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Wolfgang Hantel-Quitmann: Basiswissen Familienpsychologie

Rezensiert von Dr. Georg Singe, 11.04.2013

Cover Wolfgang Hantel-Quitmann: Basiswissen Familienpsychologie ISBN 978-3-608-94726-7

Wolfgang Hantel-Quitmann: Basiswissen Familienpsychologie. Familien verstehen und helfen. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2013. 336 Seiten. ISBN 978-3-608-94726-7. D: 34,95 EUR, A: 36,00 EUR, CH: 46,90 sFr.

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Thema

Das Buch behandelt familienwissenschaftliche und familienpsychologische Themen von der Partnerwahl bis zur Trennung und Scheidung, von der ersten Liebe bis zur Folgepartnerschaft, von der Geburt der Kinder bis zum Sterben der Eltern. Das Hauptanliegen des Autors besteht darin, dass der Leser Familien verstehen und in professionellen Kontexten entsprechend helfen kann.

Autor

Dr. phil. Wolfgang Hantel-Quitmann ist Professor für Klinische Psychologie und Familienpsychologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und seit langem ein ausgewiesener Experte in diesem Bereich. Er leitet an der Hochschule eine Weiterbildung zur systemischen Paar- und Familientherapie und ist als Therapeut auch in eigener Praxis tätig.

Entstehungshintergrund

In der Einführung schreibt Hantel-Quitmann, dass es sein Anliegen ist, aus multidimensionaler Sicht die Komplexität der unterschiedlichen Wirklichkeiten der Familien in all ihren Konstellationen zu erfassen und in einer Form so zu beschreiben, dass die unterschiedlichen Perspektiven in eine ganzheitliche Sichtweise integriert werden können. Das Buch ist auf dem Hintergrund „meiner 30-jährigen Erfahrung in der Lehre und Weiterbildung, Beratung und Therapie geschrieben“ (S. 16).

Aufbau und Inhalt

Das Buch gliedert sich in elf Kapitel. Nach der Einleitung werden zentrale Themen der Familienpsychologie und Familienwissenschaft behandelt. Die jeweiligen Kapitel sind zu einzelnen fachlichen Fragestellungen untergliedert, mit Fallbeispielen untermauert und enden jeweils mit „vertiefenden Fragen zum Thema“. Diese Fragen ermuntern dazu, das Gelesene zusammenhängend zu reflektieren und eigene Schlussfolgerungen zu bilden. In einem Anhang findet sich ein ausführliches Glossar zu zentralen Grundbegriffen, die das Buch prägen. Gerade für Studierende ist dieses Glossar eine große Unterstützung beim Lesen des Buches. Ein umfassendes Literaturverzeichnis rundet das Fachbuch ab und lädt zur Vertiefung einzelner Themen ein.

Thematisch beziehen sich die Kapitel auf die Phasen der Begegnung des Paares, des Verliebens und der Partnerwahl. Kinderwunsch, Elternschaft und die Eltern-Kind-Beziehung werden ebenso thematisiert wie die Krisen der Liebe und die Liebesaffären. Zudem werden Trennungen, Scheidungen und ihre Folgen vor allem auch für die Kinder behandelt. Auch Themen wie Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Geschwisterbeziehungen, Krankheit und Tod in der Familie werden eigens bearbeitet. Unter der multiperspektivischen Sicht des Ansatzes werden in einem eigenen Kapitel die Folgen von Migration für betroffene Familien analysiert. So gibt das Buch ein umfassendes Bild zu fast allen zentralen Themen der Familienpsychologie. Ein Kapitel zu den Lebensformen homosexueller Partnerschaften und den daraus entstehenden Familienformen fehlt.

Diskussion

Hantel-Quitmann ist es in seinem Werk gelungen, eine umfangreiche Themenpalette systematisch aufzuarbeiten und auf dem Hintergrund aktueller Forschungen darzustellen. Wer mit Familien arbeitet, erhält hier kompakt, verständlich und praxisnah die notwendigen Grundlagen. Der theoretische Ansatz ist mehrdimensional und integrativ. Die individuelle Ebene, die Welt der Gefühle und Emotionen, der systemische Blick, die Mehrgenerationenperspektive und der gesellschaftliche Kontext bilden in gegenseitiger Wechselbeziehung das Netzwerk, in dem sich Familie entwickelt. Der Autor blickt realistisch auf die aktuelle Situation, wie Familien heute aus psychologischer Sicht gesehen werden können, und stellt ihre Entwicklungen, Themen, Probleme, Stärken und Besonderheiten vor. An einigen Stellen wäre die verstärkte Einbeziehung gesellschaftlicher und sozialpolitischer Bedingungen der Lebenssituationen von Familien hilfreich, um die psychologischen Dimensionen der Familienentwicklungen auch unter gesellschaftskritischer Sicht verstärkt zu reflektieren. Wenn z. B. im Abschnitt „Armut“ (S. 107ff) einzig auf die Studien von Hurrelmann Bezug genommen wird, ergibt sich zwar ein realistischer Blick auf die derzeitige Situation, dieser hilft aber wenig als Erklärungsmuster für die unterschiedlichen individuellen Bewältigungsstrategien, die abhängig von der politischen Positionierung und dem gesellschaftlichen Milieu der Familien unterschiedlich ausfallen können.

Fazit

Das Buch eignet sich für alle professionellen Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, der Kinder- und Jugendpsychotherapie, sowie der Paar- und Familientherapie. In Aus- und Weiterbildungskontexten ist das Buch eine wertvolle Hilfe. Auch eine Fortsetzung des Themas in einem weiteren Fachbuch ist durch den Autor geplant. So kann der Leser auf das für Herbst 2014 angekündigte Buch mit dem Titel „Klinische Familienpsychologie. Familien verstehen und Helfen“ gespannt sein.

Rezension von
Dr. Georg Singe
Dipl.-Sozialarbeiter, Dipl.-Theologe, Systemischer Familientherapeut, Supervisor und Lehrtherapeut (DGSF)
Dozent an der Fakultät I für Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachbereich Soziale Arbeit der Universität Vechta
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Es gibt 26 Rezensionen von Georg Singe.

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Zitiervorschlag
Georg Singe. Rezension vom 11.04.2013 zu: Wolfgang Hantel-Quitmann: Basiswissen Familienpsychologie. Familien verstehen und helfen. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2013. ISBN 978-3-608-94726-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14757.php, Datum des Zugriffs 10.11.2024.


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