Antje Bostelmann, Michael Fink: Glückliche Krippenkinder
Rezensiert von Prof. Dr. Ines Kadler-Neuhausen, 15.05.2014

Antje Bostelmann, Michael Fink: Glückliche Krippenkinder. Wie Eltern ihre Kinder unterstützen können. Beltz Verlag (Weinheim, Basel) 2013. 168 Seiten. ISBN 978-3-407-85964-8. D: 17,95 EUR, A: 18,50 EUR, CH: 24,90 sFr.
Thema
Die Krippe als spezifische Form der außerfamiliären Kleinkindbetreuung wird in diesem Buch näher beleuchtet. Es wendet sich in erster Linie an Eltern, die ihr Kind schon in einer Krippe angemeldet haben und an Eltern, die einen Krippenbesuch ihres Kindes planen.
Antje Bostelmann und Michael Fink gehen davon aus, dass Eltern vor allem eine Frage bewegt: „Geht es meinen Kind in der Krippe gut?“ Mit dieser Frage, so die beiden Autoren, kommt ein wichtiges Anliegen zum Ausdruck. Eltern wollen sicher sein, dass die Krippenzeit ihrer Kinder eine gute Zeit ist. Sie wünschen sich, dass ihre Kinder glücklich sind.
Um diese Sicherheit zu erlangen, bieten Bostelmann und Fink Einblicke in den Krippenalltag. Als langjährig erfahrene Pädagogen im Feld greifen sie all die Fragen von Eltern auf, die sich beim Thema Krippe stellen und geben darüber hinaus Anregungen, wie Eltern ihre Kinder so begleiten können, dass diese mit Freude den Tag in der Krippe verbringen. Implizit wird hier ein Bild gelingender Begleitung von Kleinkindern in Familie und Krippe entworfen. Eltern werden in ihren Vorstellungen gestärkt, den Lebensabschnitt Krippe für und mit ihren Kindern und gemeinsam mit den beteiligten pädagogischen Fachkräften aktiv zu gestalten.
Autorin und Autor
Bostelmann und Fink verfügen beide über langjährige berufliche Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern, in der Gründung und Führung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder, in der Weiterbildung von Erzieherinnen und in der Arbeit mit Eltern. In ihren Fachtexten und Publikationen bewegt sie immer wieder die Frage, welche Bedingungen Kinder für eine gute Entwicklung brauchen und wie man Eltern dafür gewinnen kann.
Zielgruppe
Diese Publikation wendet sich direkt an Eltern, weil sie die wichtigste Position im Entwicklungsweg ihrer Kinder einnehmen. Auch mit der Entscheidung für eine Krippe bleiben viele Detail- und Alltagsfragen offen. Sorgen und Verunsicherung kommen immer dann auf, wenn es keine zufriedenstellenden Antworten auf die Fragen gibt. Und, aufgrund der Mediendiskussion zum Für und Wider von Krippen geraten Eltern im privaten Umfeld auch mal schnell in die Verteidigerrolle. Sicherheit gewinnen sie nur, wenn ihnen die Diskussion um gute Krippen vertraut ist, wenn sie mehr zum Berufsbild einer modernen Erzieherin wissen, wenn sie bei Fragen zu Raumgestaltung und Spielmaterialien begründete Positionen entwickeln, kurzum wenn sie sich als kompetente Begleiterinnen des Krippenalltags ihrer Kinder wahrnehmen. Daher versuchen sich Bostelmann und Fink mit dieser Publikation an einem Beitrag, der Eltern befähigen soll, die Krippe ihres Kindes zu verstehen und deren Arbeit kritisch zu begleiten.
Aufbau
Die Veröffentlichung ist in fünf thematische Abschnitte untergliedert. Jeder Abschnitt beginnt mit knappen illustrativen Beschreibungen oder Beispielen zu Situationen, in denen berechtigte Sorgen und Fragen von Eltern zum Ausdruck kommen. In den folgenden Textpassagen wird die je zu Grunde liegende thematische Fragestellung zum besseren Verständnis weiter vertieft und ausdifferenziert. Ein ganzes Themenspektrum wird entfaltet, das in übersichtlichen Unterabschnitten dann weiterverfolgt, entlang eines gelingenden Krippenalltagsgeschehens erläutert und diskutiert wird. Zum einen sind systematisch Informationen zusammengetragen. Zum anderen werden Entscheidungshilfen präsentiert. Die angesprochenen Eltern werden Schritt für Schritt mit den Bedingungen, Alltagsroutinen und Möglichkeiten der Gestaltung der Krippenzeit ihrer Kinder vertraut gemacht. Die Themenbereiche sind wie folgt gegliedert:
Bevor die Krippenzeit beginnt: Wie sie eine gute Krippe finden und kennenlernen. Ausgehend von der Frage „Welche Krippe passt zu meinem Kind?“ werden Konzepte der Frühförderung vorgestellt. Regelungen und Verfahren, die in Krippen üblich zur Aufnahmeroutine gehören, werden beschrieben und eine Checkliste für die Suche nach einer passenden Einrichtung wird angeboten. Im zweiten Teil des Abschnitts stehen allgemeinere Themenstellungen wie z.B. Schnupperstunden, die Eingewöhnungsphase, die Bedeutung der Bezugserzieherin bzw. des Bezugserziehers oder die Gestaltung des Übergangs von der Familie in die Krippe im Mittelpunkt.
Die Krippe verstehen: Wie Ihr Kind den Tag verbringt. Der routinierte Krippenalltag und die pädagogischen Überlegungen hinter der Tagesgestaltung werden beschrieben. Einzelthemen sind z.B. Rituale und Routinen wie Morgenkreis, Spielphasen, Lernangebote, Mittagszeit und Hygiene, aber auch Erläuterungen zu den Möglichkeiten, wie Kinder sich durch ihr Spiel, ihr Entdecken und Forschen bis hin zur eigenständigen Übernahme kleiner Aufgaben selbst ihren Tag erschließen. Abgerundet werden die Beschreibungen durch Hinweise, wie Eltern ihre Kinder bei der Bewältigung ihres Tagesprogramms unterstützen können.
Jedes Kind ist anders: Wie Ihr Kind gefördert und begleitet wird. Die Entwicklung der Krippenkinder steht im Mittelpunkt dieses Abschnitts. Die emotionale, motorische und sprachliche Entwicklung der Kinder führt gedanklich durch die Unterabschnitte. Der Themenkreis ist diskursiv angelegt und spricht Eltern ganz konkret mit ihren Ansprüchen an Förderung und optimale Entwicklung an. Zugleich wird anhand von spezifischen Themen (Entwicklungstempo, Sprachentwicklung, Entwicklungsdokumentation) und manchen Besonderheiten (eigener Wille, Ringen um Aufmerksamkeit, Medien) der pädagogische Blick auf Frühförderung in der Krippe gerichtet.
Ein Krippenkind begleiten: Tipps für gute, schlechte und normale Tage. Wie die Überschrift es ankündigt, stehen Alltagstipps für Eltern im Zentrum des Abschnitts. Ausgewählt sind Themen, mit denen alle Eltern kämpfen, wie etwa der morgendliche Stress bevor es zur Krippe geht, die Abschieds- und Abholsituation, der Urlaub der Lieblingserzieherin oder die angemessene Kleidung für den Krippentag.
Auf gute Zusammenarbeit! Eltern und Erzieherinnen – ein starkes Team. Krippen sehen Formen der Zusammenarbeit von Eltern und Erzieherinnen vor. Beide Seiten entwickeln Vorstellungen, wie diese Zusammenarbeit aussehen sollte. Elterngespräche, Elternabend, Elternvertretung werden als formale Settings betrachtet, darüber hinaus werden in diesem Abschnitt mögliche niederschwelligere Formen einer guten und kritisch würdigenden Zusammenarbeit vorgeschlagen.
Alle Kapitel sind mit anschaulichen Beispielen und Bildern illustriert. Die Autoren schließen ihren Beitrag mit persönlichen Wünschen für alle die Eltern, die sich mit dem Thema Krippe auseinandersetzen und empfehlen weiterführende Literatur.
Diskussion
Für Eltern, die dieses Buch in die Hand nehmen, stellt sich die Frage für oder gegen einen Krippenbesuch des eigenen Kindes mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht. Vom Grundsatz her sind sie Befürworter der Krippe und werden von den beiden Autoren auch so angesprochen. Thematisch geht es um die vielen kleinen und größeren Fragen rund um die Krippe und den Krippenbesuch des eigenen Kindes. Damit sprechen Bostelmann und Fink bei weitem nicht alle Eltern an, die ihre Kinder in eine Krippe geben, sondern diejenigen, die sich Gedanken machen. Zu unterstellen ist also, dass die beiden Autoren sehr zielgruppengenau gearbeitet haben und das macht den Charme dieses Buches aus. Eltern sollen sich mit ihren konkreten Fragen und Verunsicherungen wahrgenommen fühlen und sie bekommen konkrete Antworten, Erläuterungen, Gedankenanstöße. Insgesamt erfahren sie eine Stärkung, weil ihnen eigene Entscheidungen nicht abgenommen werden, sondern eher ein Verständigungsprozess in Gang gesetzt wird.
Zwar ist ein Buch wie dieses kein Dialogforum, jedoch versucht es eine Brücke in eine gelingende Praxis des partnerschaftlichen und dialogischen Miteinanders zwischen Eltern und Erzieherinnen im Krippenalltag zu bauen. Es beschreibt den glücklichen Krippenbesuch von Kleinkindern und damit Krippe, wie sie sein sollte. Ob Eltern an ihrem jeweiligen Wohnort tatsächlich eine solche Einrichtung vorfinden, ob sie überhaupt eine Wahl zwischen verschiedenen Einrichtungen haben, können Bostelmann und Fink nicht versprechen. Jedoch beschreiben sie Krippe in vielen Facetten und nicht fern von Alltagserfahrungen. Eltern können im Einzelfall davon ausgehen, dass ihre Vorstellungen und ihr Verständnis vom Krippenalltag mit den Informationen dieses Buches im Hintergrund nicht unberechtigt sind. Sie können einen Dialog mit den Erzieherinnen in der Krippe ihres Kindes führen und sie können die Leistungen der Erzieherinnen, denen sie jeden Tag begegnen wertschätzen. Nicht zuletzt ist dieses Buch auch eine Aufforderung an Eltern, die Bedürfnisse ihrer Krippenkinder in den Mittelpunkt zu stellen und Krippe aktiv mit zu gestalten.
Fazit
Antje Bostelmann und Michael Fink haben ein anregendes Buch für Eltern geschrieben, die sich für ihre Kinder stark machen. Die Krippe ist zumeist der erste Schritt in die außerfamiliäre Welt, ein wichtiger und zugleich bedeutender Lebensabschnitt. Ein guter Grund für Eltern ihn zu verstehen und so mitzugestalten, dass er allen Beteiligten und vor allem unseren Kindern als glücklicher Lebensabschnitt gelingt.
Rezension von
Prof. Dr. Ines Kadler-Neuhausen
Erziehungswissenschaftlerin, Hochschule Fulda, FB Sozialwesen
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