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Jürgen Klauber, Max Geraedts et al. (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2013

Rezensiert von Dr. phil. Andreas Meusch, 17.01.2013

Cover Jürgen Klauber, Max Geraedts et al. (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2013 ISBN 978-3-7945-2884-4

Jürgen Klauber, Max Geraedts, Jörg Friedrich, Jürgem Wasem (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2013. Mengendynamik: mehr Menge, mehr Nutzen? Schattauer (Stuttgart) 2013. 564 Seiten. ISBN 978-3-7945-2884-4. 54,95 EUR.

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Thema

Die 20. Ausgabe des seit 1993 erscheinenden Krankenhausreports analysiert aktuelle Entwicklungen und langfristige Trends im deutschen Krankenhaussektor und fokussiert in diesem Jahr auf die starke Zunahme stationärer Leistungsmengen.

Entstehungshintergrund

Der Sammelband knüpft an an die vorangegangene Ausgabe mit dem Schwerpunkt Regionalität, in der eine Reihe von regionalen Varianzen in der stationären Versorgung diskutiert wurde. Die Einführung der Fallpauschalen (DRG) vor zehn Jahren gibt Anlass, die Anreizwirkungen dieses Vergütungssystems kritisch zu beleuchten.

Herausgeber, Autorinnen und Autoren

Zwei Mitarbeiter (Klauber und Friedrich) des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) und zwei Universitätsprofessoren (Geraedts und Wasem) bilden das Herausgeberteam. Insgesamt 44 Autoren zeichnen für 20 Beiträge verantwortlich. Zwölf Autoren sind Professoren medizinischer, gesundheits- bzw. wirtschaftswissenschatlicher Fakultäten und bilden mit ihren an den Beiträgen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Autorengruppe. Sechs Autoren arbeiten für das WidO und ebenso viele für den AOK-Bundesverband bzw. AOKen. Ferner sind das statistische Bundesamt, der GKV-Spitzenverband, dessen Medizinischer Dienst sowie das IGES Institut Berlin mit Autoren vertreten.

Inhalt und Aufbau

Der Band gliedert sich in fünf Teile.

Das Schwerpunktthema „Mengendynamik: mehr Menge, mehr Nutzen?“ ist mit 13 Beiträgen und über 200 Seiten der umfangreichste Teil. Die Faktengrundlagen werden in den beiden ersten Beiträgen zu theoretischen Anreizwirkungen des DRG-Systems und deren empirischer Evidenz sowie dem Beitrag zu Eckdaten der Leistungsentwicklung im Krankenhausmarkt 2011 gelegt. Die Steigerung der Krankenhausfälle zwischen 2005 bis 2010 um neun Prozent und 2011 um weitere 2,1 Prozent sind für die Autoren die relevanten Treiber der Kostenentwicklung. „Dass der reine Demografieeffekt die Entwicklung der Krankenhausfallzahlen nur zu einem kleinen Teil treibt“, ist die wichtigste Erkenntnis der beiden nachfolgenden Beiträge zur Entwicklung der Leistungen für hochbetagte Patienten sowie zur Demografie und Morbiditätsentwicklung. Weder Größe, Trägerschaft, regionale Lage der Krankenhäuser noch ein niedriger Basisfallwert können nach Erkenntnissen der beiden dann folgenden Beiträge die beobachtete Mengenentwicklung erklären.
Die nächsten drei Beiträge beschäftigen sich mit Behandlungsformen, bei denen eine besonders starke Mengenentwicklung beobachtet wurde: den Wirbelsäulenoperationen, ausgewählten Bereichen der Kardiologie und den Innovationen. Für alle drei Bereiche können die Autoren Defizite in der Qualität der Leistungserbringung aufzeigen, die damit auch die Mengensteigerung in einem kritischen Licht erscheinen lassen.
Die abschließenden vier Beiträge dieses Teils befassen sich damit, wie die Fallzahlen so gesteuert werden können, dass notwendigen Behandlungen sachgerecht finanziert werden und die Qualität der Versorgung so verbessert wird und dass nicht indizierte Krankenhausfälle vermieden werden. Sektorübergreifende Selektivverträge, der Rechtehandel zur Abrechnung gegenüber Krankenversicherungen, die Zweitmeinung als Qualitätssicherung der Indikationsstellung sowie eine qualitätsorientierte Krankenhausplanung werden hier als Optionen erörtert.

Zur Diskussion gestellt“ sind die drei Beiträge des zweiten Teils überschrieben. Zurückhaltung bei Diagnose und Therapie des Prostata-Karzinoms ist die Konsequenz der Autoren aus den von ihnen analysierten Daten zu diesem Thema. Der anschließende Beitrag zur sektorübergreifenden Qualitätsmessung für Koronarangiographie kommt bei allen gewählten Qualitätsindikatoren zu dem Ergebnis, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Kliniken gibt und es wichtig erscheint, die poststationären Ereignisse bei der Qualitätssicherung zu berücksichtigen. Der abschließende Beitrag beschäftigt sich mit Medizinprodukten im Krankenhaus. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Qualität der Versorgung auf zwei Wegen verbessert werden kann: durch wissenschaftlich belastbarere Zulassungsstudien und mehr Klarheit bei Meldepflichten für Vorfälle, die mit Mängeln bei Medizinprodukten in Verbindung stehen.

Die Krankenhauspolitische Chronik gibt einen Überblick über alle relevanten Ereignisse in diesem Bereich von Mitte 2011 bis Mitte 2012.

Knapp 100 Seiten umfassen die drei Beiträge, die im Teil „Daten und Analysen“ auf der Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamtes über das Leistungsgeschehen auswerten, die Diagnosestatistik und die fallpauschalenbezogenen Statistiken aufbereiten.

Die Daten von 1581 Krankenhäusern finden Eingang in das 100 Seiten umfassende „Krankenhaus-Directory 2011“, das nicht nur die Eckdaten aus den Budgetvereinbarungen enthält, sondern auch Informationen zu Qualitätssicherungsdaten aus den Jahren 2008-2010 für AOK-Versicherte in vier relevanten Leistungsbereichen.

Diskussion

Es gibt überflüssige Operationen und Behandlungen in Deutschlands Kliniken. So schwer sich die Autoren in der Benennung von Kausalitäten und von Wegen zu der Vermeidung tun, so eindeutig ist das Urteil. Es werden die jeweils bestverfügbaren Daten herangezogen, so dass die Ergebnisse auch kritischen Diskussionen standhalten werden. Die Autoren machen klar, dass Handlungsbedarf besteht, das DRG-System weiterzuentwickeln, um Über- und Fehlversorgung zu minimieren und die Qualität der Versorgung zu verbessern. Die Ergebnisse sind belastbar genug, um für jede neue Bundesregierung Handlungsbedarf zu signalisieren.

Fazit

Unverzichtbares Standardwerk für alle, die im Gesundheitswesen, der Politik oder der Wissenschaft über Fragen der stationären Versorgung kompetent mitdiskutieren wollen oder müssen. Gerade wegen der abwägenden wissenschaftlichen Diktion der Beiträge werden von dem Band Impulse für die Gesundheitsgesetzgebung in der nächsten Legislaturperiode ausgehen.

Rezension von
Dr. phil. Andreas Meusch
Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenshaften (HAW), Hamburg,
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Es gibt 25 Rezensionen von Andreas Meusch.

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ISSN 2190-9245