Herbert Schubert, Katja Veil: Evaluation des Modellprojektes „Communites That Care“
Rezensiert von Arnold Schmieder, 07.02.2014

Herbert Schubert, Katja Veil: Evaluation des Modellprojektes „Communites That Care“. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde zur sozialräumlichen Prävention in Netzwerken.
Verlag Sozial Raum Management
(Köln) 2013.
188 Seiten.
ISBN 978-3-938038-11-6.
D: 20,00 EUR,
A: 20,60 EUR,
CH: 28,90 sFr.
Reihe: SRM - 11.
Thema
Titel und Klappentext geben hinreichend Auskunft über den Inhalt: Es geht um die Evaluation der Erprobung eines sozialraumorientierten Programms zum Zweck sozialer Prävention bzw. sozialpräventiver Maßnahmen, die sich über evidenzbasierte Evaluationen als Erfolg versprechend erwiesen haben. Das Programm trägt die Bezeichnung „Communities That Care“ (CTC), basiert auf us-amerikanischen Forschungsergebnissen und -designs und wurde, wie im Buch dokumentiert, an den Modellstandorten Göttingen-Weststadt, Hannover-Mühlenberg und im Landkreis Emsland durchgeführt.
Aufbau und Inhalt
Nach Darstellung und Erörterung theoretischer Grundlagen und internationaler Erfahrungen mit CTC auch was Instrumente und Prozessevaluation betrifft, wird das CTC-Modellprojekt in Niedersachsen im Hinblick auf relevante Aspekte der Implementation beschrieben, danach die Methodik der Evaluation und deren Durchführung erläutert, um anschließend den Projektverlauf und die Ergebnisse in einer Feingliederung zu dokumentieren, woran sich ein Resümee zur Transferfähigkeit und Passungsproblemen von CTC anschließt. Am Ende des Buches findet sich ein Abstract, das bis auf den letzten Absatz auch für den Klappentext genutzt wurde. Ein Verzeichnis zur Literatur, zur Übersetzung zentraler Begriffe, ein Glossar, ein Stichwort- und Abkürzungs- sowie Abbildungs- und Tabellenverzeichnis folgen.
Wesentliches Ergebnis, so wird hervorgehoben, ist die „hohe Akzeptanz und Identifikation mit dem CTC-Ansatz in den Modellgebieten“, da er „klare Handlungsanweisungen und Praxishilfen anbietet“, was „zweckmäßige Unterstützungsleistung für die lokale Praxis“ abwirft. (S. 170) Was lokale, sozialräumlich definierte Praxis meint, was als Risikofaktoren zu lokalisieren und wogegen Schutzfaktoren zu mobilisieren ist, wird genannt: Es geht u.a. wie üblich um Substanzkonsum, antisoziales Verhalten und Probleme mit dem Familienmanagement und demgegenüber die Stärkung von Schutzfaktoren wie Interaktion mit prosozialen Peers und familiärem Zusammenhalt.
Der Kontext, in dem CTC zu sehen ist und wo das Modell anleiht, wird ausführlich dargestellt und einer kritischen Würdigung unterzogen. Das Social Development Modell, das im Wesentlichen „eine Integration von Kontrolltheorie und der Theorie des sozialen Lernens“ im Hinblick auf Jugenddelinquenz beinhaltet (S. 9), stand Pate für das CTC-Programm, das sich zudem auf eine „Matrix von Risikofaktoren“ bezieht, „die unterschiedlichen Arten von Problemverhalten vorausgehen.“ (S. 14) Auch musste und muss dem Umstand Rechnung getragen werden, „dass die Kumulation von Risikofaktoren das Delinquenzrisiko erhöht“, wobei im Hinblick auf die „Interaktion der Faktoren“ weiterer Forschungsbedarf bestand bzw. besteht. (S. 18) Mit dem CTC-Survey wird deutlich, dass „Analysen nicht abhängig von den persönlichen Einschätzungen der Akteure“ gemacht werden darf, „sondern aus einer neutralen Analyse heraus erfolgen“ muss. Damit wurde das Programm weiter entwickelt und ein „Instrumentarium zur epidemiologischen Bestimmung des lokalen Risiko- und Schutzfaktorenprofils zusammengestellt.“ (S. 23 f) Entlang zentraler Fragestellungen werden internationale Erfahrungen und Evaluationen zusammengefasst und für das Modellprojekt in Niedersachsen fruchtbar gemacht, was nach Methodik und Verlauf in aller Breite dargestellt wird, um in einem Resümee noch einmal auf Transferfähigkeit und Passungsprobleme hin überprüft zu werden, was Empfehlungen zur Übertragung in andere Sozialräume erlaubt.
Fazit
Prävention ist allenthalben ein schwieriges Unterfangen und kann kontraproduktiv entgleisen, sogar „delinquenzfördernde Folgen von wohlgemeinten Ansätzen“ sind bekannt. (S. 8) Um Misserfolgen vorzubeugen, um Rückfällen in alte Verhaltensmuster vorzubeugen, auch um ganz allgemein Frustrationen seitens der Akteure vor Ort zu begegnen, tritt CTC mit einem präventionsstrategisch ausgefeilten Konzept an, das vor allem besonderen sozialräumlichen Bedingungen gerecht zu werden versucht. Daher wird das Buch bei allen LeserInnen Interesse finden, die nicht vorrangig über verallgemeinerbare soziale Probleme (nicht nur) Jugendlicher unterrichtet werden wollen, sondern an methodisch wie organisatorisch ausgewiesenen Möglichkeiten zur Prävention.
Rezension von
Arnold Schmieder
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Zitiervorschlag
Arnold Schmieder. Rezension vom 07.02.2014 zu:
Herbert Schubert, Katja Veil: Evaluation des Modellprojektes „Communites That Care“. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde zur sozialräumlichen Prävention in Netzwerken. Verlag Sozial Raum Management
(Köln) 2013.
ISBN 978-3-938038-11-6.
Reihe: SRM - 11.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15320.php, Datum des Zugriffs 08.06.2023.
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