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Knut Dietrich: Erkunden und Spielen lehren, fördern, lassen

Rezensiert von Prof. Dr. Mone Welsche, 17.03.2014

Cover Knut Dietrich: Erkunden und Spielen lehren, fördern, lassen ISBN 978-3-8340-1167-1

Knut Dietrich: Erkunden und Spielen lehren, fördern, lassen. Kindliches Bewegen pädagogisch verstehen. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2013. 180 Seiten. ISBN 978-3-8340-1167-1. D: 18,00 EUR, A: 18,50 EUR, CH: 25,90 sFr.

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Autoren

Knut Dietrich, Professor (em.) für Sportpädagogik an der Universität Hamburg, Veröffentlichungen über Sportspiele. Sportpädagogik und Spiel in der Stadt, Bewegung und Entwicklung und empirische Sozialforschung

Horst Ehni, Professor (em.) für Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Didaktik von Bewegung, Spiel und Sport an der Universität Hamburg, Veröffentlichungen über Schulsport sowie über Erleben, Verstehen und Üben im Spiel

Henning Eichberg, Professor für Körperkultur mit besonderer Berücksichtigung der Spielforschung an der Süddänischen Universität in Odense, Veröffentlichungen zur Geschichte und Kultursoziologie von Spiel, Sport und körperlicher Bewegung

Søren Nagbøl, Associate Professor für pädagogische Soziologie am Institut für Pädagogik und Erziehung der Universität Aarhus, Kopenhagen, Veröffentlichungen zur Erlebnisanalyse von Architektur, Bewegung, Sinnlichkeit und Sozialisation (S. 180)

Aufbau und Inhalt

Dietrich und seine Mitautoren umreißen den Inhalt ihres Buches im Klappentext wie folgt: „Kinder erkunden spielend ihre Welt. Was aber geschieht hier genau? Wie greift erziehliches Handeln da ein? Und wie lässt sich das Wechselspiel zwischen kindlichem Bewegen, sinnlichem Erleben und erziehlicher Intervention pädagogisch verstehen? Der Band geht aus von konkreten Erkundungs- und Spielszenen. Aus drei unterschiedlichen Perspektiven werden diese Szenen gedeutet und analysiert. Daraus entsteht ein Dialog, der gerade auch Gegensätze hervorhebt. Das szenische und das dialogische Verfahren zusammen tragen bei zu einer Bewegungs-, Spiel- und Körperanthropologie, die Paradoxien und Widersprüche menschlichen Handelns ans Licht bringen. Als Zielgruppe sollen all die angesprochen werden, die mit Kindern leben und ihre Spiel- und Bewegungsaktivitäten als wichtigen Teil ihrer Entwicklung verstehen und fördern wollen. Für Pädagogen in Ausbildung und Wissenschaft zeigt das Buch empirische Zugänge zum besseren Verständnis erzieherischer Phänomene. Wir wenden uns insbesondere an Auszubildende in Erziehungsberufen und Studierende der Bewegungspädagogik und ihre Lehrer.“ (Klappentext)

Das Buch beginnt mit einer Einleitung in das Thema „Spiel und Pädagogik – von der Szene zum Verstehen“ (1 Seite), in welcher Eichberg kurz den Aufbau des Buches skizziert. Der Hauptteil ist in vier thematisch unterschiedliche Abschnitte gegliedert. Ausgehend von einer konkreten Aktivität – einer Szene; Boote bauen, Bach überqueren, Spiel mit Duplosteinen, Tennisspiel; bearbeiten die Autoren dieses Bandes das Thema jeweils aus ihrer Perspektive. Knut Dietrich vertritt hier die dialektisch-kritischen und sozialisationstheoretischen Ansätze, Søren Nagbøl die erlebnisanalytische und tiefenhermeneutische Vorgehensweise und Horst Ehni eine subjektive pädagogische Hermeneutik, während Henning Eichberg die Körperanthropologie und die Phänomenologie des Spiels vertritt.

Diese Vorgehensweise ermöglicht eine Gegenüberstellung der verschiedenen Sichtweisen und eine kritische Auseinandersetzung mit den Widersprüchen, die sich so ergeben. „Die inneren Widersprüche der szenischen Praxis werden als Bereicherung von Spielverständnis, Bewegungsanalyse und Pädagogik herausgearbeitet.“ (Eichberg, S. 3) Das Buch schließt mit einem Kapitel über die empirische Hermeneutik und Phänomenologie, in welcher die verschiedenen Perspektiven und Herangehensweisen zusammengefasst werden und kritisch aufgebarbeitet werden.

In dem Abschnitt BOOTSBAUER – BEWEGUNG IM NEUEN SCHULLEBEN befasst sich Nagbøl mit der schulischen Inszenierung von Lebenszusammenhängen (20 Seiten). Ehni thematisiert (7 Seiten) die Bootsbauer in schulpädagogischer Sicht.

Zum Abschnitt BACHÜBERQEURUNG – DER PÄDAGOGISCHE BLICK beschreibt Ehni die Bachüberquerung als pädagogische Herausforderung (6 Seiten), Dietrich widmet sich der Bachüberquerung als pädagogische Episode (7 Seiten), Nagbøl als Szene im Lebensdrama (4 Seiten), bevor Ehni diesen Abschnitt mit einer Zusammenschau der Interpretationen schließt (17 Seiten).

Der dritte Abschnitt zum Thema EVA SPIELT MIT DUPLOSTEINEN – ZUM UMGANG MIT GEGENSTÄNDEN beginnt mit einem Beitrag von Dietrich zur Umgangserfahrung und sozialen Beziehung (6 Seiten). Es folgen eine Text von Nagbøl zu Erinnerungsspuren und Interaktionsmustern (8 Seiten) und ein weiterer Beitrag von Ehni zur pädagogischen Interpretation von Legoland und Legowelt (8 Seiten).

Im vierten Abschnitt DANIEL WILL TENNIS SPIELEN – ZUM UMGANG MIT REGELN befasst sich Dietrich mit Annäherungen an ein gemeinsames Spiel (8 Seiten), Nagbøl widmet sich dem Thema Bewegung und Raum regeln (6 Seiten). Ehni befasst sich mit der Welt von Sport und Spiel als pädagogische Inszenierung (9 Seiten).

Im abschließenden Kapitel zur EMPIRISCHEN HERMENEUTIK und PHÄNOMENOLOGIE skizziert Ehni eine pädagogische Hermeneutik (20 Seiten), Dietrich bearbeitet das Thema der Bewegungsanalysen im Sozialisationsprozess (16 Seiten). Nagbøl geht auf die Erlebnisanalyse und das szenische Verstehen ein (14 Seiten) bevor Eichberg den abschließenden Beitrag zur Körperanthrophologie und Phänomenologie des Spiels bringt (16 Seiten).

Diskussion und Fazit

Das vorliegende Buch setzt sich in einer zumindest mir bisher unbekannten Art und Weise mit dem Verständnis kindlichen Spiels auseinander. Sehr praxisorientiert wählen die Autoren für ihr Anliegen, verschiedene Zugänge zum Verständnis von Szene und Spiel zu verdeutlichen, unterschiedliche Bewegungs- und Spielsituation, die jeder Bewegungspädagoge so oder ähnlich schon beobachtet oder begleitet hat. Auf diese Szenen schauen die Autoren mit der ihnen eigenen Brille, dem gewählten theoretischen Hintergrund, um dem Leser zu ermöglich, das Geschehen aus einer Perspektive zu analysieren und zu verstehen.

Das Besondere dieses Buches liegt sicherlich in der Gegenüberstellung der verschiedenen Perspektiven und theoriebasierten Herangehensweisen. Üblicherweise finden sich Publikationen, die lediglich einen theoretischen Zugang präsentieren. Durch dieses Buch wird es dem Leser ermöglicht, empirisch fundierte Herangehensweisen nebeneinander und durch die klare Rollen, die die Autoren einnehmen, sogar in Diskussion miteinander zu ‚erleben‘. Widersprüche, die jede Szene mit sich bringt, da wir sie als Pädagogen lediglich von außen und auf der Matrix unseres individuellen Erfahrens- und Wissenshintergrundes beobachten, werden so deutlich und ermöglichen dem Leser eine Erweiterung und auch kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Verstehen solcher oder ähnlicher Szenen. Zudem bietet das Buch eine gute Zusammenfassung der verschiedenen theoretischen Zugänge, die sowohl für Studierende und Lehrende im Feld als auch Praktiker eine Bereicherung darstellt, da sie knapp und verständlich gehalten wurde.

Fazit

Ein sehr zu empfehlendes Buch für Praktiker und Studierende der Bewegungspädagogik, die zu einem vertieften Verständnis spielerischer-bewegter Szenen gelangen wollen oder eine praxisnahe Auseinandersetzung verschiedener empirischer Zugänge zum Verstehen kindlichen Bewegens suchen.

Rezension von
Prof. Dr. Mone Welsche
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Es gibt 10 Rezensionen von Mone Welsche.

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Zitiervorschlag
Mone Welsche. Rezension vom 17.03.2014 zu: Knut Dietrich: Erkunden und Spielen lehren, fördern, lassen. Kindliches Bewegen pädagogisch verstehen. Schneider Verlag Hohengehren (Baltmannsweiler) 2013. ISBN 978-3-8340-1167-1. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/14960.php, Datum des Zugriffs 28.05.2023.


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