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"Lernort Praxis - Lernort Schule"

Rezensiert von Dr. Anke Meyer, 30.08.2013

Cover "Lernort Praxis - Lernort Schule"

"Lernort Praxis - Lernort Schule" Möglichkeiten und Chancen für ein gelingendes Zusammenwirken in der ErzieherInnen-Ausbildung. AV1 Pädagogik-Filme (Kaufungen) 2013. 21,00 EUR.
DVD, 57 Min. Bezugsquelle: www.av1-shop.de.

Allgemeines zum Film

Bei dem Film handelt es sich um eine Diskussion zwischen Detlef Diskowski vom Jugendministerium Brandenburg und Ludger Mehring, dem Schulleiter der Fachschule St. Franziskus in Lingen (Niedersachsen), zum Verhältnis des Lernortes Schule und des Lernortes Praxis in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Bundesweit wird in der Fachschulausbildung von ErzieherInnen die Praxis in sehr unterschiedlicher Weise einbezogen, dies geschieht z.T. in Form von Blockpraktika, Anerkennungsjahren oder aber als duales System.

Ergänzt wird die Filmaufnahme des Gesprächs durch zahlreiches Bonusmaterial wie Beschlüsse der Ministerkonferenzen, Aufsätze von Sigrid Ebert und Detlef Diskowski zum Thema und Beispiele zur Umsetzung der niedersächsischen Ausbildungsrichtlinien an der Fachschule St. Franziskus.

Aufbau und Inhalt

Im Mittelpunkt des Dialogs zwischen Diskowski und Mehring steht die Frage, wie die unterschiedlichen Lernorte in der Fachschulausbildung sinnvoll genutzt und wie sie koordiniert werden können. Beide Gesprächspartner gehen davon aus, dass das praktische Erleben der Ausgangspunkt des Lernens sein sollte. Mehring berichtet aus seiner schulischen Praxis, wie die Auszubildenden angefüllt mit Erlebnissen aus dem Praktikum in die Schule kommen und wie daran anknüpfend ein Themenkanon abgearbeitet wird. Diskowski meint demgegenüber, dass Biographiearbeit der Kern der Ausbildung sein müsste. Er plädiert für die Ausbildung personaler Kompetenzen im geschützten Rahmen der Schule und hält dies für wichtiger als eine wissenschaftliche Ausrichtung der Ausbildung. Mehring beschreibt die Praxis der Lernfelddidaktik, die sich von einer Orientierung an Fächern löst und insofern der Ausbildung personaler Kompetenzen mehr Raum gibt. Theorien sollten sich aus Praxiserfahrungen zunächst individuell entwickeln und dann durch weitere Theorie angereichert werden. Diskowski meint, dass professionelles Handeln im Elementarbereich nur selten theoriegeleitet sein könne, sondern vielmehr intuitiv erfolge und anschließend reflektiert werden müsse. Insofern sollten gute ErzieherInnen den Auszubildenden als Modell dienen und ihnen so Handlungssicherheit geben. Die Aufgabe der LehrerInnen sei es, Reflexionsprozesse zu unterstützen statt Praktikumsaufgaben zu vergeben. Mehring zeigt, was für ihn sinnvolle Praktikumsaufgaben sind, die die Auszubildenden bei der Aneignung elementarer Kompetenzen für ihren zukünftigen Beruf unterstützen wie zum Beispiel Beobachtungsaufgaben. Zum Abschluss erörtern beide die strukturellen Rahmenbedingungen der Ausbildung an Fachschulen in Hinblick auf den Lernort Praxis.

Diskussion und Fazit

Erst nach der Sichtung des Bonusmaterials ist mir klar geworden, worum es in der Diskussion eigentlich geht: Diskowski plädiert gegen eine Aufwertung der ErzieherInnenausbildung durch eine Akademisierung. Er verweist in seinen Aufsätzen auf Studien, die zeigen, dass erzieherisches Handeln häufig eher intuitiv als theoriegeleitet ist und dass das Erleben einer guten erzieherischen Praxis für die Entwicklung professionellen Handelns bedeutsamer ist als die Vermittlung theoretischen Wissens. In der Diskussion scheint ein Dissens zwischen ihm und Mehring nur gradueller Natur zu sein und wird nicht pointiert herausgearbeitet. Der Dialog krankt genau an dem, was Diskowski an der ErzieherInnenausbildung kritisiert: Er bleibt theoretisch und macht nicht erlebbar, wie pädagogische Handlungsfähigkeit entsteht. Insofern ist es zwar ein Gespräch über ein wichtiges Thema, wirkt aber nicht wirklich – wie das Cover verspricht – inspirierend. Das Bonusmaterial finde ich interessanter.

Rezension von
Dr. Anke Meyer
Lehrerin am Berufskolleg, Fachleiterin für Sozialpädgogik in der LehrerInnenausbildung
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Es gibt 59 Rezensionen von Anke Meyer.

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ISSN 2190-9245