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Eshkol Rafaeli, David P. Bernstein u.a.: Schematherapie

Rezensiert von Pfarrer Michael Lehmann-Pape, 28.08.2013

Cover Eshkol Rafaeli, David P. Bernstein u.a.: Schematherapie ISBN 978-3-87387-833-4

Eshkol Rafaeli, David P. Bernstein, Jeffrey Young: Schematherapie. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2013. 160 Seiten. ISBN 978-3-87387-833-4. 16,90 EUR.
Reihe therapeutische Skills kompakt ; Bd. 4.

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Thema

Entstanden ist die Schematherapie aus dem großen Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie vor allem im Blick auf jene Klienten, die in einer Behandlung innerhalb der klassischen Verhaltenstherapie keine signifikanten Therapieerfolge erlebten. Eine Form der Therapie nun, die einen integrativen Ansatz darstellt, in welcher „Elemente aus der kognitiven Therapie (und der KVT im allgemeinen), der Bindungs- und Objektbeziehungstheorie sowie der Gestalttherapie und der Erlebnistherapie zusammenführt“.

Auch in Deutschland ist in den letzten Jahren mehr und mehr mit diesem Ansatz gearbeitet worden und in diversen Büchern auch theoretisch und in mancherlei konkreten Weiterentwicklungen (vor allem im Bereich des Coaching) dieser Ansatz erprobt und dargestellt worden (vgl. Gitta Jacob u.a.). So ist es als ein gutes und gelungenes Ansinnen des Junfermann Verlages zu betrachten, die Schema-Therapie nun aus der Arbeit der Entwickler des Konzeptes heraus (hier ist vor allem Jeffrey Young zu nennen) übersichtlich und fundiert für den deutschsprachigen Raum vorzulegen.

Im Buch selbst legen die Autoren vor allem Wert darauf, neben der fundierten Darstellung des Ansatzes selbst, jene Merkmale herauszuarbeiten und fokussiert darzulegen, welche die Schematherapie „im Feld der kognitiven Verhaltenstherapie hervorheben“,

Autoren

  • Eshkol Rafaelihat sich als klinischer Psychologe auf KVT und Schematherapie spezialisiert.
  • David P. Bernstein lehrt als Professor an der Universität Maastricht ebenfalls mit dem Schwerpunkt der Schematherapie.
  • Jeffrey Young ist der Begründer der Schematherapie und leitet das Cognitve Therapy Center und das Shema-Therapy Institute.

Aufbau und Inhalt

In zwei Hauptteile gliedern die Autoren die 30 Kapitel des Buches (in fast gleicher Quantität). Im ersten Teil erfolgt die Darlegung der theoretischen Grundlagen der Schema-Therapie, im zweiten Teil wenden die Autoren sich den praktischen Grundlagen der Schema Therapie zu.

Der Zielvorgabe entsprechend stellen die Autoren in beiden Teilen des Buches deutlich heraus, dass es sowohl in der theoretischen Fundierung, als auch in den praktischen Grundlagen, Unterscheidungsmerkmale zu anderen Formen der KVT gibt.

Hier ist vor allem die explizite Bezogenheit auf die Entwicklung „gegenwärtiger Symptome“ herauszuheben (und nicht nur auf jene Faktoren, die diese Symptome aufrecht erhalten). Ebenso stellen die Autoren ihre hohe Bewertung der „Klient-Therapeut“ Beziehung dar, die mit einhergehenden korrigierenden Haltungen, emotionalen Erlebnissen und stattfindenden empathischen Konfrontationen arbeitet.

Auch zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Forderung der Schematherapie, mit einem klaren und formulierten Ziel zu arbeiten: „dem Klienten dabei zu helfen, die eigenen zentralen, emotionalen Bedürfnisse in einer adaptiven Weise zu erfüllen, was die Veränderung von seit Langem etablierten kognitiven, emotionalen, relationalen und verhaltenbezogenen Mustern erfordert.“

Mit diesen Abgrenzungen „im Hinterkopf“ stellen die ersten 15 Kapitel das Therapiemodell der Schematherapie detailliert vor. Von der „Entwicklung von Schemata“ in der Biographie von Klienten über eine theoretische Differenzierung dieser möglichen Schemata bis zur ebenfalls detaillierten und fundierten Darstellung von Bewältigungsstilen und -reaktionen reicht hier zunächst die theoretische Betrachtung. Bis dann der eigentliche „Kern“ der Schematherapie, die Bestimmung und Arbeit mit „Modi“ als Ausdrucksformen von Störungen vorgestellt wird.

Die theoretische Fundierung der Methode der „empathischen Konfrontation“ bildet den Übergang hin zum Teil der praktischen Darstellung der Therapie im Buch.

Dieser liegt „therapiechronologisch“ aufgebaut im Buch vor. Vom, sehr ausführlich dargestellten „Einschätzungsprozess“ über Therapieplanung und „Edukation“ bis hin zu „Toolboxen“ angewendeter Techniken (relationale, kognitive, emotionsfokussierte Techniken, Aufbrechen von Verhaltensmustern mit Imagination und Rollenspiel) reichen die breiten und schlüssig dargestellten Methoden. Auch fehlt natürlich die dialogische und imaginative Modus-Arbeit in der Darstellung nicht (wobei diese eher zusammenfassend aus den anderen Techniken heraus kurz nur benannt wird).

Besondere Klientenhaltungen (Borderline, Narzissmus, Arbeit mit Paaren) werden gesondert und ausführlich erläutert, bis dann die (in der Schematherapie mit einem hohen Stellenwert betrachtete) Beziehung zwischen Therapeut und Klient (und damit auch die Schemata des Therapeuten als Teil des therapeutischen Prozesses) das Buch abschließt.

Diskussion

Drei Merkmale finden sich in der Schema Therapie besonders ausgebildet.

  1. Das emotionale Erleben wird stark in den Vordergrund gerückt. Klassische Elemente der Gestalttherapie und des Psychodramas dienen hier zur Eröffnung eines vertieften emotionalen Erlebens. Wichtig ist dies gerade im Blick auf jene Krankheitsbilder, welche durch problematische Emotionen aufrecht erhalten werden.
  2. Stärker als in der KVT sonst gewohnt werden biografische Aspekte als Teil der therapeutischen Arbeit verstanden und somit Aspekte des tiefenpsychologischen Ansatzes mit eingebaut. Die Betrachtung aktueller Probleme auf dem Hintergrund der Entwicklungsgeschichte des Klienten nehmen spürbaren Raum im therapeutischen Geschehen ein.
  3. Eine herausragende Rolle wird, wie mehrfach bereits erwähnt, innerhalb der Schematherapie der Therapiebeziehung eingeräumt. Wobei eine aktive und fürsorgliche Haltung des Therapeuten teilweise einen elternartigen Beziehungsstil installiert. Immer aber wird dieser Stil konkret ausgerichtet auf die Bedürfnisse und Schemata des Klienten.

Im Rahmen dieser besonderen Merkmale wird das (Kern-) Konzept der maladaptiven (oder dysfunktionalen) Schemata sehr fundiert vorgestellt (umfassende Lebensthemen, die Kognitionen, Emotionen, Erinnerungen, Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und interpersonelle Muster enthalten), worauf die Weiterentwicklung zum Schema-Modus Konzept hin einen der Schwerpunkte der Darstellung bildet.

Das Buch fordert eine hohe Konzentration in der Erarbeitung, die nicht nur dem komplexen sprachlichen Stil geschuldet wird, sondern auch der, im therapeutischen Rahmen oft ungewohnt, technisch zu nennenden Sprache und Darstellung.

In seinem klaren logischen Aufbau und den ebenso konkreten Darlegungen der einzelnen Schritt der „praktischen“ Schematherapie ist es dem Leser durch die Erarbeitung des Buches gut möglich, im Verlauf der Lektüre die Grundlagen, die konkreten Wege und die Abgrenzungen zu anderen Therapieformen hin zu erfassen.

Fazit

Eine sehr zu empfehlendes, wenn auch teils sehr komplexe Darstellung der theoretische und praktischen Grundlagen der Schematherapie.

Rezension von
Pfarrer Michael Lehmann-Pape

Es gibt 23 Rezensionen von Michael Lehmann-Pape.

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Zitiervorschlag
Michael Lehmann-Pape. Rezension vom 28.08.2013 zu: Eshkol Rafaeli, David P. Bernstein, Jeffrey Young: Schematherapie. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2013. ISBN 978-3-87387-833-4. Reihe therapeutische Skills kompakt ; Bd. 4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14437.php, Datum des Zugriffs 22.03.2023.


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