Udo Janßen, Karl Blum (Hrsg.): DKI-Barometer Krankenhaus 2012/2013
Rezensiert von Dr. phil. Hubert Kolling, 09.04.2013

Udo Janßen, Karl Blum (Hrsg.): DKI-Barometer Krankenhaus 2012/2013. Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH (Düsseldorf) 2013. 270 Seiten. ISBN 978-3-942734-45-5. D: 42,90 EUR, A: 44,10 EUR.
Thema
Die Krankenhäuser – modern (synonym) auch Kliniken genannt – in Deutschland, anders als in vielen anderen Ländern traditionell vorrangig für die stationäre fachärztliche Versorgung der Bevölkerung zuständig, sind bedeutende Dienstleistungsanbieter im Gesundheitswesen. Für eine effiziente Leistungserbringung brauchen sie daher unabdingbar valide und repräsentative Informationen. Um diesem Bedarf Rechnung zu tragen, führte das Deutsche Krankenhausinstitut im Jahr 2000 erstmals eine repräsentative Befragung deutscher Krankenhäuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen durch. Diese wurde seither regelmäßig jährlich wiederholt, wobei sich die Befragung – das sogenannte „Krankenhaus Barometer“ – innerhalb kürzester Zeit zu einem einzigartigen Informationsinstrument im Krankenhausbereich und weit darüber hinaus entwickelte. Zum zehnjährigen Jubiläum ihres Bestehens 2010/2011 erschien die Veröffentlichung erstmals in Buchform und mit inhaltlich erweitertem Konzept (vgl. die Rezension des Verfassers unter www.socialnet.de/rezensionen/11265.php). Nach der Ausgabe 2011/2012, die sich insbesondere mit den Themenfeldern Mitarbeiter, Patientenorientierung, Krankenhausmanagement, Hygiene und Telemedizin auseinandersetzt (vgl. die Rezension des Verfassers unter www.socialnet.de/rezensionen/12950.php) liegt nun – ebenfalls als Buch inklusive einer CD-ROM mit allen Inhalten – die Ausgabe 2012/2013 vor.
Herausgeber
Für die Herausgabe des aktuellen Bandes, an dem mehr als ein Duzend AutorInnen – Praktiker und Kliniker, Strategen, Ökonomen und Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens – mitgewirkt haben, zeichnen sich Udo Janßen und Karl Blum verantwortlich.
Prof. Dr. med. Udo Janßen, Arzt, Dipl.-Betriebswirt (FH) und Dipl.-Wirtschaftsjurist (FH), ist seit 2009 geschäftsführender Vorstanddes DKI – Deutsches Krankenhausinstitut e.V. (Düsseldorf) und beratendes Mitglied des Vorstandes der DKG – Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (Berlin). 1998 promovierte er an der Universität München mit einer Dissertation zum Thema „Funktion des anorektalen Kontinenzorgans nach vaginaler Geburt: manometrische und klinische Langzeitresultate unter besonderer Berücksichtigung der Episiotomie.“ Janssen hat Lehraufträge für Health Care Management an der Hochschule für Ökonomie und Management in Essen, der Universität Düsseldorf und der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Er war Geschäftsführer des IEUGUS-Instituts für Europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft Berlin und als Unternehmensberater in namhaften Beratungsunternehmen tätig. Darüber hinaus leitete er viele Jahre den Geschäftsbereich Medizin und Pflege in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung im Ruhrgebiet.
Dr. Karl Blum studierte Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt „Gesundheitspolitik“ an der Universität München und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld. Er promovierte 1997 im Fachbereich „Public Health“ mit einer Dissertation zum Thema „Patientenzufriedenheit bei ambulanten Operationen. Einflussfaktoren der Patientenzufriedenheit und Qualitätsmanagement im Krankenhaus“ (Weinheim, München 1998). Seit einigen Jahren leitet Blum den Geschäftsbereich Forschung am Deutschen Krankenhausinstitut e.V. in Düsseldorf, wobei seine Arbeitsschwerpunkte Krankenhaus- und Gesundheitssystemforschung sind.
Entstehungshintergrund
Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI), seit 1953 führend in den Bereichen Forschung, Beratung und Fortbildung im Krankenhaus- und Gesundheitswesen tätig, wird von maßgeblichen Verbänden und Institutionen der Krankenhauswirtschaft getragen (vgl. www.dki.de). Mitglieder sind:
- die Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG)
- der Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK)
- die Deutsche Krankenhaus Verlagsgesellschaft mbH (DKVG)
- der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD).
Im Kuratorium des Deutsches Krankenhausinstitut e.V. sind außerdem vertreten:
- die leitenden Krankenpflegeberufe
- die Medizinische Fakultät der Universität Düsseldorf.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert hat das DKI durch eine Vielzahl von Forschungsvorhaben, Studien und Untersuchungen das Krankenhaus- und Gesundheitswesen in Deutschland mitgestaltet und zwar durch:
- Forschungsprojekte für Ministerien, Verbände, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens
- Eigenforschung zu aktuellen krankenhaus- und gesundheitspolitischen Fragestellungen
- „Krankenhaus Barometer“ und „Krankenhaus Trends“.
Themenschwerpunkte sind dabei Krankenhausfinanzierung, Krankenhausorganisation, Qualitätsmanagement, Sektorübergreifende Versorgungsforschung, Gesundheitssystemforschung sowie Marktforschung für die Gesundheitswirtschaft.
Aufbau
Nach dem Vorwort der Herausgeber (S. I), einem Geleitwort des Hauptgeschäftsführers der DKG Georg Baum (S. III-IV) und dem Inhaltsverzeichnis (S. V-VII) vereint der Band die folgenden 11 Fachbeiträge:
- Hans-Hermann Dirksen: Patientenrechte pro und kontra – was muss der Entscheider wirklich wissen? (S. 1-18)
- Raoul Georg Geißler, Walter Sibrowski: Herausforderung für die Transfusionsmedizin: Zukunftsfähige Blutversorgung (S. 19-34)
- Ralf Gerhards: Bedeutung und Grundzüge einer konsolidierten Kosten- und Leistungsrechnung als Steuerungs- und Informationsinstrument – auch im Krankenhausbereich (S. 35-45)
- Michael Groening, Guntram Lock, Tobias Schwarz: Demografischer Wandel: geriatrische Versorgungsstrukturen für morgen (S. 47-65)
- Christian Heitmann: Der Weg zum Investitionskredit (S. 67-80)
- Samantha Horry, Danny Piede: Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA) – ein neuer Beruf, der Lücken schließt, wenn man´s richtig macht (S. 81-94)
- Marco Kern: Wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser – Entwicklungen und Herausforderungen mit Lösungsansätzen aus Bankensicht (S. 95-104)
- Andreas Müller: Eine neue berufliche Chance für Pflegende als Advanced Nursing Practice mit Fachexpertise Diabetes mellitus in Deutschland – der persönliche Bericht einer Expertin (S. 105-119)
- Lars Schäfer: Dokumentation der klinischen Behandlung – Status einer Großbaustelle (S. 121-132)
- Achim Schütz: Lösungsorientierte Führung – Denk- und Handlungsmuster überprüfen (S. 133145)
- Nicole Wieder: Marketing und Kommunikationsmanagement an Kliniken – Herausforderung, Chancenreichtum, Erfolgsgestaltung (S. 147-162).
Das von Karl Blum, Sabine Löffert, Matthias Offermanns und Petra Steffen vorgelegte „Krankenhaus Barometer Umfrage 2012“ (S. 163-250) zeigt folgende Gliederungspunkte:
- Einleitung (S. 163)
- Zahlungsverzögerungen und Zahlungsverweigerungen (S. 164-168)
- Veränderungsmanagement (Change Management) (S. 169-184)
- Führungskräfteentwicklung (S. 185-199)
- Der ältere Patient im Krankenhaus (S. 200-224)
- Physiotherapie (s. 225-230)
- Pflegekomplexmaßnahmenscore (PKMS) (S. 231-241)
- Wirtschaftliche Lage (S. 242-248).
Ergänzt wird die Darstellung durch ein Literaturverzeichnis (S. 249-250), Autorenverzeichnis (S. 251-257) und Index (S. 259-267).
Inhalt
Neben den Ergebnissen der repräsentativen Befragung des Deutschen Krankenhausinstituts, an der sich von Februar bis Juni 2012 insgesamt 245 Allgemeinkrankenhäuser beteiligt haben, zu wichtigen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen des Krankenhauswesens („Krankenhaus Barometer 2012/2013“) enthält der Sammelband – der Druckversion ist auch eine CD-Rom mit den kompletten Texten des Buches beigefügt – 11 interessante Fachbeiträge von 15 Experten aus der Krankenhauspraxis, die sich unter anderem mit den Themenfeldern Patientenrechte, effektives Blut-Management, konsolidierte Kosten- und Leistungsrechnung, moderne geriatrische Versorgungsstrukturen, Wege zum Investitionskredit, der wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser aus Bankenperspektive, der klinischen Dokumentation, der lösungsorientierten Führung sowie dem Marketing und Kommunikationsmanagement auseinandersetzen. Insgesamt betrachtet werden damit sowohl im redaktionellen als auch im statistischen Teil Fragen und Probleme angesprochen und thematisiert, die für alle Krankenhäuser (Kliniken) mehr oder weniger aktuell und brisant sind beziehungsweise besondere Herausforderungen darstellen.
Diskussion
Im Vorwort bringen die Herausgeber zunächst ihre Freude darüber zum Ausdruck, für ihre Veröffentlichung erneut namhafte AutorInnen gewonnen zu haben, „die zu den Topthemen des Jahres hochwertige Best-practice-Beiträge erstellt haben.“ Im Hinblick auf die Bedeutung und Intension des Buches halten sie weiter fest: „Wir erachten die Beiträge als wertvolle Ergänzung zu der Forschungsarbeit und finden, dass die Verknüpfung beider eine perfekte Einheit ergibt. Wir schätzen die Informationen, die Anregungen und Impulse als unverzichtbar für den Arbeitsalltag und sind beeindruckt von dem Know-how, das die Herausforderungen der aktuellen Gesundheitswirtschaft auf einzige Art und Weise beleuchtet und spiegelt“ (S. I).
Georg Baum hat zum „Krankenhaus Barometer 2012/2013“ ein Geleitwort beigesteuert, in dem er unter anderem festhält: „Die nunmehr dritte Ausgabe des DKI-Barometers Krankenhaus enthält neben der aktuellen Umfrage ‚Krankenhaus Barometer 2012‘ auch zahlreiche wissenschaftliche Beiträge von Fachexperten aus der Krankenhauspraxis. Sowohl der redaktionelle als auch der statistische Teil greifen Themen auf, die für die Krankenhäuser auch in Zukunft von herausragender Bedeutung sein werden. […] Das vorliegende Buch gibt somit einen guten Einblick in die Herausforderungen, denen sich die Krankenhäuser Tag für Tag stellen“ (S. III-IV).
In ihrer Gesamtheit bieten sowohl die zahlreichen Fachbeiträge als auch das „Krankenhaus Barometer 2012/2013“ einen tiefen Einblick in aktuelle und zukünftige Probleme der stationären Gesundheitsversorgung. Mit dem vorliegenden Band erweist sich das Deutsche Krankenhausinstitut wiederum als verlässlicher Partner der Leistungserbringer in der Gesundheitswirtschaft, indem es Orientierung zur erfolgreichen strategischen Ausrichtung zentraler Gesundheitseinrichtungen und -institute bietet. Insofern ist die Veröffentlichung unverzichtbar für alle, die im Krankenhaus an verantwortlicher Stelle aktiv sind, entscheiden und planen. Darüber hinaus kann die Publikation aber auch von allen gewinnbringend zur Hand genommen werden, die über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen kompetent mitreden möchten.
Fazit
Zusammengefasst kann man dem „DKI-Barometer Krankenhaus 2012/2013“ bescheinigen, dass es aktuell, informativ und richtungsweisend ist. Insofern sollte das Buch in keiner Bibliothek des Gesundheitswesens fehlen.
Rezension von
Dr. phil. Hubert Kolling
Krankenpfleger, Diplom-Pädagoge und Diplom-Politologe
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