Helen Schneider: Jeder hat andere Ansprüche (Altenheimbewohner)
Rezensiert von Alexandra Günther, 24.09.2015

Helen Schneider: Jeder hat andere Ansprüche. Konstruktionen und Rekonstruktionen zum Bedarf von Altenpflegeheimbewohnern.
ZKS-Verlag
(Weitramsdorf) 2013.
120 Seiten.
ISBN 978-3-934247-65-9.
D: 12,90 EUR,
A: 13,30 EUR,
CH: 18,90 sFr.
Thema
Ein Umzug ins Pflegeheim bedeutet für alte Menschen einen großen Einschnitt in ihrem Leben. Bisherige Gewohnheiten und die eigene Wohnung werden aufgegeben. Aber persönliche Vorlieben und Bedürfnisse werden mitgenommen. Würdevolles Altern im Pflegeheim ist nur möglich, wenn diese erkannt und individuell in die Pflege und Betreuung miteinfließen.
Autorin
Helen Schneider ist M.A. Sozialarbeiterin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Koblenz (Rhein Ahr Campus) im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Außerdem ist sie Doktorandin am Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Philipps-Universität Marburg.
Aufbau
Das Fachbuch stellt die Masterarbeit der Autorin dar. Der Aufbau ist dementsprechend:
- Einleitung
- Theoretischer Hintergrund und Darstellung des Forschungsstandes
- Gegenstandsbenennung
- Methode
- Ergebnisse der Datenanalyse
- Diskussion
- Ausblick
Inhalt
Helen Schneider untersucht in ihrer Forschungsarbeit die Frage, ob der Bedarf der Bewohner von diesen genauso beschrieben wird wie von den Berufsgruppen im Pflegebereich.
Hintergrund ihrer Arbeit sind die Theorien von Maslow, speziell dessen Bedürfnispyramide, und Antonovskys salutogenetisches Modell. Außerdem nimmt sie Bezug zu den aktuellen Forschungsarbeiten von Ursula Koch-Straube und Sabine Josat.
Die Autorin führt insgesamt vier offene Leitfadeninterviews: mit einem Altenpflegeheimbewohner, der Heimleiterin, der Pflegedienstleiterin und einem Mitarbeiter des MDK. Die Interviews wertet sie anschließend mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse aus. Sie erarbeitet daraus zwanzig Kategorien zur Einschätzung des Bedarfs. Anhand dieser Kategorien vergleicht sie die einzelnen Aussagen der Interviewpartner miteinander und diskutiert sowohl die Übereinstimmungen, als auch Unterschiede.
Am Ende der Arbeit zieht sie außerdem die anfangs genannten Theorien heran. Dabei zeigt sie u.a. welche Bedeutung die Bedürfnispyramide von Maslow aktuell als Reflexionsinstrument hat. Sie gibt einen Ausblick auf die Verwertbarkeit der Ergebnisse im Pflegeheim und auch in der Ausbildung von Fachkräften.
Diskussion
Die Arbeit basiert auf einer sehr kleinen Anzahl von offenen Leitfadeninterviews, genauer vier Personen aus dem Kontext Altenpflegeheim. Die Forschungsergebnisse bleiben daher begrenzt. Stärke der Arbeit ist, dass die Autorin detailliert ihren Forschungsansatz reflektiert.
Auch wenn die Ergebnisse nicht auf breiten empirischen Daten fußen, ist die grundlegende Forschungsfrage spannend. Sie schneidet das Thema Qualität in der stationären Pflege und Betreuung an. Wie können die individuellen Vorstellung über den Lebensabend gegenüber der Institution Pflegeheim kommuniziert werden? Persönliche Lebenswelten treffen auf institutionelle Abläufe und externe Vorstellungen, was gute Pflege und Betreuung beinhaltet.
Fazit
Das Fachbuch von Helen Schneider gibt Denkanstöße zum würdevollen Altern im Pflegeheim.
Rezension von
Alexandra Günther
M.A., Pädagogin/Ethikerin
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Es gibt 39 Rezensionen von Alexandra Günther.
Zitiervorschlag
Alexandra Günther. Rezension vom 24.09.2015 zu:
Helen Schneider: Jeder hat andere Ansprüche. Konstruktionen und Rekonstruktionen zum Bedarf von Altenpflegeheimbewohnern. ZKS-Verlag
(Weitramsdorf) 2013.
ISBN 978-3-934247-65-9.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15382.php, Datum des Zugriffs 18.08.2022.
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