Britta Klopsch: Selbstevaluation an der Grundschule
Rezensiert von Philipp Schmid, 14.05.2013
Britta Klopsch: Selbstevaluation an der Grundschule. Ein konkreter Leitfaden.
Persen Verlag
(Hamburg) 2012.
78 Seiten.
ISBN 978-3-403-23228-5.
D: 24,90 EUR,
A: 24,90 EUR,
CH: 37,90 sFr.
Reihe: Bergedorfer Grundsteine Schulalltag.
Thema
„Selbstevaluation an der Grundschule“ ist eine Broschüre zur direkten Umsetzung an Schulen (1.-4. Klasse). Nach einem Einstieg mit kurzer konzeptioneller Herleitung des Evaluationsbegriffs folgen eine Anleitung zur Gestaltung von Selbstevaluationen sowie ein Materialienteil mit Interviewleitfäden und fertigen Fragebögen.
Autorin
Britta Klopsch ist erfahrene Grundschullehrerin und Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg.
Entstehungshintergrund
Seit einiger Zeit sind Grundschulen in jedem Bundesland Deutschlands dazu verpflichtet, Selbstevaluationen durchzuführen (das gilt ähnlich für die Schweiz). Die Ergebnisse werden regelmäßig von Inspektoren überprüft. Die vorliegende Sammlung unterstützt bei der Suche nach praxiserprobten Materialien, insbesondere Schulen, welche noch nicht aktiv sind und der Anforderung genügen müssen, eine Selbstevaluationspraxis aufzubauen.
Aufbau
Die Broschüre im Format DIN-A 4 besteht aus zwei Teilen:
- eine Einführung mit Anleitung zur Umsetzung der Selbstevaluation sowie
- ein Materialienteil mit Interview- und Fragebogenvorlagen, welche durch ein Evaluationsteam bzw. Lehrpersonen direkt eingesetzt werden können.
Auf der beigelegten CD können alle Materialien im pdf- und MS-Word-Format heruntergeladen und gegebenenfalls angepasst werden.
Inhalt
Im Einleitungsteil werden der Evaluationsbegriff definiert sowie der Sinn einer Selbstevaluation und die grundlegenden Voraussetzungen beschrieben. Anschließend folgen gesetzliche und theoretische Grundlagen (Evaluationsebenen, -nutzen und -prinzipien). Der darauffolgende Teil ist als Handlungsanleitung konzipiert. Zuerst werden zu beachtende Rahmenbedingungen der Selbstevaluation genannt. Dann sind zeitlicher Umfang und Rolle der Evaluatoren thematisiert, bevor als Kernstück des ersten Teils ein achtschrittiger Zyklus skizziert und erläutert ist. Dieser kann eins zu eins umgesetzt werden. Als weitere Hilfe sind jeweils in einen Kasten gesetzte Tipps formuliert, was besonders zu beachten ist. Für die Analyse und Interpretation von Ergebnissen sind je Beispiele zur quantitativen bzw. qualitativen Auswertung gegeben (Beschriftung fälschlicherweise beide Male „quantitativ“). Im letzten Abschnitt ist die Veröffentlichung von Ergebnissen beschrieben (mitsamt Beispielen für die Information von Schülern und Eltern). Der erste Teil wird mit einer Checkliste abgerundet, mit welcher insbesondere die Verantwortlichkeiten des Evaluationsteams für die verschiedenen Umsetzungsschritten geregelt werden können.
Im Materialienteil sind Interviewleitfäden und Fragebögen für elf unterschiedliche Bereiche enthalten. Interviewleitfäden gibt es zur Kooperation im Lehrerkollegium (inklusive Beispielinterview) sowie zur Kooperation mit abgebenden bzw. aufnehmenden Institutionen. Anschließend folgt eine Vorlage zur Ankündigung von Selbstevaluationsvorhaben an die Kollegen bzw. die Eltern. Fragebögen gibt es zu den folgenden Themenbereichen: Schule/Schulleben (für Eltern sowie Kollegen); Pausengestaltung, Schulbibliothek, Arbeitsgemeinschaften und Gesundheitsförderung (jeweils für Schüler und Kollegen); Schwimmbad, Klassenklima, Deutsch- und Mathematikunterricht (jeweils für Schüler). Für alle Schülerfragebögen gibt es sowohl eine Unterstufen- (1./2. Klasse) als auch eine Mittelstufenversion (3./4. Klasse). Das Literaturverzeichnis umfasst fünf Standardwerke zu Evaluation.
Diskussion
Der Titel richtet sich an Praktiker in Schulen, die den Auftrag erhalten, Selbstevaluationen zu planen und umsetzen. Obwohl auch nützlich für erfahrene Personen wird an vielen Stellen deutlich, dass das Augenmerk auf Selbstevaluationsnovizen liegt, z. B. durch die Tipps (wie: man soll sich bei der ersten Evaluation auf ein möglichst eindeutiges und übersichtliches Thema beschränken).
Der Einführungsteil ist kurz (12 Seiten) und klar. Er enthält genügend Informationen, sodass sich Schulen ohne weitere Literatur an ein Selbstevaluationsvorhaben wagen können, dies hauptsächlich dank der Erläuterung der Durchführungsschritte. Nützlich ist die grafische Aufbereitung der Selbstevaluationsschritte („Weg der Selbstevaluation“), beispielsweise für eine Visualisierung im Kollegium. Die Checkliste ist ebenfalls ein gutes Instrument zur Unterstützung.
Der Materialienteil erfüllt den Anspruch an direkt umsetzbares Material. Die Interviewleitfäden liefern eine Auswahl an möglichen Fragestellungen, was bedeutet, dass vor ihrem Einsatz eine Auswahl getroffen werden muss. Hilfreich für Praktiker sind Erläuterungen zur Durchführung und zur Verschriftlichung der Interviews („Stichpunkte notieren“), gleichfalls der Textkasten mit Tipps für ein gelungenes Interview. Auffällig im Materialienteil ist das Schwergewicht an Fragebögen, was zu recht aufwändigen Auswertungen führen kann. Die Länge des Materialienteils täuscht, weil bei Fragebögen, die sich an Schüler richten, stets ein Fragebogen für die Klasse 1-2 und 3-4 abgedruckt ist, wobei letzterer eine inhaltliche Erweiterung von ersterem darstellt. Alle Fragebögen sind kindergerecht mit Icons (z. B. Smileys) veranschaulicht, um Kinder beim Lesen zu unterstützen. Allerdings sind Kinder in den Klassen 1 und 2 auf zusätzliche Erläuterungen der Lehrperson angewiesen, da sie die schriftlichen Aufträge nicht alleine lesen und ausführen können. Die Auswahl der Fragen erscheint an verschiedenen Stellen willkürlich (z. B. „Wie oft macht ihr Entspannungsübungen“, „Wie macht ihr euer Klassenzimmer schöner?“, „Kann man in der Pause etwas zu essen und trinken kaufen?“). Obwohl solche Fragen dank der mitgelieferten CD ersetzt werden können, bergen sie (trotz des Hinweises im Einführungsteil, dass vorgängig Kriterien geklärt werden müssen) die Gefahr, dass sie unreflektiert in den Fragebogen fließen und irrelevante Informationen erzeugen, die einen unbedingt zu vermeidenden Zusatzaufwand schaffen. Die Fragebögen thematisieren klassische Selbstevaluationsbereiche, welche mehrheitlich im Bereich des sozialen Miteinanders angesiedelt sind. Fragebögen über Arbeitsgruppen und das Schwimmbad beziehen sich auf spezifische Bereiche, die nicht an allen Schulen existieren. Die beiden Fragebögen zu Deutsch und Mathematik sind als globale Erhebungsinstrumente über das jeweilige Fach einsetzbar, da sie sie in ihrem gesamten Umfang beleuchten (z. B. Fachbereiche, eingesetzte Materialien, Unterrichtsformen).
Fazit
Das Heft wird dem Titel gerecht, denn es bietet einen konkreten Leitfaden zur Selbstevaluation an Grundschulen, insbesondere wenn diese erstmals durchgeführt wird. Der Einführungsteil ist kurz und klar gehalten und fokussiert auf die direkte Umsetzung. Die Materialien zu elf klassischen Selbstevaluationsbereichen sind direkt umsetzbar, aber die einzelnen Fragen müssen kritisch auf ihre Relevanz hinterfragt werden. Anpassungen sind dank der mitgelieferten CD ermöglich. Insgesamt ist der Titel ein nützlicher Begleiter für Selbstevaluationsnovizen.
Rezension von
Philipp Schmid
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Zitiervorschlag
Philipp Schmid. Rezension vom 14.05.2013 zu:
Britta Klopsch: Selbstevaluation an der Grundschule. Ein konkreter Leitfaden. Persen Verlag
(Hamburg) 2012.
ISBN 978-3-403-23228-5.
Reihe: Bergedorfer Grundsteine Schulalltag.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14288.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.
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