Harald Rau: Einladung zur Kommunikationswissenschaft
Rezensiert von Sebastian Wagner, 15.08.2013

Harald Rau: Einladung zur Kommunikationswissenschaft.
Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2013.
223 Seiten.
ISBN 978-3-8252-3915-2.
19,99 EUR.
Reihe: UTB - 3915.
Thema
Wie begeistert man junge Studentinnen und Studenten für das abwechslungsreiche Fach der Kommunikationswissenschaft mit einem Einführungsband ohne die Leserinnen und Leser dabei zu überfordern oder gar zu langweilen? Diese Frage hat sich wohl Harald Rau gestellt, als er sich daran machte, einen Band zur Einführung in die Disziplin zu verfassen, die ihn so begeistert. „Leicht verständlich und dennoch mit wissenschaftlichem Tiefgang führt Harald Rau in die vielschichtige Welt der Kommunikation ein“ (Einband). Und so ist es für ihn eine „Herzensangelegenheit“ (S. 10), die Leserin und den Leser nicht nur mit den Theorien und Konzepten des Faches vertraut zu machen, sondern vielmehr dazu einzuladen, sie auf das eigene Kommunikationsverhalten wirken zu lassen und damit das eigene Reflexionsvermögen zu stärken.
Autor
Prof. Dr. Harald Rau ist Professor für Medienmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH Braunschweig/Wolfenbüttel) und Privatdozent für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig.
Aufbau und Inhalt
Harald Rau möchte mit seiner Einladung zur Kommunikationswissenschaft eine interessante und vielschichtige Einführung in die Disziplin geben, die theoretische und praktische Aspekte der Kommunikation beachtet und die Leserin und den Leser dazu bewegt, im eigenen Alltag nach Anknüpfungspunkten Ausschau zu halten. Dabei soll dieses Buch aber „insgesamt […] eine auch aus wissenschaftlicher Sicht ernstzunehmende Sache sein“ (S. 9).
Der Autor leitet daher zunächst den Kommunikationsbegriff wissenschaftlich her und erstellt eine Übersicht über die verschiedenen Dimensionen von Kommunikation. Dies gestaltet Harald Rau besonders verständlich und auch für Leserinnen und Leser ohne Vorwissen äußerst nachvollziehbar. Interessant ist dabei, wie er fast schon spielerisch von den konstruktivistischen Annahmen des Kommunikationsbegriffes über informationstheoretische Denkweisen und Modelle in das Fach einführt und einen Überblick über die wichtige Literatur gibt aber dennoch stets zur eigenen, weiterführenden Recherche ermutigt.
Danach widmet Harald Rau sich den eher situativ-funktionalen Zugängen zur Kommunikationswissenschaft. Hier werden konkrete Kommunikationssituationen zwischen Menschen und Medien beschrieben. Wie z.B. das Vier-Seiten/Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun zwischenmenschliche aber auch massenmediale Kommunikation prägt, ist Teil dieses Kapitels. Dieser Abschnitt ist also besonders praxisorientiert und zeigt wie man anhand diverser situativer Faktoren kommunikatives Handeln erkennen und abgrenzen kann.
Im Anschluss beschäftigt sich der Autor mit psychotherapeutisch motivierten Konzepten. Diese eher ungewöhnliche Herangehensweise ist überraschend und grenzt den Band ein weiteres Mal ab von der gewohnten Einführungsliteratur des Faches. Ziel dieses Kapitels ist es insbesondere, „Erklärungen für missglückte zwischenmenschliche Kommunikation zu liefern“ (S. 127).
Im letzten Kapitel stellt Harald Rau Kommunikation schließlich in einem erweiterten Kontext dar. Er geht auf die fünf Axiome von Watzlawick ein, erläutert warum Verhalten und Kommunikation gleichgesetzt werden können und beschreibt „kulturimmanente Konzepte, die in der multimodalen Betrachtung noch deutlicher in Erscheinung treten […]“ (S. 157).
Diskussion
Mit seinem individuellen Schreibstil, die eigene Motivation für das Schreiben des Bandes immer wieder darzustellen und die Leserin und den Leser persönlich anzusprechen, befördert der Autor die Kommunikation auf eine Ebene, die nicht nur auf trockenen Frontalunterricht ausgerichtet ist. Immer wieder spricht er die Leserinnen und Leser persönlich an, gibt Hinweise für das Verstehen, fordert zur Reflexion auf und stellt Aufgaben, die das soeben Gelesene vertiefen und verständlich machen. Auch wenn er stellenweise damit etwas über das Ziel hinausschießt, indem er hin und wieder vorschlägt, das Buch an jener oder dieser Stelle wegzulegen und eine Pause zu machen.
Bei der Darstellung der Theorien und Ansätze in diesem Band, bringt der Autor immer auch kritische Bemerkungen mit ein und ermutigt die Leserin und den Leser, selbst die Konzepte und Theorien zu hinterfragen. Außerdem führt Harald Rau die Leserinnen und Leser an die wissenschaftliche Begriffsbildung heran und bringt damit ein Verständnis für die verschiedenen wissenschaftlichen Denktraditionen näher.
Besonders hervorzuheben ist wie der Autor seine Begeisterung für die Kommunikationswissenschaft in den Band einfließen lässt. Dies geschieht nicht allein über die Auswahl der Themen, die er für seine Einladung zur Kommunikationswissenschaft ausgewählt hat. Er gibt auch hin und wieder Empfehlungen für die Lektüre ab, die ihn besonders geprägt hat. Ob diese dann auch immer für die Leserinnen und Leser interessant ist, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.
Fazit
Diese Einladung zur Kommunikationswissenschaft erreicht genau das, was ihre Intention ist: Sie weckt das Interesse für das Fach der Kommunikationswissenschaft, bringt die Leserinnen und Leser dazu, das Gelesene im Alltag zu reflektieren und bietet interdisziplinäre Anknüpfungspunkte. Der Band ist daher für alle zu empfehlen, die sich einen Überblick über die Vielschichtigkeit der Disziplin verschaffen wollen, sei es aus Unentschlossenheit, ob sie das Fach wirklich studieren sollen, oder als Einführungslektüre vor oder parallel zu den Vorlesungen des ersten Semesters. Zahlreiche Abbildungen, Beispiele und Übungen machen das Buch zu einer abwechslungsreichen Lektüre, die es schafft die Begeisterung des Autors für das Fach auf die Leserin und den Leser zu übertragen.
Rezension von
Sebastian Wagner
B.A., Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Kommunikationswissenschaft – Abteilung Kommunikationspsychologie
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