François Höpflinger (Hrsg.): Traditionelles und neues Wohnen im Alter
Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind, 22.02.2005
François Höpflinger (Hrsg.): Traditionelles und neues Wohnen im Alter.
Seismo-Verlag Sozialwissenschaften und Gesellschaftsfragen
(Zürich) 2004.
2. Auflage.
172 Seiten.
ISBN 978-3-03-777004-7.
20,00 EUR.
CH: 29,00 sFr.
Reihe: Age Report.
Zur Thematik des Buches
Alternde Gesellschaften wie Deutschland und die Schweiz entwickeln im Rahmen des Anpassungsprozesses an diese demografischen Veränderungen unterschiedlichste Strategien und Konzepte in den Bereichen Gesundheit, Pflege und auch Wohnen. Zugleich machen sich in diesen Ländern die Auswirkungen des raschen sozialen Wandels bemerkbar. Dies bedeutet konkret, dass jede Generation ihre eigenen Wertmaßstäbe und Lebensstile entwickelt, die auch hinsichtlich des Wohnens im Alter generationsspezifische Ausprägungen zur Folge hat.
Aus diesem Grund ist es u. a. auch aus Gründen der Sozialplanung immer wieder erforderlich, die sich ständig wandelnden Bedürfnisse, Erwartungen und Verhaltensmuster im Bereich des Wohnens zu eruieren. Die Datengrundlage vorliegender Veröffentlichung stellt eine repräsentative Befragung (1248 Teilnehmer) von in der deutschsprachigen Schweiz lebenden Personen im Alter von 60 Jahren und älter dar. Diese Wohnumfrage der Age Stiftung wurde im Jahr 2003 durchgeführt.
Der Autor
Dr. Francois Höpflinger ist Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich und Mitglied der Forschungsdirektion am Universitären Institut "Alter und Generationen" in Sion.
Inhalt
Das Buch ist in sechs Kapiteln untergliedert.
- Kapitel 1 (Demografische Perspektiven - mehr ältere Menschen in einer langlebigen Gesellschaft) beschreibt auf wenigen Seiten die demografischen Veränderungen in der Schweiz und anderen westlichen Ländern. Hervorgehoben wird das Faktum der steigenden Lebenserwartung und auch der zunehmenden Rüstigkeit im Alter.
- Kapitel 2 (Altern im Wandel - zum gesellschaftlichen Wandel des Alters) enthält u. a. Daten bezüglich der wirtschaftlichen Lage der Senioren, der Phasen des Alterns und über die Häufigkeit der Pflegebedürftigkeit im Alter,
- In Kapitel 3 (Lebens- und Haushaltsformen in späteren Lebensphasen) werden auf der Grundlage der Volkszählungen die vorherrschenden Wohnformen im Alter dargestellt. Das Wohnen im Alter in Privathaushalten vollzieht sich überwiegend in Ein- und Zweipersonenhaushalten, wobei Männer überwiegend in Paarbeziehungen leben und höher betagte Frauen später meist allein leben.
- In Kapitel 4 (Wohnform und Wohnsituation älterer Menschen in Privathaushalten) wird auf die konkrete Wohnsituation der Senioren eingegangen, die sich für die Mehrzahl mit den typischen Wohlstandsphänomenen große Wohnungen mit hohem Wohnstandard umschreiben lässt. Entsprechend hoch ist auch die Wohnzufriedenheit der Befragten. Nur die Wohnumgebung weist für eine nicht unbeträchtliche Zahl einige gravierende Probleme auf: Lärmbelästigung, schlechte Luftqualität und unsicheres Wohnumfeld.
- Kapitel 5 (Wohnwünsche, Wohnprobleme und Wohnperspektiven im höheren Lebensalter) enthält u. a. Bewertungen bezüglich der Wohnqualität. Wichtig sind vor allem die Gemütlichkeit der Wohnung, die Kostengünstigkeit und die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten. Im höheren Alter ist dann die Nähe zu den Kindern und Enkelkindern ein weiterer bedeutsamer Wohnfaktor.
- In Kapitel 6 (Wohnformen im Vergleich und innovative Wohnformen im Alter) erläutert der Autor neuere Wohnformen im Alter: Alterswohngemeinschaften, Betreutes Wohnen und Pflegewohngruppen.
Im Anschluss werden fünf konkrete Formen des Wohnens im Alter außerhalb der Privatwohnung aufgezeigt:
- eine Hauswohngemeinschaft (Stürlerhaus in Bern),
- Wohnen mit Dienstleistungen (Wohnsiedlung Schöneggpark in Bern),
- Altersheim (Gemeinde Risch),
- eine Pflegewohngruppe (Zürich)
- und eine Hausgemeinschaft mit Frauensolidarität (Genossenschaft Hestia in Aarau).
Kritische Würdigung und Fazit
Eine solide und dem Gegenstand angemessene Untersuchung und Darstellung der verschiedenen Aspekte des Wohnens im Alter weist die vorliegende Veröffentlichung auf. Die Fakten werden allgemeinverständlich aufbereitet, wesentliche Aspekte hervorgehoben und teils mit aussagekräftigen Tabellen belegt. Eine klare Gliederung des Stoffes erleichtert die Aneignung der mannigfaltigen Faktoren und Aspekte dieses Gegenstandsbereiches. Es handelt sich um eine Erhebung aus der Schweiz, doch die Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen aus deutschen Erhebungen, so dass dieser aktuelle Wissensstand auch für die Sozialplanung in Deutschland verwendet werden kann.
Dieses Buch kann allen an dieser Thematik interessierten Fachleuten und auch Senioren zur Lektüre empfohlen werden. Denn es werden nicht nur die wesentlichen Aspekte dieses Gegenstandsbereiches erläutert, sondern darüber hinaus enthält das Buch eine Reihe von Impulsen und Perspektiven für ein selbst bestimmtes und gemeinschaftliches Wohnen im Alter.
Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Psychol. Sven Lind
Gerontologische Beratung Haan
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Es gibt 225 Rezensionen von Sven Lind.
Zitiervorschlag
Sven Lind. Rezension vom 22.02.2005 zu:
François Höpflinger (Hrsg.): Traditionelles und neues Wohnen im Alter. Seismo-Verlag Sozialwissenschaften und Gesellschaftsfragen
(Zürich) 2004. 2. Auflage.
ISBN 978-3-03-777004-7.
Reihe: Age Report.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/1548.php, Datum des Zugriffs 08.09.2024.
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