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Stephanie Kurtenbach, Ines Bose (Hrsg.): Gespräche zwischen Erzieherinnen und Kindern

Rezensiert von Diplom-Pädagoge Volker Raupach, 15.10.2014

Cover Stephanie Kurtenbach, Ines Bose (Hrsg.): Gespräche zwischen Erzieherinnen und Kindern ISBN 978-3-631-62923-9

Stephanie Kurtenbach, Ines Bose (Hrsg.): Gespräche zwischen Erzieherinnen und Kindern. Beobachtung, Analyse, Förderung. Peter Lang Verlag (Bern · Bruxelles · Frankfurt am Main · New York · Oxford) 2013. 186 Seiten. ISBN 978-3-631-62923-9. D: 44,95 EUR, A: 46,20 EUR, CH: 51,00 sFr.
Reihe: Hallesche Schriften zur Sprechwissenschaft und Phonetik - Band 47.

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Thema

Gespräche zwischen Erzieherinnen und Kindern gehören zum beruflichen Alltag in den Kindertageseinrichtungen. Die Sprachförderung ist dabei eine zentrale Aufgabe der Kindertageseinrichtungen. Neben speziellen Sprachförderungsangeboten geschieht im Alltag die Sprachförderung vorwiegend in Gesprächen zwischen den Erzieherinnen und den Kindern. Dieser Sammelband beschäftigt sich mit den sprechwissenschaftlichen Forschungen und Praxisprojekten in den Kindertageseinrichtungen. Dabei werden Schwerpunkte auf die Analyse des Gesprächsverhaltens von Erzieherinnen und Kindern, der Stärkung von Sprachbildung und Sprachförderung und der Gesprächsfähigkeit der Erzieherinnen gelegt. Daneben befasst sich der Sammelband mit der Bedeutung und der Zuverlässigkeit von Sprachstandserhebungen am Beispiel des Delfin4 Screeningverfahrens.

Herausgeberinnen

Stephanie Kurtenbach, Dr. phil., lehrt und forscht am Seminar für Sprechwissenschaft und Phonetik der Universität Halle zu kindlicher Kommunikation, Sprachförderung und -bildung und zu Sprachentwicklungsstörungen. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Qualifizierung von Erzieherinnen in den Bereichen sprachförderliches Handeln und stimmlicher Qualifikation, der Diagnostik und Therapie bei entwicklungsbedingten und erworbenen Sprach- und Sprechstörungen sowie Beratungskonzepte in der Therapie.

Ines Bose, Prof. Dr., lehrt und forscht ebendort zu kindlicher Kommunikation, sprechwissenschaftlicher Gesprächsanalyse und Medienrhetorik. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die sprechwissenschaftliche Gesprächsforschung, die Sprachentwicklung und die kindliche Kommunikation.

Entstehungshintergrund

Die „Hallesche Schriften zur Sprechwissenschaft und Phonetik“ erscheinen seit 1994 und befassen sich mit aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten aus Lehr- und Forschungsbereichen mit folgenden Schwerpunkten: Lehr-und Forschungsrichtungen Phonetik, rhetorische Kommunikation, sprechkünstlerische Kommunikation sowie Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen. Dazu ergänzend kommen Veröffentlichungen, die in interdisziplinärer Zusammenarbeit entstanden sind oder von Wissenschaftler/inne/n verwandter Fächer bzw. Institutionen stammen. Die Universität Halle hat eine über 100 Jahre alte Lehr- und Forschungstradition im Bereich Phonetik und Sprechwissenschaften. Das vorliegende Buch ist der 47. Band dieser Schriftenreihe.

Aufbau

Der Sammelband „Gespräche zwischen Erzieherinnen und Kindern“ umfasst neun Beiträge.

  • Der erste Beitrag stellt den Hintergrund und die Intension der Thematik der Sprachförderung bei Kindern in Kindertageseinrichtungen und der Gesprächskompetenz der Erzieherinnen dar.
  • Die darauffolgenden vier Beiträge befassen sich mit den zwei Gesprächsformen der Betrachtung und der Besprechung von Bilderbüchern und Gesprächskreisen, die im Kindergartenalltag vorkommen.
  • Der sechste Beitrag befasst sich mit der interkulturellen- kommunikativen Kompetenz von Erzieherinnen in der Arbeit mit Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund.
  • Der siebte und achte Beitrag befassen sich mit der Aussagekraft und der Wirkung der Sprachstandserhebung Delfin4.
  • Der letzte Beitrag berichtet von den Erfahrungen einer Kooperation zwischen Praxiseinrichtungen der Stadt Halle und Universität Halle.

Inhalt

Im ersten Abschnitt wird von den Herausgeberinnnen Ines Bose und Stephanie Kurtenbach eine Einführung in den Band gegeben. Die Herausgeberinnen befassen sich dabei mit aktuellen Forschungsfragen zur Sprachbildung und der Sprachförderung sowie mit der Thematik der Gesprächskompetenz von Erzieherinnen in der Praxis. Im zweiten Teil dieses Beitrags werden die Forschungskonzeption, die Autoren und eine kurze Übersicht über die folgenden Abschnitte des Buches vorgestellt.

Im zweiten Abschnitt stellen die beiden Herausgeberinnen Ines Bose und Stephanie Kurtenbach sowie die Autorin Tabitha Thieme ein Sprachförderprojekt des Freistaates Sachsen aus den Jahren 2007 bis 2011 vor. In dem Projekt ging es unter anderem um die gemeinsame Betrachtung von Bilderbüchern und der Nutzung dieser Gesprächsanlässe zur Sprachförderung. Anhand von zehn Beispielen werden exemplarisch verschiedene sprachliche Analysekriterien hinsichtlich der Sprachförderung in der Alltagssituation einer Bilderbuchbetrachtung vorgestellt. Die Autorinnen verweisen aber auch darauf, dass neben sprachlichen Kriterien aber auch der Sprech- und Körperausdruck der Erzieherinnen wichtig ist.

Im dritten Abschnitt stellt Michaela Kupietz eine Zusammenfassung einer Untersuchung zu den Schulungseffekten auf das Gesprächsverhalten von Erzieherinnen im Rahmen des Sprachförderprojektes des Freistaates Sachsen dar. In der Zusammenfassung werden positive Effekte hinsichtlich des Gesprächsverhaltens der Erzieherinnen herausgestellt.

Im vierten Abschnitt stellen die beiden Herausgeberinnen Ines Bose und Stephanie Kurtenbach sowie die Autorin Sophie Nixdorf eine Analyse zu Formen und Funktionen des Sprechausdrucks vor. Zu Beginn des Beitrags wird dargestellt, wie Eltern intuitiv ihre Kinder als aktive Gesprächspartner behandeln. Die Analyse setzt sich dagegen mit den kommunikationsfördernden bzw. kommunikationshemmenden Wirkungen des Sprechausdrucksverhaltens der Fachkräfte auseinander. Es werden insbesondere die Fokussierung der Aufmerksamkeit, der Animation von Figuren und die Strukturierung von Gesprächsebenen mit Beispielen dargestellt.

Der fünfte Abschnitt setzt sich mit den Gesprächskreisen in Kindertagesstätten und deren Nutzung als Anlässe zur Sprachbildung auseinander. Die beiden Herausgeberinnen und die beiden Autoren Elena Koch und Hannah Kreft stellen die Ergebnisse einer Fragebogenerhebung zur Nutzung von Gesprächskreisen als Anlass zur Sprachförderung vor. Im zweiten Teil des Beitrags werden die Ergebnisse der Fragebogenerhebung mit einer videogestützten Untersuchung von realen Gesprächssituationen verglichen.

Im sechsten Abschnitt stellt die Autorin Sophie Koch einen Auszug aus ihrer Dissertation vor, der sich mit einer Untersuchung mit den interkulturell-kommunikativen Kompetenzen von Erzieherinnen in der Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund beschäftigt. Neben der Befragung der Fachkräfte wurden auch die Ausbildungsstellen der Fachkräfte hinsichtlich der Ausbildungsinhalte zur Thematik Zwei- und Mehrsprachigkeit befragt.

Der Autor Konstantin Espig stellt im siebten Abschnitt kurz das Screeningverfahren Delfin 4 vor. Zu Beginn wird der Aufbau des Testverfahrens Delfin 4 vorgestellt und mit dem Testverfahren SETK 3-5 verglichen. Im zweiten Teil des Beitrages werden die Ergebnisse der beiden Testverfahren miteinander verglichen. Dazu werden besonders die Ergebnisse bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache und weitere Einzelfälle vorgestellt.

Die Autorin Simone Gräfe stellt im achten Abschnitt ihre Studie zur Einführung der Sprachstandserhebungsverfahrens Delfin 4 in Sachsen- Anhalt vor. Durch eine Fragebogenanalyse hat die Autorin Erzieherinnen zu der Arbeit mit dem Screeningverfahren befragt. In den Ergebnissen wird die Aussagekraft des Verfahrens kritisch hinterfragt, gleichzeitig aber auch die Bedeutung einer Beschäftigung mit dem Sprachstand der Kinder hervorgehoben.

Im neunten und letzten Abschnitt des Sammelbandes werden von der Hausgeberin Stephanie Kurtenbach und der Autorin Franziska Kreutzer Erfahrungen einer Kooperation der Kindertagesstätten der Stadt Halle und dem Seminar für Sprechwissenschaften und Phonetik der Universität Halle beschrieben. In dieser Kooperation wurde die alltägliche Kommunikation in den Kindertagesstätten analysiert und Schulungen der Erzieher konzipiert. Im zweiten Teil des Beitrages ziehen die Autorinnen durch die Beschäftigung mit acht Mythen zur Sprachförderung mit den Erfahrungen der Kooperation auseinander.

Diskussion

Dieser thematische Sammelband wendet sich hauptsächlich an Personen, die sich mit sprechwissenschaftlicher Forschung zur Kommunikation von Kindern und Fachkräften in den Kindertageseinrichtungen befassen. Aber auch für die in den Praxiseinrichtungen tätigen Fachkräfte können besonders die Abschnitte zur Untersuchung des Gesprächsverhaltens und der Formen und Funktionen des Sprechausdruckes Hilfen zur Reflexion des eigenen Sprachverhaltens sein. Dazu tragen besonders die vielen Beispiele bei. Für Nicht- Sprachwissenschaftler ist allerdings die wissenschaftliche Darstellung der Beispiele erst ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Für die Ausbildung der zukünftigen Fachkräfte können die Korrektur- und Modellierungstechniken Hinweise und Hilfestellungen geben, um Bilderbuchbetrachtungen noch intensiver für Sprachförderung zu nutzen.

Positiv ist der gute Hinweis auf die verwendete Literatur bzw. auf weiterführende Literatur bei den einzelnen Beiträgern. Diese hat bei mir dazu geführt, immer wieder interessante Literatur oder Hinweise nachzuschlagen.

Fazit

Das vorliegende Buch vermittelt einen Einblick in Forschung und Praxis der Thematik der Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen im Rahmen der Bilderbuchbetrachtung und in Gesprächskreisen. Damit wendet sich das Buch insgesamt an Personen, die sich mit Sprachwissenschaften und Phonetik im Bereich Frühpädagogik beschäftigen. Für mich eignet sich das Buch aber auch um Hintergrundwissen über Sprachförderung den Praxiskräften zu vermitteln. Auch wenn ich das Buch nicht als Praxishandreichung verstehe, eignet es sich doch, um sich kritisch mit dem eigenen Sprachverhalten auseinanderzusetzen. Leider ist es dafür aber mit ca. 45 Euro ein wenig teuer.

Rezension von
Diplom-Pädagoge Volker Raupach
Diplom Pädagoge, Lehrtätigkeit an einer Fachschule und Berufsfachschule für Sozialwesen
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Es gibt 22 Rezensionen von Volker Raupach.

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ISSN 2190-9245