Andrea Römmele, Henning Banthien (Hrsg.): Empowering citizens
Rezensiert von Prof. Dr. Ruth Simsa, 29.07.2014

Andrea Römmele, Henning Banthien (Hrsg.): Empowering citizens. Studies in collaborative democracy.
Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2013.
182 Seiten.
ISBN 978-3-8329-7919-5.
D: 34,00 EUR,
A: 35,00 EUR,
CH: 48,90 sFr.
Schriftenreihe Kommunikation in Politik und Wirtschaft - Vol. 6.
Thema
Dieser Band untersucht, ob neue Arten der Bürgerbeteiligung demokratische Legitimation unterstützen und wo deren Grenzen liegen. Insgesamt drei Beiträge behandeln auf Basis von Bürgerbeteiligungen in Deutschland die folgenden Fragen:
- Verbessern neue Formen der Bürgerbeteiligung die Legitimität demokratischer Politik?
- Genügen unkonventionelle Formen der Bürgerbeteiligung den Kriterien Gleichheit, demokratisches Lernen sowie Effektivitätssteigerung der Regierung?
- Erzielen Bürgerdialoge die gewünschten Erfolge, die die deliberative Demokratietheorie vorhersagt?
- Wie ergebnisoffen gehen Verwaltungen in Dialogprozesse?
Neben theoretischen Zugängen werden auch Empfehlungen für Politik, Verwaltung und Gesellschaft entwickelt.
Herausgeberin und Herausgeber, Autorinnen und Autoren
Andrea Römmele ist Professorin an der Hertie School of Governance in Berlin, Henning Banthien ist Managing Partner des Beratungsunternehmens IFOK.
Mit Beiträgen von Steven Schmerz, Steven Lauwers und Johannes Erhardt, Olga Chala, Lena Bringenberg sowie einer Einleitung von Andrea Römmele und Henning Banthien.
Entstehungshintergrund
Das Buch entstand aus drei Masterarbeiten, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung zum Thema neuer Formen bürgerschaftlicher Partizipation.
Aufbau und Inhalt
Neben einer Einleitung der Herausgeber besteht das Buch aus drei Teilen, nämlich einer Untersuchung des Bürgerdialogs Energietechnologien für die Zukunft; einer Analyse von partizipativer Governance am Beispiel des Bürgersummits zu high-tech medizin und die Untersuchung der „responsiveness“ der öffentlichen Verwaltung auf Landesebene im Rahmen einer vergleichenden Fallstudie.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass konventionelle Politik zunehmend herausgefordert wird durch „unconventional or non-institutionalized forms of participation“ (7) und Ansprüchen von Bürgern an kontinuierliche Beteiligung in Politikprozessen. Die tatsächliche Implementierung von Beteiligungsformen gestaltet sich allerdings in vielen Politikfeldern als schwierig, oftmals liegt der Fokus der Debatte daher auf sehr weichen Formen der Interaktion von Bürgern und Politikern anstatt institutioneller Absicherungen von Partizipation bei Entscheidungen.
Der Titel des ersten Kapitels umschreibt präzese dessen Inhalt: „Do unconventional forms of citizen participation add value to the quality of democracy in Germany? A case study of the Bürgerdialog Energietechnologien für die Zukunft.“ Zum einen wird ein theoretisches Modell entwickelt, das den potenziellen Added Value identifiziert, auf Basis dessen werden spezifische Voraussetzungen zu dessen Erhöhung genannt.
Das zweite Kapitel fokussiert auf den Prozess der Beteiligung: „Zooming in on participatory governance: in how far is the citizen summit on high-tech medicine conducive to successful deliberation?“ Zunächst wurden dafür Kriterien zur Beurteilung des Erfolges des citizen summits aus Sicht der Teilnehmer entwickelt, diese werden in Folge auf das Assessment des Gipfels angewandt.
Das dritte Kapitel hat den Titel: „Nothing about us, without us? – A comparative study of ‚responsiveness‘ in two public participation processes at the German federal level“. Ausgehend von häufig großer Unzufriedenheit mit Beteiligungsprozessen werden zwei Hypothesen getestet. Erstens, dass Reaktionen des politischen Systems entscheidend für die Zufriedenheit mit dem Partizipationsprozess sind (interessanter Weise – und der Hypothese widersprechend – konzentriert sich das politische System statt auf „spielentscheidende“ Ergebnisse mehr auf die Gestaltung des Prozess-Designs). Zweitens wird angenommen, dass Bürger und das politische System jeweils unterschiedliche Vorstellungen von „responsiveness“ haben. Responsiveness wird verstanden als die Bereitschaft, auf Vorschläge, Einflüsse etc. zu reagieren. Die Thesen werden in einer explorativen vergleichenden Studie getestet
Diskussion und Fazit
Der Gewinn des Buches liegt in der Bereitstellung empirischen Materials. Es gibt viel Literatur zu Bürgerbeteiligung aber noch nicht so umfangreiche empirische Erhebungen. Alle Beiträge beruhen auf klaren Forschungsfragen und sind sauber gearbeitet und argumentiert.
Das Thema ist ein sehr spezifisches. All jenen, die empirische Untersuchungen zum Themenbereich Bürgerbeteiligung suchen, kann das Buch aber empfohlen werden.
Rezension von
Prof. Dr. Ruth Simsa
Wirtschaftsuniversität Wien
Institut für Soziologie, NOP Institut
Website
Mailformular
Es gibt 76 Rezensionen von Ruth Simsa.
Zitiervorschlag
Ruth Simsa. Rezension vom 29.07.2014 zu:
Andrea Römmele, Henning Banthien (Hrsg.): Empowering citizens. Studies in collaborative democracy. Nomos Verlagsgesellschaft
(Baden-Baden) 2013.
ISBN 978-3-8329-7919-5.
Schriftenreihe Kommunikation in Politik und Wirtschaft - Vol. 6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/16101.php, Datum des Zugriffs 04.06.2023.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.