Martin Arnold: Gütekraft 2. Hildegard Goss-Mayrs Christliche Gewaltfreiheit
Rezensiert von Prof. Dr. Josef Freise, 04.10.2013

Martin Arnold: Gütekraft 2. Hildegard Goss-Mayrs Christliche Gewaltfreiheit. Bücken Sulzer (Overath) 2011. 149 Seiten. ISBN 978-3-936405-65-1. D: 10,00 EUR, A: 10,30 EUR.
Thema
Der evangelische Theologe Martin Arnold hat in einem vierbändigen Werk die Wirkweisen gewaltfreier Aktion bei drei weltanschaulich und religiös unterschiedlich geprägten Protagonisten der gewaltfreien Aktion untersucht: In je einem eigenen Band stellt er den Satyagraha-Ansatz von Mohandas K. Gandhi vor, die christliche Gewaltfreiheit der katholischen Friedensaktivistin Hildegard Goss-Mayr (geb. 1930) und das humanistische Konzept Geestelijke Weerbaarheid (Geistig-sittliche Kampfbereitschaft) des niederländischen Freidenkers Bart de Ligt (1883 – 1983). Im ersten Band (vgl. die Rezension) legt er die Grundlagen für die Bände 1 bis 3.
Aufbau und Inhalt
In dem hier zu besprechenden Band (Teil 2 des vierbändigen Werks) wird die österreichische Theologin Hildegard Goss-Mayr vorgestellt, die mit ihrem verstorbenen Mann Jean Goss die christliche gewaltfreie Friedensbewegung des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat, zuerst in der Ost-West-Arbeit während des "Kalten Krieges", dann bei den revolutionären Bewegungen Lateinamerikas, später auf den Philippinen und in verschiedenen Ländern Afrikas. In verschiedenen Ländern Lateinamerikas wurde sie mehrfach verhaftet, und auf den Philippinen haben die Workshops zur Gewaltfreiheit, die von ihr und ihrem Mann geleitet wurden, wesentlich zum Sturz des Diktators Marcos mit beigetragen. Hildegard Goss-Mayrs Handeln ist geprägt von der Gewaltlosigkeit Jesu und von dem Glauben an die göttliche Kraft, die in jedem Menschen vorhanden ist. Sie selbst verortet sich christlich in der Nachfolge Jesu; gleichzeitig macht sie aber klar, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Religion und Weltanschauung diese "Gütekraft" zu einem Leben aus der Liebe in sich hat. Hier hat Hildegard Goss-Mayr eine starke Verbindung zu Aktivisten der Gewaltfreiheit aus anderer weltanschaulicher und religiöser Herkunft.
Diskussion
Martin Arnold kann deutlich machen, dass Hildegard Goss-Mayr in einer tiefen katholischen Religiosität beheimatet ist und zugleich doch eine Offenheit für anders- und nichtreligiöse Menschen und deren Weltanschauung hat. Mit dem indischen Jesuiten Sebastian Painadath kann man die unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen als perspektivische Zugänge zum inneren (transzendenten, göttlichen) Kern des Menschen und der Natur betrachten. Die aus diesem Kern entstehende Dynamik benennt Hildegard Goss-Mayr mit dem von Martin Arnold geprägten Begriff Gütekraft.
Fazit
Selbst wenn sich der von Arnold favorisierte Begriff der Gütekraft nicht durchsetzen sollte, stellt seine Forschung einen wichtigen Meilenstein im weltanschaulichen und interreligiösen Dialog für gewaltfreies Handeln dar.
Rezension von
Prof. Dr. Josef Freise
pensionierter Professor im Fachbereich Sozialwesen der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Köln
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