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Arnold Langenmayr: Einführung in die Trauerbegleitung

Rezensiert von Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike, 01.07.2014

Cover Arnold Langenmayr: Einführung in die Trauerbegleitung ISBN 978-3-525-40346-4

Arnold Langenmayr: Einführung in die Trauerbegleitung. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2013. 277 Seiten. ISBN 978-3-525-40346-4. D: 17,99 EUR, A: 18,50 EUR, CH: 24,90 sFr.

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Thema

Das Buch will (Semi-)Professionellen im hospizlichen und palliativmedizinischen Kontext das notwendige Grundlagenwissen vermitteln, um qualifizierte Trauerbegleitung leisten zu können.

Autor

Arnold Langenmayr ist Psychologe, Psychoanalytiker und Professor für Motivationspsychologie an der Universität Duisburg-Essen. Seine wissenschaftliche und praktische Arbeit widmet sich der Therapie, der Forschung und der Fortbildung.

Entstehungshintergrund

Der Inhalt des Buches bildet die Grundlage von Fortbildungsveranstaltungen in Trauerberatung, die Arnold Langenmayr, Samira Akasmou und Nao Honekamp-Yamamoto regelmäßig an der Ruhr Campus Academy (RCA) der Universität Duisburg-Essen durchführen.

Aufbau und Inhalt

Nach einer kurzen Einführung in die aktuelle Diskussion der Themen Trauer, Trauerberatung und Trauertherapie folgt ein Abriss des Umgangs mit Trauer in verschiedenen Zeitepochen und Kulturen. Die sechs sich anschließenden Kapitel widmen sich dem Trauerprozess, speziellen Trauersituationen, den Folgen von Trauer, der Trauertherapie und -beratung an sich, ihrer empirischen Evaluation sowie der Fortbildung zum Thema.

1. Trauer – Trauerberatung – Trauertherapie – ein viel diskutiertes Thema. Zwei wissenschaftliche Kontroversen werden hier benannt: Zum Einen steht die Ansicht, dass es Beziehungen zu Toten zu entemotionalisieren gilt, um in neue Beziehungen investieren zu können, der Meinung gegenüber, dass Bindungen zu einer geliebten Person lebenslang aufrecht erhalten werden können und sollen. Die zweite umstrittene Frage ist die der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von Trauerberatung. Vorliegendes Buch möchte dem Leser ermöglichen, sich zu diesen Themen eine eigene Meinung zu bilden und aus den vorgestellten Methoden die für ihn stimmigen auszuwählen.

2. Umgang mit Trauer in verschiedenen Zeitepochen und Kulturen. Mit Beginn um 500.000 v. Chr. werden Totenbehandlungen und -riten sowie ihr Wandel über die Zeit thematisiert. Dabei finden Bestattungsformen genauso Berücksichtigung wie die psychischen Auswirkungen von Verlust und entsprechende Verarbeitungsversuche. Als mögliche Alternativen in Reaktion auf den Tod werden einerseits die Zuwendung zum Leben und seinen schönen Seiten sowie soziales Engagement und Zuwendung zum Nächsten auf der anderen Seite genannt. Vielfältige Quellen veranschaulichen die angeführten Modelle von Einstellungen zum Tod und dem Umgang der (heutigen) Gesellschaft damit.

3. Der Trauerprozess. Auf die Definition von Trauer und ihrem Zusammenhang mit Depression folgen weitere Interpretationen von Trauerreaktionen wie Krankheit oder natürliche biologische Funktionen, aber auch psychodynamisch oder bindungstheoretisch betrachtet. Trauerphasen und -aufgaben werden thematisiert und den Trauerprozess besonders belastende Faktoren wie Todesumstände oder Beziehungsmerkmale ausgeführt.

4. Spezielle Trauersituationen. Anhand breitgefächerter Literatur zum Thema finden hier Besonderheiten von Verlusterlebnissen bei Kindern, etwa nach Alters- und Reifestufen, Betrachtung. Daneben werden Verlusterlebnisse von Eltern wie der plötzliche Kindstod thematisiert, die Auswirkungen von Scheidungen, Geschwisterverlust, Suizid, Fehlgeburten sowie verbotene und delegierte Trauer.

5. Folgen der Trauer. Themen dieses Kapitels sind psychische Symptome, die Abgrenzung von trauerbedingten und nicht trauerbedingten Symptomen, körperliche Symptome als Folge von Trauer, das Nachsterben, das Immunsystem im Trauerprozess, soziale Reaktionen, Auswirkungen auf das Sprachverhalten und die Gläubigkeit sowie langfristige Verlustfolgen.

6. Trauertherapie und -beratung. Das sechste Kapitel ist das umfangreichste des vorliegenden Buches. Auf die Darstellung von Grundsätzen der Trauerberatung folgt darin die Vorstellung wesentlicher psychotherapeutischer Vorgehensweisen, Überlegungen zu Einsatzmöglichkeiten dieser in der Trauertherapie und -beratung sowie spezielle Verfahren für den Umgang mit Trauernden. Beachtung finden dabei die verschiedensten Ansätze von der personenzentrierten Gesprächspsychotherapie über die Transaktionsanalyse bis hin zu familientherapeutischen und systemischen Ansätzen oder der Therapie in Gruppen und von Kindern. Vielfältige Literatur zum Thema und Beispiele aus der Praxis veranschaulichen die Ausführungen. Für jeden der genannten Therapieansätze wird auf Einsatzmöglichkeiten in der Trauertherapie und -beratung eingegangen.

7. Empirische Evaluation von Trauerberatung und Trauertherapie. Der wissenschaftlichen Überprüfung praktischer Trauerberatung und -therapie werden verschiedene Funktionen zugeschrieben. Neben der Würdigung der Arbeit von in diesem Bereich Tätigen und der damit verbundenen Stärkung des Selbstbewusstseins gehört hierzu etwa auch die Überprüfung der Brauchbarkeit von Theorien, die dem beratenden Vorgehen zugrunde liegen. Fundierte Erkenntnisse von Evaluationen ließen sich laut Autor nur aus der Zusammenschau vieler methodisch unterschiedlich gewonnener Ergebnisse erzielen. Zahlreiche Studien zum Thema werden mit ihren Methoden und Ergebnissen angeführt, die jeweils sehr unterschiedlich ausfallen. Daneben werden Limitationen und mögliche Einflussfaktoren auf die Ergebnisse angeführt und es wird die Frage behandelt, wie die Ergebnisse solcher Studien bewertet werden können. Der Autor vertritt die Meinung, dass wissenschaftliche Untersuchungen nicht die Frage nach der prinzipiellen Effektivität der Trauerberatung stellen sollten, sondern vielmehr auf die Analyse von Bedingungen für eine hilfreiche Trauerbegleitung abzielen sollten.

8. Fortbildung in Trauerberatung und -therapie. Im abschließenden Kapitel wird das Konzept der Fortbildungskurse vorgestellt, die der Autor gemeinsam mit zwei Kolleginnen regelmäßig abhält und die die Vermittlung von Kenntnissen und Inhalten der bisher behandelten Themenbereiche zum Ziel hat.

Diskussion

Das Buch stellt auf einer breiten Basis und klar strukturiert therapeutische Ansätze dar, die in der Trauerberatung und -therapie eingesetzt werden können. Dabei werden jeweils zunächst die einzelnen Verfahren vorgestellt, bevor der Autor Bezug auf die Trauerberatung und -therapie nimmt sowie praktische Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten gibt. Aktuelle Diskussionen zum Thema werden aufgegriffen und verschiedene Perspektiven beleuchtet. Dabei macht der Autor neben der Darstellung vielseitiger Quellen stets auch seine eigene Sicht auf die Dinge transparent.

So wird vorliegendes Werk seinem Anspruch gerecht, eine fundierte Grundlage für die professionelle Arbeit in der Trauertherapie und -beratung zu bieten.

Fazit

Die strukturierte Vorstellung wesentlicher psychotherapeutischer Vorgehensweisen und ihrer Einsatzmöglichkeiten in der Trauertherapie und -beratung sowie spezieller Verfahren für den Umgang mit Trauernden bilden den Kern des vorliegenden Buches. Damit kann es in der Trauerarbeit Tätigen als hilfreiches Einführungs- und Nachschlagewerk für die praktische Arbeit dienen.

Rezension von
Dr. rer. medic. Kerstin Kremeike
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Zentrum für Palliativmedizin Universitätsklinikum Köln (AöR)
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Es gibt 24 Rezensionen von Kerstin Kremeike.

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Zitiervorschlag
Kerstin Kremeike. Rezension vom 01.07.2014 zu: Arnold Langenmayr: Einführung in die Trauerbegleitung. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2013. ISBN 978-3-525-40346-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15867.php, Datum des Zugriffs 14.01.2025.


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