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Hans Oliva, Renate Walter-Hamann: Suchthilfe in Netzwerken

Rezensiert von Prof. Dr. Gundula Barsch, 16.04.2014

Cover Hans Oliva, Renate Walter-Hamann: Suchthilfe in Netzwerken ISBN 978-3-7841-2123-9

Hans Oliva, Renate Walter-Hamann: Suchthilfe in Netzwerken. Praxishandbuch zu Strategie und Kooperation. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2013. 215 Seiten. ISBN 978-3-7841-2123-9. 21,90 EUR.

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Thema und Entstehungshintergrund

Klienten, die sich mit ihren abhängigkeitsbedingten Problemen um Hilfe bemühen, weisen in der Regel sehr komplexe physische, psychische und soziale Probleme auf. Diese bedürfen zudem eher einer holistischen Bearbeitung, als einer segmentierten und nacheinander ablaufenden Hilfestellung. Diese KLienten treffen jedoch auf sehr „versäulte“ Versorgungsstrukturen des Suchthilfesystems. In diesem überwiegen Angebote, die auf spezifische Teilbereiche zielen und eher einrichtungszentriert organisiert sind. Die Tatsache, dass für die jeweiligen Problemlagen auch noch unterschiedliche leistungsrechtliche Zuständigkeiten bestehen, führt leider eher zu einer strikteren Abgrenzung als zu einer Zusammenarbeit der einzelnen Leistungsanbieter. Insofern gilt noch immer die Einschätzung, dass das Suchthilfesystem von einer Hilfe „wie aus einer Hand“ noch immer entfernt ist.

Der vorliegende Reader greift dieses Thema auf und versucht Wege aufzuzeigen, wie diese Dilemmata aufgelöst werden können.

Aufbau und Inhalt

Den Ausführungen vorangestellt wird zunächst ein Überblick über das gegenwärtige Suchthilfesystem mit seinen relevanten Schnittstellen untereinander und zu angrenzenden Versorgungssektoren.

Ins Auge werden sodann Themen genommen, die mit Kooperation und Netzwerkbildung zusammen hängen. Schon die Begriffsbestimmung verdeutlicht, dass sich noch kein Konsens dazu durchsetzen konnte, was genau unter welchen Formen der Zusammenarbeit verstanden werden soll. Allerdings machen die ebenfalls sehr ausführlich vorgestellten veränderten Rahmenbedingungen für die Arbeit des Suchthilfesystems deutlich, dass auch dieses System nicht länger auf seinem bisherigen Status Quo beharren kann, sondern sich wesentlich stärker zu einem Verbund reformieren muss. Dabei werden von den Autoren die Chancen und Risiken dieses Modernisierungsprozesses klar benannt.

In dem sich anschließenden Praxisteil werden Fallbeispiele geschrieben, wie eine Kooperation zwischen ambulanter und stationärer Suchthilfe, zwischen beruflicher Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe, zwischen Suchthilfe und primärer medizinischer Versorgung, zwischen Suchthilfe und suchtmedizinischer/psychiatrischer Versorgung, zwischen Suchthilfe und Wohnungslosenhilfe, zwischen Suchthilfe und Jugendhilfe sowie zwischen Suchthilfe und Jobcenter vor Ort organisiert wurde. Dabei werden sehr unterschiedliche Herangehensweisen dargestellt, die von lockeren Kommunikationsformen bis hin zu klaren Kooperationsverträgen reichen.

Auf einer mitgelieferten CD können bestimmte, in den Fallberichten angesprochene Dokumente nachgelesen werden. Insbesondere dieses Angebot lädt geradezu ein, sich den eigenen Schwierigkeiten in der Kooperation vor Ort zu stellen und dafür produktive Formen zu entwickeln.

Fazit

Das Buch kann als Motivationsschub gelesen werden, die Reformierung des Suchthilfesystems couragiert in Angriff zu nehmen, „Säulen“ abzutauen und ein Netzwerk aufzubauen, in dem Schnittstellen nicht mehr existieren oder zumindest keine Probleme mehr erzeugen. Es ermöglicht mit seinen Fallberichten einen guten Einblick, welche detaillierten Probleme bei der Entwicklung effizienter Kooperationsformen auftreten können und mit welchen konkreten Formen diese an anderer Stelle schon einmal bewältigt werden konnten. Allerdings muss man angesichts der Konkurrenz um öffentliche Mittel, der Angst um den Verlust organisatorischer Selbständigkeit, ideologischer und Statuskonflikte, der Rivalität zwischen Berufsgruppen u. ä. skeptisch bleiben, ob sich diese mächtigen Einzelinteressen tatsächlich durch Absprachen, gemeinsames Leistungserbringen und festgefügte Verträge zähmen lassen.

Rezension von
Prof. Dr. Gundula Barsch
Hochschule Merseburg
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Es gibt 23 Rezensionen von Gundula Barsch.

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Zitiervorschlag
Gundula Barsch. Rezension vom 16.04.2014 zu: Hans Oliva, Renate Walter-Hamann: Suchthilfe in Netzwerken. Praxishandbuch zu Strategie und Kooperation. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2013. ISBN 978-3-7841-2123-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/15920.php, Datum des Zugriffs 10.10.2024.


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