Marion Moos, Elisabeth Schmutz: Praxishandbuch Zusammenarbeit mit Eltern in der Heimerziehung
Rezensiert von Dipl. Sozialpädagogin Kristina Jöhling, 16.05.2013

Marion Moos, Elisabeth Schmutz: Praxishandbuch Zusammenarbeit mit Eltern in der Heimerziehung. Ergebnisse des Projektes "Heimerziehung als familienunterstützende Hilfe". Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ism) (Mainz) 2012. 307 Seiten. ISBN 978-3-932612-44-2. D: 19,90 EUR, A: 20,50 EUR.
Thema
Es ist ein oft und kontrovers besprochenes Thema: Elternarbeit im Rahmen der stationären Hilfen zur Erziehung. Eltern sollen und müssen von Beginn an den Prozessen der Hilfen zur Erziehung beteiligt werden. „Wie wird dies in der Praxis umgesetzt und wie kann dieser Prozess stetig verbessert werden?“ sind zentrale Leitfragen des Buches. Dabei werden Möglichkeiten und Herausforderungen einer zielgerechten Umsetzung von Elternarbeit in der Heimerziehung aufgezeigt, was in einen fachlichen Rahmen eingebettet ist.
Autorinnen
Marion Moos ist Diplom Pädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) mit den Arbeitsschwerpunkten: Jugendhilfe, Hilfen zur Erziehung, Partizipation, interkulturelle Arbeit und Organisationsentwicklung in Jugendämtern.
Elisabeth Schmutz ist ebenfalls Diplom Pädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am ism mit folgenden Schwerpunkten: Jugendhilfe, Mädchen- und Frauenforschung und Qualitätsentwicklung.
Entstehungshintergrund
Wie können Mütter und Väter dafür motiviert werden, wie werden Wechsel und Änderungen in der Herkunftsfamilie wahrgenommen und realisiert und wie werden Ziele und Perspektiven erarbeitet? Das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. hat gemeinsam mit zwölf Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Rheinland Pfalz diese Schwerpunkte im Rahmen eines Praxisforschungsprojektes erörtert.
Aufbau und Inhalt
Der erste Teil – Einleitung – beschreibt das Projekt im Allgemeinen, nimmt Stellung zu der Begrifflichkeit „Heimerziehung als familienunterstützende Hilfe“ und erläutert kurz die Auswahl der beteiligten Einrichtungen.
Im zweiten Teil werden die Ziele der gemeinsamen Arbeit (Jugendhilfe und Eltern) in den Fokus der Betrachtungen gerückt. Besonderer Wert wird auf die Elternarbeit im Interesse der Entwicklung des Kindes gelegt. Gleichzeitig wird dabei die Bindung und Beziehung der Eltern zu dem jeweiligen Kind betrachtet und der Frage nachgegangen, wie diese geklärt und gefördert werden kann. Eltern sollen gestärkt werden, die Erziehung ihrer Kinder wieder selbst in die Hand zu nehmen, um eine Rückkehr zu ermöglichen. Es werden verschiedene Spannungsfelder näher umschrieben, aus welchen schließlich die Anforderungen für die praktische Umsetzung abgeleitet werden. Aus diesen Erkenntnissen entwickeln sich dann Bedingungen, unter welchen eine gelingende Elternarbeit in der täglichen Praxis möglich ist.
Daran anschließend werden im dritten Teil analog eines exemplarischen Hilfeverlaufes Merkmale der Zusammenarbeit mit Eltern in der Heimerziehung, die möglichen Zugänge zu den Eltern sowie die Umsetzung näher betrachtet. Schwerpunkte werden besonders auf den Beginn der jeweiligen Hilfe sowie die zentralen Themen der (sozialpädagogischen) Diagnostik gelegt. Zur Verfügung gestellt und besprochen werden u.a. ein „fallbezogener Entscheidungsprozess zur Intensität der Zusammenarbeit mit den Eltern“, „Vereinbarungen zur Zusammenarbeit“, ein Elternflyer, eine Begrüßungsmappe für Eltern oder auch ein „Leitfadengestütztes Interview zur Beurteilung der Elternarbeit durch die Eltern“. Gleichzeitig wird auch die Arbeit mit sich verweigernden Eltern betrachtet und verschiedene mögliche Lösungsstrategien werden diskutiert. Zum Abschluss des Kapitels werden die Rahmenbedingungen und Strukturen erläutert, welche für die effektive und methodische Elternarbeit notwendig sind.
Der vierte Abschnitt des Praxishandbuches „Zusammenarbeit mit Eltern in der Heimerziehung; Ergebnisse des Projektes ‚Heimerziehung als familienunterstützende Hilfe‘“ beschäftigt sich mit der Evaluation der Ergebnisse der entwickelten Ansätze, einer nachhaltigen Elternarbeit und entwickelt Empfehlungen für den weiteren Implementierungsprozess. Vorgestellt werden „Gelingensfaktoren“, welche u.a. die Beteiligung von Fachkräften, die Schaffung von Orten oder auch die inhaltliche Ausgestaltung darstellt.
Vertiefend werden im fünften Teil des Buches einzelne Aspekte schwerpunktmäßig besprochen. So wird u.a. die Zusammenarbeit mit Eltern bei Kindeswohlgefährdung, die Zusammenarbeit mit psychisch kranken Eltern und die Zusammenarbeit mit Eltern von jugendlichen Mädchen in den Fokus der Betrachtungen gerückt.
Das Literaturverzeichnis ist der sechste Teil.
Den Abschluss bildet der Anhang als Kapitel sieben. Darin werden verschiedene Instrumente u.a. das „Instrument zur Ausgestaltung des Erstgesprächs mit der Familie in der Einrichtung“ sowie „Instrumente der Hilfeplanung“ vorgestellt und als Dokumente zur Verfügung gestellt, welche sich in der Praxis bewährt haben. Ebenso werden die projektbeteiligten Einrichtungen genannt.
Diskussion
Das Buch ist gut les- und verstehbar. Die hinzugezogene Literatur und die Quellen dazu sind auf einem aktuellen Stand und spiegeln die aktuelle Situation und Forschung wieder.
Fazit
„Elternarbeit im Rahmen der Hilfen zur Erziehung kann gelingen und ist lohnenswert“ – zu diesem Ergebnis kommen die Autorinnen Marion Moos und Elisabeth Schmutz. Das Buch gibt einen umfassenden Überblick zu dem Thema gelingende Elternarbeit und kann viele Aspekte für die eigene Praxis der Zusammenarbeit mit Eltern im Rahmen der stationären Hilfen zur Erziehung liefern. Seinem Titel „Praxishandbuch Zusammenarbeit mit Eltern in der Heimerziehung; Ergebnisse des Projektes ‚Heimerziehung als familienunterstützende Hilfe‘“ wird das Buch in jedem Fall gerecht, weil es wichtige Aspekte des Themas gezielt auf den Punkt bringt und diese immer wieder in der Praxis überprüft werden.
Rezension von
Dipl. Sozialpädagogin Kristina Jöhling
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