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Volker Rhein (Hrsg.): Systemische Interaktionstherapie und unterstüzende Methoden in der Praxis

Rezensiert von Mag.a Dr.in Marianne Forstner, 21.03.2014

Cover Volker Rhein (Hrsg.): Systemische Interaktionstherapie und unterstüzende Methoden in der Praxis ISBN 978-3-933059-43-7

Volker Rhein (Hrsg.): Systemische Interaktionstherapie und unterstüzende Methoden in der Praxis. druckfrisch medienzentrum ruhr gmbh (Herne) 2013. 267 Seiten. ISBN 978-3-933059-43-7. D: 29,95 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 40,90 sFr.
Moderne Heimerziehung heute, Band 4.

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Thema

Das vorliegende Buch der Schriftenreihe „Moderne Heimerziehung heute“ befasst sich als Sammelband in mehreren Beiträge mit der Systemischen Interaktionstherapie (SIT), hier besonders mit der Elternaktivierung im Rahmen von SIT, der SIT im Kinderheim Herne, dem Projekt „Annie“ trifft Triangel – einem Verein für Mädchen mit essgestörtem Verhalten und deren Eltern. Darüber hinaus enthält dieses Buch die Abschlussarbeit einer Teilnehmerin einer SIT-Fortbildung, weiters einen Beitrag über Elterntraining nach dem NLP-Ansatz, einen Beitrag über Körperarbeit mit essgestörten jungen Frauen und schließlich eine zusammenfassende Darstellung in „Kampf um Anerkennung (…)“ über die Honneth´sche Anerkennungstheorie.

Herausgeber und AutorInnen

Der Herausgeber Volker Rhein ist seit 2003 Geschäftsführer der Fachpool gGmbH, Gesellschaft für Fortbildung und Beratung, in Herne. Er ist Pädagoge und Kaufmann. Die weiteren Autoren und Autorinnen sind:

  • Der Diplom-Psychologe und Familientherapeut Michael Biene, der Entwickler des SIT-Ansatzes;
  • Marianne Buch, Sozialarbeiterin und Mitarbeiterin der Herne & Wanne-Eickle gGmbH;
  • Olympia Kirchberg, Diplom-Pädagogin, tätig als Gesamtkoordinatorin bei der Fachpool gGmbH;
  • der Sozialpädagoge Thomas Paluszek, Erziehungsleiter in der Evangelisches Kinderheim Jugendhilfe Herne;
  • weiters Dr. Mathias Schwabe, Professor für Methoden der Sozialen Arbeit und Mitarbeiter der Herne & Wanne-Eickel gGmbH;
  • Christina Sollich, Familientherapeutin und Supervisorin in freier Praxis.

Entstehungshintergrund

Nach Angaben des Herausgebers Volker Rhein (2013, erste Seite Vorwort) wird in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH „schon seit mehr als zehn Jahren auf der Basis der ‚Systemischen Interaktionstherapie‘ (nach Michael Biene) in unterschiedlichen Angeboten und Projekten elternaktivierend gearbeitet“. In diesem Band geht es um die Praxis der Elternaktivierung, welche in sieben Beiträgen thematisiert werden.

Aufbau und Inhalte

Nach einem ausführlichen Vorwort des Herausgebers wird in sieben Beiträgen vor allem auf die Praxis der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) nach Michael Biene eingegangen:

Einblicke in die Praxis der Elternaktivierung nach dem SIT-Ansatz, Beitrag von Biene/Paluszek/Schwabe (2013, S. 13 – 96). Hier werden zunächst die zentralen Begriffe, die sich aus der langjährigen Praxisarbeit mit dem SIT-Modell ergeben haben, beschrieben. Es werden hier ein sogenanntes „Kampf-, ein Abgabe- und ein Kooperationsmuster“ klassifiziert, nach denen Eltern aus Erfahrungen der Autoren zu agieren scheinen. So gehe es darum Eltern, die sich im Kampfmuster befinden, dies nicht als „Persönlichkeits- oder Familienmerkmale“ fehl zu interpretieren, sondern vielmehr als „Reaktionen auf bestimmte Interaktionsmuster“ (Biene/Paluszek/Schwabe 2013, S. 21) zu deuten. Es werden wesentliche Betrachtungsweisen und Methoden beschrieben, wie Fachkräfte helfen können, Eltern aus dem Kampfmuster und Abgabemuster beziehungsweise Scheinkooperationsmuster in ein Kooperationsmuster zu begleiten. Es wird anschaulich thematisiert, wie damit umgegangen werden kann, damit Kooperationsverhalten mit Veränderung des Elternverhaltens, was ja das Ziel der Maßnahmen ist, entstehen kann. Dazu werden die einzelnen Schritte eines Hilfeprozesses im Sinne des SIT-Modelles beschrieben, wo es zusammengefasst gesagt, um eine Elternaktivierung geht, die durch Zieldefinition, Rollenspiele, Praxisanwendung bei den Kindern, Reflexion und Sicherung des neuen Verhaltens auf Eltern und Kindseite geht. Dies wird durch Fallbeispiele aus dem Alltag der SIT-Arbeit anschaulich verdeutlicht. Vor allem die „intensive Arbeitsphase im Kooperationsmuster“ (S. 55 f.) wird als für eine erfolgreiche Veränderung bedeutsame Phase dargelegt.

Systemische Interaktionstherapie (SIT) im Ev. Kinderheim Herne, Beitrag von Rhein Volker (2013, S. 97 – 120). In diesem Beitrag werden die Aktivitäten des Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH im Überblick vorgestellt und der SIT-Ansatz nach Michael Biene kurz dargelegt. Die wesentliche Aussage dabei ist: „Je stärker Eltern im Hilfeprozess beteiligt sind, umso wirkungsvoller und nachhaltiger ist die Hilfe für ihr Kind“ (Biene 2011, S. 14f. zit. n. Rhein 2013, S. 101). Es werden hier die wesentlichen Methoden und Interventionen beschreiben und auf die Dreiecks-Beziehung innerhalb des Hilfeprozesses eingegangen.

ANNIE“ trifft Triangel, Beitrag von Rabe-Lipp Sabrina (2013, S. 121 – 148). Hier wird die Idee hinter und das Konzept zur sozialpädagogischen Wohngruppe „ANNIE“ für „Mädchen und junge Frauen mit essgestörtem Verhalten“ dargestellt (Rabe-Lipp 2013, S. 122), welches von Sabrina Rabe-Lipp entwickelt wurde. Die Zielgruppendefinition soll dabei laut Angaben der Autorin verdeutlichen, dass „es sich bei dem essgestörtem Verhalten um ein gegenwärtiges Verhaltensmuster handelt, welches veränderbar ist […].“ (ebd. S. 122). Innerhalb dieser Konzeptdarstellung werden auch die drei Phasen des SIT-Beratungsprozesses anhand von Fallbeispielen verdeutlicht. Es wird dabei „Musterarbeit“ und „Problemtrancearbeit“, „Rollenspiele“ und „Hypnotalk“ unterschieden (ebd. S. 133 – 141).

Systemische Interaktionstherapie – Fortbildung, Beitrag von Kristina Sollich (2013, S. 149 – 184). Dieser Beitrag stellt die Abschlussarbeit von Kristina Sollich im Rahmen ihrer Fortbildung im SIT-Grundkurs dar. Der „Triangel-Ansatz“ stellt dabei die Basis der weiteren SIT-Überlegungen dar und kann in „konsequentes Ernstnehmen der Eltern, das Hinterfragen der Helfer(innen)rolle, das konkrete Arbeiten an operationalisierten Erziehungszielen“ (Sollich 2013, S. 152) zusammengefasst werden. Sollich verdeutlicht dabei den SIT-Ansatz anhand einer Fallarbeit und beschreibt und reflektiert darin die Phasen, Interventionen und Prozesse beziehungsweise Ergebnisse der Arbeit nach dem SIT-Ansatz.

Elterntraining/Elterngruppe nach dem NLP-Ansatz mit Elementen aus SIT, Beitrag von Marianne Buch (2013, S. 185 – 201). Zu Beginn ist ein Beitrag einer Teilnehmerin eines Elterntrainings angefügt, wo diese ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit dem Elterntraining in der Flexiblen Betreuung beschreibt (S. 186 – 194). Daran anschließend verdeutlicht die Autorin die konzeptionellen Ideen und theoretischen Hintergründe dieses Elterntrainings und der Arbeit in Elterngruppen nach dem NLP-Ansatz mit den Bezügen zur SIT nach Biene.

Körperarbeit mit essgestörten jungen Frauen innerhalb einer stationären Einrichtung, Beitrag von Olympia Kirchberg (2013, S. 203 – 224). In diesem Artikel beschreibt die Autorin Olympia Kirchberg (2013) „Umsetzungsmöglichkeiten und erreichbare Erfolge der Körperarbeit innerhalb der pädagogischen Arbeit im Rahmen des ‚Via ANNIE‘-Hilfesystems für junge Menschen mit Essstörungen“ (S. 204). Zuerst wird das Konzept kurz vorgestellt und mit Beispielen aus der Praxis der Autorin und aus anderer Fachliteratur verdeutlicht. In einem Ausblick regt Kirchberg an, dass Manuals für Klienten und Klientinnen mit Essstörungen weiterentwickelt und um einen ganzheitlichen Ansatz ergänzt werden sollten (Kirchberg 2013, S. 221).

Kampf um Anerkennung – eine sozialphilosophische Konflikt-Theorie und ihre Bedeutung für die Sozialpädagogik in der Jugendhilfe, Beitrag von Mathias Schwabe (2013, S. 225 – 262). Schwabe verweist in diesem Beitrag auf ein Buch von Axel Honneth mit dem Titel „Kampf um Anerkennung – Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte“ (1994), wo dieser „wichtige Anstöße für die Theorie und Praxis der Erziehungshilfe“ nach Sicht Schwabes (2013, S. 226) liefere. Im Folgenden wird die „Theorie der drei Anerkennungsformen“ nach Honneth (1994) interpretierend dargelegt. Nach Honneth (1994) gehe es dabei um „die Anerkennung der leibnahen und affektiven Bedürfnisse der Person durch nahestehende Personen“, um die „Anerkennung des Individuums als Rechtsperson“ und um die „Anerkennung des Individuums als Mitglied der Gesellschaft“ (Schwabe 2013, S. 227).

Diskussion

Das vorliegende Buch der Reihe „Moderne Heimerziehung heute“ beschäftigt sich anschaulich mit den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten des SIT-Ansatzes im Rahmen der ambulanten und stationären Kinder- Jugendhilfeangebote. Besonders eindrücklich können die Ideen und Überlegungen durch verschiedene Fallbeschreibungen aber auch durch die Beschreibungen der Konzepte, Methoden und Interventionen verdeutlicht werden. Die Beiträge können mit ihrer hohen Praxisrelevanz und einer gelungenen Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis dazu beitragen, elternaktivierend und vor allem Kooperationen aktivierend sozialpädagogisch zu denken, planen und handeln. Damit kann dem vorliegenden Band ein hoher Aufforderungscharakter als Quliatätsmerkmal zur Seite gestellt werden, der die Soziale Arbeit im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in Theorie und Praxis bereichern kann.

Fazit

Das vorliegende Buch „Systemische Interaktionstherapie und unterstützende Methoden in der Praxis“, herausgegeben von Volker Rhein (2013), stellt eine anschauliche Sammlung von elternaktivierenden Angeboten, Elterntrainings und Konzepten und Methoden im Bereich der ambulanten und stationären Erziehungshilfen in Verbindung mit dem SIT-Ansatz (Systemische Interaktionstherapie) dar. Es eignet sich damit besonders für sozialpädagogische Fachkräfte und Professionisten und Professionistinnen aus dem Handlungsfeld der Sozialen Arbeit als theoretische aber vor allem auch äußert praxisrelevante Fachlektüre.

Literatur

  • Biene, Michael (2011): Die systemische Interaktionstherapie und Psychomotorik in der Intensivpädagogik, in: Rhein, Volker (Hrsg.): Moderne Heimerziehung heute, Band 2 und Band 3, Herne: FRISCHTEXTE Verlag
  • Honneth, Axel (1994): Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt a. Main: Suhrkamp

    Rezension von
    Mag.a Dr.in Marianne Forstner
    Mal- und Gestaltungstherapeutin, Supervisorin, Lehrgangsleiterin Lehrgang Erlebnispädagogik/Erlebnistherapie FHOÖ/ÖAV, Lehrende Bachelor und Master Soziale Arbeit und Lehrgang „Akademische*r Sozialpädagogische*r Fachbetreuer*in" FHOÖ
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    Es gibt 18 Rezensionen von Marianne Forstner.

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Zitiervorschlag
Marianne Forstner. Rezension vom 21.03.2014 zu: Volker Rhein (Hrsg.): Systemische Interaktionstherapie und unterstüzende Methoden in der Praxis. druckfrisch medienzentrum ruhr gmbh (Herne) 2013. ISBN 978-3-933059-43-7. Moderne Heimerziehung heute, Band 4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15751.php, Datum des Zugriffs 18.01.2025.


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