Wiltrud Gieseke, Ekkehard Nuissl et al. (Hrsg.): Reflexion zur Selbstbildung
Rezensiert von Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy, 26.07.2013

Wiltrud Gieseke, Ekkehard Nuissl, Ingeborg Schüßler (Hrsg.): Reflexion zur Selbstbildung. Festschrift für Rolf Arnold.
W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
(Bielefeld) 2012.
263 Seiten.
ISBN 978-3-7639-5103-1.
D: 34,90 EUR,
A: 35,90 EUR,
CH: 46,90 sFr.
Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung. Eine Buchreihe des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE).
Autoren und Autorinnen
Die Autoren und Autorinnen aus Wissenschaft und Praxis sind:
- Prof. em. Dr. Harald Geißler,
- Prof. em. Dr. Ortfried Schäffter,
- Prof in. Drin. Wiltrud Gieseke,
- Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard Nuissl von Rhein,
- Prof. Dr. Henning Pätzold,
- Prof. em. Dr. Horst Siebert,
- Profin. Drin. Wiltrud Ingeborg Schüßler,
- Prof. em. Dr. Antonius Lipsmeier,
- Prof. Dr. Philipp Gonon,
- Christina Buschle M.A.,
- Prof. Dr. Rudolf Tippelt,
- Profin. Drin. Christine Zeuner,
- Prof. em. Dr. Klaus Ahlheim,
- Prof. Dr. Peter Faulstich und
- Prof. em. Dr. Joachim Münch.
Entstehungsgrund und Thema
Die Beiträge dieses Buches wurden als Festschrift zum 60. Geburtstag von Rolf Arnold zusammengefasst.
Arnold studierte Pädagogik, insbesondere Erwachsenenbildung und Berufspädagogik, und promovierte an der Universität Heidelberg. Er arbeitete in internationalen Erwachsenenbildungseinrichtungen. Rolf Arnold habilitierte im Fachbereich Erziehungs- und Sozialwissenschaften der Fern-Universität Hagen. Seit 1990 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik, insbesondere Berufs- und Erwachsenenpädagogik an der Technischen Universität Kaiserslautern. Er leitet das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung ebenda. Er ist wissenschaftlicher Direktor des Distance Independant Studies Center (DISC) der TU Kaiserslautern sowie Sprecher des Virtuellen Campus Rheinland- Pfalz (VCRP). Des weiteren ist er Mitglied im Innovationskreis Weiterbildung des BMBF, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Carl Auer Verlages und Mitglied des Landesbeirates für Weiterbildung Rheinland – Pfalz.
Aufbau und Inhalt
Das Buch beginnt mit einer Vorbemerkung von Josef Schrader, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung- Leibnitz- Zentrum für Lebenslanges Lernen und einer Einleitung des Herausgeberteams.
Kapitel 1- Organisation und Emotion
Als Alleinstellungsmerkmal von Rolf Arnold gilt das Neudenken von Bildungsfragen, wobei auch veränderte Impulse aus anderen neuen Disziplinen aufgegriffen und revolutioniert werden. „Mit seiner Rezeption der konstruktivistischen Erkenntnistheorie und ihrer Anwendung für die Aus- und Weiterbildung geht es ihm um neue Sichtweisen aus der Perspektive des Subjekts, aber immer mit Interventionsabsicht“ (S. 13).Geißler, Schäffter und Gieseke gehen in ihren Beiträgen auf den Themenbereich Organisation und Emotion ein.
- Coaching- von der Erwachsenen- und Berufsbildung zum Führungs- und Organisationslernen (Harald Geißler) Arnolds „theoretische Auslegung einer evolutionären Didaktik“ (S. 14) wird am Beispiel der Interventionsform des Coachings in Beziehung zu verschiedenen Prinzipien nach Schein gesetzt.
- Systemische Veränderungsforschung aus relationaler Sicht. Erwachsenenbildung zwischen Inklusion und Exklusion (Ortfried Schäffter). Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage: Wie transformieren sich Strukturen und Individuum? Schäffter beschreibt nicht nur Wechselwirkungen in der Erwachsenenbildung und den „Bearbeitungsprozess über drei „Relationspotenzen“ (S. 13), sondern wendet die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf das Thema Inklusion/Exklusion an.
- Emotionen als beziehungsstiftender Wirkungszusammenhang für Lebenslanges Lernen. (Wiltrud Gieseke). Auch Gieseke beschreibt „beziehungsstiftende Wirkungszusammenhänge für relationale rückgebundene Entwicklungs- und Lernprozesse (S. 13). Austauschprozesse, abhängig von Beziehungen, führen zu Verschränkungen und Wechselseitigkeiten, aber nicht zu Symbiosen. Emotionen spielen eine wichtige Rolle als Brückenbauer, auch für die Offenheit des Subjekts für Lernprozesse. Erkenntnistheorie und der radikale Konstruktivismus sind ebenso Themen in diesem Beitrag.
Kapitel 2 - Didaktik und Methodik
Arnold beschäftigt sich intensive mit der Suche „nach einer theoretischen Vergewisserung, wie das Subjekt im systemischen Prozess der Aneignung und Interaktion seine Entfaltung findet.“ (S. 81) Die Systemtheorie und der Konstruktivismus bieten dabei nicht nur die theoretische Grundlage, sondern warden repliziert und verschmolzen. Auf diesem Ansatz basieren die Beiträge von Nuissl, Pätzold, Siebert und Schüßler.
- Didaktik und lernende Erwachsene (Ekkehard Nuissl). Nuissl konzentriert sich in seinem Beitrag auf das Subjekt und dessen Bezeichnung im Lehr- und Lernprozess und beleuchtet auch die (Selbst-) Steuerungsmodelle. Besonderen Stellenwert nimmt das „Konstrukt des lebenslang lernenden Erwachsenen“ (S. 82) in der Mikrodidaktik ein.
- Konstruktivismus und Lerntheorien - radikal vereinbar? (Henning Pätzold). Pätzold beschäftigt die Frage „Verschmelzen Erkenntniszuwachs und Lernergebnis in konstruktivistischer Sichtweise, ist ihre Trennung überhaupt sinnvoll?“ (S. 82). Er setzt sich mit Erkenntnissen unterschiedlicher Autoren in Hinblick auf die Wirksamkeit des konstruktiven Ansatzes auseinander.
- Lernen- systemisch- konstruktivistisch betrachtet (Horst Siebert). Siebert konzentriert sich in seinem Beitrag auf die auf einem vernetzen Denkmodus basierende „Verbindung von Ansätzen einer soziologischen Gesellschaftstheorie (Systemtheorie) mit einer personalen, individualistischen Erkenntnistheorie (Konstruktivismus)“ (S. 82).
- Ermöglichungsdidaktik- Grundlagen und zentrale didaktische Prinzipien (Ingeborg Schüßler). Schüßler verdichtet die wesentlich von Arnold geprägte Ermöglichungsdidaktik zu elf didaktischen Prinzipien.
Kapitel 3 - Berufliche Aus- und Weiterbildung
Mit dem einzigen Lehrstuhl für „Berufs- und Weiterbildung“ ist Rolf Arnold in Vorreiter für Forschung sowohl in Berufsbildung als auch in Weiterbildung. Sowohl die Unterschiede als auch das Verbindende beider Bereiche sind Themen in den Beiträgen von Lipsmeier und Gonon.
- Divergenzen und Konvergenzen von beruflicher Aus- und Weiterbildung (Antonius Lipsmeier). Lipsmeier zeigt in seinem Beitrag die deutliche Trennung zwischen beruflicher Ausbildung und beruflicher Weiterbildung und die historischen Gründe dafür.
- Entwicklungszusammenarbeit in der Berufs- und Erwachsenenbildung. Das deutsche Modell der Berufsbildung als globales Vorbild? (Philipp Gonon). Gonon beschreibt die Besonderheit des dualen Systems der Erstausbildung als Spezialität des deutschsprachigen Bildungssystems und dessen globale Vorbildwirkung. Durch die beschreibung mehrer Kriterien für den Transfer in andere Bildungssysteme zeigt der Autor auf, dass es sich nicht nur um berufliche Bildung sondern um ein Gesellschaftsmodell handelt.
Kapitel 4 – Profession und Professionalisierung.
Institutionelle und handlungsdidaktische Prinzipien und die „Frage, was Lehrende in der Erwachsenen- und Weiterbildung wissen und tun sollten“ (S. 187) beschäftigen Rolf Arnold immer wieder. Relevante Aspekte zu diesen Themen bringen Buschle, Tippelt und Zeuner in ihren Beiträgen.
- Multiprofessionalität, Diversifizierung und Höherqualifizierung als Herausforderungen pädagogischer Professionalität (Christina Buschle/ Rudolf Tippelt). Buschle und Tippelt widmen sich der Veränderung der Felder pädagogischer Professionalität als „ein strukturelles Erfordernis im Zuge der Modernisierungsprozesse“ (S. 187). Kooperationen und Netzwerke sowie neue pädagogische Berufsfelder und der Trend zur Höherqualifizierung sind weitere Themen.
- Zur Aufgabe der Erwachenenbildung aus historischer und international- vergleichender Perspektive (Christina Zeuner). Zeuner beschreibt die „historisch gewachsenen Aufgaben der Erwachsenenbildung im gesellschaftlichen Kontext“ (S. 187). Das daraus entstandene Professionsverständnis ergänzt sie durch die internationale Perspektive.
Kapitel 5 – Kritik und Diskurs
Der „systemisch-konstruktivistische Ansatz von Rolf Arnold und die (teilweise auch vermeintlichen) Konsequenzen daraus für die Bildungsarbeit bilden die Grundlage für die Texte von Ahlheim und Faulstich.
- Berufliches und politisches Lernen in der Erwachsenenbildung (Klaus Ahlheim). Alheim beschäftigt sich kritisch mit dem Konzept der Schlüsselqualifikationen und der Selbstinstrumentalisierung.
- Der zunehmende Verlust der Wirklichkeit und der verbannte und doch wiederbelebte Gedanke der Bildung (Peter Faulstich). Faulstich arbeitet mit der „Sicht auf Realität in Ihrer Spezifik als subjektive Deutung“, dem „Radikalkonstruktivismus“ sowie dem „Bildungsbegriff“ (S. 225).
Kapitel 6 – Zugang und Zugänge
- Interview mit Rolf Arnold (Joachim Münch). Münch konzentriert sich in seinem Interview auf die Entwicklungen an der Technischen Universität Kaiserslautern und Rolf Arnold als Wissenschaftsmanager.
Fazit
Die Festschrift bietet die Möglichkeit einen verdichteten Überblick über das vielfältige Schaffen von Rolf Arnold zu erlangen. Die schlüssige Unterteilung der Kapitel durch die Zuordnung von Forschungsschwerpunkten des Jubilars ist gut nachvollziehbar. Die unterschiedlichen und durchaus kritischen Zugänge der Autoren und Autorinnen bieten der Leserschaft abwechslungsreiche Vertiefungsmöglichkeiten zu Erkenntnissen von Rolf Arnold und zeigen sein umfassendes Schaffen beeindruckend auf.
Rezension von
Mag.(FH) DSA MSc Doris Lang-Lepschy
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