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Margrit Stamm, Doris Edelmann (Hrsg.): Handbuch Frühkindliche Bildungsforschung

Rezensiert von Prof. Dr. Charis Förster, 06.08.2015

Cover Margrit Stamm, Doris Edelmann (Hrsg.): Handbuch Frühkindliche Bildungsforschung ISBN 978-3-531-18474-6

Margrit Stamm, Doris Edelmann (Hrsg.): Handbuch Frühkindliche Bildungsforschung. Springer VS (Wiesbaden) 2013. 500 Seiten. ISBN 978-3-531-18474-6. 69,99 EUR.

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Thema

Das Handbuch ist das erste umfangreiche Übersichtswerk im deutschsprachigen Raum, in dem grundsätzliche und ausgewählte spezifische Themen der Frühpädagogik zusammengefasst werden und das für Studierende wie Lehrende als theoretische Grundlage geeignet ist. Es diskutieren 93 Experten aus der Erziehungswissenschaft, Psychologie, Philosophie, Soziologie, Medizin und Bildungsökonomie und geben einen detaillierten Überblick über die relativ junge Fachdisziplin. In den insgesamt 59  Kapiteln wird der Leser zudem durch weiterführende Literaturangaben angeregt, sich intensiver thematisch zu orientieren.

Herausgeberinnen

Margrit Stamm ist Leiterin des schweizerischen Institutes für nationale und internationale Bildungsforschung. Vor ihrer Emeritierung 2012 war sie Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Fribourg (Schweiz) und hatte dort bereits einen Forschungsschwerpunkt in der frühkindlichen Bildungsforschung.

Doris Edelmann leitet aktuell das Institut Bildung und Gesellschaft (Schwerpunkt Kindergarten/ Primarschule) in St. Gallen (Schweiz). Themenschwerpunkte ihrer Forschung sind Bildungsprozesse und Bildungsentwicklung, insbesondere innerhalb der frühen und mittleren Kindheit.

Beide Wissenschaftlerinnen publizieren seit Jahren einschlägig zum Thema der Bildungsforschung allgemein sowie zu spezifischen Themen der frühkindlichen Bildung. Durch vielfältige Lehrtätigkeit und Forschungskooperationen mit und kollegialen Austausch in Deutschland und international sind Margrit Stamm und Doris Edelmann der aktuelle Stand der Bildungsforschung nicht nur in der Schweiz vertraut, sondern sie sind Expertinnen, die für ein solches Übersichtswerk besonders geeignet erscheinen.

Entstehungshintergrund

Die frühkindliche Bildungsforschung im Kontext der Pädagogik der Kindheit ist ein relativ neues Themenfeld im deutschsprachigen Raum. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entstanden erste Übersichtswerke, die verschiedene Themen kurz darstellten. Der große Nachteil dieser Werke war, dass sie nur wenige Einzelthemen vertiefend beschrieben und daher häufig nur bedingt für Lehre und Forschung genutzt werden konnten. Wiederum gab/gibt es eine Vielzahl von themenspezifischen Veröffentlichungen, die zwar ausführlich und detailliert einschlägige Themen aufgreifen, jedoch kaum übergreifend zu anderen Themenbereichen der frühkindlichen Bildungsforschung Bezüge herstellen. Das aktuelle Handbuch möchte diese Lücken schließen und gleichzeitig den Versuch unternehmen, die umfangreiche einschlägige Forschung der letzten Dekade zu systematisieren und einer breiten Fachöffentlichkeit zugängig zu machen. Dabei verweisen die Herausgeberinnen bereits im Vorwort darauf, dass insbesondere der „interdisziplinäre Charakter frühkindlicher Bildungsforschung“ (S. 11) ausschlagend für die Strukturierung des Handbuches als auch für die Wahl der AutorInnen war.

Aufbau

Das Handbuch integriert 59 Beiträge aus unterschiedlichen Fachdisziplinen, die den aktuellen theoretischen und empirischen Erkenntnisstand im Bereich der frühkindlichen Bildungsforschung (S. 13) systematisieren (status quo) und gleichzeitig die Dynamik in diesem Bereich verdeutlichen. Die Herausgeberinnen gliedern die Beiträge in insgesamt sieben Themenschwerpunkten:

  1. Theoretische Grundlagen und Bezugsdisziplinen
  2. Internationale Perspektive
  3. Institutionalisierung, Professionalisierung und Qualität
  4. Frühkindliche Bildung und Familie
  5. Fachdidaktische Ausrichtungen
  6. Entwicklung, Prävention und Wirksamkeit frühkindlicher Bildung
  7. Forschungsmethoden

Die Themenschwerpunkte werden innerhalb des Handbuches nicht explizit hervorgehoben, sondern es erfolgt ausschließlich eine Aneinanderreihung der einzelnen Beiträge. Bei der Orientierung in diesem umfangreichen Handbuch wäre die zusätzliche Kennzeichnung eine willkommene Unterstützung.

Entsprechend des interdisziplinären Charakters der Themen und der Autorenschaft sind die einzelnen Beiträge recht unterschiedlich ausgestaltet. Die Themen- und Autor/innenauswahl zu diesen Schwerpunkten ist in den meisten Fällen gelungen (siehe auch Inhalt).

Aufgrund des Umfanges des Handbuches ist es nicht möglich, in einer Rezension alle Beiträge ausführlich dazustellen und zu bewerten. Eine Auswahl zweier zentraler Schwerpunkte habe ich vorgenommen, die ausführlicher zusammengefasst werden (1. Theoretische Grundlagen und Bezugsdisziplinen; 7. Forschungsmethoden): Beide Schwerpunkte sind insgesamt als sehr gelungen zu bewerten.

Zu 1. Theoretische Grundlagen und Bezugsdisziplinen

Insgesamt werden in zehn Beiträgen die Bezüge zu unterschiedlichen Fachdisziplinen herausgearbeitet: Dabei stellt der einführende Beitrag von Werner Thole, Sabrina Göbel und Björn Milbradt eine hervorragende Übersicht zum Themenschwerpunkt dar. Während sich die anderen Beiträge jeweils mit einem spezifischen Schwerpunkt auseinandersetzen:

  • Maria Fölling-Albers – Erziehungswissenschaft
  • Claus Stieve – Bildungstheoretische Grundlagen (hervorragende Darstellung und Herleitung des Bildungsbegriffes)
  • Andreas Lange – Soziologische Theorien und Ansätze
  • Karin Keller, Larissa M. Trösch, Alexander Grob – Entwicklungspsychologische Aspekte frühkindlichen Lernens. Leider werden nur recht kurze Bezüge zu den Themen Bindung, Gedächtnis und Selbstkonzept gegeben. Die Sonderstellung dieses Kapitels im Vergleich zu den Beiträgen im 6. Themenschwerpunkt (Entwicklung, Prävention und Wirksamkeit frühkindlicher Bildung) sind nur bedingt nachvollziehbar.
  • Henrik Saalbach, Roland H. Grabner, Elsbeth Stern – Kognitionspsychologische und neurowissenschaftliche Grundlagen frühkindlicher Bildung. Das Kapitel stellt eine sehr gelungene Zusammenfassung dieses umfangreichen Themengebietes mit Bezügen zu klassischen Entwicklungs- und Lerntheorien (z.B. Piaget, Vygotski) sowie einer Vielzahl ebenfalls klassischer Studien/Experimente dar. Die besondere Bedeutung der Sprache wird herausgearbeitet und letztlich Schlussfolgerungen für frühkindliche Bildungsprozesse abgeleitet.
  • Oskar Jenni - Die Rolle der Kindermedizin in der frühkindlichen Bildung. Dieses Kapitel ist sehr stark an der Situation in der Schweiz ausgerichtet. Zudem sind einige empirische Quellen veraltet, das Kapitel ist defizitorientiert ausgerichtet. So fehlen beispielsweise die Bezüge auf die KIGGS Studien, stattdessen werden sonderpädagogische Konzepte umfangreich dargestellt (S. 117). Sinnvoll wäre an dieser Stelle, den Aspekt der Inklusion aufzugreifen oder auf den entsprechenden Beitrag im Buch zu verweisen. Obwohl zwei Textabschnitte sich explizit mit dem Thema Kindermedizin und frühkindliche Bildung sowie den besonderen Bildungsbedarf auseinandersetzen, bleibt deren Bedeutung in einer ressourcenorientierten Frühpädagogik offen.
  • C. Katharina Spieß – Bildungsökonomische Perspektive. Bei dieser Perspektive handelt es sich um eine relativ junge Bezugswissenschaft. Dabei wird v.a. deren grundsätzliche Idee der Effizienzanalysen aufgegriffen, um diese auf das frühkindlichen Bildungssetting zu übertragen. Die besondere Problematik der langfristigen Perspektive bei Investitionen in die Bildung sowie der Zusammenhang zu polit-ökonomischen Entscheidungen werden in besonderer Weise thematisiert.
  • Reinhard Wiesner, Thomas Rauschenbach, Christian Bergmann – Politik und Recht. Das Kapitel ist eine sehr gute Übersicht – zum einen über die „politischen Entwicklungslinien“ und „ihre rechtliche Verortung“ (S. 132f.). Dabei fokussieren die Autoren besondere auf das Jugendhilferecht und den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Zum anderen wird eine Übersicht über spezifische Neuregelungen (S. 136f.; z.B. TAG, KICK, KiföG) gegeben. Darüber hinaus wird die besondere Herausforderung der Sozial- und Bildungsberichterstattung für die Beratung politischer Entscheidungsträger nachvollziehbar herausgearbeitet.
  • Frithjof Grell – Historische Perspektive. Dieses umfangreiche Kapitel setzt sich mit historischen Bezügen der Pädagogik der Kindheit auseinander (z.B. Aristoteles, Comenius, Rousseau, Fröbel, Montessori) und stellt diese in Bezug zu aktuellen Themen der Frühpädagogik. Insgesamt ist diese Übersicht als erste Orientierung sehr gelungen.

Zu 2. Internationale Perspektive

Dieser Themenschwerpunkt umfasst insgesamt sechs Beiträge, deren Auswahl wohl eher durch pragmatische Gründe zu erklären ist: drei Beiträge stammen aus deutschsprachigen Ländern:

  • Doris Edelmann, Kathrin Brandenberg, Klaudia Mayr – Schweiz
  • Yvonne Anders, Hans-Günther Roßbach – Deutschland
  • Elisabeth Stanzel-Tischler – Österreich

Darüber hinaus sind zwei englischsprachige Artikel integriert:

  • Edward Melhuish – United Kingdom
  • Milagros Nores, W. Steven Barnett – USA

Diese Beiträge sind alle ähnlich aufgebaut: sie verweisen auf die (meist kurze) Geschichte der Bildungsforschung in diesen Ländern und geben eine kurze Zusammenfassung zentraler nationaler Forschungen. Im dritten Themenschwerpunkt wird zusätzlich die Professionalisierung explizit für die Schweiz (Burkhardt/Zingg) und Deutschland (Hoffmann) dargestellt, daher fehlen diese Themen im aktuellen Themenschwerpunkt.

  • Rudolf Tippelt, Meltem Alkoyak-Yildiz, Christian Buschle – Entwicklungsländer. Der letzte Beitrag befasst sich auf Grundlage der UNESCO Berichte mit frühkindlicher Bildung in Entwicklungsländern und gibt eine Übersicht in Abhängigkeit ausgewählter Determinanten (z.B. Wohnort Stadt vs. Land/S. 243; finanzieller Hintergrund/S. 244; Teilnehmerquote/S. 246; Bildungshintergrund/Mutter/S. 248). Darüber hinaus werden Bezüge zu den Kinderrechtskonventionen hergestellt und inhaltliche Schwerpunkte frühkindlicher Bildungssettings (z.B. Gesundheit, Eltern, Qualität) sowie deren Bedeutung für die Nachhaltigkeit zusammengefasst.

Zu 3. Institutionalisierung, Professionalisierung und Qualität

Dieser Themenschwerpunkt ist für die Entwicklung der Frühpädagogik zentral – er umfasst insgesamt sechs Kapitel, deren Zuordnung und Fokussierung grundsätzlich, aber nicht für alle Kapitel nachvollziehbar ist (z.B. Schulfähigkeit). Auch die Themen Transition und Qualität werden in späteren Kapiteln nochmals aufgegriffen (Forschungsmethoden) – eindeutige Verweise darauf wären hilfreich.

  • Tanja Betz – Anforderung an Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen
  • Margrit Stamm – Das Konzept der Schulfähigkeit
  • Renate Niesel, Wilfried Griebel – Transitionen in der frühkindlichen Bildungsforschung
  • Carine Burkhardt Bossi, Claudia Zingg – Professionalisierung/Schweiz
  • Hilmar Hoffmann – Professionalisierung/Deutschland
  • Margrit Stamm, Doris Edelmann – Zur pädagogischen Qualität frühkindlicher Bildungsprogramme. Eine Kritik an ihrer ethnozentrischen Perspektive

Zu 4. Frühkindliche Bildung und Familie

Insgesamt zehn Beiträge umfasst dieser Themenschwerpunkt, der eng mit Themenschwerpunkt 6 verbunden ist, allerdings eine recht eindeutige Fokussierung auf die Familien aufweist. Während zunächst v.a. der Wandel innerhalb der familialen Familienstrukturen zusammengefasst und Statistiken zur Nutzung außerfamilialer Betreuung vorgestellt werden (Schüpbach, von Allmen), folgen spezifische Themen der familialen Betreuung, Bildung und Erziehung. Das Thema der Elternbildung wird dabei (mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung) zweimal aufgegriffen (Hänggi; Friedrich, Siegert). Nicht ganz nachvollziehbar erscheint das Kapitel Bindung, Erziehung und Bildung (Zimmermann, Celik, Iwanski) in dieser Strukturierung – dies liegt jedoch v.a. an der inhaltlichen Nähe zu Themenschwerpunkt 6 – Entwicklung, Prävention und Wirksamkeit frühkindlicher Bildung.

  • Marianne Schüpbach, Benjamin von Allmen – Frühkindliche Bildungsorte in und ausserhalb der Familie
  • Klaus Fröhlich-Gildhoff – Kooperation von Familien und familienergänzenden Einrichtungen
  • Yves Hänggi – Der Beitrag der Elternbildung zur Stärkung schulischer Kompetenzen
  • Hans-Rüdiger Müller – Familienerziehung und Familienkultur
  • Peter Zimmermann, Fatma Celik, Alexandra Iwanski – Bindung, Erziehung und Bildung
  • Gabriele Faust, Franziska Wehner, Sanna Pohlmann-Rother, Jens Kratzmann – Der Übergang in die Grundschule aus Elternsicht
  • Birgit Becker – Eltern von Vorschulkindern und ihre Bildungsaspirationen
  • Lucio Negrini – Medienbildung und Familie
  • Lena Friedrich, Manuel Siegert – Frühe Unterstützung benachteiligter Kinder mit Migrationshintergrund: Effekte von Konzepten der Eltern- und Familienbildung
  • Jakob Kost – Erziehungsratgeber

Zu 5. Fachdidaktische Ausrichtungen

Dieser Themenschwerpunkt umfasst acht Beiträge – insgesamt handelt es sich für die Bewertung um den schwierigsten Teil, da die Beiträge qualitativ sehr heterogen sind. In ihm sind hervorragende Beiträge einschlägiger Experten integriert, z.B.:

  • Gisela Lück – Förderung naturwissenschaftlicher Bildung
  • Renate Zimmer – Bildung durch Bewegung – Motorische Entwicklungsförderung

Vier Kapitel können im engeren und weiteren Sinne dem Thema Sprache zugeordnet werden, das für die Frühpädagogik zweifellos zentral ist. Dennoch irritiert die z.T. sehr enge Beschreibung einzelner Themen, die nach einer kurzen thematischen Begriffsbestimmung lediglich Einzelstudien zusammenfassen.

  • Sven Nickel – Der Erwerb von Schrift in der frühen Kindheit
  • Gisela Kammermeyer, Susanne Roux – Sprachbildung und Sprachförderung
  • Karin Fasseing Heim – Förderung von Bilingualität
  • Britta Juska-Bacher – Leserelevante Kompetenzen und ihre frühe Förderung. Dieses Kapitel wurde aus meiner Sicht recht oberflächlich recherchiert, z.B. wird die Bedeutung der Krippe in Deutschland v.a. auf den Betreuungsauftrag (S. 494) beschränkt. Die Übersicht auf Seite 495 ist nicht mehr aktuell, auch die integrierten Studien sind recht veraltet und manche herausgearbeiteten Ergebnisse scheinen eher trivial (z.B. Alter des Kinder und Leseleistung – S. 496).

Darüber hinaus werden die Themen der mathematischen und ästhetischen Bildung hinzugezogen:

  • Theresa Deutscher, Christoph Selter – Frühe mathematische Bildung
  • Vanessa-Isabelle Reinwand – Ästhetische Bildung

Die Heterogenität der Beiträge (thematisch-inhaltlich und empirisch-wissenschaftlich) wirft insgesamt die Frage nach der Auswahl der Autorenschaft auf. Für Deutschland einschlägige Experten fehlen z.T. auch in den Literaturangaben (z.B. Bilingualität). Eventuell werden durch die Benennung des Themenschwerpunktes Assoziationen und Erwartungen generiert, die ursprünglich nicht im Fokus der Herausgeberinnen standen.

Zu 6. Entwicklung, Prävention und Wirksamkeit frühkindlicher Bildung

Dieser Themenschwerpunkt weist Überschneidungen zum 4. und 5. Themenschwerpunkt auf, so dass deren Zuordnung nicht ohne weiteres nachvollziehbar ist. Insgesamt werden neun Kapitel integriert, die z.T. Themen sehr übersichtlich darstellen (Viernickel), zum anderen werden Einzelthemen in besonderer Weise hervorgehoben (Hajszan, Hartel, Hartmann, Stoll). Die Auswahl einzelner Sonderthemen bleibt trotz der interessanten Lektüre intransparent.

  • Andrea Lanfranchi, Andrea Burgener Woeffray – Familien in Risikosituationen durch frühkindliche Bildung erreichen
  • Beate Sodian, Daniela Mayer – Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens im Vor- und Grundschulalter
  • Susanne Viernickel – Soziale Entwicklung
  • Gertrud Nunner-Winkler – Moralische Entwicklung
  • Michaela Hajszan, Birgit Hartel, Waltraut Hartmann, Martina Stoll – Inklusive Begabtenförderung
  • Margit Stamm – Soziale Mobilität durch frühkindliche Bildung?
  • Melanie Stutz – Frühes Lesen und Rechnen und ihre Auswirkungen auf die spätere Schullaufbahn: Zur Genese sozialer Ungleichheit im Kontext des Bildungssystems
  • Edith Kotitschke, Rolf Becker – Familienergänzende Betreuung und Schulerfolg
  • Silvia Wiedebusch, Franz Petermann – Entwicklung und Förderung emotionaler Kompetenz in der frühen Kindheit

Zu 7. Forschungsmethoden

Für die frühpädagogische Bildungsforschung zentral sind die zur Verfügung stehenden Methoden. Dieser Themenschwerpunkt umfasst insgesamt zwei leider nur kurze Übersichtskapitel über quantitative und qualitative Methoden. Während Nentwig-Gesemann strukturiert die einzelnen Anwendungssettings umreisst und deren Konsequenzen für die Methodenwahl zusammenfasst, bleibt das Kapitel über die quantitativen Methoden sehr exemplarisch.

Es folgen verschiedene, meist qualitative Verfahren, die näher vorgestellt werden (sechs Kapitel) sowie zwei weitere Übersichtskapitel über Qualitätsmessung und Evaluation. Auffallend dabei sind zum einen der recht einseitige Qualitäts- und Evaluationsbegriff, der zugrunde gelegt wird und die entsprechenden hinzu gezogenen Literaturquellen. Zum anderen wäre eine grundsätzlich eindeutigere Begriffstrennung sinnvoll gewesen: Auch im Kapitel zur Qualitätsmessung und -entwicklung werden grundsätzliche Themen der Evaluation aufgegriffen. Durch eine andere Strukturierung des Themenschwerpunktes und zusätzliche Verweise wären diese Kritikpunkte sicherlich schnell zu entkräften.

  • Alex Knoll – Quantitative Methoden
  • Iris Nentwig-Gesemann – Qualitative Methoden der Kindheitsforschung
  • Argyro Panagiotopoulou – Ethnographische Zugänge in der frühkindlichen Bildungsforschung
  • Marc Schulz, Peter Cloos – Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozessen
  • Annegert Hemmerling – Fallstudien – Eine qualitative Analyse mit soziologischen Forschungsinstrumenten am Beispiel der Institution Kindergarten
  • Anke König – Videographie
  • Lilian Fried – Frühkindliche Diagnostik domänenspezifischer Entwicklung am Beispiel des naturwissenschaftlichen Entwicklungsbereichs
  • Fabienne Becker-Stoll, Monika Wertfein – Qualitätsmessung und Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen
  • Ursula Carle, Heinz Metzen – Evaluation und Frühpädagogik
  • Urs Moser, Carola Studer – Bildungsstatistik und Bildungsmonitoring

Diskussion

Das Handbuch Frühkindliche Bildungsforschung ist ein gelungenes Übersichtswerk zu Themen der Frühpädagogik, das sowohl von Studierenden wie Lehrenden genutzt werden kann. Wesentliche Themen der Frühpädagogik und deren Bezugswissenschaften werden aufgegriffen, auch wenn die Autorenschaft nicht immer (zumindest für Deutschland) einschlägig ausgewählt ist. Die meisten Einzelbeiträge wurden sorgfältig recherchiert und verständlich zusammengefasst sowie mit weiterführenden Literaturangaben ergänzt. Insgesamt bleibt die Struktur des Handbuches grundsätzlich nachvollziehbar und unterstützt die Orientierung sowie die Übersichtlichkeit des umfangreichen Werkes.

Fazit

Ein gutes Übersichtswerk für die Frühpädagogik, das sowohl theoretisch wie empirisch für Studierende und Lehrende hilfreich ist. Es stellt klassische und aktuelle Themen im dynamischen Feld der Frühpädagogik besonders aus der Schweiz und Deutschland zusammen und kann als Ausgangspunkt für weitere intensivere Recherchen zugrunde gelegt werden.

Rezension von
Prof. Dr. Charis Förster
Studiengangsleiterin Pädagogik der Kindheit (BA), Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes
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Es gibt 2 Rezensionen von Charis Förster.

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Zitiervorschlag
Charis Förster. Rezension vom 06.08.2015 zu: Margrit Stamm, Doris Edelmann (Hrsg.): Handbuch Frühkindliche Bildungsforschung. Springer VS (Wiesbaden) 2013. ISBN 978-3-531-18474-6. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15649.php, Datum des Zugriffs 25.01.2025.


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