Klaus Fröhlich-Gildhoff, Iris Nentwig-Gesemann et al. (Hrsg.): Naturwissenschaftliche Bildung - Begegnungen mit Dingen [...]
Rezensiert von Monika Pietsch, 23.05.2013
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Klaus Fröhlich-Gildhoff, Iris Nentwig-Gesemann, Hartmut Wedekind (Hrsg.): Naturwissenschaftliche Bildung - Begegnungen mit Dingen und Phänomenen.
FEL Verlag Forschung Entwicklung Lehre
(Freiburg) 2012.
312 Seiten.
ISBN 978-3-932650-51-2.
Forschung in der Frühpädagogik V.
Thema
Der Band greift das Thema „Begegnung mit Dingen und Phänomene“ von verschiedenen Seiten auf und untersucht unterschiedliche Fragestellungen mittels Studien. Grundlage ist unter anderem die Tatsache, dass MINT- Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eine finanzielle und politisch Unterstützung erfahren, die Einführung der Bildungsprogramme und die Wandlung der Kindertagesstätten allerdings noch offen bleiben.
Herausgeberteam
Prof. Dr. Klaus Fröhlich- Gildhoff
ist Diplom- Psychologe an der FH Freiburg und leitet den Master-
Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ und ist einer
der Leiter des „Zentrums für Kinder- und Jugendforschung“ an der
EH Freiburg.
Prof. Dr. Iris Nentwig- Gesemann ist Dipl.-
Pädagogin und Professorin für Bildung im Kindesalter und Leiterin
des Studiengangs „Erziehung und Bildung im Kindesalter“ in
Berlin.
Prof. Dr. Hartmut Wedekind ist unter anderem
Diplomlehrer für Mathematik und Physik und Professor für
Kindheitspädagogik und -didaktik in Berlin.
Die weiteren Autoren kommen aus den Bereichen der Elementarforschung, Pädagogik, Kindheitspädagogik, Natur- und Sprachwissenschaft, Entwicklungspsychologie, Erziehungswissenschaft und Sonderpädagogik.
Entstehungshintergrund
Dies ist der 5. Band von „Forschung in der Frühpädagogik“. In der vorliegenden Reihe werden Erkenntnisse aus empirischen Studien- und Forschungsprojekten präsentiert. Dieser Band greift die Thematik der elementar- und fachdidaktischen Fragen auf, die zunehmend auch für Bildungsfragen in Kindertageseinrichtungen relevant geworden sind, denn empirisch abgesicherte Erkenntnisse für Entwicklungs- und Steuerprozesse sind notwendig.
Aufbau und Inhalt
Nach dem Vorwort gliedert sich das Buch in das Schwerpunktthema: „Naturwissenschaftliche Bildung“ mit 7 und in einen allgemeinen Teil mit 3 Beiträgen über Forschungsfragen zu verschiedenen Themen. Alle Artikel haben den gleichen Aufbau neben einer Zusammenfassung in deutsch immer auch eine in englisch. Es folgt der Forschungsgegenstand, Methoden, Ergebnisse, Zusammenfassung und Diskussion und Literaturverzeichnis.
In der Einführung versucht Hartmut Wedekind einen Überblick über die naturwissenschaftlich- technische Bildung im Elementarbereich zu geben. Dabei plädiert er für eine Kultur des Forschens und Zweifelns in der belebten und unbelebten Natur. Das Kind als begleiteter Forscher und seine Möglichkeiten verdient seine Meinung nach mehr Beachtung.
Der Beitrag von Iris Nentwig- Gesemann, Hartmut Wedekind, Frauke Gerstenberg und Martina Tengler zeigt „die vielen Facetten des ’Forschens’“. Dabei wird deutlich gemacht, wie sich Lehrende auf Lernende (Kinder) einstellen müssen, um die andere Art des Forschens von Kindern programmatisch weiterzuverfolgen.
Stephanie Schuler zeigt die Rolle der Erzieherin beim Mathematiklernen im Kindergartenalltag und stellt fest, dass die Interaktion zwischen Erzieherin, Kindern und Material eine wesentliche Rolle spielt. Spiele stellen eine Möglichkeit von mathematischen Lerngelegenheiten dar, damit bekommt auch die Spielkultur im Kindergarten einen höheren Stellenwert.
Monika Zimmermann untersucht in einer Längsschnittstudie welche Kompetenzen, Fortbildungen und individuelles Coaching ErzieherInnen benötigen, um einen Zuwachs an naturwissenschaftlicher Frühkompetenz zu ermöglichen.
Die Studie von Jeannette Piekny, Dietmar Grube und Claudia Mähler untersucht die Bedeutung kognitiver Merkmale und Merkmale häuslicher Umgebung für die Vorhersage des frühen Experimentierverständnisses.
Günter Mey, Annette Schmitt, Anja Schwentesius, Steffi Wolf und Manuela Kraft führten Interviews mit Erzieherinnen zu der Frage, inwieweit der Bildungsplan mit einem Selbstbildungsansatz im Alltag umgesetzt wird. Sie erlebten, dass nach wie vor die Haltung der Pädagoginnen die der „Wissenden“ ist und nicht die der „Begleitung“.
Barbara Benoist und Thorsten Kosler untersuchen Dokumentationen eines Modellprojekts, inwieweit ErzieherInnen über das Thema “Wasser“ einen Bezug zum Thema „Energie“ herstellen. Welche Methoden und Projekte sie dazu anwenden und welche konkreten Ziele sie verfolgen und erreichen.
Michael Lichtblau und Rolf Werning untersuchen sozio- kulturell benachteiligte Kinder im letzten Kindergartenjahr und ersten Grundschuljahr hinsichtlich ihrer Interessenentwicklung, um daraus gezielte Förderansätze zu generieren.
Marisa Schneider und Birgit Böhm untersuchen das Elternprogramm ELTERN-AG für sozial benachteiligte Eltern und stellen fest, dass das Programm erfolgreich ist: die Eltern sind zufrieden, sie treffen sich weiterhin nach Abschluss des Programms und die Kinder zeigen eine verbesserte emotionale Entwicklung.
Petra Gretsch und Klaus Fröhlich- Gildhoff beschreiben die Ergebnisse einer Evaluation der Sprachfördermaßnahmen für 3-5jährige Kinder in der Stadt Freiburg. Dabei wird deutlich, dass sich die Sprachdifferenzen zwischen den Kindern auch durch Sprachfördermaßnahmen in den Kitas nicht verringern.
Fazit
Zu den verschiedenen Themenbereichen
rund um naturwissenschaftliche Bildung, aber auch Sprache und
Erziehung zeigen Forschungsberichte den aktuellen Stand aus der
Praxis auf. Es wird deutlich, dass es einen großen Forschungs- und
Klärungsbedarf für dieses pädagogische Feld gibt. Wer sich
allerdings Handlungsperspektiven für den Alltag und die konkrete
pädagogische Arbeit verspricht, wird mit diesem Band enttäuscht.
Hier sind detailliert und umfassend Forschungsmethoden und
-ergebnisse beschrieben, die noch auf die eigene Arbeit bezogen
werden müssen.
Die Beiträge zeigen insbesondere sowohl die
Möglichkeiten frühkindlicher Bildung als auch deren Grenzen auf.
Die Grenzen sind gesteckt durch den Stellenwert der ErzieherInnen im
Bildungskontext, deren individuellen Fähigkeiten,
Fortbildungsangebote einerseits und auch Zeit, Raum und Freiheiten in
der Schaffung von Projekten und Lernszenarien andererseits.
Gemeinsame Richtlinien aller Bundesländer und ein angemessener
gesellschaftlicher Status, ein gesellschaftliches Ansehen, scheinen
wesentlicher Bestandteil für den gelungenen Übergang zum
schulischen Bildungssystem zu sein.
Rezension von
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
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