Richard Edtbauer, Alexa Köhler-Offierski (Hrsg.): Welt- Geld - Gott
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 15.01.2013

Richard Edtbauer, Alexa Köhler-Offierski (Hrsg.): Welt- Geld - Gott.
FEL Verlag Forschung Entwicklung Lehre
(Freiburg) 2012.
310 Seiten.
ISBN 978-3-932650-54-3.
In Zusammenarbeit mit Wilhelm Schwendemann und Hans-Joachim Puch.
Kapitalismus als Religion – Religion als Markt?
Hat das Streben nach kapitalistischem Wohlstand, nach einem materialistischem Immer-Mehr-Verlangen etwas mit Spiritualität, mit der Suche nach und dem Aufgehobensein in Religiosität zu tun? Das ist eine uralte, immer wieder neu gestellte, kontrovers diskutierte und nicht beantwortete Frage; es sei denn, sie wird individuell, kollektiv, kulturell oder ideologisch postuliert; damit aber ist sie zwar diskutier-, aber eben nicht allgemeingültig beantwortbar.
Es geht hier also nicht um den durchaus lebhaften und legitimen Diskurs darüber, ob es einen Gott oder keinen gibt (vgl. dazu auch: Maxi Berger / Tobias Reichardt / Michael Städtler, Hrsg,, „Der Geist geistloser Zustände“. Religionskritik und Gesellschaftskritik, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/13711.php); eigentlich auch nicht um die berechtigte Frage, ob der Mensch „nicht nur das politische Wesen von Aristoteles, nicht nur nach Hobbes des Menschen Wolf, sondern vielmehr von Anbeginn an ein soziales und religiöses Wesen“ ist und damit die interessante und intellektuelle Fragestellung, ob Reden über Religion eine existentiell bedeutsame Herausforderungen für uns Menschen darstellt, oder (nur) ein ideologischer Ballast ist (siehe dazu: Bruno Latour, Jubilieren. Über religiöse Rede, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12767.php) - vielmehr wird hier die durchaus herausfordernde und existentielle Frage danach gestellt, wie sich ein humanes, ganzheitliches und nachhaltiges Bewusstsein in der sich immer interdependenter, entgrenzender (und ungerechter?) entwickelnden (Einen?) Welt bilden kann ( vgl.: Dieter Kozlarek, Moderne als Weltbewusstsein. Ideen für eine humanistische Sozialtheorie in der globalen Moderne, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12558.php). Es ist die Frage nach den Menschenrechten, nach Freiheit, Gerechtigkeit und Individualität (siehe auch: Hans Joas, Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/12425.php).
Entstehungshintergrund und Herausgeberteam
Wir sind angelangt bei der Frage der Fragen: „An wen glauben wir eigentlich oder hängen unser Herz?“ Ist es unsere Gier nach dem scheinbaren „guten Leben“, das nicht mehr und nicht weniger ist als nach dem ökonomischen „MehrWert“ und sich orientiert an der Alternative „Gott oder Geld“ und „Gott und Geld“? Oder ist es die Kraft der Widerständigkeit? Wohin? Es ist das ethische, (planetarische?), wissenschaftliche Bewusstsein nach unserer Endlichkeit ( siehe dazu auch: John Gray, Wir werden sein wie Gott. Die Wissenschaft und die bizarre Suche nach Unsterblichkeit, 2012, htrp://www.socialnet.de/rezensionen/14485.php ) und dem ökonomischen Dasein. Es ist die Auseinandersetzung mit der Krisenhaftigkeit des menschlichen Daseins, das wissenschaftlich allein nicht fachbezogen und existentiell weder einheitlich noch einfältig diskutiert noch beantwortet werden kann, sondern der ethischen, theologischen, ökonomischen, (religions-)
pädagogischen, sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Nachfragen bedarf. Je nach Positionierung der jeweiligen Leit(frage-)disziplin wird sich auch der interdisziplinäre Diskurs vollziehen.
Die Evangelischen Hochschulperspektiven, ein Forschungsverbund der Evangelischen Hochschulen Darmstadt, Freiburg/Br., Ludwigsburg und Nürnberg, bringen seit 2005 jeweils einen Jahresband heraus, in dem sie sich „über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus … verständigen und Antworten auf drängende Fragen … finden (müssen), in unserer Zeit der Finanz-, Banken- und Schuldenkrise in der nachhaltiges Handeln nicht nur in Politik gefordert ist, sondern auch Gegenstand von Lehre und Forschung an unseren Hochschulen sein muss“.
Der Rechts- und Verwaltungswissenschaftler von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, Richard Edtbauer und Alexa Köhler-Offierski geben den achten Jahresband mit dem umschreibenden Titel „Welt – Geld – Gott“ heraus.
Aufbau und Inhalt
Der Sammelband wird in diese drei Themenkomplexe gegliedert.
Dirk Oesselmann, Professor für Gemeindepädagogik und Ulrich Pfeifer-Schaupp, Sozialwissenschaftler, beide von der Evangelischen Hochschule Freiburg, setzen sich in ihrem Beitrag „Nachhaltigkeit“ damit auseinander. Dabei differenzieren sie die beiden (Leit-)Dimensionen, die ökologische und die spirituell-ethische Dimension weiter aus in wirtschaftliche, soziale, pädagogische und politische Prinzipien. Sie formulieren dabei Grundsätze, die zu einem Perspektivenwechsel herausfordern und Nachhaltigkeit als Lebens- und Gestaltungsprinzip aufzeigen, das (richtiges) Wissen und (richtiges, nachhaltiges) Handeln in Theorie und Praxis der Daseins- und Alltagsgestaltung wirksam werden lässt.
Der Erziehungswissenschaftler von der Evangelischen Hochschule in Nürnberg, Joachim König, stellt im Beitrag „Nachhaltigkeit als Kriterium für die Praxis der Sozialen Arbeit“ konzeptionelle, praktische und empirische Implikationen aus pädagogischer Sicht dar. Anhand von drei Merkpunkten – Mündigkeit, Bildung, Langfristigkeit – fokussiert der Autor die Bedeutsamkeit von nachhaltigem Denken und Handeln in der Sozialen Arbeit auf ganzheitliche, lebensweltliche und längerfristige Entwicklungsbezogenheit von individueller und gesellschaftlicher Praxis (vgl. dazu auch: Andreas Fischer, Hrsg., Die soziale Dimension von Nachhaltigkeit. Beziehungsgeflecht zwischen Nachhaltigkeit und Benachteiligtenförderung, 2010, www.socialnet.de/rezensionen/10709.php).
Der Heilpädagoge von der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Willehad Lanwer, unternimmt den Versuch einer normativen Begründung, indem er die (rhetorische) Frage stellt: „Ist die Inklusion der Menschen, die behindert werden, ein Wert an sich?“. Diese aus der Philosophie, der Menschenrechtsdeklaration und der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) hergeleitete Frage wird beantwortet mit der Feststellung, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht behindert sind, sondern behindert werden, „da in der Inklusion stets die Exklusion gegenwärtig ist“ – was bedeutet, dass der Wert der Behinderung „immer wieder aufs Neue normativ herzuleiten und zu begründen sein wird“.
Kathrin Winkler, die an der Evangelischen Hochschule in Nürnberg Religions- und Interkulturelle Pädagogik lehrt, formuliert in ihrem Beitrag „Eine Frage der Anerkennung!“ sozialphilosophische Aspekte, wie sie bei Judith Butler und Axel Honneth in ihrer Bedeutung für Interkulturelle Bildung in der Schule diskutiert werden. Die unterschiedlichen Zuordnungen und Interpretationen des Heterogenen öffnet den Blick dafür, dass „mit der Forderung nach Anerkennung des Anderen, des Differenten, des Ausgeschlossenen ( ) nicht gleichzeitig die Frage nach Ungleichheit und Ungerechtigkeit thematisiert (wird)“. Schule aber, als Sozialisations- und Bildungsinstitution, muss dafür sorgen, dass Menschen emanzipatorisch, partizipatorisch, demokratisch und interkulturell sich entwickeln können.
Die Darmstädter Sozialpädagogin Nicole von Langsdorff thematisiert „Intersektionale Perspektiven auf die Entstehung jugendhilferelevanter Konflikte im Migrationskontext“. Sie referiert und diskutiert Ergebnisse ihrer im Rahmen des Dissertationsprojektes durchgeführten Studien von Konfliktlagen in Biografien von Mädchen mit Migrationsgeschichte. Mit den angewandten Analyseebenen zum Fallverstehen kann es gelingen, „die Konfliktentstehung, ihre Bewältigung sowie die Zugänge zu Einrichtungen der Sozialen Arbeit in Beziehung zu gesellschaftsstrukturellen Bedingungen zu setzen und ggf. die formulierten Ziele in den Hilfemaßnahmen entsprechend diesen Konstellationen anzupassen“.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für angewandte Forschung der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, Thomas Fliege, formuliert einen Zwischenruf, indem er über „Lebensweltorientierung und Gewaltprävention“ nachdenkt und Möglichkeiten von (kommunaler) Prävention und Innovation aufzeigt. Er thematisiert makro-, mikro- und mesosoziale Erklärungsansätze und zeigt individuelle und institutionelle Präventions- und Interventionsmöglichkeiten auf, die er thesenförmig zu Leitsätzen zusammenfasst, die letztlich münden in der Erkenntnis, die in der Gesellschaft latent vorhandene Gewalt zu erkennen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass „Gewaltfreiheit ( ) zuerst im Kinderzimmer und … damit auch zuerst bei uns selbst (beginnt)“.
Die Ludwigsburger Dozentin für Ästhetik und Kultur, Kunst und Gestalten und Kunsttherapeutin Gabriele Weiß berichtet in „Bildwelten“ über ein Kunstvorhaben mit Kindern in prekären Lebenssituationen. Das Projekt in einer Sonderschule für sprach- und lernbehinderte Kinder macht deutlich, dass „trotz veränderter Familien, Umwelt, Medienkonsum und demzufolge veränderter Entwicklung des zeichnerischen, gestalterischen Könnens“ es möglich ist, Situationen, die den Kindern wichtig sind, vereinfacht darzustellen und darüber zu reflektieren und zu diskutieren.
Der Rechts- und Verwaltungswissenschaftler Thomas Klie und die Erziehungswissenschaftlerin und Logopädin Dorothee Gutknecht von der Hochschule Freiburg geben mit ihrem Beitrag „Perspektive Caring-Community“ Antworten auf den aktuellen Krippen- und Pflegediskurs. Sie spannen dabei den Bogen von den Entwicklungsperspektiven zwischen Lebensbeginn und -ende und fordern auf, die Pflege- und Sorgeaufgaben in der Gesellschaft mit dem „Leitbild einer sich sorgenden Gemeinde“ zu betrachten und zu handhaben.
Die Nürnberger Professorin für Betriebswirtschaft und Management, Brigitte Bürkle, beschließt das erste Kapitel „Welt“ mit ihrem Beitrag „Altern im Fokus eines nachhaltigen Personalmanagements“. Bei den sich rapide verändernden demografischen Entwicklungen ist ein „generationenbewusster Personaleinsatz“ (auch) in den sozialen Berufen unabdingbar. Die vorgestellten Konzepte und Personalmanagementkonzepte können jedoch nur dann wirksam werden, wenn es gelingt, sie an den je konkreten Situationen und Bedürfnissen zu orientieren.
Das zweite Kapitel „Geld“ beginnt die Freiburger Volks- und Betriebswirtin Gisela Rudoletzky mit dem Beitrag „Small is beautiful“, in dem sie zum vielberufenen Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums aufruft. Anhand von ausgewählten Alternativvorschlägen und -konzepten zum scheinbar unverzichtbaren und naturwüchsigen Immer-Mehr-Denken und -Handeln macht die Autorin darauf aufmerksam, dass es gilt, die Schritte hin zu einem ökonomischen Perspektivenwechsel selbst, individuell und globalgesellschaftlich zu tun, Hier und Jetzt! (siehe dazu auch: Harald Weinrich, Über das Haben. 33 Ansichten, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/14000.php).
Die Darmstädter Ökonomin und Sozialwissenschaftlerin Gisela Kubon-Gilke greift mit ihrem Beitrag über die „Ökonomisierung des Sozialen“ in die kontroverse Debatte um neoliberale und neoklassische Sozialpolitik und -beratung ein. In der veränderten, interdependenten und globalisierten Entwicklung kommt es darauf an, den Inklusionsgedanken in die Richtung einer „Vitalpolitik zur Förderung und zum Erhalt der menschlichen Potentiale“ einzusetzen, die Menschen befähigt, „für sich selbst und andere Sorge zu tragen und ein befriedigendes Leben führen zu können“.
Die Darmstädter Politologin Angelika Koch nimmt sich der Thematik „Armut im Alter“ an und setzt sich mit der Zuschussrente als Instrument der Armutsvermeidung auseinander. Im Für und Wider der Argumentationen kommt die Autorin zu dem Ergebnis, dass die Zuschussrente wegen der restriktiven Voraussetzungen das grundlegende Problem der Armutsvermeidung nicht zu lösen vermag; vielmehr plädiert sie für „eine präventive Strategie, die sich auf die Vermeidung der Ursachen von Armutsrisiken im Alter richtet“.
Richard Edtbauer vergleicht die Systeme zur Existenzsicherung in Österreich und Deutschland miteinander. Die 2010/11 in Österreich eingeführte „Bedarfsorientierte Mindestsicherung“ führt, so der Autor, im Vergleich zu den Regelungen in der Bundesrepublik Deutschland dazu, dass „Altersarmut ( ) in Österreich großzügiger, unbürokratischer und damit wirksamer begegnet (wird)“.
Die Darmstädter Professorin für Kindheitswissenschaften, Claudia Maier-Höfer unternimmt mit ihrem Beitrag „Münze oder Apfel – ab wann ist ein Kind reif für die Schule?“ ein Gedankenexperiment, um mit dem im 19. Jahrhundert angewandten Schulreifetest „Münze oder Apfel“ gewissermaßen einen Perspektivenwechsel hin zu einem Bewusstsein der Intergenerationalität zu unternehmen und mit Hilfe der Paulo Freire – Pädagogik eine „dialogische Wende“ zu vollziehen (siehe dazu auch: www.freire.de).
In das dritte Kapitel „Gott“ führen der Religionspädagoge und Geschäftsführer in der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jürgen Rausch, und der Professor für Evangelische Theologie an der Evangelischen Hochschule Freiburg, Wilhelm Schwendemann, ein, indem sie mit der Frage „Alles wird gut?“ multiperspektivische Zugänge zum Jahresthema „Welt – Geld – Gott“ reflektieren und sich damit auseinandersetzen, wie eine persönliche Beziehung des Menschen zu Gott die Beziehung zum Geld relativiert und Humanität beeinträchtigt.
Die Diplom-Kauffrau, in der Evangelischen Kirche in Deutschland für Kirchliche Investments zuständige Pfarrerin Karin Bassler und die Nürnberger Theologin Andrea Nickel-Schwäbisch setzen sich mit der theologischen Dimension des Geldes auseinander und reflektieren das prekäre Verhältnis „Gott und Geld“. Verehrung des einen Gottes und die Anbetung des Geldes sind nicht vereinbar (vgl. dazu auch: Jacques Le Goff, Geld im Mittelalter, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/13533.php).
Die Ludwigsburger Professorin für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit und Diakoniewissenschaft, Claudia Schulz spannt in ihrem Beitrag „Von der Theologie der Nächstenliebe zum christlichen Unternehmertum“ den Bogen vom Ideal des „christlichen helfenden Handelns“ zum praktischen, diakonischen Wirken am Beispiel des schwäbischen Pietisten Gustav Werner (1809 – 1887). Es dürfte durchaus weiterführend sein, christlich motiviertes, unternehmerisches Handeln heute, etwa bei Beauftragungen, Ämtern und Funktionen in den Glaubensgemeinschaften, an der Frage zu orientiere: „Welche aktuellen Entwicklungen sind in der Gegenwart zu beobachten, an die das diakonische Handeln angepasst werden müsste?“.
Der Nürnberger Theologe und Philosoph Ralf Frisch unternimmt mit seinem Beitrag „Gott und die Medien“ eine „kleine religions- und medienphänomenologische Phantasie“. Dabei orientiert er sich an McLuhans These „The medium is the message“ und skizziert in einer religiösen Mediengeschichte die historische Entwicklung der Bedeutung und des Einflusses von Strukturanalogien zwischen medialer Kommunikation und Religion, bis hin zum World Wide Web – als Religion!
Der Theologe Craig L. Nessan, Dean am Wartburg Theological Seminary in Dubuque/Iowa, reflektiert am Beispiel der Occupy (Wall Street) Bewegung theologische, empanzipatorische, revolutionäre und gerechtigkeitsorientierte Aspekte zur globalen Kapitalismuskritik. Dabei benennt er befreiungs-theologische Impulse aus Herausforderungen für einen Perspektivenwechsel hin zu einer gerechten, globalen Weltwirtschafts- und Gesellschaftsordnung (vgl. dazu auch: Peter Mörtenböck / Helge Mooshammer, Occupy. Räume des Protests, 2012, www.socialnet.de/rezensionen/14101.php).
Fazit
Die in Band 8 versammelten Beiträge aus dem Diskussions- und Forschungsverbund der „Evangelischen Hochschulperspektiven“ zum Jahresthema 2012 „Welt – Geld – Gott“ bieten einen Einblick in den (religions-)wissenschaftlichen Diskurs zu ethischen, theologischen, ökonomischen, religions-pädagogischen, sozialen und gesundheitswissenschaftlichen Grundaussagen und Fragestellungen darüber, wie wir Hier und Heute die lokalen und globalen gesellschaftlichen Entwicklungen bewerten und nachhaltig mitgestalten können. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler praktizieren, in Forschung, Entwicklung und Lehre (FEL), eine interdisziplinäre Kommunikation und beanspruchen, „Antworten auf drängende Fragen ( ) in unserer Zeit der Finanz-, Banken- und Schuldenkrise… (zu finden)“ – und nicht zuletzt danach zu suchen, wie unser Verhältnis zu „Geld und Gott“ so gestaltet werden kann, dass es human, also menschlich ist.
Gesellschafts-, Kapitalismus- und Neokapitalismuskritik steht überwiegend bisher zwar (erst) auf der akademischen Agenda und wird (noch) weniger auf der lokalen und globalen konkret-politischen Ebene diskutiert. Dabei liegen die Warnrufe und Alternativen zum ökonomischen, materiellen Immer-Mehr-Streben der Menschen seit langem auf den Gesellschaftstischen der Welt, werden als Ergebnis des internationalen Nachdenkens über den Zustand unserer Erde formuliert – „Die Menschheit steht vor der Herausforderung umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“ (Deutsche UNESCO-Kommission, Unsere kreative Vielfalt. Bericht der Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ <1995>, Bonn, 2. erweit. Ausgabe1997, S. 18), sind als populäre Aufforderungen dargestellt – „Wo kämen wir hin / wenn alle sagten / wo kämen wir hin / und niemand ginge / um einmal zu schauen / wohin man käme / wenn man ginge“, <Kurt Marti>, in: Hans A. Pestalozzi, Nach uns die Zukunft. Von der positiven Subversion, Bern 1979), und sind sogar wissenschaftlich nobelpreisgeadelt (Elinor Ostrom, Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, 2011, www.socialnet.de/rezensionen/11224.php).
In einer dem Jahresband angehängten Publikationsliste werden wissenschaftliche Veröffentlichungen der beim Forschungsverband Engagierten der Evangelischen Hochschulen Darmstadt, Freiburg, Ludwigsburg und Nürnberg aufgeführt. Sie dürften den notwendigen und perspektivenreichen wissenschaftlichen Diskurs um das sperrige, kontroverse und ambivalente Jahresthema befördern.
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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