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Nilton Bonder: Der Rabbi hat immer Recht

Rezensiert von Beate Sonsino, 09.08.2013

Cover Nilton Bonder: Der Rabbi hat immer Recht ISBN 978-3-89670-883-0

Nilton Bonder: Der Rabbi hat immer Recht. Die Kunst, Probleme zu lösen. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2013. 160 Seiten. ISBN 978-3-89670-883-0. D: 17,95 EUR, A: 18,50 EUR, CH: 25,90 sFr.

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Autor

Rabbi Nilton Bonder wurde in Brasilien geboren, absolvierte seine Rabbiner Ausbildung in New York und leitete Workshops über „Spiritualität und Management“ für Firmen wie IBM und Time/Warner. Er ist Präsident des Instituts für Religionsstudien, der größten Organisation für Bürgerrechtsfragen in Lateinamerika. Es gibt zahlreiche Veröffentlichungen von ihm, die in verschiedenen Sprachen übersetzt sind. (vgl. Umschlag des Buches)

Thema und Entstehungshintergrund

Rabbi Nilton Bonder möchte dem Leser in seinem Buch die Kunst des Problemlösens vom „jiddischen Kopp“ her näher bringen. Es ist kein spezielles Wissen, keine strenge Methodenlehre und kein ausgefeiltes Wissenssystem, was den jiddischen Kopp ausmacht, sondern die Fähigkeit, über ein bestimmtes Nicht-Wissen hinauszugehen und niemals aufzugeben. Durch die Lebenserfahrung der Juden, immer wieder mit Diskriminierung und Verfolgung zu leben und zu überleben, haben die Juden eine Art Selbstverteidigung entwickelt. Diese besteht darin, festgefahrene Situationen aufzubrechen, aus festen Bezugsrahmen und Denkmustern auszubrechen und neue Bezugsrahmen zu schaffen. Der jiddische Kopp fragt sich in einer ausweglos erscheinenden Situation, ob diese wirklich ausweglos ist. Schon der Entschluss „ im Spiel zu bleiben“, birgt Möglichkeiten, die der, der aufgibt, niemals haben wird (vgl. S11).

Nilton Bonder teilt die Wirklichkeit und sein Buch in vier Welten oder auch Dimensionen auf und orientiert sich hierbei an den vier Bereichen, die der Alte Rebbe (Reb Schneur Salem 1746-1812), entwickelt hat.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist neben der Einleitung, einem Epilog und Anmerkungen mit Literaturangaben, wie schon erwähnt, in vier Kapitel unterteilt. Neben Darstellungen, Erläuterungen und Interpretationen ziehen sich zahlreiche Beispiele durch das gesamte Buch.

Im ersten Kapitel „Wissen - Die Welt, in der Erkennbares erkennbar ist“, geht es um die Welt, in der die Logik herrscht. Gemeint ist das, was vordergründig für den Menschen erkennbar ist. Oft glaubt man, dass das, was man sieht, schon alles ist. Dabei werden weiterführende Einsichten blockiert. Hierzu wird ein Beispiel angeführt. Ein Junge kauft sechs Äpfel, kommt aber nur mit zwei Äpfeln zu Hause an. Auf die Frage: Wie viele Äpfel er unterwegs verloren hat, lautet die Antwort nach gängiger Logik „vier“. Es gäbe aber auch noch andere Möglichkeiten. So könnte die Antwort „keinen“ bedeuten, dass ihm die Äpfel gestohlen wurden, und gestohlen ist nicht verloren. Eine andere mögliche Antwort wäre, dass Äpfel nie verloren gehen, da sie immer im Naturkreislauf bleiben. Es werden noch weitere mögliche Antworten angefügt, deren Darstellungen jetzt zu weit führen würden. Wenn man zu sehr auf die Logik fixiert ist, wird der Zugang zu weiterführenden Einsichten blockiert. Diesen Zugang kann sich der Mensch verschaffen, wenn er Dinge hinterfragt (gingen die Äpfel verloren, wurden sie gegessen oder gestohlen?) oder Sachverhalte in größere Zusammenhänge stellt (Äpfel gehen nicht verloren, sie bleiben immer im Naturkreislauf).

Auf den Weg zum Wissen kommen wir, wenn wir die bewährten Denkmuster verlassen und auch die „nicht-ästhetischen“ Bereiche unseres Verstandes benutzen. Auf die Frage „Wie teilt man elf Äpfel gerecht unter zwölf Kindern auf?“, kann man eine logische mathematische Antwort geben. Die „nicht ästhetische“ Antwort lautet: „Man macht Apfelmus“.

Auch das Fragenstellen hat eine hohe Bedeutung für den “ jiddischen Kopp“. In einem Interview sagte der Nobelpreisträger für Physik Isidor Rabi, er verdanke seinen Erfolg seiner Mutter. Andere Mütter hätten nach der Schule immer gefragt, was die Kinder gelernt hätten. Seine Mutter hingegen wollte wissen, welche Fragen er denn heute gestellt hätte. Ein schlechter Schüler sei nur auf die unmittelbare Aufgabe fixiert, ein guter Schüler hingegen versucht den Gesamtzusammenhang zu erfassen. Wenn in einer Prüfung ein kleines Details vom Gewohnten abweicht, sei der schlechte Schüler überfordert.

Hierzu wird folgendes Beispiel angeführt. Wenn Rabbiner das geistige Niveau ihrer Schüler feststellen wollten, stellten sie folgende Frage: „Was ist besser, ein schnelles oder ein langsames Pferd?“ Zunächst erscheint die logische Antwort das schnelle Pferd zu sein. Aber wenn man auf dem falschen Weg reitet, wäre das langsame Pferd besser, denn beim Bemerken des Fehlers wäre man vom eigentlichen Ziel nicht so weit abgekommen.

Das zweite Kapitel heißt „Verstehen – Die Welt, in der Erkennbares verborgen ist“. Hier geht es um Informationen, Grundgedanken oder Sachverhalte, die an sich zwar erkennbar, aber zu einem bestimmten Zeitpunkt verborgen sind. Sowohl über die Suche nach Ähnlichkeiten und Vergleichen mit anderen Dingen, als auch über das Schaffen von neuen Bezugsrahmen, können wir unser Wissen erweitern. Zerbricht jemand in einem jüdischen Haushalt einen Teller, sagt man „Mazel Tov“, was „Viel Glück“ bedeutet. Nicht das Bedauern über den kaputten Gegenstand steht im Vordergrund, sondern der neue Bezugsrahmen. Dieser kann bedeuten, dass man nicht bei der Sache war und nun hoffentlich besser aufpasst, damit nicht Schlimmeres passiert. Der zerbrochene Teller wird als positives Omen aufgefasst, als Warnung. Die Kunst, Probleme zu lösen, lebt von dieser Fähigkeit, neue Bezugsrahmen herzustellen. Unter diesem Gesichtspunkt kann man den verlorenen Geldbeutel, kleine Kratzer am Auto und Vieles mehr als Glückszeichen umdeuten, statt den Anfang einer Pechsträhne zu sehen.

Wer im Gesagten auch das nicht Gesagte hört, ist auf dem Wege, die verschiedenen Schichten zu durchdringen, die die Wirklichkeit verdecken. Auch die kleinen „Versteckspiele“, die wir Menschen manchmal aufführen, um nicht die Wahrheit sagen zu müssen, können so entlarvt werden. So lässt sich für den, der die Sensibilität und Gabe hat, unter Umständen aus einem „Ich kann nicht“ ein „Ich will nicht“ heraushören. Hierzu ein Beispiel. Ein Sünder kommt zum Rabbi, um Buße zu tun. Allerdings schämt er sich seine Sünden zu benennen. Deshalb erzählt er, dass ein Freund ihn schicke, der sich seiner Sünden schäme. Dieser wolle nun vom Rabbi wissen, welche sühnende Bußhandlung er vornehmen soll. Der Rabbi lächelt listig und antwortet, dass der Freund ein Tor sei, er könnte doch selbst kommen und dem Rabbi vormachen, er vertrete einen Freund, der sich schämt, selbst zu kommen. Der Rabbiner stellt einen neuen Bezugsrahmen her und ermöglicht dem Mann, sich selbst von außen zu betrachten. Dadurch kann er lernen, dass seine List schwach ist. Die Rabbiner boten gerne der Unaufrichtigkeit die Stirn, da sie wussten, dass darin eine Chance zum Lernen und Weiterentwickeln liegt. Wichtig ist, dass mit dem Betroffenen taktvoll umgegangen wird. Auch paradoxe Interventionen können Licht ins Dunkle bringen. Ein Club in Hollywood bot Groucho Marx die Mitgliedschaft an. Er telegrafierte als Antwort zurück, dass er das Angebot nicht annehmen könne. Er wolle nicht in einem Club Mitglied sein, der Menschen wie er aufnehme. Er wollte einerseits sein Missfallen an snobistischen Clubs zum Ausdruck bringen, drückt aber die Wahrheit in verdeckter Form aus. Andererseits sollen sich andere Clubmitglieder fragen, ob er keinem Club beitreten möchte, dessen Mitglieder so sind wie sie. „Paradoxe Lehrstücke setzen mit ihrer Ironie und Kritik wirksame Zeichen“ (S. 74).

Das dritte Kapitel trägt die Überschrift „Weisheit – Die Welt, in der Verborgenes erkennbar ist“. Die hier beschriebene Welt liegt teilweise im Reich des Verborgenen. Sie ist das Gebiet des Unterbewusstseins und der Intuition. In der Welt der verborgenen Sachen erlebt man zuerst und nimmt dann erst wahr. Das Wissen, das hier mit Antworten gleichgestellt wird, kommt vor den Fragen. Wenn man in diese Welt, in der Verborgenes erkennbar ist, vordringen möchte, helfen nicht das logische Denken, sondern das sensible Umgehen mit bestimmten Gefühlen, Vorahnungen, Träumen, wiederkehrenden Bildern, früheren mysteriösen Vorfällen, sowie Zufällen, die uns ereilen. Wie aus einem angeführten Beispiel hervorgeht, kann es demnach der ehemalige Klassenprimus später im Leben zu nichts bringen, wobei der ehemals miserable Schüler mit einer Rechenschwäche sehr erfolgreich wird. Im Beispiel hatte der ehemals schlechte Schüler in der Lotterie gewonnen, weil er im Traum aufgetauchte Zahlen aufnahm und benutzte. Er hat die Zahlen im Traum als Zeichen gedeutet und sie dann eingesetzt. So kam er zu dem Lottogewinn. Vielleicht steht der Entwicklung des Klassenprimus das einseitige Orientieren und Fixieren an logisch Fassbarem im Wege? Vielleicht hat er der Intuition keinen Raum gegeben? Statt mit Informationen, die aus der Welt der verborgenen Dinge kommen, umsichtig und demütig umzugehen, stuft der „Halbweise in uns“ solche Informationen oft als absurd und nutzlos ein.

Auch die Erkenntnis, dass es verschiedene Arten von Logik gibt und man auf verschiedene Weise „recht haben“ kann, wird mit einem Beispiel und dem Hinweis auf Vexierbilder erläutert. Ein bekanntes Vexierbild ist der „rubinische Becher“ (vgl. S.98 ff). Dieser zeigt eine schwarz weiß Abbildung. Konzentriert man sich auf das Schwarze, erkennt man zwei gegenüberstehende Profile, konzentriert man sich auf das Weiße, erkennt man einen Becher. Es ist ein Bild, aber zwei Wahrheiten, je nachdem, wie man das Bild betrachtet.

In den drei bisher beschriebenen Welten war das Fassbare oder Erkennbare irgendwie noch präsent. Mit der vierten Welt begeben wir uns in eine Welt, die noch mehr im Verborgenen liegt.

Das vierte Kapitel heißt „Glaube – Die Welt, in der Verborgenes verborgen ist. In dieser Welt ist alles verborgen, liegt jenseits des Wissens. Aber auch dieser Bereich lässt sich aufdecken. Dies geht nicht mehr über den Verstand, sondern nur noch über das Handeln. Als Beispiel wird die Teilung der Fluten bei der Flucht der Israeliten angeführt, bei der sich das Meer erst teilte, als der Nichtschwimmer Naschon vor allen anderen ins Meer gesprungen war. Diese Tat, das Handeln, stand vor der Erkenntnis, dass so etwas, wie die Teilung der Flut, möglich sei. Jedes Handeln soll demnach die Erkenntnis fördern. Erkenntnis kommt nicht immer durch logisches Denken und Vorstellungskraft zustande, sondern durch das „Sein“. Der Autor verweist hier auch auf die Gebote Gottes („Mitzwot“) und dass es Erkenntnis jenseits der Sinneswahrnehmung und des Verstandes gibt. Im Text wird Wissen über die Welt mit Kerzen symbolisiert. Die Kerzen bestehen aus dem Wachs unserer Fehler, durch die wir lernen. Um Probleme lösen zu können, ist ein Erfahrungsmaßstab nötig, der die Gedanken untermauert. Zu diesem Erfahrungsmaßstab gelangen wir durch Handlungen und den Erkenntnissen daraus.

Nilton Bonder überträgt diesen Sachverhalt auf die Ebene des Lehrens in der Schule. Ein guter Lehrer soll sich nicht nur auf das Vermitteln von Fachwissen beschränken, sondern er soll auch die Lust am Lernen, Entdecken und eigene Erfahrungen machen zu wollen, wecken. Die Schüler sollen auch durch eigene Erfahrungen zu Erkenntnissen kommen. Eigene Erfahrungen vermitteln zu wollen, ist sinnlos, wenn es keine Bezugspunkte gibt. Wenn Schüler keine Fortschritte machen, liegt es oft an der falschen Lehrmethode. „Wenn der Lehrer den Stoff auf die bloße Erkenntnis reduziert, nimmt er, statt zu geben“ (S. 140).

Ein weiterer Aspekt der Welt, in der Verborgenes verborgen ist, ist der Glaube. Über ihn gibt sich die verborgene Welt zu erkennen. Um sein Wissen zu vollenden, muss sich der Mensch neben der Welt der Erkenntnis auch auf Eingebungen einlassen und glauben können, was er nicht sieht oder erklären kann.

Im Epilog geht Rabbi Nilton Bonder noch einmal auf die zuvor beschriebenen vier Welten ein. Er berichtet, dass in vielen Unternehmen erkannt worden ist, dass die Mitarbeiter, die nur über „Wissen“ verfügen, keine so wichtigen Mitarbeiter sind, wie die, die auch über Lebenserfahrung verfügen und diese einsetzen. Mitarbeiter, die sich nicht nur an der Logik orientieren, die auch einmal zuerst handeln, statt nur auf abgesicherte Erkenntnisse zu setzen. Solche Mitarbeiter könnten ethische Systeme verfeinern.

Es folgen dann Anmerkungen mit Literaturangaben.

Diskussion

Das vorliegende Buch ist ein anspruchsvolles kleines Werk. Beim ersten Eindruck erscheint es übersichtlich und schnell lesbar. Auf Letzteres komme ich noch zurück.

Der Autor teilt die Wirklichkeit und sein Buch in vier Welten oder Dimensionen auf. Das Anliegen von Nilton Bonder, dem Leser die Kunst des Probleme Lösens nach jüdischer Tradition näher zu bringen, hat er in jedem Fall erfüllt. Was würde sich besser eignen, zur Problemlösung herangezogen zu werden, als die lange Erfahrung des jüdischen Volkes, das immer wieder in der Geschichte Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt und deswegen gezwungen war, Wege und Strategien zu entwickeln, um zu überleben?

Das gesamte Buch ist von vielen Beispielen begleitet, um immer wieder zu zeigen, dass ein neuer Bezugsrahmen, eine andere Position zum Problem einnehmen, schon die Lösung bringen kann.

Was die Sprache anbetrifft, kann ich mich dem Text auf der Buchrückseite nur bedingt anschließen. Hier heißt es: „Gehoben und in klaren, einfachen Worten beschrieben von einem Meister komplexen Denkens“. Gehoben ja, doch in klaren, einfachen Worten, nicht unbedingt! Vielleicht kann man es so beschreiben: Die einzelnen Worte sind eventuell als einfach und klar zu bezeichnen, aber die komplexen Zusammenhänge erfordern an einigen Stellen doch ziemliche Denkarbeit, wenn man in dieser Thematik nicht geschult ist. Die Sprache ist, besonders in den Beispielen und den Erläuterungen manchmal sehr bildhaft, sogar blumig, aber auch scharfsinnig, wie es von einem Rabbiner zu erwarten ist. Die Beispiele sind zum Teil so köstlich, dass man einfach Schmunzeln muss, so zum Beispiel der geschilderte Fall des Mannes, der beim Rabbi vorgab, für einen Freund zu sprechen. Oder das Beispiel mit der gefundenen Brieftasche und dem Finderlohn (vgl. S. 70ff), auf das ich wegen der begrenzten Möglichkeit des Umfanges einer Rezension nicht eingegangen bin. Es ist ein Beispiel voller Witz, Ironie und Scharfsinnigkeit, einfach exzellent. Somit ist ein Ausgleich dazu gegeben, wenn man manche Textpassagen mehrere Male lesen muss, um den Sinn zu erfassen. So erging es mir bei einer Geschichte aus der mystischen Tradition des Judentums (vgl. S.44f).

Die Psychologen, Therapeuten und Sozialarbeiter unter den Lesern werden erkennen, dass das Reframing (Umdeuten) schon vor Virginia Satir oder M. H. Erickson, um nur einige zu nennen, existierte und angewandt wurde. Ebenso ist die paradoxe Intervention, paradoxe Lehrstücke zu benutzen und paradoxe Zeichen zu setzen, auch fest verankert in der jüdischen Tradition und rabbinischem Denken und Handeln und nicht erst angewendet von Victor Frankl. Vielleicht ist es kein Zufall, dass viele bekannte Psychiater und Psychotherapeuten jüdische Wurzeln hatten, oder anders gesagt, dass auf dem Hintergrund jüdischer Wurzeln so viele brillante Psychotherapeuten entstanden sind. Vielleicht mag man das als positives Vorurteil abtun, aber ein genaueres Beschäftigen mit diesem Zusammenhang spricht für sich. Selbst in nicht religiösen jüdischen Familien wird die Geschichte und die immer wiederkehrende Diskriminierung und Verfolgung und Wege aus diesem Dilemma vermittelt. Hinzu kommen dann u.U. eigene Erfahrungen hinzu, wenn auch, zum Glück, die Erfahrung der Diskriminierung nicht immer in Verfolgung und KZ gipfelte, wie bei Victor Frankl.

Neben den brillanten Beispielen und der Verbindung von rabbinischem Denken und Handeln und psychotherapeutischen Elementen oder Richtungen, hat mir der Bezug zu den Lehrmethoden in der Schule gefallen. „Wenn der Lehrer den Stoff auf die bloße Erkenntnis reduziert, nimmt er, statt zu geben“ (S. 140). Er nimmt Entwicklungschancen.

Die Überschrift, dieses Unterkapitels heißt: „Mit dem Herzen lernen“ und gemeint ist, dem Schüler nicht nur Wissen als solches zu vermitteln, sondern seine Wissbegierde wecken und fördern, so dass der Schüler nicht lernt, weil er muss, sondern aus eigenem Antrieb, weil er neugierig ist. Dies kann nur ein Lehrer erreichen, der selbst diesen Weg gemacht hat. Das Engagement des Lehrers und seine verborgene Seite spielen hier eine große Rolle. Hier ist das Reich der Gefühle, Emotionen und Erfahrungen gemeint. Demnach ist nur der ein guter Lehrer, der hierüber verfügt und dies wohldosiert einfließen lassen kann. Als Leser und Pädagoge schließe ich daraus, dass in der Rekrutierung von Lehrern endlich neue Wege bestritten werden müssen.

Fazit

Das Buch von Rabbi Nilton Bonder ist eine lesenswerte Lektüre, für diejenigen, die sich dem Thema Problemlösen mit „jiddischem Kopp“ nähern wollen. Neben dem Leser „Jedermann“ können Fachkräfte aus Psychologie, Pädagogik und Psychotherapie, ebenso wie Seelsorger, Coachs und Führungskräfte sicher einige Anregungen mitnehmen.

Auch wenn es hier und da doch eine höhere Konzentrationsanforderung an den Leser stellt, bietet es im Ausgleich zu dieser Anstrengung brillante Beispiele, die zum Teil köstlich amüsant und dann wieder scharfsinnig sind. Vieles scheint gerade aus dem Leben gegriffen, hautnah und dann auch wieder verständlich. Ich habe mir meinen Kopf an einigen Stellen „zerbrochen“ und dann aber auch an anderen Stellen geschmunzelt. Man könnte sagen: Das Buch ist eine Bereicherung.

Rezension von
Beate Sonsino
M.A. - Tätig in der Aus- und Fortbildung von Lehrern und pädagogischem Fachpersonal
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Es gibt 23 Rezensionen von Beate Sonsino.

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Zitiervorschlag
Beate Sonsino. Rezension vom 09.08.2013 zu: Nilton Bonder: Der Rabbi hat immer Recht. Die Kunst, Probleme zu lösen. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2013. ISBN 978-3-89670-883-0. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15232.php, Datum des Zugriffs 07.11.2024.


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