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Bernd Fischer, Uta Fischer et al.: Erfolgreiche Kommunikation mit dementen Menschen

Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind, 28.09.2004

Cover Bernd Fischer, Uta Fischer et al.: Erfolgreiche Kommunikation mit dementen Menschen

Bernd Fischer, Uta Fischer, Hannjette Mosmann, Ortrud Kreckel: Erfolgreiche Kommunikation mit dementen Menschen. WissIOMed (Haslach i.K.) 2004. 12. aktualisierte Auflage. 40,00 EUR.
2 Bände (Theorieteil- und Praxisteil, 168 und 147 Seiten) und 1 CD.

Zur Thematik des Buches

Demenzen vom Alzheimertyp im frühen Stadium werden selten erkannt. In der Regel wird erst im 3. bis 4. Jahr nach Ausbruch der Erkrankung eine Diagnose gestellt. Vorher schätzen die Angehörigen und oft auch die Hausärzte die ersten Anzeichen dieser Erkrankung meist als altersbedingte Vergesslichkeit und Ähnliches ein. Strategien und Konzepte für die Bewältigung der Anforderungen des Alltags im frühen Stadium der Demenz sind bisher recht spärlich entwickelt worden. Sie haben jedoch für die Betroffenen einen eminenten Stellenwert, denn sie können wesentlich mit dazu beitragen, die Alltagskompetenz in dieser Phase zu stabilisieren und damit gleichzeitig auch die psychischen Belastungen zu verringern.

Die vorliegende Veröffentlichung enthält ein sprachliches Trainingsprogramm, das besonders auf die Kompensation der beginnenden Kompetenzeinbußen in der Kommunikation ausgerichtet ist.

Autoren

Bernd Fischer (Prof. Dr. med.) war bis zu seiner Pensionierung Chefarzt der ersten Memoryklinik. Er entwickelte die Methode des Integrativen/Interaktiven Hirnleistungstrainings (IHT®) und des Brainjoggings® . Uta Fischer (Dr. med., Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie) arbeitete ebenfalls in dieser Memoryklinik mit. Hannjette Mosmann (Gesundheitspädagogin) ist als Fachfortbildungs- und Ausbildungsleiterin im Bereich Hirnleistungstraining tätig. Ortrud Kreckel (Erzieherin) ist als Fachassistentin für Hirnleistungstraining beschäftigt.

Inhalt

Im Theorieteil der Publikation werden u. a. folgende Aspekte des Sprachverhaltens Demenzkranker dargestellt:

  • der Zusammenhang zwischen den kognitiven und sprachlichen Störungen
  • die sprachliche Störungshierarchie bei dementiellen Erkrankungen, die in umgekehrter Reihenfolge zur Entwicklung der Sprache bei Kindern verläuft.
  • Stadien des Sprachabbaus bei Morbus Alzheimer
  • Sprachliche Veränderungen in der Prädemenzphase und im frühen Stadium
  • die Einschränkungen der Aufmerksamkeit
  • Störungen der Gedächtnisleistungen (Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis u. a.)
  • sprachliche Veränderungen im mittleren und späten Demenzstadium

Im recht ausführlichen Glossar werden folgende Themenbereiche erläutert:

  • Ziele der Sprache und Kommunikation bei gesunden Personen
  • Kommunikationsabläufe im integrativen/interaktiven Kognitionsmodell bei gesunden Personen
  • Entfaltung eines Sprachspiels bei Gesunden
  • Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
  • Leitschema zur Erfassung von Kommunikationsstörungen entsprechend der internationalen Klassifikation der WHO

Im Praxisteil werden u. a. folgende Inhalte ausgeführt:

  • Ziele der erfolgreichen Kommunikation mit dementen Patienten (IADL-Ziele im kommunikativen Bereich)
  • Basisvoraussetzungen für ein gelingendes Gespräch bei dementen Patienten
  • Die Hauptregeln für eine erfolgreiche Kommunikation mit dementen Patienten gemäß der IHT¨-Kommunikaton: Kommunikationstraining u. a. in den Bereichen Emotion, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Arbeitsgedächtnis, Lernen, Langzeitgedächtnis und Erinnern.
  • Angehörigenberatung und Angehörigentraining bei dementen Patienten

Der Anhang des Praxisteils enthält spezielle Kommunikationsregeln für Bezugspersonen bei Patienten mit Schlaganfall und Aphasie, bei Patienten mit Schädigung der rechten Hirnhälfte und bei Patienten mit Dysarthrie (M. Parkinson, M. Huntington).

Kritische Würdigung

Die vorliegende Veröffentlichung enthält eine Fülle an theoretischen Ausführungen über Kompetenzen und auch Defizite Demenzkranker in den verschiedenen kognitiven Bereichen, wobei der Schwerpunkt auf dem sprachlichen Leistungsvermögen liegt. Darüber hinaus werden viele Hinweise und Anregungen für die praktische Durchführung des Trainingsprogramms gegeben. Es zeigt sich, dass hierbei jahrelange Praxis die Grundlage für die Ausführungen darstellt. Das besondere an dem Konzept besteht u. a. in der Kombination von kognitiven Trainingselementen mit Bewegungsübungen, die nach einem bestimmten Rhythmus sich intervallartig abwechseln. Zusätzlich wird in diesem Kontext auch auf eine dosierte Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr geachtet, um dem bereits eingeschränkten Hirn neben der geistigen "Nahrung" auch materielle Nährstoffe zur Optimierung des Leistungsvermögens zuzuführen. Betont werden muss auch der Sachverhalt, dass in diesem Modell auch das soziale Umfeld in Gestalt der Angehörigen in diesen Schulungsprozess einbezogen wird.

In welchen Institutionen diese Trainingsprogramme gegenwärtig durchgeführt werden, wird von den Autoren nicht mitgeteilt. Auch über die Kosten und die Finanzierungsmodalitäten werden keine Informationen gegeben. Des Weiteren werden auch die Aspekte der Qualifizierung der Trainer und deren berufliche Vorbildung nicht thematisiert.

Aufgrund dieses Mangels an Informationen fällt es dem Rezensenten äußerst schwer, dieses Trainingsprogramm in das bestehende Netz an Institutionen für Demenzkranke eindeutig zu verorten.

Fazit

Es kann das Fazit gezogen werden, dass hier eine Publikation vorliegt, die viele neue Aspekte und Informationen enthält, die es aufzugreifen gilt. Besonders Fachleute, die an Konzepten der Stabilisierung der Demenzkranken in der frühen Phase arbeiten, können diesen Ausführungen Anregungen und vielleicht auch neue Perspektiven entnehmen.

Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind
Gerontologische Beratung Haan
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Es gibt 227 Rezensionen von Sven Lind.


Zitiervorschlag
Sven Lind. Rezension vom 28.09.2004 zu: Bernd Fischer, Uta Fischer, Hannjette Mosmann, Ortrud Kreckel: Erfolgreiche Kommunikation mit dementen Menschen. WissIOMed (Haslach i.K.) 2004. 12. aktualisierte Auflage. 2 Bände (Theorieteil- und Praxisteil, 168 und 147 Seiten) und 1 CD. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/1474.php, Datum des Zugriffs 02.11.2024.


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