Esther Weber, Daniel Kunz: Beratungsmethodik in der Sozialen Arbeit
Rezensiert von Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec, 26.03.2014

Esther Weber, Daniel Kunz: Beratungsmethodik in der Sozialen Arbeit. Das Unterrichtskonzept der Beratungsmethodik an der Hochschule Luzern. Interact Verlag Hochschule Luzern (Luzern) 2013. 3. Auflage. 120 Seiten. ISBN 978-3-906413-99-0. 25,00 EUR. CH: 29,00 sFr.
Thema
Im Vorwort heißt es: „Das vorliegende Lehrbuch beschreibt die methodischen Grundlagen der sozialarbeiterischen Beratung, wie sie in der Ausbildung der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit gelehrt werden.“
Autorin
Frau Weber verstarb am 26.2.2012.
Entstehungshintergrund
Bei dem Titel handelt es sich um die überarbeitete Neuauflage der Publikation von Esther Weber aus dem Jahr 2003. Er wurde
Aufbau
Das Werk ist in vier Kapitel gegliedert:
- Einleitung
- Grundlagen und Konzepte
- Problemlösungsprozess
- Exemplarisches Beispiel begründeten Handelns
Inhalt
In der Einleitung werden zunächst allgemeine Überlegungen zu sozialarbeiterischer Beratung angestellt und dann ein Überblick zum Kontext sozialarbeiterischer Beratung gegeben. Hier wird das Modell grafisch aufbereitet und differenziert erklärt, um die Funktionalitätsvielfalt und das Spannungsfeld zu verdeutlichen, innerhalb dessen Sozialarbeiterische Beratung angesiedelt ist. Den Abschluss der Einleitung bildet ein Überblick zu den inhaltlichen Prämissen des Beratungshandelns.
Im zweiten Kapitel wird vor allem Begriffsklärung betrieben: Methode, Beratung. Systembegriff, Ressourcenorientierung und das Konzept der Kundigkeit werden erläutert.
Im dritten Kapitel wird exemplarisch ein Problemlösungsprozess entfaltet. Unter 3.1 – Klärung der Ausgangslage finden sich Ausführungen zu Auftrags- und Kontextklärung mit den entsprechend identifizierbaren Charakteristika, wie z.B. diffuse Auftragslage und Interessenarmut der zu Beratenden. Ergänzt werden diese Ausführungen von einer Liste institutioneller Fragen zur Erhellung des institutionellen Kontextes wie z.B. bereits vorhandene Hilfen, Zuständigkeiten etc. Ein relativ umfangreicher Teil ist dem Erstgespräch und dessen Charakterisierung gewidmet. Unterschieden wird zwischen erbetenen, angebotenen und angeordneten Erstgesprächen. Eine weitere Unterscheidung betrifft die Typisierung der Arbeitsbeziehung in Kunden/Kundinnen, Klagende und Besucher.
Auf Erfassungstechniken wird im darauffolgenden Unterkapitel eingegangen. Nach Hinweisen zu förderlichen und eher hinderlichen Fragen werden die Begriffe Systemische Fragen, Zirkuläre Fragen und Lösungsorientierte Fragen anhand von Beispielen geklärt. Dem folgt eine strukturierte Darstellung des Genogramms als Instrument der Erfassung und Visualisierung von Informationen und Daten mit einer Anleitung zur didaktischen Umsetzung im Unterricht in sechs Schritten.
Der Begriff der Hypothesenbildung wird in Kapitel 3.2 geklärt und explizit auf zirkuläre Hypothesen und Arbeitshypothesen eingegangen.
Dem Thema der Ziele ist schließlich Kapitel 3.3. gewidmet. Neben der Zielformulierung wird auf Zielkonflikte, Konsensbildung über Ziele und Merkmale wohlformulierter Ziele eingegangen.
Kapitel 3.4 enthält spezielle Interventionsaspekte. Nach der Feststellung, dass alle methodischen Teilschritte gleichzeitig als Intervention bezeichnet werden können, wird das Verfahren auf Soziale Arbeit im Rahmen gesetzlicher Maßnahmen, Krisenintervention und Konflikte hin exemplarisch durchdekliniert. Dabei werden die Verstehenskontexte aller drei Teilbereiche entfaltet, die didaktische Umsetzung im Unterricht erklärt und der zu erwartende Lernerfolg beschrieben.
Den Abschluss bildet das Unterkapitel 3.5 mit Evaluation, Reflexion, Selbstevaluation und nützlichen, impulsgebenden Fragestellungen.
Das vierte Kapitel enthält die Darstellung und Reflexion eines Problemlösungsprozesses aus dem Praktikum einer Studierenden.
Diskussion
Die formale Struktur ist von ihrer Anlage her den entfalteten Inhalten gegenüber angemessen ausdifferenziert. Dem Leser wird, wie von einem Lehrbuch zu erwarten, ein Kompass an die Hand gegeben, der sehr zuverlässig durch die einzelnen Kapitel führt.
Das vorgestellte Verfahren an sich stellt eine eklektizistische Zusammenstellung von methodischen und theoretischen Aspekten aus unterschiedlichen Bezugsdisziplinen dar. Bemerkenswert dabei ist, dass hier im Unterschied zu vergleichbaren Lehrbüchern auf eine breit angelegte Theoriediskussionen verzichtet wird. Stattdessen finden sich aktuelle Quellenverweise, die zur Vertiefung genutzt werden können und eine Fülle praktischer Empfehlungen und Hinweise, die einmal auf das Verfahren an sich und gleichzeitig auf die didaktische Anwendungsebene fokussieren.
Fazit
Der Inhalt hält, was der Titel verspricht: Beratungsmethodik in der Sozialen Arbeit nach dem Verständnis der Verfasserin wie auch eine sehr klare Verbindung zur Didaktik des Ansatzes im universitären Vermittlungskontext.
Angelegt im Mainstream systemtheoretischen Paradigmas bietet es ein hoch interessantes Operationalisierungskonzept, das erfreulicherweise ohne sonst leider allzu häufig anzutreffende Überfrachtungen methodischer Instrumente auskommt.
Die Verfasserin stellt den Anspruch, dieses Modell als organisations- und arbeitsfeldübergreifende Beratungsgrundlage zu sehen und gleichzeitig das Spezifische sozialarbeiterischer Beratung zu verdeutlichen.
Ich habe selten erlebt, dass ein formulierter Anspruch in derart unspektakulär-angemessener Weise erfüllt wurde.
Insofern eignet sich das Buch ohne Abstriche für die Lehre von Beratungsmethodik in der Sozialen Arbeit.
Rezension von
Dipl. Päd. Andrew F. Kmiec
M.A., Freie Pädagogische Praxis; Lehrkraft für besondere Aufgaben im Ruhestand, Frankfurt University of Applied Sciences
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Es gibt 8 Rezensionen von Andrew F. Kmiec.