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Oliver Jahraus (Hrsg.): Luhmann-Handbuch

Rezensiert von Prof. Dr. Heiko Kleve, 07.05.2013

Cover Oliver Jahraus (Hrsg.): Luhmann-Handbuch ISBN 978-3-476-02368-1

Oliver Jahraus (Hrsg.): Luhmann-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH (Stuttgart, Weimar) 2012. 471 Seiten. ISBN 978-3-476-02368-1. D: 59,95 EUR, A: 61,70 EUR, CH: 81,00 sFr.

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Thema

Die Wirkung des Werkes von Niklas Luhmann ist nicht nur für die Soziologie eine äußerst nachhaltige. In zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen und Professionen wurde und wird Luhmanns Systemtheorie rezipiert. Obwohl die Schriften von Luhmann als schwer zugänglich gelten, weil der Bielefelder Soziologe einen komplexen Schreibstil entwickelte und klassische soziologische Begriffe neu und umdefinierte, kann die Luhmann-Lektüre ungebrochen als äußerst rege gelten. Daher ist es sehr begrüßenswert und verdienstvoll, dass Oliver Jahraus, Armin Nassehi, Mario Grizelj, Irmhild Saake, Christian Kirchmeier und Julian Müller die unterschiedlichen Bücher zur Einführung in das Luhmannsche Denken, die bereits publiziert wurden, durch ein neues Handbuch zum Leben, Werk und zur Wirkung dieses bedeutenden Sozialwissenschaftlers bereichert haben.

Herausgeber

Alle Herausgeber des Buches können als Kenner der Luhmannschen Systemtheorie bewertet und unterschiedlichen Disziplinen zugerechnet werden, in denen die soziologische Systemtheorie Eingang gefunden hat; sie alle sind an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig: Oliver Jahraus als Professor für Literatur- und Medienwissenschaft, Armin Nassehi als Professor für Soziologie sowie Mario Grizelji, Irmhild Saake, Christian Kirchmeier und Julian Müller als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Die Herausgeber haben weitere namhafte Autorinnen und Autoren gewonnen, die die einzelnen Kapitel des Buches mit fokussierten Beiträgen auf der Basis ihres profunden Wissens des Luhmannschen Werkes bereichern, etwa Dirk Baecker, Peter Fuchs, Johannes F.K. Schmidt, Richard Münch, André Kieserling, Werner Vogd oder Fritz B. Simon.

Aufbau und Inhalt

Das Handbuch ist in neun Teile gegliedert:

  1. Biographie, u. a. mit Beiträgen zum Werdegang oder zu Luhmanns Zettelkasten und seine Publikationen;
  2. Grundlagen, u. a. mit Beiträgen zu den Verhältnissen von Luhmann und Parsons oder von Luhmann und Spencer-Brown;
  3. Theoriestränge, u. a. mit Beiträgen zur Systemtheorie als Differenzierungstheorie oder zur Systemtheorie als Kommunikationstheorie;
  4. Begriffe, von Autopoiesis über Macht bis hin zu Zeit;
  5. Werke und Werkgruppen, beginnend mit „Funktionen und Folgen formaler Organisation“ von 1964 bis hin zur letzten posthumen Veröffentlichung „Das Erziehungssystem der Gesellschaft“ von 2002.
  6. Verbindungen, Bezüge, Differenzen, u.a. mit Beiträgen zum Verhältnis der Luhmannschen Systemtheorie zu Theoretikern wie Hegel, Mead, Bourdieu oder Laclau;
  7. Rezeption, u. a. mit Beiträgen zur Rezeption der Systemtheorie in der Erziehungswissenschaft, Ethik, der Kulturwissenschaft oder Wirtschaftswissenschaft;
  8. Diskussionen, u. a. mit Positionen zu Kontroversen, die die Systemtheorie ausgelöst hat, etwa zur Subjekt-, Kritik- oder Empieriefrage;
  9. Anhang, u. a. mit einer Zeittafel und einer vollständigen Bibliographie.

Die Systematik dieser Gliederung ist schlüssig und übersichtlich. Jeder Teil lädt mit unterschiedlichen Überblicks- und Vertiefungsbeiträgen zum selektiven Lesen ein. Je nach aktuellem Interesse kann an jeder Stelle des Handbuches mit der Lektüre begonnen werden.

Diskussion, Zielgruppe und Fazit

Das Luhmann-Handbuch schließt eine Lücke in den bisher publizierten Übersichts-, Einführungs- und Lexika-Bänden zur Systemtheorie Luhmanns, weil es sowohl ein Breiten- als auch ein Tiefenwissen zu Luhmanns Werk bietet. Die Leserinnen und Leser gewinnen einen Überblick über die Breite und Vielfalt von Luhmanns Werk und können sich zudem durch die vertiefende Lektüre von kenntnisreich verfassten Spezialbeiträgen mit besonderen Fragen der Theoriearchitektur oder der Verwandtschaft mit anderen theoretischen Positionen – auch kritisch – auseinandersetzen. Da das Werk keinen einzelwissenschaftlichen Fokus hat, sondern die Transdisziplinarität der Luhmannschen Theorie, die zahlreichen Querstränge zu anderen Theorien und Theoretikern sowie die abstrakte Brauchbarkeit der systemtheoretischen Begriffe für Wissenschaft und Praxis präsentiert, kann es allen am Luhmannschen Werk interessierten unabhängig von ihrer disziplinären oder professionellen Zugehörigkeit empfohlen werden.

Rezension von
Prof. Dr. Heiko Kleve
Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Department für Management und Unternehmertum, Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU)
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Es gibt 21 Rezensionen von Heiko Kleve.

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Zitiervorschlag
Heiko Kleve. Rezension vom 07.05.2013 zu: Oliver Jahraus (Hrsg.): Luhmann-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH (Stuttgart, Weimar) 2012. ISBN 978-3-476-02368-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14389.php, Datum des Zugriffs 20.09.2024.


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