieren" (S. 69: nach Haug 1991). Sie ist als ein lebenslanger "aktiv-partizipativer, selbstverantwortlicher und selbstbestimmter Prozess" zu fördern (S. 61). Diese Förderung erfolgt vor allem durch Volkshochschulen. "Gesundheitsbildung findet (jedoch auch) in Krankenhäusern, Einrichtungen der Rehabilitation und innerhalb des Kurwesens statt" (S. 69f).
"Krankheitsbekämpfung", damit auch "das Altern der Bevölkerung", führt zu einem Anstieg der Gesundheitsausgaben. Sie betragen "in Deutschland 10,5 Prozent des Bruttosozialproduktes" und haben sich innerhalb der letzten gut 10 Jahre von 160 Mrd. Euro (1992) auf rund 300 Mrd. Euro (2004) nahezu verdoppelt (S. 72). Die Forderung nach verstärkter Gesundheitsbildung zum "mündigen Patienten" erhält in diesem Zusammenhang auch eine "paradoxe" Funktion: Die "Propagierung von Selbsthilfe und Eigenverantwortung (wird) immer stärker für rigorose Sparprogramme funktionalisiert" (S. 77). "Die Erstattung von Kosten für Therapien, Behandlungen oder von Medikamenten (bleibt) weiterhin am biomedizinischen Verständnis von Gesundheit orientiert." Die "Hoffnung" einer "Übernahme von Kosten im Wellnessbereich vom Gesundheitssystem" entfällt (S. 79). Nach "Voraussagen des Zukunftsinstituts von Horx (É) wird sich das Gesundheitswesen immer mehr zu einem privat zu finanzierenden System entwickeln" (S. 95). Dies "führt zwangsläufig zur Etablierung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft" im Gesundheitswesen (S. 98). Umso wichtiger "gerät die Gesundheitsbildung innerhalb der Pädagogik zu einer grundlegenden Aufgabe" (S. 99). Diese Aufgabe wird auch verstärkt von Krankenhäusern (S. 77ff) und Kurorten zu übernehmen sein (S. 86ff). "Wellness im Kurort" als seit 2002 propagiertes "Gütesiegel" impliziert auch die Aufgabe der Gesundheitsbildung. "Gesundheits- bzw. Wellnesstourismus" und damit "der Gesundheitsurlaub (werden) zum zweiten Standbein der Kurorte" (S. 91).
Zum 2. Kapitel "Wellness als Phänomen der Gegenwart"
Das Kapitel 2 beschreibt "Wellness als Phänomen der Gegenwart" (S. 103ff). Das Wellness-Konzept wurde seit 1959 in den USA vor allem für den wohnungsnahen Alltags- und Freizeitbereich entwickelt. Seine Bedeutung stieg seit Ende der 70er Jahre als Antwort auf die stark gewachsenen Krankenkosten. Eine Studie über die Ursachen eines "vorzeitigen Todes" zeigte die Bedeutung des Lebensstils als Ursache wie als "Gegenmittel" auf. "Die Fokussierung auf den Lebensstil stellt somit den wichtigsten Unterschied zum Salutogenesemodell von Antonovsky dar", so in dem Wellness-Modell von Travis (1984) (S. 109). Das Wellness-Modell mit dem Ziel "ganzheitliches Wohlbefinden" wird in Deutschland wie in Europa erst seit den 1990er Jahren zunächst insbesondere für den Urlaubs- und Tourismusbereich im "Gesundheitstourismus" übernommen, schrittweise seit Ende der 1990er Jahre über die wohnungsnahen Thermen, Fitness- und Kosmetikstudios auch in die alltägliche Freizeit integriert: "Das Rundum-Wohlgefühl soll die Erholung alten Typs ersetzen" (Opaschowski 2001) (S. 111). "Der Körper ist (dabei) in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen und subjektiven Interesses gerückt" (S. 123). "Der Arbeitskörper ist verschwunden, der Freizeitkörper ist (nun) aufgetaucht" (S. 127). "Eine kritische Gesundheitsbildung, die einen ganzheitlichen Ansatz von Gesundheit vertritt, ist dann gefordert, die Einseitigkeit des Körperempfindens nur nach dem Lustprinzip zu hinterfragen und dem Individuum Reflexionsmöglichkeiten und damit Alternativen anzubieten" (S. 133f). Dies wird um so wichtiger durch "den Boom von Wellness-Dienstleistungen und -produkten": "Aktuelle Prognosen zum Wellnessmarkt gehen davon aus, dass die privaten Ausgaben in Deutschland für Wellness (É) auf über 20 Milliarden Euro ansteigen werden" (S. 168). "Der Umgang mit Wellness" erfordert "neue Formen der Bildung". Hier besteht ein "Forschungsdefizit". Dieses Defizit soll über eine Analyse der Freizeitdidaktik überwunden werden (S. 171).
Zum 3. Kapitel "Begriffs- und Theoriebildung der Freizeitdidaktik"
Im Kapitel 3 "Begriffs- und Theoriebildung der Freizeitdidaktik" (S. 173ff) wird der von Fritz Klatt geprägte Begriff Freizeitpädagogik (1927/ 1929) in seiner Weiterentwicklung seit den 1960er Jahren erläutert. Eine wichtige Triebkraft war die Verstärkung von Freizeit durch zunehmende Arbeitszeitverkürzungen und eine damit verbundene neue Sinnsuche. So formulierte Franz Pöggeler 1965: "Freizeitpädagogik muss davon ausgehen, dass Freizeit ihren Sinn nicht erst von der Arbeit herleitet, sondern ihren eigenen Sinn besitzt." "Freizeitpädagogik muss den Menschen neue Sinnbereiche öffnen" (S. 180). In Auseinandersetzung mit der Schuldidaktik war auch eine eigenständige "Freizeitdidaktik" zu entwickeln. Diese Aufgabe sucht Scheftschik in seiner Arbeit folgendermaßen zu präzisieren: "Ziel der folgenden Ausführungen ist es, herauszustellen, dass eine Freizeitdidaktik als Fachdidaktik im Feld der Freizeit abgeleitet werden kann. Darüber hinaus besitzt sie jedoch die Eigenschaft, als bereichsübergreifende Didaktik einsetzbar zu sein." "Innerhalb dieser Arbeit wird (Édeshalb) der Versuch unternommen, Freizeitdidaktik im Feld der Gesundheitsbildung zu etablieren" (S. 211). Dafür greift Scheftschik den Begriff "Animative Didaktik" auf, bei der "das im außerschulischen Bereich bewährte Handlungslernen an Stelle des schultypischen Buchlernens" tritt (Opaschowski 1977) (S. 215). "Freizeitdidaktik ist vor allem an der Selbstbestimmung der in der Freizeit Handelnden orientiert. Damit sind Freizeitsituationen als offene Situationen gekennzeichnet". "Freizeitorte, die zu Lernorten werden sollen, müssen inszeniert werden. Das Ziel ist ein beziehungsreiches und passendes Ambiente" (S. 250).Zum 4. Kapitel: "Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung"
In Kapitel 4 wird abschließend der Versuch unternommen, "Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung" umzusetzen (S. 253ff). Ausgangspunkt ist die These: Wellness (wird) ein öffentliches und politisches Thema" (S. 258). "Die gesellschaftliche Forderung geht (dabei) immer mehr in Richtung Selbstmanagement." "So gesehen erweitert Wellness die Aufgaben der Gesundheitsförderung: Es geht nicht mehr ohne die Verantwortung des Individuums und sie bleibt zugleich eine öffentliche Aufgabe" (S. 259). Um diese Forderungen umzusetzen sind auch "neue Berufsbilder", z.B. "Wellnesstrainer" erforderlich. "Quereinstieg ist (bisher) die Regel"(S. 260). "Hinter dem Begriff Wellness verbirgt sich ein umfassendes Gesundheitsmodell." "Wellnesstrainer sollten zu allen Aspekten über Wissen verfügen, das sie didaktisch qualifiziert vermitteln können" (S. 262). "Darüber hinaus gibt es Standard-Programme, die in Einrichtungen wie zum Beispiel gesundheitsorientierten Fitness-Clubs, in Day Spas oder Thermen, auf Beautyfarmen, in Kurbetrieben oder in Wellness-Hotels angeboten werden" (S. 263). Für die "Gesundheitsbildung im Kurort" wird dafür auf ein Schema von Dewey zurückgegriffen. In die Freizeit- bzw. Gesundheitsdidaktik werden also durchaus auch reformpädagogische Modelle integriert: "1. Eine für den Erwerb von Erfahrungen geeignete Situation bereitstellen. 2. Hilfsmittel bereitstellen, die den Erwerb des nötigen Wissens erlauben, um selbständig das Problem zu lösen. 3. Die handlungsorientierte Suche nach Lösungen ermöglichen. 4. Gelegenheit zur praktischen Anwendung vorbereiten, um den Sinn zu erklären und die Bedeutungsarbeit zu erweitern" (S. 284). "Freizeitdidaktik verknüpft kognitive Lernprozesse mit sinnlichen Erlebnissen und Eindrücken. Das Einbeziehen der fünf Sinne ist ebenso bedeutsam für den angestrebten Lernprozess wie die Vermittlung neuer Wissensbereiche. Das Ansprechen verschiedener Sinne ermöglicht ein ganzheitliches Lernen" (S. 306). "Partizipation, Reflexion und Erlebnisorientierung geraten damit zu den bestimmenden Merkmalen einer Freizeitdidaktik in der Gesundheitsbildung" (S. 309).
Zum 5. Kapitel "Zusammenfassung und Ausblick"
Abschließend ergibt sich für den Autor im Kapitel 5 "Zusammenfassung und Ausblick" als eine weiterführende Forschungsfrage: "Im Bereich der freizeitorientierten Weiterbildung steht bislang noch eine konkrete Wirkungskontrolle aus, die verdeutlicht, ob sich eine Gestaltung der Lernsituationen für Weiterbildungsmaßnahmen als tragfähig erweist, die sich am Wellnesskonzept orientiert" (S. 318).
Zielgruppen
Angesprochen werden vor allem Wellnessberater, Wellnesstrainer, Wellnessmanager; Freizeitpädagogen, Lehrer, Erwachsenenbildner, Dozenten der Pädagogik und Gesundheitswissenschaft. Interessiert aber werden auch sein: Kurdirektoren und Badeärzte, Chefärzte in Kliniken, Leiter von Thermen, Fitnessstudios, WellnessCenters, Wellness-Hotels, Leiter von Tourismusdestinationen, Reiseleiter.
Einschätzung der Tauglichkeit, Lesbarkeit, Nützlichkeit, fachliche Qualifikation des Autors
Die innovative Bedeutung von Wellness für einen erweiterten Gesundheitsbegriff und damit auch für eine stärker zu differenzierende Aufgabe der Gesundheitsbildung wird deutlich. Freizeitpädagogik und Freizeitdidaktik werden über die neue Aufgabenstellung präzisiert. Allerdings hätte gerade die Freizeitdidaktik (Kapitel 3) noch stärker über die Aufgabe der Gesundheitsbildung präzisiert oder aber verkürzter dargestellt werden können. Die Darstellung der "Fachdidaktik in der Gesundheitsbildung" (Kapitel 4) wirkt durch die Fülle der Beispiele teils sehr additiv auf Kosten einer stärkeren Präzisierung der freizeitdidaktischen Struktur, die angestrebt werden sollte.
- Die Einbeziehung der ökonomischen "Theorie der langen Wellen" (Kondratieff) mit "Psychosozialer Gesundheit" als Kennzeichen für den sogenannten "6. Kondratieff" (Nefiodow 1996) hätte zur Präzisierung der ökonomischen Bedeutung von Wellness und damit einer darauf bezogenen "Freizeitdidaktik" dienen können. - Die für Wellness kennzeichnende Tendenz zur Integration asiatischer Gesundheitsansätze aus TCM, Ayurveda, Qi Gong, Shiatsu, Reiki usw. hätte die Bedeutung einer auf Wellness bezogenen Gesundheitsbildung auch für die Entwicklung eines globalen (Gesundheits-)Bewusstseins stärker betonen können.
- Freizeitdidaktik und Gesundheitsbildung werden als Modelle auch für die sich gegenwärtig verstärkende "Ganztagsbetreuung" in Gesamtschulen interessant. Wegen ihrer erhöhten Bedeutung für das ganze Leben und den individuellen Lebensstil wird die Gesundheitsbildung als ein neues "freizeitdidaktisches Fach" von der Grundschule an erforderlich. Modelle für eine "gesunde Schule" wie auch für den "gesunden Betrieb" wurden bereits von der WHO angeregt und in einer Vielzahl von Regionen bereits realisiert. Die Bedeutung der Gesundheits- und Wellnessbildung auch für diese Modelle wäre noch stärker zu verfolgen.
- Ebenfalls die Entwicklung neuer freizeitdidaktischer Gesundheitberufe wie Wellnessberater und Wellnesstrainer bleibt noch intensiver zu diskutieren. Die oben bereits zitierte Feststellung ist zu präzisieren: "Wellnesstrainer sollten zu allen Aspekten über Wissen verfügen, das sie didaktisch qualifiziert vermitteln können" (S. 262). KeinWellnesstrainer kann "zu allen Aspekten über (qualifiziertes) Wissen" verfügen - dafür ist das Gesundheitswissen zu komplex. Wellnessberufe und ihre Ausbildung werden wie in anderen pädagogischen Berufsfeldern (z. B. Lehrer, Weiterbildner, Sozialpädagogen, Sportpädagogen) nach Kompetenzfeldern zu differenzieren sein. Zusätzlich zu einer grundlegenden erziehungswissenschaftlichen Kompetenz werden Wellnesstrainer und Wellnessberater (z. B. je 2) Schwerpunktfächer wählen müssen, etwa Sportwissenschaft (Bewegung und Fitness) und Ökotrophologie (Ernährung). Nur so wird hohe Qualität im Anwendungsbereich zu sichern sein.
- Für den Wellnessmanager wird eine Qualifizierung in Erziehungs- und Wirtschaftswissenschaft erforderlich werden. - Damit wird erkennbar, dass auch eine auf Gesundheits- und Wellnessbildung ausgerichtete grundlegende Forschung und Lehre an den Hochschulen sowie die Entwicklung entsprechender Modelle für die Fort-, Aus- und Weiterbildung an Hoch- wie Fachschulen erforderlich wird.
Fazit
Ein fundiertes Buch zu dem aktuellen Thema Gesundheitsbildung über "Wellness lernen", geschrieben von einem theoretisch wie praktisch gut informierten Erziehungswissenschaftler. Die zunehmende Bedeutung der Gesundheitsbildung wird gut begründet. Diese erhöhte Bedeutung entsteht durch einen erweiterten Gesundheitsbegriff, der über das bisherige engere medizinische Verständnis hinausgeht. Die erhöhte Lebenserwartung, die Bedeutung des Lebensstils für eine gesunde Lebensführung sowie die zunehmende Umstellung der Gesundheitsvor- wie -fürsorge von der Kassenfinanzierung zur Selbstzahlung erfordern eine verstärkte Selbstverantwortung für den eigenen gesunden Lebensstil. Gesundheitsbildung wird eine dafür grundlegende Lernaufgabe. Durch das erweiterte Gesundheitsverständnis, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1946 geprägt hat, wird der Begriff "Wellness" insbesondere in der Formulierung "High Level Wellness" (Wohlfühlen auf hohem Niveau) zu einem neuen Ziel für die Gesundheit wie für die Gesundheitsbildung. Gesundheit wie Gesundheitsbildung durch "Wellness lernen" werden zur Freizeitaufgabe, damit Gegenstand einer Freizeitdidaktik insbesondere für Wellnessberater, Wellnesstrainer und Weiterbildner, aber auch für die übrigen Gesundheits- wie Lehrberufe.
Rezension von
Prof. Dr. Wolfgang Nahrstedt
Universität Bielefeld, Fakultät für Pädagogik
Studienrichtung „Freizeitpädagogik, Kulturarbeit, Tourismuswissenschaft“
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