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Arno Heimgartner (Hrsg.): Empirische Forschung in der sozialen Arbeit

Rezensiert von Dr. Siegmund Pisarczyk, 27.12.2012

Cover Arno Heimgartner (Hrsg.): Empirische Forschung in der sozialen Arbeit ISBN 978-3-643-50359-6

Arno Heimgartner (Hrsg.): Empirische Forschung in der sozialen Arbeit. Methoden und methodologische Herausforderungen. Lit Verlag (Berlin, Münster, Wien, Zürich, London) 2012. 318 Seiten. ISBN 978-3-643-50359-6. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 47,90 sFr.
Reihe: Soziale Arbeit - Band 15.

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Herausgeber

Arno Heimgartner ist Professor im Arbeitsbereich Sozialpädagogik an der Universität Graz, Ulrike Loch ist Assistenzprofessorin für Sozialpädagogik an der Universität Klagenfurt und Stephan King ist Professor für Sozial- und Integrationspädagogik an der Universität Klagenfurt.

Entstehungshintergrund

Diese Studie basiert auf den Ergebnisse der Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen zum Thema „Empirische Forschung in der Sozialen Arbeit. Methoden und methodologischen Herausforderungen“, die im September 2010 in Klagenfurt stattfand.

Alle Beiträge im Einzelnen ausführlich zu besprechen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen.

Thema

Diese Arbeit befasst sich mit folgenden Fragen:

  • Was ist unter empirischem Forschen in der Sozialen Arbeit zu verstehen?
  • An welche Zielgruppe richtet sich dieses Buch?
  • Wofür setzt sich die Publikation ein?
  • Mit welchen Herausforderungen und Chancen wird die empirische Forschung der Sozialen Arbeit konfrontiert?

Aufbau und Inhalt

Das Werk besteht aus sieben Themenblöcken. Hervorzuheben sind bestimmte Schwerpunkte dieses Buches, und zwar:

  1. Empirische Forschung zur Sozialen Arbeit befindet sich in Österreich (vgl. S. 9) im Aufwind. Ihre Aufgabe ist die Gestaltung und Förderung sozialpädagogischer Praxis.
  2. „Soziale Arbeit ist der Ethik verpflichtet.“ (S. 65). Alle Teilnehmende in der Forschung der Sozialen Arbeit sollen nach den ethischen Prinzipien handeln.
  3. In der Sozialen Arbeit ist die pädagogische Ethnographie etabliert (vgl. S. 93). In Österreich spürt man eine gewisse „Ethnographie-Unfreundlichkeit“. Ethnographie bietet jedoch erhebliche Chancen, z. B. durch „ethnographische Zugänge“, um pädagogische Handlungsfelder zu untersuchen.
  4. Anschließend wird die Relevanz der Partizipation in der sozialpädagogischen Forschung begründet. Zu den erfolgreichen Beispielen zählt hier u.a. das durchgeführte Forschungsprojekt zur Methode des Forumstheaters als „emanzipatorische Methode Sozialer Arbeit“ (S. 3). Des Weiteren wird über die Vorzüge der „Delphi-Methode“ (vgl. S. 167) diskutiert. Sie beansprucht das Expertenwissen und deren Informationen, um in strategischen Planungen der Sozialen Arbeit Zukunftsrisiken zu reduzieren.
  5. Im Themenblock „Forschung mit Kindern“ wird u.a. das Thema von „Vignetten“ besprochen (vgl. S. 201). Mit „Vignetten“ werden bestimmte Situationen stimuliert, um Beteiligte in Befragungen zu bestimmten Handlungen zu bewegen.
  6. Das Geheimnis „guter“ Praxis (vgl. S. 247) in der Sozialen Arbeit liegt in den Vorteilen der Evaluationsforschung.
  7. Durch vergleichende Wissensforschung (vgl. S. 289) entstehen für die Soziale Arbeit neue praktische Erkenntnisse. Österreich und Slowenien dienen als Beispiel für einen solchen Ländervergleich.

Forschung und Praxis verbinden bestimmte Konfliktsituationen: „Forschung setzt Praxis zum Teil öffentlicher Kritik aus. Praxis wiederum ist nicht selbstverständlich offen für Forschung; sie setzt Strategien der Abwehr, Verteidigung oder Diskreditierung ein…“ (S. 10). Hier kann man von zwei Seiten einer Medaille sprechen. Das Buch zeigt, dass beide Faktoren sowohl Forschung als auch Praxis ihre Mission in der Sozialen Arbeit erfolgreich angehen und durchführen können, wenn sie sich für einander öffnen und gegenseitig unterstützen.

Heimgartner/Loch/Sting schreiben bereits in der Einleitung, dass hinter dem Forschungsstreben die „Entwicklung sozialpädagogischer Wissenshorizonte“ steht. Dazu zählt u. a. die Entwicklung von demokratisch-partizipativen Haltungen, um kooperative Gestaltungskonzepte zu entwickeln (vgl. S. 2). Dem Plädoyer für mehr „Ethnographie-Freundlichkeit“ in der Forschung der Sozialen Arbeit ist schon aus pädagogischer Sicht zuzustimmen.

Die Beiträge führender Vertreter der Sozialforschung wie P. Bourdieu, L. Böhnisch, N. K. Denzin, W. Hornstein, Ph. Mayring, H.-U. Otto, K. Wolf wurden in dieser Studie systematisch eingearbeitet.

Diskussion

Sowohl den Herausgebern als auch den 28 Autorinnen / Autoren gebührt Dank für eine wichtige, überzeugende, anspruchsvolle und didaktisch gut strukturierte internationale Studie. Zwar ist zu erkennen, dass in diesem Werk grundsätzlich die Soziale Arbeit in Österreich analysiert wird, jedoch belegen die Beiträge aus der Schweiz, Luxemburg, Deutschland, Slowenien, Serbien und Kroatien die Relevanz der empirischen Forschung in der Sozialen Arbeit in ganz Europa.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich feststellen,dass Praxisforschung in der Sozialen Arbeit sowohl zur Erkenntnisgewinnung als auch zur Entwicklung von Kooperationen und Anwendungsorientierung beitragen sollen (vgl. S. 236-239). Die Leit-Begriffe Forschungskultur, Forschungsmethoden, Forschungsprozesse und Forschungskompetenz führen die Leser in die Struktur/Logik/Synthese der Wissenschaft als Fundament der empirischen Forschung in der Sozialen Arbeit.

Diese Studie zeigt aber, dass die Herausforderungen der Sozialen Arbeit eine europäische Dimension haben. Durch Ländervergleiche lassen sich für Soziale Arbeit in den einzelnen Ländern neue Impulse setzen. Diese Bereicherung kann eine identitätsstiftende Chance gesamteuropäischer Forschung in der Sozialen Arbeit sein.

Zu empfehlen ist diese Forschungsarbeit Studenten/innen der Sozialen Arbeit, der Bildungsforschung und der Erziehungswissenschaft. Es ist eine beeindruckende, informative und aspektreiche Studie. Ihre sprachliche Konzeption basiert auf klaren und überzeugenden Formulierungen. Wünschenswert ist, dass dieses Buch nicht nur im deutschsprachigen Raum auf Interessengruppen stößt, sondern auch in allen europäischen Ländern, in denen empirische Forschung in der Sozialen Arbeit ihren gestalterischen Nutzen für die Praxis des 21. Jahrhundert unter Beweis stellen kann.

Rezension von
Dr. Siegmund Pisarczyk
Diplompädagoge & Nonprofit Manager
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Es gibt 17 Rezensionen von Siegmund Pisarczyk.

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Zitiervorschlag
Siegmund Pisarczyk. Rezension vom 27.12.2012 zu: Arno Heimgartner (Hrsg.): Empirische Forschung in der sozialen Arbeit. Methoden und methodologische Herausforderungen. Lit Verlag (Berlin, Münster, Wien, Zürich, London) 2012. ISBN 978-3-643-50359-6. Reihe: Soziale Arbeit - Band 15. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14159.php, Datum des Zugriffs 29.09.2023.


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